Auf einen Blick
  • Robo-Advisor stehen derzeit vor einer nie dagewesenen Bewährungsprobe und müssen ihre Services im Bärenmarkt unter Beweis stellen.

  • Die digitalen Vermögensverwalter punkten in Sachen Liquidität: Anbieter garantieren eine schnelle Verfügbarkeit über das angelegte Kapital.

  • Generell gilt bei Wertpapieren: Anleger sollten immer einen langfristigen Anlagehorizont mitbringen.
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Lag das von Robo-Advisorn verwaltete Kundenvermögen in Deutschland 2016 noch bei 300 Millionen Euro, betrug das Volumen Ende 2019 bereits vier Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie von Deutsche Bank Research. Und damit nicht genug: Die Analysten gingen noch im Februar 2020 davon aus, dass der deutsche Markt bis 2025 auf 25 bis 35 Milliarden Euro wachsen wird.

Dennoch zögert die Mehrheit der Geldanleger, ihr Vermögen einem softwaregesteuerten, virtuellen Berater anzuvertrauen. Vor allem in der aktuellen Marktlage und Corona-Krise. Dabei kann sich gerade jetzt in fallenden Märkten ein Investment langfristig auszahlen. Schließlich bieten die meisten Robos auch monatliche Sparpläne an und Anleger bekommen für ihre Sparrate im Moment deutlich mehr Anteile als noch zu Jahresanfang. Dieser "Cost-Average-Effekt", auch Durchschnittskosteneffekt genannt, wird sich in der nächsten Aufwärtsbewegung – die früher oder später kommen wird – positiv bemerkbar machen.

Vor allem konservative Anleger sind nach wie vor misstrauisch gegenüber den Robotern, besonders was Kündigungsfristen und Verfügbarkeit des angelegten Kapitals angeht. Noch immer setzt die Mehrheit bei der Finanzanlage auf menschliche Berater. Obwohl Robo-Advisor interessante und effektiv nutzbare Alternativen sind. Deshalb haben wir sechs etablierten Anbietern folgende vier Fragen gestellt:

A: Wie sieht Ihr durchschnittlicher Kunde aus (Geschlecht, Alter, Bildungsstand, Vermögen, Einmalanlage oder Sparplan, Anlagesumme etc.)?

B: Wie schnell können Kunden über ihr Kapital verfügen?

C: Wie lange ist die durchschnittliche Haltedauer?

D: Wie häufig werden die Portfolios umgeschichtet?

Ginmon

Stichwort Durchschnittskunde: "Zum Alter: Den einen Durchschnittskunden gibt es bei uns nicht, da wir zwei große Fokusgruppen haben. Zum einen sind dies jüngere Berufstätige zwischen 25 und 40 Jahren, die nach einer zeitgemäßen, digitalen und transparenten Geldanlage suchen. Zum anderen haben wir auch sehr viele Kunden, die 50 Jahre und älter sind, und Ginmon als ihre Lösung zur privaten Altersvorsorge heranziehen.

Zum Geschlecht: Unsere Kunden sind vorwiegend männlich. Viele Kunden führen ihr Ginmon-Konto jedoch als gemeinsames Konto zur Altersvorsorge, weswegen nur auf den ersten Blick weibliche Anleger etwas unterrepräsentiert sind.

Zum Bildungsstand und Beruf: Viele unserer Kunden haben einen akademischen Hintergrund und sind selbstständig tätig, das heißt oftmals als Mediziner oder Juristen. Ein signifikanter, weiterer Teil ist außerdem in der Finanz-, Software- oder Telekommunikationsindustrie tätig. Doch auch hier gilt: Den einen Durchschnittskunden gibt es nicht.

Zum Vermögen: Wir sehen, dass viele unserer Kunden überdurchschnittlich vermögend sind. Dies liegt unserer Einschätzung nach jedoch auch daran, dass viele potenzielle Kunden aus der Mittelschicht traditionell nicht nach den Schlagworten der Vermögensverwaltung suchen, da diese zuvor aufgrund hoher Eintrittsbarrieren erst gar keine Option dargestellt hat. Insbesondere durch unsere Kooperation mit der weltweit tätigen Personalberatung Mercer arbeiten wir jedoch daran, die digitale Geldanlage mehr in die Mitte der Gesellschaft zu rücken und die Relevanz einer kosteneffizienten und transparenten Geldanlage für sämtliche Arbeitnehmer zu ermöglichen, ganz gleich welcher Gehaltsklasse diese entsprechen.

Zur Anlage: Das durchschnittliche Depotvolumen beträgt über 20.000 Euro. Die Mehrheit unserer Kunden hat darüber hinaus einen Sparplan aktiviert, durchschnittlich über circa 250 Euro pro Monat."

