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Grüne Geldanlage

Nachhaltiges Crowdinvesting: Mehr als nur gute Rendite

Tim Stockschläger
Autor
Aktualisiert am: 02.12.2020

Auf einen Blick

  • Nachhaltiges Crowdinvesting unterstützt die Umwelt, ohne bei der Rendite Abstriche machen zu müssen.
  • Investoren können mit ihrer Geldanlage ein klares Zeichen für mehr Klimaschutz setzen.
  • Das Crowdinvesting als Finanzierungsform wird immer beliebter. Es gilt allerdings, einige Risiken zu beachten.
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Das erwartet Sie in diesem Artikel

  1. Nachhaltigkeit als wichtige Zielgröße
  2. Was ist Crowdinvesting?
  3. Wie sieht es mit der Rendite aus?
  4. Welche Risiken gibt es?

Mehr und mehr Anleger entdecken den Umweltschutz für sich und wollen nachhaltig investieren, beispielsweise in Form von Crowdinvesting. Gleichzeitig bieten jedoch immer noch relativ wenige Finanzinstitute nachhaltige Investitionsmöglichkeiten an. Das liegt unter anderem daran, dass viele der nachhaltigen Projekte sehr klein und individuell sind. Sie eignen sich also nur bedingt für große Investitionen, auf die klassische Fonds und Banken spezialisiert sind. Das Interesse daran ist dennoch auch bei den traditionellen Anbietern vorhanden.

In einer Studie der Allianz Global Investors geben mehr als 70 Prozent der befragten professionellen Investoren und Fondsmanager an, in der Zukunft mehr auf grüne und nachhaltige Investments zu setzen. Derzeit sind es nur rund ein Prozent der Fondsmanager. Das nachhaltige und grüne Investieren liegt also stark im Trend.

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Nachhaltigkeit als wichtige Zielgröße

Im Gegensatz zu Fondsmanagern haben Verbraucher bereits zahlreiche Optionen, über einen heimischen Anbieter in eine Vielzahl von ökologischen Projekten zu investieren. Zur Auswahl stehen da beispielsweise Windkrafträder in der Nordsee, Solaranlagen in Afrika oder Wasseraufbereitungsanlagen im Sauerland – finanziert über die Crowd.

"Anders als bei Fonds, entscheidet jeder Investor im Einzelfall, ob er in ein Projekt investiert oder nicht. Bei uns spielt außerdem noch der soziale Impact eine Rolle – durch die Projekte bei Bettervest wurden bereits mehr als 180.000 Personen mit sauberem Strom versorgt", erklärt Astrid Vancraeyenest von der Crowdfunding-Plattform Bettervest.

Diese Nachhaltigkeit ist – neben der Rendite – für viele Crowdinvestoren eine sehr wichtige Zielgröße. Daher hat Bettervest auch eine eigene Kennzahl diesbezüglich eingeführt. "Wir haben eine Art Währung in unseren Projekten etabliert, nämlich die jährliche CO2-Ersparnis, die jeder Interessent in jeder Projektübersicht sehen kann. Viele Investoren bemessen danach auch ihr Investment, zum Beispiel um einen anstehenden Flug auszugleichen", erklärt Vancraeyenest.

Gerade im Bereich nachhaltiges Crowdinvesting ist den Investoren also nicht nur die Rendite wichtig, sondern immer mehr Menschen wollen sich wirklich aktiv für grüne Projekte einsetzen.

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Was ist Crowdinvesting?

Das Crowdfunding ist eine immer beliebter werdende Finanzierungsform. Hierbei erhält der Projektanbieter das Geld nicht über große Investoren oder Banken, sondern über eine Menschenmenge – die "Crowd". Das unabhängige Informationsportal crowdfunding.de taxiert das Projektvolumen von Privatinvestoren im Jahr 2018 auf 297 Millionen Euro. Dies sei im Vergleich zum Vorjahr bereits ein Wachstum von über 50 Prozent. Die Entwicklung in 2019 könnte ähnlich aussehen.

