Das erwartet Sie in diesem Artikel
Von den eigenen vier Wänden träumen viele Familien. Doch die nach wie vor hohen Immobilienpreise, steigende Zinsen und hohe Baukosten haben diesen Traum in den vergangenen Monaten oft platzen lassen. Vor allem für Familien mit geringen oder mittleren Einkommen ist der Bau des eigenen Häuschens oft finanziell unerreichbar geworden. Ihnen will die Bundesregierung nun mit günstigen Krediten unter die Arme greifen.
Das Programm Wohneigentum für Familien (WEF) bietet Familien mit Kindern zinsverbilligte Darlehen für den Neubau von klimafreundlichen Häusern. Ab dem 1. Juni stellt der Bund dafür vorerst 350 Millionen Euro für 2023 bereit. Wie es danach weitergeht ist noch offen, weil der Haushalt für das kommende Jahr noch nicht beschlossen ist. Das Programm gilt als Nachfolger des Baukindergeldes. Biallo.de erklärt Ihnen, wie das neue Programm aussieht, wer es in Anspruch nehmen kann und wieviel Geld man dabei bekommen kann.
Wer wird gefördert?
In Anspruch nehmen können die Förderung Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind. Das zu versteuernde Haushaltseinkommen darf dabei nicht mehr als 60.000 Euro im Jahr betragen. Für jedes weitere Kind unter 18 Jahren erhöht sich der Betrag um jeweils 10.000 Euro. Nach Angaben des Bundesbauministeriums seien damit rund 75 Prozent aller Haushalte in Deutschland antragsberechtigt. Voraussetzung für die Förderung ist, dass die Familie das Wohneigentum selbst nutzt – und kein weiteres Wohneigentum hat.
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Wie sieht die Förderung aus?
Familien können im Rahmen des WEF-Programms zinsgünstige Kredite der staatlichen Förderbank KfW erhalten. Beantragt wird das Darlehen über die eigene Bank oder Sparkasse – vorausgesetzt, sie bietet den Service an. Die Laufzeit der Kredite reicht von vier bis 35 Jahre. Abhängig von der Laufzeit unterscheidet sich der Kreditzins: Er liegt bei 0,01 Prozent für kürzere Tilgungsdauern und steigt bis auf 1,25 Prozent bei längeren Laufzeiten (siehe Tabelle). Die Zinssätze gelten seit dem 1. Juni. Das Bundesbauministerium weist darauf hin, dass sich die Konditionen auch ändern können: „Ausschlaggebend ist die Zinshöhe zum Zeitpunkt der Förderzusage.“ Die Zinsbindung der Kredite beträgt jeweils zehn Jahre.
So viel kosten die verbilligten Kredite:
Laufzeit | Zinsbindung | Tilgungsfreie Anlaufzeit | Sollzins pro Jahr (effektiver Jahreszins) |
4 bis 10 Jahre | 10 Jahre | 1 bis 2 Jahre | 0,01 % (0,01 %) |
11 bis 25 Jahre | 10 Jahre | 1 bis 3 Jahre | 1,05 % (1,06 %) |
26 bis 35 Jahre | 10 Jahre | 1 bis 5 Jahre | 1,24 % (1,25 %) |
Quelle: KfW
Abhängig von der Zahl der Kinder und dem zu versteuernden Einkommen können Familien Kredite in unterschiedlicher Höhe bekommen. Die Darlehenssumme reicht von maximal 140.000 Euro bis 240.000 Euro (siehe Tabelle). Neben der Zahl der Kinder hängt der Kredithöchstbetrag dabei aber auch davon ab, welche Umweltstandards das Haus erfüllt.
