Wer träumt nicht davon: Einfach eines Tages beim Chef vorbeischauen, den Job kündigen und künftig nur noch von dem leben zu können, was das eigene Vermögen so abwirft. Ein solches „passives Einkommen“ kann etwa aus Dividendenzahlungen entstehen. Das heißt: Sie haben genügend Aktien, die insgesamt so hohe Dividenden abwerfen, dass es zum Leben reicht. Aber ist das für einen Normalverdiener überhaupt realistisch? Das erklären wir Ihnen in diesem Ratgeber. Und wir gehen darauf ein, wie viel Vermögen Sie dafür brauchen – und wie Sie es am besten ansparen.
Was sind überhaupt Dividenden?
Wenn Sie Aktionär eines Unternehmens sind, erhalten Sie oft einen Teil des Unternehmensgewinns ausgezahlt. Diese Ausschüttung nennt man Dividende. Die Firmen beteiligen damit die Aktionäre am wirtschaftlichen Erfolg. In der Regel wird eine Dividende einmal im Jahr bezahlt, manchmal auch quartalsweise – also vierteljährlich. Wie die Ausschüttung funktioniert, wer die Höhe bestimmt und welche Arten von Dividenden es gibt, erklären wir Ihnen in einem weiteren Ratgeber.
Um herauszubekommen, wie realistisch es für Sie ist, sich mit 30, 40 oder 50 Jahren auf die „faule Haut“ zu legen und nur von den Dividenden zu leben, müssen Sie sich drei Fragen beantworten:
- Wie viel Geld benötige ich im Monat?
- Wie viel Aktienvermögen brauche ich, damit ich mit den Dividenden daraus meinen monatlichen Bedarf decken kann?
- Wie spare ich dieses Vermögen am besten an?
Wie viel Geld benötige ich im Monat?
Diese Frage muss jeder für sich persönlich beantworten. Hilfreich ist es dabei, wenn Sie Ihre monatlichen Ausgaben relativ genau kennen – etwa, indem Sie ein Haushaltsbuch führen. Hierbei könnten Ihnen die App von Finanzguru helfen, die wir ausführlich für Sie getestet haben. Hilfsweise lassen sich aber auch die durchschnittlichen Konsumausgaben für einen Single-Haushalt ohne Kinder heranziehen. Diese lagen 2020 laut Statistischem Bundesamt bei 1.600 Euro im Monat. In der Zahl sind die laufenden Kosten enthalten wie etwa Ausgaben für Lebensmittel, Miete, Strom oder auch Haushaltsgeräte. Aber auch Verkehrs- und Freizeitausgaben sind eingerechnet.
Eine aktuellere Zahl als für 2020 liegt bislang noch nicht vor. Allerdings war 2021 und vor allem 2022 die Inflation hoch. Vor allem die Preise für Energie und Lebensmittel sind deutlich gestiegen. Ein Aufschlag von 25 Prozent und damit Konsumausgaben von 2.000 Euro monatlich scheinen daher heute realistischer. Hinzu kommen noch Kosten für Kranken- und Pflegeversicherung. Sie werden pauschal mit 400 Euro veranschlagt. Der Single-Haushalt benötigt unterm Strich damit 2.400 Euro monatlich oder 28.800 Euro im Jahr. Ziel ist es nun, diesen Betrag ausschließlich aus Dividenden zu finanzieren.
Welche Rolle spielen Steuern und die Inflation?
Auf Dividendenzahlungen an Aktionäre erhebt der Staat Steuern. Für jede Ausschüttung werden dabei 25 Prozent Kapitalertragsteuer fällig. Die 28.800 Euro, die Sie jährlich benötigen, sind ein Netto-Betrag. Brutto muss die Dividendenauszahlung höher sein, damit sie für Ihren Lebensunterhalt ausreicht. Konkret liegt der Bruttobetrag bei 38.400 Euro. Ziehen Sie davon 25 Prozent Kapitalertragsteuer ab, bleiben Ihnen schlussendlich 28.800 Euro übrig. Der Solidaritätszuschlag und die Kirchensteuer, die auf Kapitalerträge ebenfalls anfallen können, bleiben der Einfachheit halber außen vor.
Und wie sieht es mit der Inflation aus? Auch sie wirkt sich darauf aus, wie hoch Ihr monatlicher Bedarf ist. Denn sie nagt an der Kaufkraft. Das können Sie sich mit dem Inflationsrechner von Biallo.de verdeutlichen: Bei einer Inflation von durchschnittlich zwei Prozent schrumpft die Kaufkraft Ihrer 2.400 Euro in 30 Jahren auf gut 1.300 Euro. Um dieselbe Menge an Gütern und Dienstleistungen kaufen zu können, benötigen Sie deshalb in 30 Jahren mehr als 4.300 Euro im Monat.
Das müssen Sie bei Ihrer Rechnung eigentlich berücksichtigen. Auf der anderen Seite können Sie davon ausgehen, dass auch die Gewinne der Unternehmen und damit Ihre Dividendenzahlungen Jahr für Jahr steigen. Dabei dürfte eine durchschnittliche Steigerung von 2,0 Prozent nicht zu hoch gegriffen sein. Letztlich, so die Annahme, heben sich daher Inflation und Dividendensteigerung auf.