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Zinspolitik

EZB legt Zinspause ein: Wo Sparer jetzt noch Schnäppchen machen können

Andreas Jalsovec
Redakteur
Veröffentlicht am: 18.07.2024

Ohne Änderung in die Sommerpause: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei Ihrer Sitzung am Donnerstag den Leitzins unverändert gelassen. Er liegt weiterhin bei 4,25 Prozent. Der Satz für die sogenannten Einlagefazilität, zu dem Banken über Nacht Geld bei der EZB parken, bleibt bei 3,75 Prozent. Die meisten Experten hatten das erwartet. Die EZB will erst einmal abwarten, wie sich Inflation und Konjunktur in der Eurozone entwickeln. Der Preisdruck sei „weiterhin hoch“, heißt es in einer Mitteilung der EZB. Die Notenbank rechnet damit, dass die Inflation „bis weit ins nächste Jahr über dem Zielwert“ von zwei Prozent bleiben dürfte.  

Viele Geldhäuser haben die Zinsen schon gesenkt – einige aber auch erhöht

Bei ihrer vorherigen Sitzung am 6. Juni hatte die EZB erstmals seit fünf Jahren die Leitzinsen gesenkt. Das hat auch bei den Sparzinsen Wirkung gezeigt. So zeigt eine aktuelle Analyse von biallo.de: Seit der EZB-Sitzung im Juni haben Banken und Sparkassen 85-mal beim Tagesgeld und 225-mal beim Festgeld die Zinsen gesenkt. Untersucht wurden dabei mehr als 700 Tagesgeld- und gut 800 Festgeld-Angebote (siehe Grafik).

So haben sich die Tagesgeldzinsen nach dem EZB-Zinsentscheid entwickeltSo haben sich die Festgeldzinsen nach dem EZB-Zinsentscheid entwickelt.

Die Analyse zeigt aber auch: Es gibt noch immer Banken und Sparkassen, die trotz gesunkener Leitzinsen die Zinsen erhöhen. Das trifft auf 15 Angebote beim Tagesgeld und 63 Angebote beim Festgeld zu. Zinserhöhungen kommen dabei am häufigsten bei den überregionalen Banken vor. Bei den Zinssenkungen liegen beim Festgeld Sparkassen und Genossenschaftsbanken fast gleichauf. Beim Tagesgeld gab es die meisten Zinssenkungen bei überregionalen Banken.

Auch die Topzinsen bei Sparanlagen sinken – aber nur moderat

Die Senkungen fallen dabei allerdings in der Regel moderat aus. Zinsjäger können sich daher trotz niedrigerer Leitzinsen oft noch immer gute Konditionen für verschiedene Laufzeiten sichern. Das macht auch ein Vergleich der jeweils zehn besten Anbieter bei Tagesgeld und Festgeld vor und nach der Leitzinssenkung deutlich (siehe Tabelle). Insgesamt sind demnach im Durchschnitt die Zinsen bei den Top Ten Anbietern lediglich um 0,02 bis 0,08 Prozentpunkte zurückgegangen (Anlagebetrag: 10.000 Euro).  

Die besten Anbieter vor der EZB-Zinssenkung¹

Art der Geldanlage Anbieter mit dem höchsten Zins Durchschnitt Top Ten Anbieter
Tagesgeld Bestandskunden WillBe*: 3,80 % 3,26 %
Tagesgeld Neukunden Bigbank*: 3,85 % 3,77 %
Festgeld 1 Jahr Bigbank*: 3,60 % 3,48 %
Festgeld 2 Jahre Bigbank*: 3,60 % 3,40 %
Festgeld 5 Jahre Leaseplan Bank: 3,35 % 3,09 %

Die besten Anbieter aktuell²

Art der Geldanlage Anbieter mit dem höchsten Zins Durchschnitt Top Ten Anbieter
Tagesgeld Bestandskunden FCM Bank: 3,58 % 3,19 %
Tagesgeld Neukunden IKB*: 3,80 % 3,72 %
Festgeld 1 Jahr Isbank*: 3,60 % 3,46 %
Festgeld 2 Jahre Leaseplan Bank: 3,45 % 3,32 %
Festgeld 5 Jahre Leaseplan Bank: 3,35 % 3,07 %

¹Stichtag 31.05.2024; ²Stichtag 17.07.2024; Anlagezeitraum Tagesgeld 3 Monate; Anlagebetrag 10.000 Euro; Anbieter mit mindestens guter Sicherheit; beste Anbieter nach Zinshöhe; Quelle: Tagesgeld- und Festgeld-Vergleich auf biallo.de.

