Vom 1999 verstorbenen Börsenexperten André Kostolany stammt der Satz: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten.“ Kostolany, der durch solche und andere einprägsame Börsensprüche Berühmtheit erlangt hat, wollte damit Anlegern klar machen: Geduld zahlt sich an der Börse aus.
Das gilt vor allem für Anlegerinnen und Anleger, die auf ETFs setzen. Die börsennotierten Indexfonds folgen möglichst genau einem Aktienindex. Wer sie kauft, und dann – wie von Börsenguru Kostolany empfohlen – lange liegen lässt („Buy and Hold“), nimmt langfristig an der Entwicklung der Märkte teil, die der Index abbildet. Ein aktives Management der Wertpapiere im Fonds ist nicht nötig. Die Geldanlage in ETFs wird deshalb auch passives Investieren genannt.
Gelegentlich jedoch sollten Anlegerinnen und Anleger auch beim passiven Investieren aktiv werden. Denn damit die eigene Anlagestrategie langfristig Bestand hat, sollten Sie ihr Depot in regelmäßigen Abständen überprüfen – und im Bedarfsfall umschichten. Man spricht von Rebalancing. Wir erklären Ihnen, worum es dabei geht, wie es funktioniert – und was es für Ihr Depot bringt.
Bedeutung von Rebalancing
Ein Wertpapier-Portfolio sollte immer aus mehreren Anlageklassen bestehen. Es enthält etwa bestimmte Anteile an Aktien, Anleihen, Tages- oder Festgeld. Die Zusammensetzung sollten Sie sich gut überlegen: Sie sollte im Idealfall Ihrer persönlichen Risikoneigung entsprechen. Weil sich unterschiedliche Anlagemärkte jedoch auch unterschiedlich entwickeln, verschieben sich die Gewichtungen im Portfolio im Laufe der Zeit.
Dabei schwankt insbesondere der Aktienanteil vergleichsweise stark. Geht es an den Aktienmärkten nach oben, steigen die Kurse der Aktienpositionen im Depot – etwa die der Aktien-ETFs. Ihr Gewicht im Portfolio nimmt zu. Je nachdem, wie stark der Kursanstieg ausfällt und wie lange er dauert, kann so aus einem vorsichtigen oder ausgewogenen Depot schon einmal ein offensives werden. Umgekehrt gewinnen bei sinkenden Aktienkursen die anderen Anlageklassen an Gewicht.
Rebalancing bedeutet nun, dass Sie durch Kauf und Verkauf von Wertpapieren die ursprüngliche Gewichtung im Portfolio wieder herstellen. Damit kommt das Verhältnis von Renditechancen und Risiko wieder in die Balance – daher der Name „Rebalancing“. Es soll dafür sorgen, dass „das eingegangene Risiko langfristig nicht unkontrolliert steigt“, sagt Christian Schneider-Sickert, Chef des Robo-Advisors Liqid.