Bedenkenlos shoppen, ohne gleich zu bezahlen – was wie ein Märchen klingt, ist heute für jeden Verbraucher problemlos möglich. Das Zauberwort heißt „Buy now, pay later“ – also: jetzt kaufen, später zahlen. Der Trick dahinter ist ein aufgeschobener Rechnungs- oder Ratenkauf, bei dem das Begleichen der Rechnung später erfolgt oder peu à peu in kleinen Raten geschieht. Zum Tragen kommt diese Bezahlmethode vorrangig im Internet. Onlinehändler treten ihre Zahlungsforderungen an sogenannte E-Commerce-Dienstleister ab, die sich um die Begleichung der Rechnung kümmern. Vor allem bei jungen Käufern finden die Bezahloptionen „aufgeschobener Rechnungskauf“ oder „flexibler Ratenkauf“ großen Anklang.
Doch das Aufschieben von Rechnungen ist tückisch. Wer viel im Internet ordert, kann schnell den Überblick über die zahlreichen offenen Rechnungsbeträge verlieren. Auch wenn es sich in der Regel um eher kleinere Summen handelt. Die Vielzahl der Raten und die meist extrem teuren Darlehenszinsen summieren sich nicht selten zu hohen Beträgen. Nicht wenigen Verbraucherinnen und Verbrauchern wächst der Schuldenberg über den Kopf – es droht Überschuldung. Wie kann man dieser Gefahr begegnen und was sind die Alternativen?
Wie funktioniert Buy now pay later (BNPL)?
„Buy now, pay later“ (Kurzform: BNPL) eröffnet die Möglichkeit, Einkäufe zu tätigen, ohne direkt bezahlen zu müssen. Angeboten werden solche Bezahloptionen von Zahlungsdienstleistern wie
- Klarna
- Paypal
- Otto Payments
- Payone oder
- Riverty (vormals Afterpay).
Je nach Anbieter gibt es verschiedene Zahlungsmodelle, die dem klassischen Kauf auf Rechnung oder dem Ratenkauf sehr ähnlich sind. Wer an der Onlinekasse „Rechnungskauf“ oder „flexible Ratenzahlung“ wählt, verschiebt die Zahlungsfrist meist 30 Tage nach hinten; bei Klarna sind sogar 60 Tage möglich, bei Riverty maximal 21 Tage.
Das Neue an BNPL ist, dass auch kleinere Rechnungsbeträge in Raten aufgeteilt werden können. Außerdem ist für die Umwandlung des Rechnungsbetrages in einen Kredit kein Darlehensantrag nötig. Die neue EU-Verbraucherkreditrichtlinie sieht aber vor, dass künftig auch bei Kleinstkrediten eine Bonitätsprüfung erfolgen soll. Wer per Ratenzahlungsmodell bezahlt, hat bei den meisten Zahlungsdienstleistern die Möglichkeit, die Ratenhöhe und die Zahlungsdauer flexibel zu bestimmen. Die Bezahldienstleister gehen in Vorkasse und ziehen die offenen Beträge vom Käufer oder der Käuferin ein, in vielen Fällen ist eine vorzeitige Tilgung der offenen Beträge möglich.
Ratenzahlung, Rechnungskauf: Bezahlmodelle im Vergleich
- Rechnungsmodell: Rechnungen werden bis zu 30 Tage später vom Konto abgebucht. Wird die Rechnung bis zum Fälligkeitsdatum beglichen, fallen keine Zusatzkosten an. Bei einigen Anbietern kann man die Zahlungsfrist gegen eine kleine Gebühr einmalig nach hinten schieben.
- Ratenzahlungsmodell: Beim Ratenzahlungsmodell wird ein Darlehensvertrag mit dem Zahlungsdienstleister abgeschlossen. Dieser überweist dem Verkäufer sofort sein Geld. Der Zahlungsdienstleister bucht dann die Raten vom Konto des Käufers ab. Für die Rückzahlung bleiben je nach Anbieter 36 oder 48 Monate Zeit. Die Zahlungsdauer und damit auch die Ratenhöhe sind individuell wählbar.
Was sind die Vor und Nachteile von Buy now pay later?
Die Vor- und Nachteile von BNPL als Bezahlmethode haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst:
Vorteile:
- Sowohl das Ratenzahlungs- als auch das Rechnungsmodell können unkompliziert im Onlineshop ausgewählt werden.
- Die Anzahl der Raten und die Länge der Finanzierung kann individuell beeinflusst werden.