Den stärksten Rückgang gab es im Schnitt beim Festgeld mit einer Laufzeit von zwei Jahren (minus 0,08 Prozentpunkte). Nahezu unverändert blieben dagegen die Durchschnittszinsen beim einjährigen und beim fünfjährigen Festgeld (jeweils minus 0,02 Prozentpunkte).

Bei diesen Laufzeiten blieb auch der Spitzenzins jeweils gleich: Für einjähriges Festgeld zahlt derzeit die Isbank* den besten Zins mit 3,60 Prozent – bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro. Dort lag der Zins auch vor der EZB-Zinssenkung. Wer mindestens 20.000 Euro anlegt, kann bei der SBI Frankfurt* sogar noch einen besseren Zins ergattern: Sie zahlt ab dieser Mindestanlagesumme 3,80 Prozent.  

Weiterer Pluspunkt: Beide Banken sind neben der gesetzlichen Einlagensicherung auch freiwillig über den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken angeschlossen. Dadurch beläuft sich die zusätzliche Sicherungsgrenze jeweils auf bis zu fünf Millionen Euro pro Sparer.

Bei einer Laufzeit von fünf Jahren liegt unverändert die Leaseplan Bank mit 3,35 Prozent vorne. Aber auch beim Tagesgeld für Neukunden können Sparerinnen und Sparer noch gute Zinsen abstauben: Hier bietet die IKB* derzeit 3,80 Prozent für drei Monate garantiert. Ab dem vierten Monat greift der variable Bestandskundenzins, der aktuell bei 2,00 Prozent liegt.  

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Nach guten Angeboten Ausschau halten

Wer daher gezielt Ausschau hält, kann trotz der Aussicht auf sinkende Leitzinsen nach wie vor gute Angebote finden. Sparerinnen und Sparer sollten dabei die Laufzeiten jeweils so wählen, dass es zu Ihren Bedürfnissen passt. Wer also etwa im Sommer nächsten Jahres eine größere Anschaffung plant, für den ist einjähriges Festgeld eine gute Wahl. Wer das Geld erst längerfristig einplant, wählt fünf Jahre. Und wer kurzfristig Geld flüssig braucht, sucht einen guten Tagesgeldanbieter. Wer Liquidität und feste Zinsen kombinieren willen, kann das mit einer Zinstreppe erreichen.

Wie aber geht es weiter mit den Zinsen? Die EZB machte am Donnerstag klar, sie werde „die Leitzinsen so lange wie erforderlich ausreichend restriktiv halten“, um die Inflation auf zwei Prozent zu drücken. Vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) regelmäßig befragten Ökonomen rechnen mit zwei weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr, voraussichtlich im September und Dezember. Wie stark diese ausfallen werden – da sind sich die Experten jedoch uneins. Für wahrscheinlich halten sie einen Leitzins zwischen 3,00 und 3,75 Prozent am Jahresende. Das würde für die Top-Zinsen beim Tagesgeld und Festgeld bedeuten: Sie bleiben deutlich höher als die Inflationsrate in Deutschland. Sie lag im Juni bei 2,2 Prozent.  

Biallo-Tipp: Im Interview mit dem ARD-Nachrichtenkanal “tagesschau24” gibt unser Chefredakteur Sebastian Schick seine Einschätzung zur weiteren Entwicklung der Spar- und Bauzinsen.

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Über den Redakteur Andreas Jalsovec

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Hat als Redakteur in mehreren (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem beim Anlegermagazin Börse Online, bei der Münchner Abendzeitung, der Schwäbischen Zeitung und der Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Vor seinem Wechsel zu Biallo.de war er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung tätig.

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