Kündigungsfrist: "Kündigungsfristen gibt es bei uns keine. Der Kunde kann sein Konto bei Ginmon jederzeit auszahlen lassen, entweder teilweise oder komplett. Im Anschluss werden die Wertpapiere umgehend verkauft ohne etwaige Mehrkosten und auf das Referenzkonto des Kunden zurück überwiesen. Auf eine Mindestanlagedauer verzichten wir ebenso."

Haltedauer: "Auch wenn wir erst seit 2015 auf dem Markt aktiv sind, sehen wir auf Basis historischer Kündigungsraten eine Kundenlaufzeit von deutlich über zehn Jahren."

Umschichtungen: "Die Quote der Umschichtungen lässt sich schwer spezifizieren, allerdings liegt der durchschnittliche Turnover im niedrigen zweistelligen Prozentbereich pro Jahr (zehn bis 20 Prozent). Generell arbeiten wir mit einem sogenannten schwellenbasierten, antizyklischen Rebalancing. Das bedeutet, dass für jedes einzelne Wertpapier in unseren Kundenportfolios gewisse Bandbreiten definiert sind, die bei einem eventuellen Ausbruch umgehend ausgeglichen werden. Dies geschieht entweder proaktiv durch unseren Anlagealgorithmus Apeiron® auf täglicher Basis oder regelmäßig durch die Anlage von monatlichen Sparplänen. Was uns jedoch wichtig ist zu betonen: Auch in vermeintlichen Krisenzeiten hat unsere vordefinierte Faktor-Investing-Anlagestrategie oberste Priorität. Das heißt, dass wir auch dann nicht vermehrt aus der Anlageklasse Aktien aussteigen beziehungsweise umschichten, sondern dieser Strategie konsequent treu bleiben, um auch beim folgenden Aufschwung wieder gemäß dem eigenen Risikoprofil investiert zu sein."

Zu den Anlagestrategien von Ginmon →

Biallo-Tipp

Wer seine Geldanlage nicht selbst gestalten will oder kann, für densind Robo-Advisor eine geeignete Alternative. Wie sich die Anlage-Roboter aktuell schlagen, können Sie in unserem  Robo Advisor Performance-Vergleich nachlesen. 

Growney

Stichwort Durchschnittskunde: "Unser durchschnittlicher Kunde ist 41 Jahre alt, männlich und legt im Durchschnitt 20.000 Euro an. Die Mehrzahl unserer Kunden haben einen akademischen Hintergrund und sind überdurchschnittlich oft selbstständig. Nahezu alle Kunden haben neben einer Einmalanlage einen Sparplan eingerichtet."

Kündigungsfrist: "Mit der Geldanlage von Growney setzen wir auf Flexibilität. Deswegen gibt es bei Growney keine Kündigungsfristen oder Mindesthaltezeiten. Kunden können ihr gesamtes Growney-Depot oder einzelne Anlageziele jederzeit kostenfrei auflösen. Auch Einzahlungen und Anpassungen der Sparrate sind jederzeit möglich."

Haltedauer: "Aufgrund der noch relativ kurzen Zeit am Markt können wir über die durchschnittliche Haltedauer keine Aussagen treffen. Die geplante Haltedauer beträgt jedoch circa elf Jahre."

Umschichtungen: "Im Rahmen des Rebalancing wird einmal im Jahr umgeschichtet. Dabei werden die ursprünglichen Strukturen der Portfolios wiederhergestellt. Das Umschichtungsvolumen pro Jahr unterschreitet selbst in schwankungsreicheren Jahren meistens zehn Prozent vom verwalteten Gesamtvolumen."

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Lesen Sie auch unser Interview mit Growney-Chef Klein: "Man muss den Leuten reinen Wein einschenken"

Scalable Capital

Stichwort Durchschnittskunde: "Scalable-Capital-Kunden sind im Mittel 49 Jahre alt (70/30 Männer/Frauen) und legen durchschnittlich rund 30.000 bis 40.000 Euro an. Der durchschnittliche Sparplan liegt bei 420 Euro. Die große Mehrheit der Kunden hat einen akademischen Abschluss. Die meisten sind Wirtschaftswissenschaftler, Informatiker oder Ingenieure. Banker sind die größte Kundengruppe."

Kündigungsfrist: "Keine Kündigungsfrist/Mindesthaltezeit. Eine Mindesthaltefrist oder Mindestlaufzeit existiert nicht. Kunden können uns jederzeit zum Teilverkauf oder dem vollständigen Verkauf ihrer Anlagen und zur Auszahlung ihres Geldes beauftragen. Ein längerer Anlagehorizont kann jedoch für die Geldanlage von Vorteil sein und Anlagerisiken reduzieren."

