
Frankreich- Basiszins: 0,80%
- Aktionszins: 3,10% - gilt für die ersten 3 Monate

Deutschland- Basiszins: 1,00%
- Aktionszins: 3,00% - gilt für die ersten 3 Monate

Deutschland- Basiszins: 0,60%
- Aktionszins: 3,00% - gilt für die ersten 3 Monate
Auf einen Blick
In kurzer Zeit hat sich die Künstliche Intelligenz (KI) in praktisch allen Lebensbereichen etabliert – natürlich auch bei der Geldanlage. Digitale Assistenten wie ChatGPT haben Zugriff auf so gut wie alle im Internet verfügbaren Informationen und können sie ganz nach unseren persönlichen Vorlieben aufbereiten. Unsere Anlageentscheidungen mit einer KI zu besprechen, erscheint da nicht nur logisch – es wirkt beinahe fahrlässig, darauf zu verzichten.
Aber wie gut ist der Rat der derzeit allgemein zugänglichen großen Sprachmodelle? Das wollten wir bei biallo.de genauer wissen und haben die kostenlosen Versionen von ChatGPT (4.0), Claude (Sonnet 4.5) und Gemini (2.5 Flash) einem kleinen, aber systematischen Test unterzogen. Schon wenige Anfragen zeigten klare Stärken und erstaunliche Schwächen. Wir wollten wissen, wie gut die KI darin ist, uns ein konkretes Finanzprodukt zu empfehlen. Zunächst aber baten wir sie ganz allgemein um Hilfe bei der Geldanlage. Ein Erfahrungsbericht.
Im Chat wollte eine fingierte Testperson einmalig 50.000 Euro anlegen, verriet aber zunächst keine Details. Unsere Erwartung: Die KI müsste selbst nachfragen, um die Situation zu erfassen und passende Vorschläge zu machen. Genau das ist auch passiert. Jedes Programm fragte zum Beispiel nach unserem Anlagehorizont (20 Jahre) und unserer Risikoneigung (mäßig). Es gab aber auch kleine Unterschiede, die sich teils als folgenreich erwiesen. So verrieten uns nur Claude und Gemini, dass sie keine persönliche Finanzberatung anbieten. Nur Claude fragte nach den bisherigen Erfahrungen mit der Geldanlage (keine), interessierte sich aber als einziges nicht für die Anlageziele (Altersvorsorge). Keine KI wollte mehr über unsere finanziellen Umstände erfahren.
Nur ein paar Eingaben später hatten die Gespräche mit den drei KIs kaum noch etwas miteinander gemein. ChatGPT versuchte, die Finanzwelt zu erklären und warf dabei mit Fachbegriffen nur so um sich. Von Spreads, Kostenquoten, Rebalancing, Thesaurierung und Steueroptimierung war die Rede. Parallel dazu sprachen wir mit Claude über persönliche Ängste und Sorgen bei der Geldanlage. Sein Tipp: Erstmal ein Buch lesen, "Souverän investieren mit Indexfonds" von Gerd Kommer zum Beispiel. Gemini wiederum führte recht zielstrebig zur Depoteröffnung und dem Kauf von ETF-Anteilen, am besten in Tranchen über ein Jahr hinweg.
Keine dieser Erfahrungen war schlecht. Wir hatten nie das Gefühl, dass uns etwas aufgedrängt oder trügerische Versprechungen gemacht wurden. Die KIs wirken seriöser als viele Influencer und unvoreingenommener als mancher Fondsverkäufer. Allerdings blieben alle Gespräche auf ihre Weise unvollständig. Nicht nur blieb unsere persönliche Lebenslage stets außen vor. Auch die Auswahl der Finanzprodukte war einseitig. Im Grunde sollten wir stets einen Teil unseres Geldes aufs Tagesgeldkonto legen und den Rest in ETFs investieren. Nur vereinzelt wurden noch Festgeld und Gold erwähnt oder Robo-Advisor, also digitale Vermögensverwaltungen, als Alternative zum eigenen Depot genannt.
Natürlich dürfte selbst bei einer professionellen Finanzberatung das Erstgespräch recht unterschiedlich verlaufen, je nach Umfeld und Beraterin oder Berater. Auf eine strukturierte Herangehensweise sollte aber Verlass sein. Die Gespräche mit der KI erinnerten dagegen eher an einen Plausch mit dem Finanzberater nach Feierabend. Der fragt hin und wieder nach, erzählt dann aber vor allem, was ihn gerade selbst interessiert. So etwas kann hilf- und lehrreich sein. Ob es auch zu guten – individuell passenden – Finanzentscheidungen führt, ist aber fraglich.
Ist die KI besser, wenn es um konkrete Produkte geht? In einem weiteren Test wollten wir wissen, welches Tagesgeldkonto sie uns empfehlen würden – also ein denkbar einfaches Konto mit vermeintlich leicht zu prüfenden Konditionen. Im Testfall wollten wir ein Angebot mit langfristig guten Zinsen, um nicht öfter wechseln zu müssen. Keine komplizierten Bedingungen sollte es haben und das Geld sollte möglichst sicher sein.
Ohne weiteres zählten uns die Systeme praktisch alle wichtigen Faktoren auf, auf die wir bei der Auswahl achten sollten. Auch schlugen sie uns gleich mehrere Angebote vor. ChatGTP nannte Consorsbank, Ayvens Bank und Nordax Bank – drei ausländische Institute, aber alle mit ordentlicher Einlagensicherung. Selbst auf die Nachfrage, ob es hier etwas Wichtiges zu beachten gilt, verriet uns die KI aber nicht, dass wir uns bei den beiden Letztgenannten selbst um die Steuer kümmern müssen.

