Auf einen Blick
  • Die Zinsen für Geldanlagen mit kurzen Laufzeiten sind derzeit in vielen Fällen höher als in der langen Frist. Man spricht von einer inversen Zinsstruktur.

  • Sie kann entstehen, wenn die Notenbanken mit der Anhebung der Leitzinsen das kurzfristige Zinsniveau in die Höhe treiben. Eine inverse Zinsstruktur gilt oft als Vorbote einer Rezession.

  • Anleger sollten in der derzeitigen Situation noch nicht alles auf langlaufendes Festgeld setzen. Stattdessen empfiehlt sich eine Stückelung des Anlagebetrags.
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Es ist eine Zwickmühle für Zinsanleger, die ihr Geld für fünf oder gar zehn Jahre investieren wollen: Die Langfristanlage lohnt sich derzeit kaum gegenüber einem kurzfristigen Zeitraum. So zeigt der Biallo Festgeldvergleich: Wer sich mit seinem Geld 12 Monate lang bindet, erhält dafür bei Anbietern mit höchster Sicherheit bis zu 4,11 Prozent Zinsen. Bei fünf Jahren sind es nur 4,00 Prozent, bei zehn Jahren 4,25 Prozent. Sollen Anleger also für ein paar Zehntel Prozentpunkte mehr den ganz langen Zeitraum wählen? Oder doch nur für ein Jahr anlegen – und hoffen, dass sich bei den langfristigen Zinsen noch etwas tut?

Eine solche Situation, in der die langfristige Zinsen in vielen Fällen unter den kurzfristigen liegen, nennt man inverse – also umgekehrte – Zinsstruktur. Sie tritt in der Wirtschaft vergleichsweise selten auf. Wir erklären Ihnen, wie eine inverse Zinsstruktur zustande kommt und welche Bedeutung sie für die Wirtschaft hat. Außerdem geben wir Ihnen Tipps, wie Sie sich als Anleger in einer solchen Situation verhalten können.

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Was ist eine inverse Zinsstruktur?

Eine inverse Zinsstruktur können Anleger bei Festgeldzinsen unterschiedlicher Laufzeiten beobachten. In erster Linie bezieht sich der Begriff jedoch auf die Renditen festverzinslicher Wertpapiere wie etwa Bundesanleihen. Dort spricht man von einer inversen Zinsstruktur, wenn Anleihen mit kurzer Restlaufzeit eine höhere Rendite aufweisen als Papiere, die länger laufen. Beispiele dafür zeigt die Tabelle: So rentieren US-Staatsanleihen – die sogenannten Treasuries – mit Restlaufzeiten von drei Monaten bis einem Jahr mit gut fünf Prozent (Stand 02.08.2023). Ein US-Bond, der noch fünf oder zehn Jahre läuft, bringt Anlegern dagegen nur gut vier Prozent.

 

Je länger die Laufzeit - desto geringer die Rendite

Restlaufzeit

Renditen US-Staatsanleihen

Renditen Bundeswertpapiere

3 Monate 

5,53 %

3,51 %*

6 Monate

5,50 %

3,39 %

1 Jahr

5,38 %

3,30 %

2 Jahre

4,89 %

3,04 %

3 Jahre

4,56 %

2,75 %

5 Jahre 

4,24 %

2,51 %

10 Jahre

4,07 %

2,50 %

*Restlaufzeit 4 Monate; Stand 02.08.2023; Quellen: Investing.com, Deutsche Finanzagentur

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Bundesanleihen: Auch dort wird die umgekehrte Zinsstruktur offensichtlich. So rentieren die Bundesanleihen mit einer (Rest-) Laufzeit von zehn Jahren um gut einen halben Prozentpunkt niedriger als zweijährige Bundeswertpapiere.

Der Vergleich zwischen der Rendite zehnjähriger und zweijähriger Anleihen gilt Experten als wichtigster Indikator für eine inverse Zinsstruktur: Die Differenz – also der sogenannte Spread – zwischen der zehnjährigen und der zweijährigen Anleihe muss negativ sein. Im Beispiel beträgt er bei den US-Anleihen minus 0,82 Prozentpunkte (4,07 minus 4,89), bei den Bundesanleihen sind es minus 0,54 Prozentpunkte (2,50 minus 3,04).

