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ETF-Portfolio

Rebalancing: Was ist das?

Andreas Jalsovec
Autor
Aktualisiert am: 09.01.2024

Auf einen Blick

  • Mit ETFs folgt man einem bestimmten Aktienindex. Das nennt man passives Investieren. Von Zeit zu Zeit sollten Anleger aber aktiv werden – mit dem sogenannten Rebalancing.
  • Gemeint ist damit eine Umschichtung des Portfolios nach einer gewissen Zeit. Ziel dabei ist es, die ursprüngliche Gewichtung der Anlagen im Depot wieder herzustellen.
  • Das Rebalancing hilft Ihnen dabei, eine einmal gewählte Anlagestrategie auch langfristig durchzuhalten. Sie sollten dabei aber auch auf die Kosten der Umschichtung achten.
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Das erwartet Sie in diesem Artikel

  1. Bedeutung von Rebalancing
  2. Wie funktioniert Portfolio-Rebalancing?
  3. Rebalancing: So schichten Sie Ihr Depot um
  4. Rebalancing-Intervall: Wie oft ist die Umschichtung nötig?
  5. Welche Rolle spielen die Kosten beim Rebalancing?
  6. Für wen ist Rebalancing sinnvoll?

Vom 1999 verstorbenen Börsenexperten André Kostolany stammt der Satz: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten.“ Kostolany, der durch solche und andere einprägsame Börsensprüche Berühmtheit erlangt hat, wollte damit Anlegern klar machen: Geduld zahlt sich an der Börse aus.

Das gilt vor allem für Anlegerinnen und Anleger, die auf ETFs setzen. Die börsennotierten Indexfonds folgen möglichst genau einem Aktienindex. Wer sie kauft, und dann – wie von Börsenguru Kostolany empfohlen – lange liegen lässt („Buy and Hold“), nimmt langfristig an der Entwicklung der Märkte teil, die der Index abbildet. Ein aktives Management der Wertpapiere im Fonds ist nicht nötig. Die Geldanlage in ETFs wird deshalb auch passives Investieren genannt.

Gelegentlich jedoch sollten Anlegerinnen und Anleger auch beim passiven Investieren aktiv werden. Denn damit die eigene Anlagestrategie langfristig Bestand hat, sollten Sie ihr Depot in regelmäßigen Abständen überprüfen – und im Bedarfsfall umschichten. Man spricht von Rebalancing. Wir erklären Ihnen, worum es dabei geht, wie es funktioniert – und was es für Ihr Depot bringt.

 

Bedeutung von Rebalancing

Ein Wertpapier-Portfolio sollte immer aus mehreren Anlageklassen bestehen. Es enthält etwa bestimmte Anteile an Aktien, Anleihen, Tages- oder Festgeld. Die Zusammensetzung sollten Sie sich gut überlegen: Sie sollte im Idealfall Ihrer persönlichen Risikoneigung entsprechen. Weil sich unterschiedliche Anlagemärkte jedoch auch unterschiedlich entwickeln, verschieben sich die Gewichtungen im Portfolio im Laufe der Zeit.

Dabei schwankt insbesondere der Aktienanteil vergleichsweise stark. Geht es an den Aktienmärkten nach oben, steigen die Kurse der Aktienpositionen im Depot – etwa die der Aktien-ETFs. Ihr Gewicht im Portfolio nimmt zu. Je nachdem, wie stark der Kursanstieg ausfällt und wie lange er dauert, kann so aus einem vorsichtigen oder ausgewogenen Depot schon einmal ein offensives werden. Umgekehrt gewinnen bei sinkenden Aktienkursen die anderen Anlageklassen an Gewicht.

Rebalancing bedeutet nun, dass Sie durch Kauf und Verkauf von Wertpapieren die ursprüngliche Gewichtung im Portfolio wieder herstellen. Damit kommt das Verhältnis von Renditechancen und Risiko wieder in die Balance – daher der Name „Rebalancing“. Es soll dafür sorgen, dass „das eingegangene Risiko langfristig nicht unkontrolliert steigt“, sagt Christian Schneider-Sickert, Chef des Robo-Advisors Liqid.

 

Wie funktioniert Portfolio-Rebalancing?

