





Auf einen Blick
Das auslaufende Börsenjahr 2019 brachte nicht nur sehr volatile Märkte, sondern bislang im Jahresvergleich ein sattes Plus von rund 25 Prozent beim Dax. Die übliche Jahresendrallye könnte deshalb in diesem Jahr ausfallen.
"Die Jahresendrallye hat ja faktisch schon stattgefunden. In der Tat haben wir die Mischung aus einem stark überhitzten Markt und der Not vieler Investoren, nicht dabei zu sein", sagt Fondsmanager Dirk Müller, der wegen seiner früheren Tätigkeit als Kursmakler im Frankfurter Handelssaal den Spitznamen "Mr. Dax" trägt. "Welcher dieser Schmerzen sich in den verbleibenden Wochen des Jahres als der größere herausstellt, lässt sich nicht vorhersagen."
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Nach Auffassung des Börsenexperten kommt es derzeit aber ohnehin nicht auf ein mögliches kleines Plus zum Jahresausklang an: "Was viele nicht verstehen: In diesen Tagen geht es nicht um ein paar Prozent Gewinn, es geht darum, in den kommenden zwei Jahren nichts zu verlieren! Und somit die Ressourcen zu haben, dann zu kaufen, wenn es billig wird. Das ist meine Strategie." Müller sieht nämlich wie der Großteil der Börsen-Szene das Ende der elfjährigen Börsen-Hausse seit der Finanzkrise kommen.
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"Die realwirtschaftliche Situation ist auf dem Weg nach unten und der Konflikt um die Weltmacht – es ist kein Handelskonflikt – zwischen USA und China wird sich weiter zuspitzen. Die Folgen dieses Konfliktes für die Weltwirtschaft und die Aktienmärkte werden nach meiner Einschätzung weit heftiger ausfallen als das heute vielerorts wahrgenommen wird", warnt Müller. Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl könne es zu einem begrenzten "Waffenstillstand" zwischen den USA und China kommen, deshalb sei der genaue zeitliche Start der Krise nicht vorherzusagen.
Ähnlich sieht es auch Crash-Prophet Max Otte: "Es kann noch eine Zeitlang weitergehen mit der Hausse, aber auch schnell zur Kernschmelze kommen", sagt der frühere Wirtschaftsprofessor und jetzige Fondsmanager. "In jedem Fall mehren sich die Anzeichen für eine Rezession und die Risiken steigen."
Otte wird deshalb vorsichtiger in seiner Asset-Auswahl und setzt in seinem Vermögensbildungsfonds neben großen Technologie-Titeln wie Google oder Apple auch auf konsumnahe IT- und Kommunikationsfirmen wie Vodafone. Dividendenstarke und stabile Titel – wie der finnische Versicherer Sampo – hält Otte für Privatanleger in der derzeitigen Situation ebenfalls für empfehlenswert.
Auch Dirk Müller setzt bei der Anlage trotz aller Risiken weiterhin auf Aktien. Auch wenn Top-Investoren wie Warren Buffett in Zeiten überteuerter Aktienkurse lieber Cash horten. "Mir sind selbst die Cash-Bestände zu gefährlich, denn bei Bankenpleiten wie 2008 würden die Gelder auf den Konten nach jetziger Rechtslage als 'Bail-In' zur Bankenrettung eingezogen."
Deshalb ist Müller mit seinem Premium Aktien Fonds in substanzstarken Unternehmen investiert, "die ein starkes Geschäftsmodell und wenig Schulden haben und auch nach jeder Krise noch existieren sollten". Zusätzlich würden die Anlagen in "diesen gefährlichen Zeiten" gegen Kurs-Einbrüche abgesichert.
Auch Gold gehört laut Müller "zum ruhig Schlafen" in das Portfolio jedes Anlegers. Otte empfiehlt, den Gold-Anteil beim Investment schrittweise hochzufahren: "Am Ende sollten es zwischen zehn und 30 Prozent für echte Goldfans sein." Generell sei eine vernünftige Streuung in verschiedene Aktien und andere Anlagearten die beste Strategie, um möglichst unbeschadet aus dem nahenden Aktien-Beben herauszukommen.
Und was erwartet uns nun 2020? Dirk Müller hat dazu eine klare Meinung: "Ein US-Präsident, der ein hohes Interesse daran hat, seine Wiederwahl nicht durch einbrechende Aktienkurse zu gefährden, trifft auf politische Gegner, denen genau daran gelegen ist", sagt der Börsenexperte. "Dazu kommt eine stark negative realwirtschaftliche Entwicklung. In der Folge erwarte ich extrem volatile Märkte je näher die Präsidentschaftswahl rückt und sehr große Gefahren für die Aktienkurse spätestens nach der Präsidentschaftswahl."
Biallo-Tipp: Anleger sollten sich von der guten Börsenstimmung im Moment nicht blenden lassen und nur vorsichtig Positionen aufbauen. Am besten eignet sich unserer Meinung nach ein ETF-Sparplan, um langfristig Vermögen aufzubauen. Mit einem ETF auf den MSCI World Index streuen Sie das Risiko auf 1.600 Aktien aus 23 Industrienationen. Tagesgeld und kurzlaufendes Festgeld gehören als Liquiditätssicherung nach wie vor dazu. Wer seine Geldanlage nicht selbst gestalten will oder kann, für den sind die Robo-Advisor eine Alternative. Wie sich die digitalen Vermögensverwalter im Moment schlagen, erfahren Sie in unserem Performance-Vergleich.