Das Crowdfunding teilt sich in das Crowdinvesting und das Crowdlending. Das Crowdinvesting verhält sich dabei am ehesten wie traditionelle Investments in Eigenkapital – die Rendite ist erfolgsabhängig. Anleger werden in der Regel am Gewinn beteiligt. Beim Crowdlending hingegen ist die Beteiligung eher mit einem Kredit vergleichbar. Die Investoren bekommen regelmäßig eine Tilgung und am Ende der Laufzeit eine abschließende Schlussrate.

Crowdfunding – die Rendite steht nicht im Mittelpunkt

Daneben gibt es noch das klassische Crowdfunding, bei dem die Teilnehmer weniger auf finanzielle Anreize setzen, sondern etwa für ein Projekt spenden oder mit dem fertig entwickelten Produkt belohnt werden, was beispielsweise ein Rucksack sein kann.

Eine solche spendenbasierte Lösungen bietet ein Projekt der Deutschen Umweltstiftung mit dem Namen Ecocrowd. Die Stiftung möchte mit dieser Plattform einen Ort schaffen, an dem Verbraucher nachhaltige Ideen fördern können, wobei der klassische Rendite-Gedanke in den Hintergrund tritt.

Die meisten Projekte sind entsprechend etwas kleiner und umfassen Projektsummen von einigen hundert bis ein paar tausend Euro. Eines der "Highlights" ist derzeit das erste "Zukunftshaus" in Würzburg. Die Projektanbieter wollen nachhaltigen Konsum alltagstauglich machen. In dem Zukunftshaus sollen Leihen, Tauschen, Kaufen und Reparatur von Gegenständen unter einem Dach zusammenfinden.

Dazu versuchen die Organisatoren in mehreren Etappen bis zu 7.720 Euro einzusammeln. In der aktuellen Etappe sind bereits 2.330 von 2.710 Euro finanziert. Unterstützer haben noch bis Ende dieses Jahres Zeit, das Projekt finanziell zu fördern. Förderer bekommen bei der Teilnahme keine Rendite, sondern ein "Tauschgut". Der Organisator Matthias Pieper bietet etwa Unterstützern an, einen Vortrag zu halten, wenn sie mehr als 400 Euro spenden.

Die auf Ecocrowd gelisteten Projekte werden nach eigenen Angaben zuvor von der Deutschen Umweltstiftung anhand eigens entwickelter Kriterien geprüft und betreut. Zu den Partnern gehört auch das Umweltbundesamt (UBA) und das Bundesumweltministerium (BMU).

Auf die Beschreibung kommt es an

Bei allen Crowd-Projekten stellt der Anbieter sein Vorhaben mit ausführlichen Beschreibungen, Bildern und Videos vor und muss damit potenzielle Investoren überzeugen. Das hat den Vorteil, dass Anleger explizit auf das eine Projekt setzen können, das sie unterstützen wollen – beispielsweise eine Solaranlage im Schwarzwald.

"Unabhängig von der Rendite ist bei nachhaltigen Investments aber auch die Motivation entscheidend, die hinter dieser Anlageform steckt: Investoren können mit ihrer Geldanlage ein klares Zeichen für mehr Klimaschutz setzen und zukunftsweisende Ideen unterstützen", erklärt Matthias Willenbacher, Gründer von der Crowdinvesting-Plattform Wiwin*.

Für die Projektanbieter handelt es sich beim Crowdfunding oftmals nicht um die einzige Art der Finanzierung, sondern um eine Erweiterung oder Ergänzung bestehender Möglichkeiten. Ein Crowdfundingprojekt kann also beispielsweise in Kombination mit Bankkrediten, Business Angels oder Förderprogrammen aufgestockt werden.