Um die ursprünglichen Wertverhältnisse im Portfolio wieder herzustellen, müssen Sie Teile jener Anlageklassen verkaufen, die an Wert gewonnen haben. Gleichzeitig stocken sie die Anlageklassen auf, deren Gewicht im Portfolio geschrumpft ist.

Ein einfaches Beispiel zeigt die untenstehende Tabelle. Darin besteht das Portfolio zu Beginn des Anlagezeitraums zu je einem Drittel aus zwei Aktien-ETFs und aus Tagesgeld. Nach einem Jahr sind die Kurse der ETFs gestiegen, die Gewichte der Anlagen haben sich verschoben. Der zweite ETF ist nun zu stark gewichtet, das Tagesgeld zu gering. Um zur ursprünglichen Gewichtung zurückzukehren, müssen Sie Anteile des ETFs im Wert von 1.000 Euro verkaufen und in Tagesgeld umschichten. Konkret sind das 17 Anteile zum Kurs von je 60 Euro.

 

Rebalancing: So schichten Sie Ihr Depot um

Depotaufteilung zum Ausgangsdatum

Anlageklasse Kurs (in Euro) Anzahl der Anteile Betrag (in Euro) Anteil am Depot (in Prozent)
 ETF 1  100  100  10.000  33,3
 ETF 2  50  200  10.000  33,3
 Tagesgeld      10.000  33,3

Depotaufteilung nach einem Jahr (1)

Anlageklasse Kurs (in Euro) Anzahl der Anteile Betrag (in Euro) Anteil am Depot (in Prozent)
 ETF 1  110  100  11.000  33,3
 ETF 2  60  200  12.000  36,4
 Tagesgeld      10.000  30,3

Depotaufteilung nach dem Rebalancing (2)

Anlageklasse Kurs (in Euro) Anzahl der Anteile Betrag (in Euro)  Anteil am Depot (in Prozent)
 ETF 1  110  100  11.000  33,3
 ETF 2  60  183  10.980  33,3
 Tagesgeld      11.020  33,4

(1) nach Kursanstieg bei beiden ETFs; (2) Verkauf von 17 Anteilen von ETF 2; Quelle: Biallo.de

Das Rebalancing funktioniert aber auch ganz ohne Verkauf, wenn Sie über einen Sparplan in einen ETF investieren. Der Verkauf der Anteile ist dabei aber gar nicht nötig. Stattdessen können Sie einfach für ein paar Monate die Sparplanrate aussetzen und das Geld aufs Tagesgeldkonto fließen lassen. Ist die ursprüngliche Gewichtung wieder erreicht, können Sie das ETF-Sparen erneut aufnehmen.

Das Rebalancing ist dabei nicht nur zwischen unterschiedlichen Anlageklassen wichtig. Auch innerhalb einer Anlageklasse wie Aktien oder ETFs sollten die Gleichgewichte regelmäßig aufs Neue überprüft werden. Je mehr Wertpapiere allerdings ein Portfolio enthält, desto komplexer wird das. Bei Robo-Advisors etwa, deren Portfolios oft relativ viele Positionen enthalten, findet das Rebalacing daher automatisiert statt. Ob jedoch das Gesamtverhältnis zwischen der Anlagesumme in einem Robo-Advisor und Ihren anderen Anlagen im Portfolio wie etwa Tages- oder Festgeld noch stimmt – das müssen sie selbst überprüfen.

 

Rebalancing-Intervall: Wie oft ist die Umschichtung nötig?

Eine einfache Regel beim Rebalancing lautet: Einmal im Jahr die Gewichtung im Portfolio überprüfen und gegebenenfalls umschichten – zum Beispiel immer zum Jahresende, dadurch können Sie Ihren jährlichen Sparerpauschbetrag optimal nutzen. Den Zeitraum, in dem die Überprüfung stattfindet, nennt man Rebalancing-Intervall. Sie können es im Grunde beliebig wählen. Je kürzer das Intervall ist, desto teurer wird das Rebalancing jedoch. Denn jeder Kauf und Verkauf eines ETF-Anteils oder einer Aktie kostet Geld. Längere Zeitintervalle dagegen haben den Nachteil, dass sich das Portfolio unter Umständen sehr weit von der Ausgangsgewichtung entfernt.

