





Auf einen Blick
Erfolg im Fußballgeschäft ist alles andere als planbar. Dafür reicht ein Blick nach Gelsenkirchen. Immer wieder stand der FC Schalke 04 knapp davor, deutscher Meister zu werden und war jahrelang fester Bestandteil der UEFA Champions League. Doch in der vergangenen Spielzeit ging es für den Malocher-Club runter in die zweite Liga.
Auch der SV Werder Bremen musste in der Saison 2020 / 2021 den Weg in die Zweite Bundesliga antreten. Doch beide Vereine vereint nicht nur die Ligazugehörigkeit, sondern auch eine spezielle Fan-Anleihe. So offerieren beide Vereine eine satte jährliche Rendite – zumindest in der Theorie. Bei Schalke etwa winken 5,75 Prozent jährlich, bei den Bremern sogar 6,50 Prozent pro Jahr.
Verein |
Liga |
Rendite |
1. FC Köln |
1. Bundesliga |
3,80 Prozent |
FC Schalke 04 |
2. Bundesliga |
5,75 Prozent |
Hamburger SV |
2. Bundesliga |
6,00 Prozent |
Hertha BSC Berlin |
1. Bundesliga |
6,50 Prozent |
SV Werder Bremen |
2. Bundesliga |
6,50 Prozent |
1. FC Kaiserslautern |
3. Liga |
5,00 Prozent |
Quelle: eigene Recherche / Stand November 2021.
Wenn sehr hohe Personalkosten auf sportlichen Misserfolg treffen, geraten Fußballvereine schnell in finanzielle Schieflage und die Schulden können sich rasch zu einem dreistelligen Millionenbetrag anhäufen. Daher bekommen die Clubs in aller Regel keinen Kredit beziehungsweise müssen deutlich höhere Zinsen in Kauf nehmen. Hier springt dann der Fan mit seinem angelegten Geld ein. Doch viele Experten sehen solche Fan-Anleihen äußerst kritisch.
Zum einen, weil Fußballclubs nicht wie normale Unternehmen gewinnorientiert arbeiten, sondern der sportliche Erfolg an erster Stelle steht. Zum anderen spielt der Zufall eine große Rolle. Verletzt sich der Star-Spieler und die Tore bleiben aus, steht der sportliche und damit wirtschaftliche Erfolg schnell auf der Kippe. "Anleihen von Fußballclubs können mit jährlichen Zinsen von oft mehr als fünf Prozent lukrativ sein; eine sichere Geldanlage sind sie nicht", schreibt Stiftung Warentest. Man solle daher nur "Spielgeld" in den "Herzensverein" investieren – also Geld, das man nicht zwingend benötigt.
Wie unsicher so eine Fan-Anleihe ist, zeigt das jüngste Beispiel aus Kaiserslautern. Der Drittligist 1. FC Kaiserslautern hatte 2019 eine Anleihe herausgegeben, um sich die Lizenz für die folgende Spielzeit zu sichern. Doch aufgrund des ausbleibenden Aufstiegs und die geringen Zuschauereinnahmen durch Corona geriet der Traditionsverein im Herbst 2020 in Schieflage. Der Club bat seine Fans beziehungsweise Anleger um eine Stundung der Zinszahlungen. Doch damit wollten sich die Anlegerinnen und Anleger nicht zufriedengeben und der Verein musste trotzdem zahlen. Ob "Lautern" seine Anleihe für 2022 zurückzahlen kann, ist zu bezweifeln.
Alemannia Aachen hatte 2008, als der Club die "Tivoli-Anleihe" ausgab, noch bessere Zeiten gesehen – zumindest auf dem Rasen. Dann folgte der sportliche Abstieg bis in die Dritte Liga und der Insolvenzantrag – das Geld war weg. Heute spielt der Verein sogar in der Regionalliga West. Arminia Bielefeld konnte eine Fan-Anleihe im Jahr 2016 nur deshalb abwickeln, weil ein Teil der Anhänger auf Auszahlung von Zinsen und auf die Rückzahlung der Anleihe verzichtet hatte. "Bevor ein Fußballclub eine Anleihe herausgibt, muss er einen Wertpapierprospekt veröffentlichen. Interessierte sollten ihn vor dem Kauf genau lesen. Neben Zinsen und Laufzeit sind dort auch die Risiken ausführlich festgehalten", rät Stiftung Warentest.