Angst vor dem Trump-Crash: Wie gut schützt Gold in der Krise?
Andreas Jalsovec
Redakteur
Aktualisiert am: 04.04.2025
Auf einen Blick
In der Krise flüchten Anleger in Gold. Das Edelmetall gilt in schweren Zeiten als "sicherer Hafen". Das wird auch nach dem jetzigen Zoll-Schock durch US-Präsident Donald Trump deutlich.
Tatsächlich zeigt unsere Analyse: Gold schneidet bei großen Crashs besser ab als der Deutsche Aktienindex.
Gleichzeitig sind Aktien langfristig oft die bessere Anlage. Was das für Anleger bedeutet – und wann sie am besten auf Gold setzen sollten.
Wenn Anleger die Köpfe einziehen, setzt Gold zum Höhenflug an. Das hat sich auch nach dem Zoll-Schock gezeigt, mit dem US-Präsident Donald Trump jetzt die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt hat. Kaum hatte Trump in der Nacht zum Donnerstag (03. April 2025) seine drastischen Vergeltungszölle angekündet, erreichte der Goldpreis ein neues Allzeithoch bei knapp 3.170 US-Dollar. Danach sackte der Kurs zwar wieder etwas ab. Am Aufwärtstrend für das Edelmetall dürfte sich aber vorerst wenig ändern.
Ist die weltpolitische Lage unsicher, flüchten Anleger stets in Gold. Und die weltweite Unsicherheit wird nach den Ankündigungen Trumps in den kommenden Wochen und Monaten anhalten. Am Freitag nach der Zoll-Ankündigung stürzten die Börsen regelrecht ab. In solchen Zeiten gilt Gold für Investoren als "sicherer Hafen" – sei es wegen drohender Handelskonflikte, wegen Krieg oder hoher Inflation. Doch wie gut schützt Gold wirklich in der Krise? Und wie schneidet es langfristig ab – etwa im Vergleich zu Aktien? Wir haben die Krisenresistenz des Edelmetalls analysiert – und sagen Ihnen, ob es sich jetzt lohnt, auf Gold zu setzen.
Warum steigt der Goldpreis in der Krise?
Gold gilt seit jeher als Tauschmittel mit hohem Wert. Während Aktien, Anleihen oder Währungen bei einem Crash im Extremfall wertlos werden können, hat Gold immer einen Preis. Dafür sorgt das begrenzte Vorkommen des Edelmetalls: Gold lässt sich nicht beliebig vermehren. Viele Anleger sehen deshalb darin einen Schutz vor hoher Inflation und Wertverlust.
Tatsächlich hat Gold im Laufe der Jahrhunderte Krisen, Kriege, Staatspleiten und wirtschaftliche Depressionen überstanden. Selbst wenn sein Preis manchmal drastisch schwankt: Angst vor einem Totalverlust müssen Anleger bei Gold nicht haben. Das fördert seinen Ruf als krisenfeste Anlage. In schwierigen Zeiten steigt daher die Gold-Nachfrage – und treibt den Preis nach oben.
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Wie schlägt sich Gold in Krisenzeiten?
Doch wie stark fällt der Anstieg des Goldpreises dabei aus – und wie schneidet das Edelmetall etwa im Vergleich zu den Aktienmärkten ab? Um das herauszufinden, hat Biallo.de fünf große Börsenkrisen unter die Lupe genommen. Sie sind in der Grafik eingezeichnet:
Entwicklung des Goldpreises in Krisen
Quelle: Tradingview.com
Verglichen haben wir die Entwicklung des Goldpreises und des Deutschen Aktienindex (Dax) während der Crashs. Der Zeitraum beginnt jeweils mit dem Anfang des Jahres, in dem die Krise stattfand und endet mit dem letzten Börsentag des Jahres, in dem sich die Aktienmärkte wieder erholten.
Das Ergebnis der Auswertung ist eindeutig: In allen fünf Krisen ließ der Goldkurs (gerechnet in Euro) das deutsche Börsenbarometer deutlich hinter sich:
Gold schlägt Dax
Börsen-Krise
Betrachteter Zeitraum
Rendite
Dax
Gold
Schwarzer Montag
30.12.1986 - 30.12.1987
-30,18%
2,63%
Dotcom-Blase und Anschläge auf das WTC*
30.12.1999 - 28.12.2001
-25,73%
8,52%
US-Immobilienkrise und Lehman-Pleite
28.12.2006 - 30.12.2008
-27,25%
27,81%
Euro-Schuldenkrise
30.12.2010 - 28.12.2012
10,10%
18,45%
Corona-Krise und Ukraine-Krieg
30.12.2019 - 29.12.2023
26,44%
38,12%
*WTC - World Trade Center; Gold-Schlusskurse in Euro, Dax-Schlusskurse auf Xetra; bessere Performance jeweils gefettet; Quellen: Börse Frankfurt, Gold.de, biallo.de
Besonders klar schlägt Gold den Dax in den ersten drei Krisen: Während deutsche Aktien ins Minus rutschten, konnten Anlegerinnen und Anleger mit Gold Gewinne machen. Auch wer in der Euro-Schuldenkrise und der Corona- und Ukraine-Krise auf das Edelmetall setzte, fuhr ein deutliches Plus ein. Zwar erzielten auch Aktien-Anleger in diesen Phasen Gewinne. Sie fielen aber geringer aus als beim Gold.
Gold oder Dax: Was ist langfristig besser?