 

Was ist die Ursache für eine inverse Zinstruktur?

Eine inverse Zinsstruktur ist in einer Volkswirtschaft die Ausnahme. Normalerweise sieht die Zinswelt so aus: Für kurzfristige Anlagen erhalten Investorinnen und Investoren einen niedrigen Zinssatz. Dieser steigt, je länger Anleger ihr Geld einem Staat, einem Unternehmen oder einer Bank zur Verfügung stellen.

Eine Erklärung für diesen Zusammenhang liefert die sogenannte Liquiditätspräferenz der Anleger. Der Begriff geht auf den britischen Ökonomen John Maynard Keynes (1883 – 1946) zurück. Seiner Auffassung nach haben Investoren ihr Geld am liebsten flüssig („liquide“). Sie verlangen deshalb für längere Anlagezeiträume höhere Prämien. Denn solche langen Zeiträume bergen Risiken. So kann etwa die Inflation auf lange Sicht steigen oder ein Schuldner in Zahlungsschwierigkeiten kommen. Außerdem weisen Papiere mit längeren Laufzeiten eine höhere Volatilität auf als kurzfristige Papiere. Der höhere Zins soll diese Risiken abdecken.

Wann aber kehrt sich die normale Zinsstruktur um? Das kann der Fall sein, wenn die Notenbanken durch Erhöhung ihrer Leitzinsen das kurzfristige Zinsniveau in der Wirtschaft in die Höhe treiben. Das war in den vergangenen Monaten in Europa und den USA der Fall. Grund dafür ist die anhaltend hohe Inflation.

Eine solche restriktive Politik der Notenbanken bremst aber nicht nur die Teuerung sondern auch das Wirtschaftswachstum. Langfristig erwarten die Anleger daher eine schwächere Konjunktur und damit wieder sinkende Zinsen. Sie stecken daher vermehrt Geld in langlaufende Zinspapiere, um sich das jetzige Zinsniveau längerfristig zu sichern. Das lässt die Renditen der langlaufenden Papiere sinken. Wie sich der Zinskupon, die Laufzeit und der Kurs von Anleihen auf die Rendite auswirken, erklären wir in einem weiteren Ratgeber.

Das Anheben der Leitzinsen durch die Notenbanken kann also die Zinsstruktur umkehren, wenn die Anleger langfristig eine Abschwächung der Wirtschaft erwarten. Die inverse Zinsstruktur gilt daher oft auch als Vorbote einer Rezession in der Wirtschaft. Beispiel Deutschland: Dort sind die Renditen zweijähriger Bundeswertpapiere schon seit November 2022 höher als bei zehnjährigen Bundesanleihen. Und tatsächlich rutschte die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2023 in die Rezession.

Doppelte Chance: auf bis zu 5,4 Prozent Rendite und 10.000 Euro

Die Zinsen sind so hoch wie seit Jahren nicht mehr – für Anlegerinnen und Anleger ist das ein guter Zeitpunkt, um auf Anleihen zu setzen. Solidvest, die Online-Vermögensverwaltung der DJE Kapital AG, bietet ab sofort mit dem neuen Zins-Portfolio einen Mix aus Staats- und Unternehmensanleihen, der Risiko und Renditepotenzial bestmöglich ausbalanciert. Im Schnitt betragen die Zinsen aktuell 5,4 Prozent pro Jahr, mit einer durchschnittlichen Laufzeit der Anleihen von 2,84 Jahren (Stand: 30.10.2023). Mehr noch: Unter den ersten 100 Neukunden verlost Solidvest 10.000 Euro.  Jetzt mehr erfahren!

Die angestrebte Rendite ist variabel. Anlagen können Risiken bergen: solidvest.de/risikohinweise. Die ausgewiesene Verzinsung ist kein Indikator für die künftige Wertentwicklung. Nach Kosten liegt die Rendite bei p.a. 4,30%. Ab einer Anlagesumme von 100.000 Euro bei p.a. 4,44%.

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Was bedeutet die inverse Zinsstruktur für Tages- und Festgeldanleger?