Der Erfolg dieser Projekte hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab. So haben Crowdfunding-Projekte die Chance, "viral" zu gehen und ohne weitere Marketingausgaben einen großen Personenkreis erreichen. Das ist jedoch eher die Ausnahme als die Regel. Ansonsten ist der Projektanbieter auch sehr stark von der Bekanntheit, dem Erfolg und dem Marketing der Plattform abhängig. Inzwischen gibt es zahlreiche Crowdfunding Plattformen in Deutschland und rund ein halbes Dutzend fokussiert sich dabei auf nachhaltige Investitionen.

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Wie sieht es mit der Rendite aus?

Die VoltStorage GmbH hat Anfang Oktober eine Million Euro über die Plattform Wiwin* eingesammelt. "Und das in nur rund zehn Tagen", sagt Willenbacher. "Insgesamt haben sich mehrere Hundert Privatanleger an der Crowdinvesting-Kampagne beteiligt. Die durchschnittliche Investitionssumme war kleiner als 5.000 Euro."

Auf der Plattform Ecozins können Anleger derzeit in das Projekt "Solarkraft Tangerland 2" investieren. Die Projektanbieter versprechen einen Zinssatz von 3,5 Prozent pro Jahr bis Dezember 2026. Die Mindestanlage liegt bei 250 Euro und die Zielsumme sind 200.000 Euro, davon sind bereits über 50 Prozent investiert. Die Solarkraftanlagen im Tangerland an der Elbe in Sachsen-Anhalt sollen rund 1.400 Haushalte versorgen und damit 2.000 Tonnen CO2 einsparen.

Eine etwas höhere Rendite bekommt man derzeit auf dem Portal "LeihDeinerUmweltGeld" für ein Investment in Wärmepumpen im Industriegebiet Thüringer Tor bei Queienfeld. Ulrich Roos, Geschäftsführer der Energieversorgung MZ Queienfeld GmbH, erhofft sich eine Million Euro von der Crowd und hat inzwischen ebenfalls schon über die Hälfte der Summe bei Investoren eingesammelt. Anleger erhalten hier jährlich fünf Prozent über eine Laufzeit von fünf Jahren.

Das Erfreuliche für Investoren: Die Renditen für diese nachhaltigen Crowdfunding-Projekte liegen in der Regel in dem gleichen Bereich wie bei herkömmlichen Crowdfinanzierungen. Investoren können sich in der Regel über Renditen zwischen fünf und sieben Prozent freuen.

Die Plattformen wachsen stark: "Wir wollen uns in den kommenden drei bis fünf Jahren zur größten europäischen Online-Plattform für nachhaltige Investments entwickeln”, betont Willenbacher. "Das schaffen wir dann, wenn wir weiterhin spannende Investitionsmöglichkeiten auswählen, die nicht nur uns, sondern auch unsere Anleger überzeugen.”

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Welche Risiken gibt es?

Trotz steigender Beliebtheit von Finanzierungen über die Crowd, dürfen die Risiken nicht übersehen werden: Die Schwarmfinanzierung ist ein vergleichsweise risikoreiches Engagement. Die Details der Projekte sind oft undurchsichtig und werden nicht von einer unabhängigen Stelle geprüft.

"Selbst, wenn der Emittent bislang nur Vermögensanlagen vertrieben hat, welche die Erwartungen erfüllt haben, ist das kein verlässlicher Indikator dafür, dass auch in Zukunft die geplanten Erträge erreicht werden", erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Wenn ein Projekt in Schieflage gerät, droht Investoren schnell der Totalverlust. Nauhauser empfiehlt: "Für den Vermögensaufbau eignen sich diese gesetzlich als Vermögensanlagen definierten Produkte nicht, obwohl der Begriff das suggeriert." Anleger sollten daher tendenziell nur Beträge einsetzen, deren Verlust für sie nicht besonders schmerzhaft wäre und ihre Investments auf mehrere Projekte diversifizieren.

