





Im ersten Quartal 2025 haben deutsche Anlegerinnen und Anleger so viel Gold gekauft wie seit Jahren nicht. Der Goldpreis brach in den ersten Monaten des laufenden Jahres stetig neue Rekorde. Laut Zahlen des World Gold Council (WGC) stieg die deutsche Nachfrage nach Barren und Münzen um fast 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besonders auffällig: Die Nachfrage nach Goldbarren legte deutlich stärker zu als die nach Münzen.
Laut dem Edelmetallhändler Pro Aurum stieg der Verkauf von Barren um 127 Prozent, der von Münzen um 82 Prozent. Andere Händler bestätigen zwar die gestiegene Barrennachfrage, berichten aber von einem deutlichen Rückgang bei Münzen, denn Münzen sind durch prozentuale Aufgelder beim aktuellen hohen Goldpreis schlicht teurer – für dasselbe Geld erhalten Anleger also weniger Gold als bei Barren.
Auch der Umsatz der deutschen Edelmetallhändler zeigt den Boom: Der Onlinehändler Stonex Bullion meldet ein Umsatzplus von 241 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2024 und von fast 32 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Nachfrage ist also nicht nur gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit seinem außergewöhnlich niedrigen Nachfrageniveau deutlich gestiegen, sondern zeigt auch im laufenden Jahr eine dynamische Entwicklung. Das deutet darauf hin, dass sich deutsche Privatanleger wieder verstärkt dem physischen Goldmarkt zuwenden – trotz oder gerade wegen der wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten.
Ein weiterer Treiber der Goldrally ist die explodierende Nachfrage nach börsengehandelten Goldfonds, sogenannten Gold-ETCs.
Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities) sind börsengehandelte Wertpapiere, die den Goldpreis abbilden und in der Regel durch physisches Gold besichert sind – anders als ETFs (Exchange Traded Funds), die in ein diversifiziertes Wertpapierportfolio investieren und rechtlich als Sondervermögen gelten.
Im ersten Quartal 2025 flossen laut WGC 226,5 Tonnen Gold in solche ETCs, das entspricht einem Anstieg von über 1.114 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2024 waren sogar noch Abflüsse zu verzeichnen.
Diese Nachfrage wird vor allem durch westliche Vermögensverwalter getrieben, die Gold zunehmend zur Risikodiversifikation und als Krisenversicherung nutzen. Besonders beliebt sind dabei ETFs mit physischer Hinterlegung, etwa Xetra-Gold oder Euwax Gold II. Auch private Anlegerinnen und Anleger entdecken Gold-ETCs als einfache Möglichkeit, von der Entwicklung des Goldpreises zu profitieren – ohne selbst Barren zu lagern.
Diese börsengehandelten Produkte bilden zwar den Goldpreis ab, sind aber juristisch betrachtet Inhaberschuldverschreibungen – also kein echtes Sondervermögen. Im schlimmsten Fall droht bei einer Insolvenz des Anbieters ein Totalverlust. Wer auf ETCs setzt, sollte unbedingt auf physische Hinterlegung des Goldes und eine Verwahrung bei einer unabhängigen Lagerstelle achten, wie es beispielsweise beim Xetra-Gold-ETC der Fall ist, und auch dann das Emittentenrisiko nicht unterschätzen.
Auch außerhalb Deutschlands ist Gold gefragt:
In China erreichte die Nachfrage nach Barren und Münzen das zweithöchste Quartalsergebnis aller Zeiten, was Analysten mit der Schwäche des chinesischen Aktien- und Immobilienmarktes erklären. In Indien stieg die physische Goldnachfrage ebenfalls – dort bleibt Gold traditionell ein beliebter Wertspeicher.
In den USA hingegen hielt sich der Einzelhandel zurück – mit einem Rückgang von über 20 Prozent. Gründe könnten politische Erwartungen und der direkte Ankauf großer Barren durch vermögende Privatkunden über Banken sein.
Zentralbanken weltweit kauften im ersten Quartal rund 244 Tonnen Gold – darunter vor allem Polen (49 Tonnen) und China (13 Tonnen). Damit setzen sie ihren Trend fort, Gold als strategische Reserve im Portfolio zu verankern.
Die hohe Goldnachfrage ist eine Reaktion auf die aktuelle wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheit – insbesondere den Zollkonflikt zwischen den USA, Europa sowie China, die sinkenden Aktienrenditen und die steigende Volatilität an den Finanzmärkten. In Deutschland kommen zusätzlich Konjunktursorgen und eine Zinssenkungsphase hinzu.
Gold bietet Anlegerinnen und Anlegern in diesem Umfeld einige Vorteile:
Gold ist wieder ein zentraler Baustein in vielen Depots – gerade in Deutschland. Die Kombination aus politischen Spannungen und Zinssenkungserwartungen macht das Edelmetall attraktiver – und teurer –denn je.
Doch so wichtig Gold als Sicherheitsbaustein ist: Es ersetzt keine durchdachte Anlagestrategie. Wer sich absichern will, sollte neben Gold auch auf Tagesgeld, Festgeld, breit gestreute ETFs und Anleihen setzen – und regelmäßig prüfen, ob die eigene Geldanlage noch zum persönlichen Ziel passt.
Quelle: handelsblatt.de