Eine umgekehrte Zinsstruktur ist daher häufig ein Alarmsignal: Sie kann eine wirtschaftliche Flaute ankündigen. Für Anleger bedeutet das, dass sie längerfristig mit sinkenden Zinsen rechnen müssen. Wann genau jedoch diese Zinswende eintreten wird und sich die Zinsstruktur wieder normalisiert, ist schwer vorherzusagen.

Die Mehrheit der Experten geht davon aus, dass sich die Notenbanken derzeit mit ihren Zinsanhebungen dem Höhepunkt nähern. Bis es zu Zinssenkungen kommt, dürfte es aber noch bis weit ins nächste Jahr hinein dauern. In diesem Jahr erwartet Biallo.de in Europa noch mindestens eine weitere Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank im kommenden September – voraussichtlich um 0,25 Prozentpunkte.

Die Festgeldzinsen weisen bislang häufig bei kürzeren Laufzeiten noch immer höhere Werte auf als bei längeren. Die Tabelle unten zeigt aber auch: Die Zinsstruktur bewegt sich bereits wieder in Richtung Normalisierung. Ein Beispiel dafür sind die Festgeldzinsen der Pbb Direkt (Deutsche Pfandbriefbank): Sie steigen mit längeren Laufzeiten an – allerdings noch sehr moderat. 

Ähnliches gilt für die CA Auto Bank und die Abc Bank. Bei Klarna ist die Zinsstruktur invers. Der österreichische Anbieter Kommunalkredit Invest bietet seinen Kunden derzeit zwischen einem Jahr und fünf Jahren Laufzeit denselben Zins.

Das bringt Festgeld mit unterschiedlichen Laufzeiten

Laufzeit

Pbb Direkt

Klarna

CA Auto Bank

Abc Bank

Kommunalkredit Invest

6 Monate

k.A

3,61 %

3,75 %

k.A.

3,00 %

1 Jahr

3,50 %

4,11 %

4,05 %

3,50 %

4,00 %

2 Jahre

3,75 %

4,01 %

4,10 %

3,55 %

4,00 %

3 Jahre

3,90 %

3,96 %

4,15 %

3,70 %

4,00 %

4 Jahre

k.A.

3,91 %

4,15 %

3,90 %

k.A.

5 Jahre

4,00 %

k.A.

k.A.

4,00 %

4,00 %

10 Jahre

4,25 %

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

k.A. – kein Angebot/keine Angabe; Stand 04.08.2023, Quelle: Biallo-Recherche, Internetseiten der Anbieter

Aus unserer Sicht ist es für Festgeldanleger noch zu früh, sich mit dem gesamten verfügbaren Geldbetrag für zehn Jahre zu binden. Sinnvoll ist stattdessen eine Stückelung des Anlagebetrages. Da die Zinsen in den kommenden Monaten nicht mehr allzu stark ansteigen dürften, können Anleger etwa überlegen, ein Drittel des Anlagebetrags in langfristiges Festgeld stecken. So bietet die Pbb Direkt jährlich 4,25 Prozent für einen Anlagezeitraum von zehn Jahren (siehe Tabelle).

Ein weiteres Drittel des Vermögens kann in einjähriges Festgeld fließen – etwa beim schwedischen Anbieter Klarna. Der Zinsunterschied zu einer zehnjährigen Anlage ist dabei mit bis zu 4,11 Prozent vergleichsweise gering. Für den Rest des Geldes empfiehlt sich ein gut verzinstes Tagesgeld. Damit bleiben Sie flexibel, wenn die Zinsen im Herbst noch einmal steigen. Gute Tagesgeldkonditionen für Neukunden bieten derzeit die Suresse Direkt Bank mit 3,70 Prozent. Der Zins ist für sechs Monate garantiert und sinkt danach auf 2,40 Prozent. Der liechtensteinische Anbieter wiLLBe zahlt Neu- und Bestandskunden 3,60 Prozent, die DKB bietet 3,50 Prozent.

 

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Über den Autor Andreas Jalsovec

hat als Redakteur für mehrere (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem für das Anlegermagazin Börse Online, die Münchner Abendzeitung, die Schwäbische Zeitung und die Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Neben seiner Tätigkeit für Biallo.de arbeitet er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.

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