Bettervest erklärte auf Anfrage, dass "nur Projekte, die von Energie- und Finanzexperten ein grünes Licht bekommen, auf der Plattform als Investitionsmöglichkeit platziert werden". Das soll das Risiko minimieren. Ein Totalverlust ist natürlich trotz aller Sicherheitsvorkehrungen nie ganz auszuschließen. Wie sicher Crowdinvesting wirklich ist, lesen Sie in unserem ausführlichen Artikel.

Umgehen der Prospektpflicht

Crowdinvestments unterliegen generell dem Vermögensanlagengesetz (VermAnlG). In Deutschland wäre daher grundsätzlich ein Verkaufsprospekt für jedes Projekt notwendig, das von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zuvor genehmigt werden muss. In der Praxis können viele Crowdfunding-Anbieter die Prospektpflicht dank zahlreicher Ausnahmen jedoch umgehen, sodass eine solche praktisch fast nie notwendig wird. Diese entfällt beispielsweise, wenn der Verkaufspreis aller angebotenen Vermögensanlagen eines Emittenten unter sechs Millionen Euro liegt und der Investitionsbetrag des Privatanlegers 1.000 Euro nicht übersteigt.

Die Zeichnungsgrenze erhöht sich auf 10.000 Euro, wenn Anleger über eine Selbstauskunft ein frei verfügbares Vermögen von 100.000 Euro nachweisen. Anleger dürfen außerdem bis zu 25.000 Euro investieren, sofern dies nicht den zweifachen Betrag des durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens übersteigt. Die Ausnahmen sind so umfangreich, dass in den meisten Fällen auf das sehr umfangreiche und kostspielige Prospekt verzichtet werden kann.

Die Projektanbieter müssen dann nur einen maximal dreiseitigen Bericht, das sogenannte Vermögensanlageninformationsblatt (VIB), vorlegen.

"Allerdings bleibt das Risiko des Totalverlusts des Anlagebetrages – und wie wahrscheinlich eben dieses Risiko ist, geht weder aus dem Informationsblatt noch aus einem Verkaufsprospekt hervor", erklärt Verbraucherschützer Nauhauser.

Transparenz ist wichtig

Ein weiterer Punkt ist die Transparenz: Bettervest stellt zum Beispiel sämtliche für Investoren interessanten Kennzahlen online. Es ist dort einsehbar, dass die durchschnittliche Rendite bei 7,18 Prozent liegt und 87 Projekte weltweit ermöglicht wurden. So können Investoren andererseits dort aber auch sehen, dass sich sieben Projekte im laufenden Insolvenzverfahren befinden. Transparenz ist daher entscheidend für das Vertrauen der Crowdinvestoren.

Wer also bereit ist, ein höheres Risiko einzugehen und auf Crowdinvesting-Projekte setzen möchte, sollte einen Blick auf nachhaltiges oder grünes Crowdinvesting werfen. Ohne nennenswerte Abstriche bei der Rendite machen zu müssen, kann kann man damit nachhaltige Projekte aktiv unterstützen und fördern.

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Über den Autor Tim Stockschläger

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Tim Stockschläger ist im Münsterland aufgewachsen und hat in Augsburg, Leipzig und Binghamton (New York State) Wirtschaftswissenschaften und Finanzen studiert. Schon im Studium haben ihn die internationalen Aktienmärkte und Produkte gereizt. Er ist seit 2007 Consultant und freiberuflicher Journalist für diverse Medien und Magazinen, insbesondere zu Finanz- und Blockchain Themen. Er arbeitete bis Ende 2017 als Analyst bei der Deutschen Bank. Seit 2018 berät und unterstützt er insbesondere Startups beim Marketing und bei der Finanzierung mit Security Token Offerings und Crowdfunding. Tim Stockschläger hat 2018/19 einen der ersten Security Token Sales in Europa begleitet und die Erfahrung davon inzwischen in einem Buch veröffentlicht. 

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