- Im Gegensatz zum klassischen Ratenkredit ermöglicht die Ratenzahlung die Finanzierung von sehr kleinen Rechnungsbeträgen.
- Kunden erhalten monatliche Sammelrechnungen vom jeweiligen Zahlungsdienstleister.
Nachteile:
- Hohe Zinsen und gegebenenfalls monatliche Gebühren machen den Einkauf sehr teuer.
- Bei nicht pünktlicher Zahlung entstehen Verzugsgebühren und Mahnkosten.
Warum kann das BNPL-Prinzip zu Schulden führen?
„Bei aufgeschobener Ratenzahlung besteht die große Gefahr, den Überblick über alle ausstehenden Rechnungen zu verlieren“, warnt Thomas Mai, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen. „Vor allem junge Menschen laufen durch ständige Impulskäufe Gefahr, sich unwissentlich zu verschulden.“ Parallel laufende Kreditraten sowie die extrem hohen Zinssätze würden in ihrer Wirkung häufig unterschätzt.
Ratenzahlung: Hohe Zinssätze bei Zahlungsdienstleistern und Kreditkartenanbietern
Eine Stichprobe der Zeitschrift Finanztest im April 2023 ergab, dass für eine zwölfmonatige Ratenzahlung über 800 Euro Zahlungsdienstleister jeweils folgende Zinssätze berechneten:
- Paypal: 9,50 Prozent Effektivzins.
- Klarna berechnete 11,97 Prozent Sollzins plus eine Gebühr von 0,45 Euro pro Monat, was einem Effektivzins von 13,97 Prozent entspricht.
- Otto Payments: 15,06 Prozent Effektivzins.
Auch manche Kreditkartenanbieter offerieren Karten mit Teilzahlungsfunktion, bei denen aufgeschobene Ratenzahlung möglich ist. Aufgrund extrem hoher Zinsen ist dieses Bezahlverfahren aber sehr tückisch. So wurden nach Berechnungen der Zeitschrift Finanztest für den gleichen Modellfall folgende Zinssätze berechnet:
- Die Barclaycard Visa berechnete im gleichen Modellfall wie oben bei „flexibler Teilzahlung” (diese Funktion ist voreingestellt, kann aber abgewählt werden) 21,33 Prozent Effektivzins. Zahlt der Kunde mit der Funktion “Ratenkauf” fallen bei einem Zahlungsziel von drei Monaten (bis 500 Euro Kreditbetrag möglich) gar keine Zinsen an, bei längerer Zahldauer schwankt der Effektivzins zwischen 9,37 und 17,22 Prozent.
- Die Hanseatic Bank forderte beim Einkauf mit den Kreditkarten Awa 7 Visa und Paysol Classic Visa jeweils 19,70 Prozent Effektivzins.
Kosten für Ratenzahlung bei Otto Payments
Während viele Zahlungsdienstleister sich eher bedeckt halten, was die geforderten Kosten und Zinssätze bei Ratenzahlung betrifft, macht der Versandriese Otto dazu konkrete Angaben auf seiner Internetseite. Verbraucherinnen und Verbraucher können dadurch sehr genau nachvollziehen, welche Kosten auf sie zukommen.
Monatsraten |
Monatlicher Aufpreis |
Effektiver Jahreszins |
3 |
0,85 % |
16,35 % |
6 |
0,77 % |
16,85 % |
9 |
0,75 % |
17,14 % |
12 |
0,74 % |
17,24 % |
18 |
0,73 % |
17,23 % |
24 |
0,73 % |
17,24 % |
36 |
0,74 % |
17,29 % |
48 |
0,75 % |
17,24 % |
Quelle: www.otto.de, Stand: 30.05.2023.
Um den genauen Aufpreis bei einem Einkauf beim Onlinehändler Otto zu errechnen, benötigt man folgende Formel: Kaufpreis x monatlicher Aufpreis x Anzahl Monatsraten geteilt durch 100.
- Beispiel: Kaufpreis 250 Euro, Laufzeit 24 Monate.
- Rechnung: 250 x 0,73 x 24 : 100 = 43,80 Euro.
- Der Gesamtpreis eines 250-Euro-Einkaufs beträgt inklusive Finanzierungskosten demnach 293,80 Euro.
Checkliste BNPL: Was Sie vor dem Kauf unbedingt beachten sollten
„Verbraucher sollten auf keinen Fall mehr bestellen, als das eigene Budget zulässt. Wichtig ist, den eigenen Kontostand sowie alle ausstehenden Ausgaben stets im Blick zu haben und hohe Kreditzinsen zu vermeiden“, rät Verbraucherschützer Mai. Droht Überschuldung, sollte man versuchen, „mit dem Anbieter realistische Ratenhöhen auszuhandeln“ oder in einen „günstigeren Ratenkredit umzuschulden“. Ein absolutes Tabu sind neue Schulden.