Haltedauer: "Die durchschnittliche Haltedauer ist für uns keine relevante Kennziffer, da wir die Anlageentscheidungen für die Kunden treffen. Die Kundentreue ist sehr hoch."

Umschichtungen: "Im Durchschnitt nehmen wir einmal pro Monat eine Veränderung bei der Zusammensetzung unserer Kundenportfolios vor, in ruhigen Marktphasen finden Umschichtungen in der Regel seltener statt. Die Überwachung der Kundenportfolios findet laufend statt. Weicht das prognostizierte Verlustpotenzial von der Anlagestrategie ab, nehmen wir automatisch Umschichtungen vor. In Phasen hoher Marktschwankungen und sich häufig ändernden Risikoprofilen finden dementsprechend mehr Umschichtungen statt als in ruhigen Marktphasen."

Zu den Anlagestrategien von Scalable Capital →

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Pixit (Targobank)

Stichwort Durchschnittskunde: "Unsere Pixit-Kunden sind bislang überwiegend männlich, das Durchschnittsalter liegt bei 47 Jahren. Die Sparplanquote unter den Kunden liegt bei fast 70 Prozent. Die monatliche Aktivitätsrate liegt mit 82 Prozent erfreulich hoch."

Kündigungsfrist: "Keine."

Haltedauer: "Da Pixit erst im Dezember 2018 an den Start gegangen ist, können wir hierzu noch keine valide Aussage machen."

Umschichtungen: "Bei Pixit setzen wir auf Rebalancing. Das Rebalancing erfolgt automatisch ab einer Abweichung um einen Prozentpunkt (in Summe) von der Zielallokation."

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Warburg Navigator

Stichwort Durchschnittskunde: "Das Durchschnittsalter unserer Kunden beträgt 50 Jahre. Rund 25 Prozent unserer Kunden sind Frauen. Unser durchschnittlicher Kunde hat studiert, besitzt erweiterte Kenntnisse mit Finanzprodukten und hat bereits Erfahrungen mit Wertpapieren gesammelt. Rund 15 Prozent unserer Kunden besitzen einen Doktortitel. Durchschnittlich investieren unsere Kunden einen mittleren fünfstelligen Euro-Betrag, wobei das meiste über Einmalanlagen eingezahlt wird, die aber regelmäßig aufgestockt werden. Das durchschnittliche Vermögen inklusive Immobilien beträgt nach unserer Einschätzung circa eine halbe Million Euro."

Kündigungsfrist: "Es gibt keine Kündigungsfrist und keine Mindesthaltedauer. Die Vermögensverwaltung ist jederzeit künd- und liquidierbar. Das ist ein großer Vorteil für den Kunden, denn er hat zu jeder Zeit Zugriff auf sein Vermögen."

Haltedauer: "Siehe oben."

Umschichtungen: "Im letzten Jahr betrug der Turnover je nach Strategie zwischen 112 und 155 Prozent. Wir berechnen den Turnover dabei als Summe der Käufe und Verkäufe geteilt durch das durchschnittliche Depotvolumen."

Zu den Anlagestrategien von Warburg Navigator →

Unser Fazit

Als Anleger können Sie bei den befragten Anbietern recht schnell über Ihr Kapital verfügen und müssen sich nicht langfristig binden. Die meisten Kunden der Robo-Advisor streben einen langfristigen Anlagehorizont von mehr als zehn Jahren an. Generell sollte die Anlagedauer bei Wertpapieren mindestens zehn, am besten 15 Jahre betragen. Die vergangenen 50 Jahre haben gezeigt, dass Anleger – egal ob mit Einmalanlage oder Sparplan – bei 15 Jahren Laufzeit stets eine positive Rendite erzielt haben, unabhängig vom Einstiegszeitpunkt.

Noch ein Hinweis zur Sicherheit: Die Kundendepots der Robos werden bei renommierten Partnerbanken geführt. Aktien, ETFs und Fonds, in die die Robos investieren, gelten zudem als Sondervermögen. Das heißt, das angelegte Kapital wird im Fall einer Pleite des Robos, Fondsanbieters oder der Depotbank nicht angetastet, sondern genießt besonderen Schutz. Cash auf dem Verrechnungskonto ist durch die gesetzliche Einlagensicherung bis 100.000 Euro pro Kunde geschützt.

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Über den Autor Peter Rensch
ist gelernter Bankkaufmann und war zuletzt sieben Jahre Chefredakteur bei Springer Fachmedien in Wiesbaden. Dort war er verantwortlich für die Print- und Online-Objekte Bankmagazin, Bankfachklasse und SalesBusiness. Seit 2011 ist er freier Journalist und hat sich auf Finanz- und Verbraucherthemen spezialisiert.
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