





Gibt es bald Entspannung im Zollstreit zwischen den USA und China? Vertreter der beiden Länder wollen sich am Wochenende in Genf zu Gesprächen treffen. Die Zollpolitik der USA hatte in den vergangenen Wochen für viel Chaos an den Börsen gesorgt: US-Präsident Donald Trump führte erst weltweite Zölle ein, hob sie teilweise sogar noch an, senkte sie dann wieder – und setzte sie schließlich zum Teil wieder aus.
Wie es nun weitergeht, ist offen. Es gibt jedoch Unternehmen und Branchen, die trotz des Zoll-Chaos an der Börse gut abgeschnitten haben. Welche Sektoren zu den Zoll-Profiteuren gehören, macht jetzt eine Untersuchung der Vermögensverwaltung HQ Trust deutlich.
Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst des Family Offices, hat dafür fast 70 Sektoren untersucht, die im weltweiten Aktienindex MSCI All Country World (ACWI) enthalten sind. Als Beginn des Untersuchungszeitraums wählte Kielkopf den 2. April: den Tag, an dem Donald Trump die weltweiten Zölle mit Hilfe einer Papp-Tafel ankündigte. Welche zehn Branchen im Monat nach diesem Tag bei der Börsen-Performance am besten und welche am schlechtesten abschnitten, zeigt die Grafik (siehe unten). Die Rechtecke in der Grafik geben dabei die Performance in Prozent an. Die Linien zeigen den jeweils höchsten und niedrigsten Kurs im Betrachtungszeitraum:
Am besten schnitten demnach Unternehmen der Unterhaltungsbranche ab. Danach folgen Softwareaktien, Bau- und Tabakwerte. Angetrieben wurden die Sektorindizes dabei „von Aktien wie Netflix, Nintendo, Microsoft und Philipp Morris, die von den Zöllen kaum betroffen sind – oder gute Nachrichten vorlegten“, so Analyst Kielkopf laut Mitteilung von HQ Trust. Am Ende der Skala stehen Energieausrüster und Kraftstoffproduzenten.
Die Grafik macht aber auch deutlich: Selbst die Zoll-Profiteure mussten im wilden Auf und Ab der Börsen mitunter herbe Verluste hinnehmen. Das zeigen die Linien, die zum Teil deutlich ins Minus ragen.
Und wie sieht es in Deutschland aus? Biallo.de hat dafür die Aktien des Deutschen Aktienindex (Dax) im betreffenden Zeitraum unter die Lupe genommen. Ergebnis: Ganz vorne liegt der Energietechnik-Konzern Siemens Energy. Dahinter folgt der Rüstungskonzern Rheinmetall. Das sind genau die beiden Unternehmen, die auch im gesamten vergangenen Jahr 2024 die beste Performance im Dax hinlegten.
Ganz unabhängig von der US-Zollpolitik haben diese beiden Aktien also auch in der extrem turbulenten Börsenphase im April ihre Spitzenstellung behauptet. Dahinter allerdings folgt der Wohnbaukonzern Vonovia – ein Unternehmen, das tatsächlich wenig von der US-Zollpolitik betroffen sein dürfte. Die Plätze vier und fünf belegen der Pharmakonzern Bayer und der Pharma- und Labor-Zulieferer Sartorius – obwohl die USA auch für die Pharmabranche Zölle in Höhe von 25 Prozent angekündigt hat.
Tatsächlich profitieren einige Branchen und Unternehmen davon, dass sie von den US-Strafzöllen kaum betroffen sind. „Gerade bei politischen Börsen gibt es oft Profiteure, die gegen die überwiegend fallenden Kurse ansteigen können“, erklärt Pascal Kielkopf. Auf der anderen Seite hängt die Performance einzelner Werte oder Sektoren immer auch von der wirtschaftlichen Situation und den Perspektiven des Unternehmens ab. Bei Rheinmetall oder Siemens Energy etwa sehen Anleger die künftige Kursentwicklung derzeit positiv – unabhängig von der Zollpolitik der USA.
„Anlegerinnen und Anleger sollten daher in solchen Börsenphasen breit gestreut investieren“, rät Analyst Kielkopf. Wer auf einzelne Aktien setzt, sollte daher eine breite Mischung wählen. Die Alternative ist ein breit gestreuter Welt-ETF, in dem viele Unternehmen gleichzeitig enthalten sind – möglicherweise gepaart mit einem Europa-ETF oder Schwellenländer-ETF.
Pascal Kielkopf rät darüber hinaus dazu, auch in andere Anlageklassen zu investieren: etwa in Anleihen oder in Gold. Tatsächlich handeln viele Investoren offenbar bereits danach: Die Nachfrage nach Gold etwa ist in Deutschland zuletzt deutlich gestiegen.