Checkliste „Buy now pay later“
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat folgende Checkliste zusammengestellt, die Online-Shopper unbedingt beherzigen sollten:
Das sollten Sie vor dem Kauf per „Buy now pay later“ beachten |
|
Auch Ratenkäufe sind Schulden |
Machen Sie sich bewusst, dass Sie auch mit solchen Angeboten Schulden aufnehmen. |
Zinsen und Gebühren vermeiden |
Lesen Sie die Konditionen des Anbieters genau durch. Fallen Zinsen und Gebühren an, wenn Sie die Zahlungsoption wählen, schauen Sie nach kostengünstigeren Alternativen. |
Rate sichern |
Bei Ratenzahlung sollten Sie das Geld für die Rate schon Anfang des Monats zur Seite legen. So können Sie sicher sein, dass das Konto bei Abbuchung auch gedeckt ist. |
Frühere Rückzahlung |
Prüfen Sie, ob Sie den Betrag auch früher zurückzahlen können. |
Zahlungserinnerung einrichten |
Stellen Sie sich Erinnerungen für die Frist Ihrer Raten ein, zum Beispiel im Kalender Ihres Handys. Manche Zahlungs-Apps haben auch eine Benachrichtigungsfunktion. |
Übersicht über Ausgaben |
Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre Ausgaben. Welche Fixkosten haben Sie und welche Beträge stehen zur freien Verfügung? |
Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)
Alternativen zu „Buy now, pay later“
Als Alternative zu „Buy now, pay later“ kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht.
Null-Prozent-Finanzierung
Viele Onlineshops bieten Ratenkauf zu null Prozent Zinsen an. Dazu wird ein Finanzierungsvertrag mit dem Kreditnehmer geschlossen, die Raten werden direkt von der finanzierenden Bank abgebucht. Um sicherzustellen, dass auch wirklich keine Zinsen anfallen, ist es wichtig, alle Raten pünktlich zu bezahlen.
- Positiv: Begleichen Sie alle Raten wie festgelegt, fallen keine weiteren Kosten an. Die Ware wird ohne Aufpreis erworben.
- Risiko: Werden Raten nicht rechtzeitig bezahlt, drohen Ausfallzinsen und Mahngebühren. Die Finanzierung verteuert sich dadurch unnötig. Kann der Kaufpreis nicht beglichen werden, kommen teure Inkasso-Gebühren dazu.
Mehr zu den Vor- und Nachteilen einer Null-Prozent-Finanzierung und ob diese Finanzierungsart ein Schnäppchen oder eine Kostenfalle ist, lesen Sie in einem weiteren Ratgeber auf biallo.de.
Ratenkredit
Laufen die Finanzierungskosten bei aufgeschobener Ratenzahlung aus dem Ruder, sollte man versuchen, zumindest die Zinskosten zu verringern. Dazu kann man den Gesamtbetrag der offenen Forderungen in einen günstigen Ratenkredit umschulden. Laut Biallo-Index liegt der durchschnittliche Effektivzins bei 36-monatiger Laufzeit bei 8,97 Prozent (Stand: 29. Juni 2023) und damit unter den Zinssätzen der meisten Zahlungsdienstleister. Damit bieten Ratenkredite also viel Sparpotenzial: Angenommen, die ausstehenden Zahlungen belaufen sich auf insgesamt 3.000 Euro, dann kann eine Umschuldung in einen Ratenkredit mit Top-Zins über 500 Euro an Finanzierungskosten sparen:
Vergleich Ratenkauf versus Ratenkredit: (Finanzierung von 3.000 Euro über 36 Monate)
Finanzierungspartner |
Offener Betrag |
Zinssatz Effektiv |
Monatliche Rate |
Zinsen gesamt |
Kosten gesamt |
Otto Payment |
3.000 € |
17,29 % |
105,55 € |
799,86 € |
3.799,86 € |
Bank of Scotland |
3.000 € |
5,20 %* |
90,02 € |
240,74 € |
3.240,74 € |
Ersparnis: |
15,53 € |
559,12 € |
559,12 € |
*repräsentatives Beispiel, Angabe nach Zwei-Drittel-Zins des Anbieters.
Quelle: biallo.de, eigene Berechnungen, Stand: 30.05.2023.