Unter welchen Voraussetzungen ist eine Hausfinanzierung ohne Eigenkapital möglich?
Ein Haus ganz ohne Eigenkapital des Kreditnehmers zu finanzieren, ist für die Banken ein Risiko. Das Kreditinstitut verlangt daher für eine Vollfinanzierung (oder Kaufpreisfinanzierung) nicht nur einen Zinsaufschlag. Es schaut auch genau auf die finanzielle Situation der Darlehensnehmerinnen und Darlehensnehmer. Das gilt zwar grundsätzlich für jede Bewilligung eines Immobiliendarlehens. Weil die Vollfinanzierung fürs Haus jedoch mit einer höheren finanziellen Belastung der Kreditnehmer verbunden ist, steigt auch das Risiko eines Zahlungsausfalls. Die Banken sind daher vorsichtiger bei der Kreditvergabe.
Die besten Chancen auf eine Vollfinanzierung einer Immobilie haben Sie, wenn Sie einen sicheren Job und ein vergleichsweise hohes Einkommen vorweisen können. Denn dann können Sie sich aus Sicht der Bank am ehesten die künftige Kreditrate für das Haus leisten. Auch mit der Kredit-Auskunftei Schufa sollten Sie möglichst keine Probleme haben. Insgesamt sollten sie über eine sehr gute Bonität verfügen. Von Vorteil sind außerdem mögliche Rücklagen und Sicherheiten: Wer etwa eine weitere Immobilie besitzt, hat bessere Chancen auf eine Finanzierung ohne Eigenkapital. Nicht ohne Grund werden Vollfinanzierungen häufig auch von Kapitalanlegern beim Immobilienkauf genutzt.
Auch die Immobilie selbst, um die es beim Kauf geht, sollte aus Sicht der Bank attraktiv sein. Das heißt: gut ausgestattet und in sehr gutem Zustand. Vor allem aber sollte es ein Objekt in gefragter Lage sein. Das erhöht den Wert der Immobilie bei einem möglichen Verkauf – falls Kreditnehmer die monatlichen Raten nicht mehr stemmen können.
Biallo-Umfrage: Welche Banken bieten eine Vollfinanzierung an?
Ob für Sie eine Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital in Frage kommt, hängt in erster Linie von Ihrer persönlichen finanziellen Situation ab. Die Voraussetzungen für eine Vollfinanzierung unterscheiden sich dabei von Bank zu Bank – genauso wie der Zinsaufschlag, den die Institute für eine Finanzierung ohne Eigenkapital verlangen.
Das zeigt eine aktuelle Umfrage von biallo.de unter gut 60 deutschen Banken, Sparkassen und Vermittlern von Baukrediten. Mehr als 20 davon haben geantwortet. Das sind die Ergebnisse:
Verfügbarkeit: Von den Baufinanzierern, die auf unsere Umfrage geantwortet haben, gibt es bei den meisten Finanzierungen ohne Eigenkapital – so etwa bei der Sparda Bank Nürnberg oder der PSD Bank West. Einige Banken lehnen die Vollfinanzierung aber auch ab. So finanziert etwa die Axa Immobilienkredite maximal bis zu einer Höhe von 90 Prozent des Verkehrswertes.
Bedingungen für die Kaufpreisfinanzierung: Die Banken fordern bei einer Finanzierung ohne Eigenkapital oft eine Mindesttilgung. Sie liegt zwischen 1,50 und 2,75 Prozent – abhängig von der Finanzierung der Nebenkosten. Soll heißen: Wer das Geld für die Nebenkosten selbst aufbringt, bekommt einen günstigeren Tilgungssatz. Daneben ist eine sehr gute Bonität Voraussetzung für einen Kredit. Das bedeutet: gutes Einkommen, unbefristetes Arbeitsverhältnis – und ein monatlicher Haushaltsüberschuss. So verlangt etwa die Sparda-Bank Nürnberg einen monatlichen Überschuss der privaten Einnahmen über die Ausgaben von mindestens 1.000 Euro. Eine Schufa-Abfrage ist bei einer Vollfinanzierung in der Regel obligatorisch. Und auch der Immobilienwert ist für die Banken wichtig: Er muss eine angemessene Höhe haben, damit eine Vollfinanzierung möglich ist.
Finanzierung der Nebenkosten: Einige Banken finanzieren auch die Kaufnebenkosten wie Notar-, Grundbuch- oder Maklergebühren. Dabei gibt es in der Regel eine Obergrenze. Sie liegt bei zehn bis 15 Prozent. Es gibt allerdings auch Banken, die eine Finanzierung der Nebenkosten ablehnen, etwa die Axa oder die PSD Bank Koblenz.
Zinssatz und Laufzeit: Die Zinssätze unterscheiden sich stark bei den einzelnen Banken. Sie orientieren sich am sogenannten Beleihungsauflauf – also an der Höhe der Kreditsumme im Vergleich zum (Beleihungs-) Wert der Immobilie. Bei einer Vollfinanzierung verlangen die Banken in der Regel einen Zinsaufschlag. Dieser kann – je nach Umfang der Kreditfinanzierung – von 0,80 bis zu mehr als einen Prozentpunkt betragen (siehe Rechenbeispiel unten).
Sonstige Bedingungen: Einige Banken geben an, die Vollfinanzierung auf Kreditnehmer zu beschränken, die die Immobilie selbst nutzen. In anderen Fällen lässt sich die Finanzierung auch mit geförderten Krediten kombinieren – etwa mit dem Wohneigentumsprogram 124 der staatlichen Förderbank KfW.
Wie hoch sind die Kosten bei einer Komplettfinanzierung der Immobilie?
Die Ergebnisse der Biallo-Umfrage machen deutlich: Die Zinsen und Bedingungen für einen Baukredit bei einer Finanzierung mit und ohne Eigenkapital können sich deutlich unterscheiden. Das gilt insbesondere für die 110-Prozent-Finanzierung: Eine solche Finanzierung inklusive Nebenkosten ist die teuerste Variante. Denn bei ihr ist das Risiko für die Bank deutlich höher – auch weil es für die Kauf- oder Baunebenkosten keinen materiellen Gegenwert gibt. Die Bank muss den Kredit dafür auf eigenes Risiko finanzieren. Das rechnet sie in den Zinsaufschlag ein.
Wie groß die Unterschiede bei einer Finanzierung mit und ohne Eigenkapital sein können, zeigen die Beispiele in der Tabelle. Sie stützen sich auf Daten des Baukredit-Vermittlers Interhyp. Er vermittelt für Immobilienkäufer abhängig von der Region günstige Möglichkeiten der Finanzierung. Wer demnach in München eine Immobilie zu einem Preis von 400.000 Euro erwirbt und rund 20 Prozent Eigenkapital (87.000 Euro) mitbringt, kann dabei mit einem Zins rechnen, der um gut einen Prozentpunkt unter dem Zins für die Vollfinanzierung inklusive Nebenkosten liegt (Stand: 15. November 2024). Über die gesamte Laufzeit des Kredits von zehn Jahren spart er damit gut 60.000 Euro an Zinskosten. Auch die Restschuld ist nach zehn Jahren mehr als 60.000 Euro geringer.