Neben dem sogenannten zeitabhängigen gibt es daher auch ein wertabhängiges Rebalancing. Dabei schichten Sie immer dann um, wenn der Anteil einer Anlageklasse einen bestimmten Schwellenwert erreicht. Eine Faustregel etwa lautet: Weicht der Anteil um etwa zehn Prozentpunkte vom Ursprungswert ab, sollten Sie umschichten, bis zu fünf Prozentpunkte können Sie tolerieren. Im Beispiel in der obigen Tabelle wäre eine Rebalancing geboten, wenn der Anteil beider ETFs auf gut 75 Prozent steigt.

 

Welche Rolle spielen die Kosten beim Rebalancing?

Das Rebalancing kann bei häufigem Umschichten ins Geld gehen. Das gilt vor allem dann, wenn Ihre Bank oder ihr Broker hohe Gebühren für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren verlangt. Sie sollten daher zuallererst auf ein günstiges Depot mit geringen Orderkosten achten. Generell sollten Sie es mit dem Rebalancing nicht übertreiben, um die Kosten gering zu halten. Gerade bei kleineren Portfolios kann zu häufiges Umschichten einen guten Teil der Rendite auffressen.

Um Kosten zu sparen, kann daher eine Kombination aus zeit- und wertabhängigem Rebalancing sinnvoll sein. Dabei prüfen Sie in regelmäßigen Zeitabständen – zum Beispiel halbjährlich – die Gewichtung im Portfolio. Weichen die Gewichte um mehr als die festgelegten Schwellenwerte ab, schichten Sie um. Falls nicht, lassen sie das Portfolio so weiterlaufen.

Das spart Kosten – und gegebenenfalls Abgeltungssteuer. Diese wird fällig, wenn Sie Wertpapiere mit Gewinn verkaufen und der Ertrag dabei den Kapitalfreibetrag von 1.000 Euro (Singles) oder 2.000 Euro (Ehepaare) im Jahr übersteigt.

 

Für wen ist Rebalancing sinnvoll?

Mit ihrer breiten Streuung dienen gerade ETFs dazu, die Anlagestrategie und damit das Risikoprofil eines Portfolios auf Ihre persönlichen Bedürfnisse abzustimmen. Das Rebalancing hilft dabei, die einmal gewählte Anlagestrategie auch langfristig durchzuhalten. Es verhindert, dass „der kurzfristige Wertverlust einer einzelnen Anlageklasse zur Beunruhigung oder zu waghalsigem Aktionismus verleitet“, sagt Liqid-Chef Christian Schneider-Sickert.

Gleichzeitig sorgt das Rebalancing dafür, dass Sie antizyklisch in die Anlagemärkte investieren: Laufen die Aktienmärkte gut, nehmen sie durch den Verkauf regelmäßig Gewinne mit und verhindern gleichzeitig, dass das Risiko im Portfolio zu groß wird. Laufen die Aktienmärkte hingegen schlecht, kaufen Sie beim Rebalancing Aktien zu vergleichsweise niedrigen Preisen ein.

Dies bedeutet allerdings auch: Bei boomenden Aktienmärkten verzichten Sie bewusst auf Rendite, in einer Baisse kaufen Sie sich dagegen möglicherweise Verluste ein. Das Rebalancing ist daher nichts für offensive Anleger, die in erster Linie auf eine möglichst hohe Rendite zielen.

Vor allem für ETF-Anleger jedoch, die ihr Portfolio langfristig aufstellen möchten, „ist Rebalancing eine elegante und völlig emotionslose Möglichkeit, ein optimiertes Chance-Risiko-Profil zu erzielen“, sagt Anlage-Experte Schneider-Sickert. Und auch auf Rendite müssen Sie damit nicht verzichten. So zeigen Studien: Verglichen mit der reinen „Buy-and-Hold“-Strategie, wie sie Börsenguru Kostolany vorschlägt, kann das Rebalancing den Ertrag langfristig sogar steigern.

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hat als Redakteur für mehrere (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem für das Anlegermagazin Börse Online, die Münchner Abendzeitung, die Schwäbische Zeitung und die Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Neben seiner Tätigkeit für Biallo.de arbeitet er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.

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