Die Geldanlage in Wertpapieren kann nach unterschiedlichen Strategien erfolgen. Neben der Auswahl einer passenden Diversifikation, sind auch das Kauf- und Verkaufsverhalten sowie die Anlagedauer individuell auszuwählen und entscheidend für die Rendite.
Beispielsweise bauen Anlegerinnen und Anleger ohne viel Kapital ein Vermögen in Form von Aktien, Fonds und ETFs kontinuierlich mittels eines Sparplanes auf. Andere Anlegertypen befürworten das Daytrading um Gewinne schnell zu realisieren. In diesem Artikel stellen wir Ihnen die Anlagestrategie “Buy and Hold” vor, mit der Sie langfristige Investments gestalten können.
Was ist Buy and Hold?
Buy and Hold, also Kaufen und Halten, ist – im Gegensatz zum Daytrading – eine langfristige Anlagestrategie bei der Geldanlage in Wertpapieren. Das Ziel hierbei ist nicht der schnelle Wertzuwachs, sondern die langfristig geplante Wertsteigerung ohne aktives Handeln.
Wie funktioniert die Anlagestrategie und wer hat sie erfunden?
Das Konzept von Buy and Hold ist simpel: Nachdem Wertpapiere gekauft wurden, werden diese ganz bewusst mehrere Jahre und unabhängig von der Marktsituation verwahrt und nicht gehandelt. Somit zählt Buy and Hold zu den passiven Anlagestrategien, da Sie bei dieser Vorgehensweise grundsätzlich den Wertpapiermarkt nicht aktiv beobachten müssen und keine kurzfristigen Gewinne realisieren.
Natürlich existieren Sonderfälle, in denen ein vorzeitiger Verkauf sinnvoll sein kann. Zusammenfassend ist die Buy and Hold-Investmentstrategie als bequem zu beschreiben und eher nicht für ungeduldige Anlegerinnen und Anleger geeignet.
Robert Kirby: Entdecker der Buy and Hold-Strategie
Der Vermögensverwalter Robert Kirby gilt als einer der Entdecker von Buy and Hold. Das Phänomen erkannte er bei einer Kundin, deren Vermögen er verwaltete. Während er für die Kundin immer wieder solide amerikanische Aktien kaufte, tätigte der Ehemann der Kundin genau die selben Transaktionen. Im Gegensatz zu Robert Kirby, der kurzfristige Gewinne durch einige Wertpapierverkäufe realisierte, hielt der Ehemann alle Wertpapiere über mehrere Jahre. Zwar waren in dieser Zeit einige Aktien vollständig wertlos geworden, durch eine ausreichende Diversifikation aber einige Werte gleichzeitig enorm im Wert gestiegen. Dieses führte schließlich dazu, dass die Strategie des Ehemannes die Verwaltung durch Robert Kirby deutlich outperformte.
Benjamin Graham: Erste Publikation der Buy and Hold-Strategie
Im Jahr 1949 veröffentlichte Benjamin Graham den Besteller “The Intelligent Investor”. In dieser Publikation bringt er die Grundidee vor, dass für erfolgreiches investieren nicht ein Expertenwissen, sondern vor allem Geduld und ein langfristiger Ansatz wichtig seien. Außerdem führt er an, dass das das primäre Interesse des Anlegers darin liege, geeignete Wertpapiere zu angemessenen Preisen zu erwerben und zu halten. Alle anderen Investition, das Warten auf perfekte Einstiegszeitpunkte und das Realisieren von kurzfristigen Gewinnen seien eher als Spekulation zu definieren.
Welche Investoren setzen auf die Buy and Hold-Strategie?
Die Buy and Hold-Strategie ist wissenschaftlich belegt und eignet sich daher besonders für Sie, wenn Ihnen ein einfacheres und verlässliches Investment wichtig ist. Ohne Expertenwissen und große Zeiteinsatz können Sie mit Ruhe und Geduld positive Wertentwicklungen erzielen. Einige bekannte Investoren vertreten ebenfalls diesen Investmentansatz:
- Warren Buffett setzt bei all seinen Anlageentscheidungen auf Buy and Hold und beschränkt sich dabei auf qualitative Aktien. Seit mehreren Dekaden hält er beispielsweise Aktien von Coca-Cola oder Apple.
- John “Jack” Bogle, der Gründer von Vanguard, glaubt ebenfalls an diese passive Anlagestrategie. Er äußerte gegenüber dem Nachrichtensender CNBS, dass kurzfristige Wetten kein guter Weg seien und dass beim Halten von Wertpapieren automatisch ein Wachstum ähnlich der Wirtschaft stattfinden werde.
- Der Börsenexperte André Kostolany betonte ebenfalls immer wieder den Nutzen einer langfristigen Anlagedauer. Sein bekanntestes Zitat in diesem Zusammenhang ist: “Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.”
Vorteile der Buy and Hold-Strategie
Die Buy and Hold-Strategie bringt einige Vorteile mit sich und hat sich vielfach bewiesen. Diese Form des Investments ist sehr bequem und simpel, da nach der Auswahl und dem Kauf von qualitativen Wertpapieren keine Handlung mehr erforderlich ist. Folglich lässt sich diese Strategie leicht befolgen und setzt kein tägliches Auseinandersetzen mit den Aktienmärkten voraus.
Außerdem sparen Sie Ordergebühren, da im Vergleich zum Daytrading nicht mehrere Transaktionen am Tag stattfinden. Diese niedrigen Kosten haben im weiteren Verlauf somit keine großen negativen Auswirkungen auf die Rendite. Zusätzlich profitieren Sie bei einem langfristigen Investment grundsätzlich von regelmäßigen Dividendenzahlungen und einem kontinuierlichen Wachstum.
Herausforderungen und mögliche Nachteile der Strategie
Leider ist die Buy-and-Hold-Strategie auch kein Allheilmittel und somit existieren einige Herausforderungen. Sofern Sie einen kurzfristigen Anlagehorizont haben, Sie zwischenzeitlich keine roten Zahlen auf Ihrem Depotauszug vertragen können oder aktiv am Wertpapiermarkt handeln wollen, ist Buy and Hold nicht für Sie geeignet. Zusätzlich müssen Sie finanziell so aufgestellt sein, dass Sie selbst bei unvorhergesehen Kosten keine Wertpapiere verkaufen müssen und somit die Strategie weiter verfolgen können.
Außerdem lässt sich dieses Investitionsschema nicht auf alle Wertpapiere anwenden. Besonders unsichere und spekulative Wertpapiere eignen sich nicht fürs lange Halten, sondern eher für kurzfristige Strategien und somit fürs Daytrading. Daher kann es auch sinnvoll sein, langfristig geplante Investitionen bei großen Wertentwicklungen schon nach kurzer Zeit (teilweise) zu verkaufen, um die Gewinne zu realisieren.