Verglichen mit Aktien zeigt sich Gold damit in Krisenzeiten erstaunlich stabil. Das muss jedoch nicht heißen, dass es auch langfristig besser ist, auf Gold zu setzen. Die folgende Tabelle vergleicht die Entwicklung von Gold und Dax auf lange Sicht.
Dax schlägt Gold
.
Zeitraum
Rendite
Jahrzehnte
-
Dax
Gold
1980 - 1989
28.12.1979 - 29.12.1989
259,66%
-6,69%
1990 -1999
28.12.1989 - 30.12.1999
288,64%
-18,40%
2000 -2010
30.12.1999 - 30.12.2009
-14,38%
162,71%
2010 - 2020
30.12.2009 - 30.12.2019
122,39%
77,71%
Längere Zeiträume
-
-
-
1980 - heute*
28.12.1979 - 02.04.2025
4.398,05%
713,23%
1990 - heute
28.12.1989 - 02.04.2025
1.150,63%
771,69%
2000 - heute
30.12.1999 - 02.04.2025
221,79%
896,56%
*Stichtag: 02.04.2025; Gold-Schlusskurse in Euro, Dax-Schlusskurse auf Xetra; bessere Performance jeweils gefettet; Quellen: Börse Frankfurt, Gold.de, biallo.de
In der Mehrzahl der betrachteten Zeiträume hätten Anlegerinnen und Anleger dabei mit Dax-Aktien ein besseres Geschäft gemacht als mit einer Investition in Gold. Besonders klar fällt der Unterschied im längsten Zeitraum aus: Wer Anfang 1980 Geld in den Dax investierte, hat den Betrag bis heute mehr als vervierzigfacht. Goldanleger strichen dagegen "nur" gut das Siebenfache ein.
Die Tabelle zeigt aber auch: Selbst langfristig kann die Krisenresistenz von Gold durchschlagen. So waren die Jahrzehnte seit der Jahrtausendwende gleich von vier tiefen Krisen geprägt. Das schlägt sich im Goldpreis nieder: Seit dem Jahr 2000 verzeichnete er ein Plus von fast 900 Prozent. Dax-Anleger mussten sich im selben Zeitraum mit einem Gewinn von gut 200 Prozent begnügen.
Sollten Anleger in der Krise Gold kaufen?
Gold zeigt seinen Wert vor allem in großen Krisen: Dann steigt der Kurs des Edelmetalls und lässt die Aktienmärkte regelmäßig hinter sich. Einiges spricht dafür, dass dies auch in der jetzigen Krise so sein wird. Die weltweite Unsicherheit und die Angst vor höherer Inflation wegen der protektionistischen Politik der US-Regierung sind ein guter Nährboden für weiter steigende Goldpreise.
Theoretisch könnten Anleger daher versuchen, zu Beginn der Krise auf Gold zu setzen – und es wieder zu verkaufen, wenn sich die Märkte beruhigen. In der Praxis ist ein solches "Market Timing" aber sehr schwer – und riskant. Denn auch in Krisen wird es beim Goldpreis immer wieder starke Ausschläge nach unten geben, mit dem Risiko starker Verluste.
Unsere Analyse zeigt: Langfristig ist es in Krisen oft besser, auf Aktien statt auf Gold zu setzen. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Gewinne beim Gold ausnahmslos auf den Anstieg des Goldpreises zurückgehen. Anders als Aktien wirft Gold keine Dividenden ab. Um Gold in der Krise zu schlagen, brauchen Anlegerinnen und Anleger aber einen langen Atem: Sie sollten für mindestens zehn oder mehr Jahre investieren. Und: Bei dauerhaften Krisen kann Gold auch langfristig eine gute Wahl sein.
Unterm Strich ist es daher durchaus sinnvoll, einen Teil seines Geldes in Gold zu investieren. Denn die Krisenresistenz des Edelmetalls stabilisiert das Depot. Das gilt vor allem, wenn es an den Aktienmärkten kracht; Gold senkt das Risiko hoher Verluste im Crash.
Der Anteil von Gold im Depot hängt dabei von der Risikoneigung und der Risikoeinschätzung der Anleger ab. Wer etwa fürchtet, dass die jetzige Krise länger dauert und eher noch schlimmer wird, kann einen höheren Goldanteil anstreben – beispielsweise bis zu 15 Prozent des Depots. Sehen Anlegerinnen und Anleger die längerfristige Entwicklung dagegen eher positiv, dürfte ein Gold-Anteil von fünf oder zehn Prozent ausreichen.
Wie können Anleger in Gold investieren?
In welcher Form Sie auf das Edelmetall setzen sollten, hängt von Ihrer Risikoeinschätzung ab: In einem weiteren Ratgeber zeigen wir Ihnen, wie Sie in Gold investieren können: Mit Barren, Münzen oder sogenannten Gold-ETCs – also Wertpapieren, die den Goldpreis nachbilden.
Wer sich gegen einen großen Crash absichern will, wird um physisches Gold wie Münzen oder Barren nicht herumkommen – und das in möglichst kleinen Einheiten. Denn im Extremfall müssen Sie das Edelmetall auch eintauschen können. Setzen Sie dagegen auf Gold als Wertpapier, brauchen Sie ein Depot. Den passenden Anbieter finden Sie in unserem Depotvergleich (siehe Tabelle unten):
Hat als Redakteur in mehreren (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem beim Anlegermagazin Börse Online, bei der Münchner Abendzeitung, der Schwäbischen Zeitung und der Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Vor seinem Wechsel zu Biallo.de war er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung tätig.