So hoch sind die geförderten Kreditsummen:
Klimafreundliches Gebäude
Anzahl der Kinder | Maximales Haushaltseinkommen | Maximaler Kreditbetrag |
1 |
60.000 Euro | 140.000 Euro |
2 |
70.000 Euro | 140.000 Euro |
3 |
80.000 Euro | 165.000 Euro |
4 |
90.000 Euro | 165.000 Euro |
ab 5 |
100.000 Euro + 10.000 Euro für jedes weitere Kind | 190.000 Euro |
Klimafreundliches Gebäude mit Qualitätssiegel (QNG)
Anzahl der Kinder | Maximales Haushaltseinkommen | Maximaler Kreditbetrag |
1 |
60.000 Euro | 190.000 Euro |
2 |
70.000 Euro | 190.000 Euro |
3 |
80.000 Euro | 215.000 Euro |
4 |
90.000 Euro | 215.000 Euro |
ab 5 |
100.000 Euro + 10.000 Euro für jedes weitere Kind | 240.000 Euro |
Quelle: KfW
Was wird gefördert?
Mit dem Programm will die Bundesregierung gezielt den Bau klimafreundlicher Gebäude voranbringen. Hintergrund: Bis 2045 soll der gesamte Gebäudebestand klimaneutral sein. Die Energieeffizienz der Neubauten spielt daher bei der geförderten Kreditvergabe eine wichtige Rolle. Die Neubauten müssen dem Standard sogenannter Effizienzhäuser 40 (EH 40) entsprechen. Das bedeutet: Das Gebäude darf im Laufe seines Lebens nur 40 Prozent der Energie verbrauchen, die ein Standardhaus benötigt.
Verfügt das Haus darüber hinaus auch noch über eine besondere Zertifizierung für Nachhaltigkeit, erhöhen sich die maximalen Kreditbeträge. Entscheidend ist dabei das sogenannte „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ (QNG). Gebäude mit dem QNG-Siegel müssen besondere Anforderungen an den Klimaschutz erfüllen. Welche das sind, hat das Bundesbauministerium in einer eigenen Broschüre zusammengefasst.
Damit die energetischen Standards auch eingehalten werden, müssen Familien zwingend eine sogenannte Energieeffizienz-Expertin oder einen Energieeffizienz-Experten in ihr Bauprojekt einbinden. Die Fachleute sollen bei der Beantragung der WEF-Förderung helfen und das gesamte Bauvorhaben begleiten. Unter energie-effizienz-experten.de führt der Bund eine Liste mit rund 13.000 Expertinnen und Experten, die dafür in Frage kommen.
Wieviel spart man mit dem billigeren Kredit?
Die Zinssätze, die der Staat für den Baukredit gewährt, liegen deutlich unter dem derzeit marktüblichen Zins für Baugeld. Günstige Anbieter verlangen dafür derzeit bei längeren Laufzeiten etwa 3,5 Prozent. Bei der Hausbank ist es aber oft deutlich teurer. In einem Rechenbeispiel geht das Bauministerium von einem Zinssatz von 4,3 Prozent aus. Durch den verbilligten Zins des Förderprogramms ergibt sich dann bei einer Laufzeit von 35 Jahren und der jeweils maximalen Kreditsumme bei einem oder zwei Kindern eine Ersparnis von 30.000 Euro oder 41.000 Euro – je nachdem, welchem Effizienzstandard das Haus entspricht. Die Abbildung verdeutlicht die Rechnung:
Quelle: Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Die Einsparung sieht auf den ersten Blick stattlich aus. Sie gilt jedoch für eine verhältnismäßig lange Laufzeit. Bei schnellerer Tilgung ergeben sich unter Umständen geringere Zinsersparnisse. Hinzu kommt: Die maximalen Kreditsummen dürften in den meisten Fällen nur einen begrenzten Anteil der gesamten Baukosten abdecken. Denn gerade der Bau eines Hauses mit hohem Energieeffizienz-Standard ist in der Regel deutlich teurer, als die Errichtung eines Standard-Gebäudes.
Bauherren werden daher trotz des Förderprogramms in vielen Fällen um einen nennenswerten Anteil an Eigenkapital nicht herumkommen. Gerade bei Familien mit geringeren Einkommen ist das aber oft nicht vorhanden. Dann sind unter Umständen zusätzliche, meist teurere Kredite nötig, um das Bauvorhaben zu stemmen. Damit jedoch steigt auch das Kreditrisiko. Bevor Familien daher die geförderten Kredite in Anspruch nehmen, sollten sie die Finanzierung ihres Projekts genau durchrechnen – und abschätzen, ob sie sich die monatliche Gesamtbelastung auch leisten können.