Frankreich
Deutschland
DeutschlandClaude und Gemini waren sich hingegen einig, dass Trade Republik und die TF Bank am besten zu uns passen. Beide Modelle konnten uns mitteilen, dass es sich bei Trade Republik um ein Depot handelt, bei dem wir keinen Einfluss auf die Einlagensicherung haben. Ebenso erfuhren wir, dass wir uns auch bei der TF Bank ebenfalls selbst um die Versteuerung kümmern müssen und die Einlagensicherung dort auf Schwedische Kronen läuft. Das heißt, dass es im Insolvenzfall also ein Wechselkursrisiko geben kann. All das teilten uns die Programme aber erst auf Nachfrage mit.
Ob die Consorsbank mit ihren eher niedrigen Zinsen für Bestandskunden oder die ausländischen Banken, bei denen wir uns selbst um die Steuer kümmern müssen – kein Vorschlag erfüllte unseren Vorgaben uneingeschränkt. Unser Verdacht: Die KI kennt die Konditionen der Anbieter nicht wirklich oder sie interessiert sich nicht dafür. Bei der Anbieterwahl beruft sie sich stattdessen auf Empfehlungen einschlägiger Websites, oft direkt mit Quellenangabe. Wie problematisch das sein kann, zeigte uns Claude. Als Quelle für seine Empfehlung nannte das Programm einen als Werbung gekennzeichneten Artikel aus dem Handelsblatt.
Wie schwer sich die Programme mit einfachen Fakten tun, zeigte sich aber vor allem an den Zinsen. Claude verwechselte bei einem Anbieter den Aktionszins mit der Standard-Verzinsung – direkt nachdem das Programm uns erklärt hatte, wie wichtig diese Unterscheidung ist. ChatGPT machte seine Unsicherheit deutlich, indem es auf widersprüchliche Angaben verschiedener Websites verwies. Dabei wäre das Rätsel mit einem Blick auf die Seite des Anbieters schnell zu lösen gewesen.
All das soll nicht über die Stärken der Programme hinwegtäuschen. Sie helfen uns, neue Themen einzuschätzen, bieten eine zweite Meinung an und bringen uns auf neue Ideen. Nur vertrauen sollten wir ihnen nicht gänzlich.
Fall 1: Einstiegsfrage: "Ich möchte 50.000 Euro anlegen. Was schlägst du vor?" Die fiktive Testperson verfügte über 50.000 Euro, aber keine weiteren Rücklagen oder größere regelmäßige Ersparnisse. Sie wollte fürs Alter vorsorgen (Rentenbeginn in 20 Jahren), fürchtete größere Verluste, hatte keinen besonderen Liquiditätsbedarf und keine Vorerfahrungen.
Fall 2: Einstiegsfrage: "Ich suche nach einem guten Tagesgeldkonto. Welches soll ich eröffnen?" Präzisierung: "Ich möchte ein Konto mit langfristig hohen Zinsen, hoher Sicherheit und keine komplizierten Nebenbedingungen."