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Auf einen Blick
Ein zweistelliger Milliardenbetrag fließt in Deutschland in ethisch-ökologische Geldanlagen. Die Renditen sind Studien zufolge in vielen Fällen vergleichbar mit jenen konventioneller Finanzprodukte oder sogar besser. Und das Angebot nimmt zu. Ob Aktien, Fonds oder Sparanlagen – bei allen Anlageformen gibt es nachhaltige Alternativen.
Doch der Markt ist unübersichtlich und intransparent. Es existieren keine einheitlichen Regeln oder Standards, weshalb „nachhaltig“ bleiben soll. Jeder Anbieter kann das nach Belieben auslegen.
Hinzu kommt, dass ethische und ökologische Aspekte von Investments in der Regel nicht Thema in Anlageberatungsgesprächen sind. Worauf sollten Sparer achten, die – neben Rendite, Sicherheit und Liquidität – Nachhaltigkeitskriterien ins Kalkül einbeziehen wollen?
Umweltzerstörung, Kinderarbeit, Herstellung international geächteter Waffen: Mehr und mehr Investoren legen Wert darauf, dass ihr Geld nicht schmutzigen Geschäften dient. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) weist für 2018 ein Anlagevolumen in Höhe von 219 Milliarden Euro für Finanzprodukte in Deutschland aus, die ökologische und soziale Kriterien im engeren Sinne erfüllen. Das sind 28 Prozent mehr als im Vorjahr.
Seit zehn Jahren wächst dieser Nischenmarkt stärker als der konventionelle. Nach wie vor aber handelt es sich um einen kleinen Markt. Der Bundesverband Investment und Asset Management verzeichnet für 2018 bei Fonds und Vermögensverwaltungsmandaten ein Gesamtvolumen von 2,95 Milliarden Euro. Auf nachhaltige Fonds und Mandate entfallen im selben Zeitraum 133,5 Milliarden Euro, umgerechnet 4,5 Prozent. Das Plus gegenüber 2017 beziffert die FNG auf 41 Milliarden – so viel wie noch nie zuvor.
Dieses Geld verteilt sich größtenteils auf Unternehmensanleihen, danach folgen die Assetklassen Aktien und Staatsanleihen. Rund sieben Prozent stammen von privaten Anlegern, 93 Prozent von institutionellen. Investoren sind allen voran kirchliche Institutionen und Wohlfahrtsverbände sowie Versicherungsunternehmen und öffentliche Pensionsfonds.
In nachhaltige Publikumsfonds stecken – Vermögen von privaten und institutionellen Investoren addiert – nach Angaben des Branchenverbands BVI bereits 31 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie vor fünf Jahren.
Der Anteil der Investitionen privater Anleger ist daher gering, das Anlagevolumen steigt kontinuierlich. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate in den letzten 13 Jahren beträgt laut FNG acht Prozent; bei institutionellen Anlegern sind es 35 Prozent.
Auf ethische Investments spezialisierte Vermögensberater geben sich Hoffnungen. „Die Tendenz, dass Kleinanleger nach Nachhaltigkeitskriterien fragen, verstärkt sich“, sagt Thomas Grimm von Ökofinanz 21, einem bundesweiten Berater-Netzwerk. „Das baut sich zu einer Welle auf, die zum Mainstream wird“, prophezeite er.
Mehr Geld auf dieser Welle schwimmt bereits in der Schweiz. Für 2018 bilanzierte das FNG ein Marktvolumen in Höhe von 233 Milliarden Euro. Stark gefragt sind nachhaltige Investmentfonds, das Anlagevolumen ist im letzten Jahr um mehr als das Doppelte gestiegen. Ein Drittel des Kapitals in Fonds und Mandate pumpt der Schweizer private Anleger in den Markt, im Schnitt jährlich 55 Prozent mehr. Für das Anlagevolumen institutioneller Anleger errechnet sich eine durchschnittliche Wachstumsrate von 64 Prozent.
In Österreich beläuft sich der Marktanteil privater Investoren auf 20 Prozent Fast vier Milliarden Euro haben sie 2018 nach ethischen Kriterien angelegt. Das Gesamtvolumen nachhaltiger Geldanlagen liegt in der Alpenrepublik bei 22 Milliarden Euro.
Am deutschen Kapitalmarkt versucht man, die Entwicklung anzuschieben. Der größte Handelsplatz-Betreiber, die Deutsche Börse AG, hatte 2017 die Initiative „Accelerating Sustainable Finance“ ins Leben gerufen. Die Initiative ist im „Green and Sustainable Finance Cluster Germany“ aufgegangen. Das GSFC-Germany wird unterstützt von Marktakteuren wie Deutscher Bank, Commerzbank, Deka, DZ-Bank oder PNB-Paribas, aber auch von Nichtregierungsorganisationen sowie Handeln aus Politik und Finanzwissenschaft. Ziel sei es, „nachhaltige Lösungen und neue Strukturen“ zu entwickeln, sagt GSFC-Geschäftsführerin Kristina Jeromin. „Letztendlich müssen Nachhaltigkeitsaspekte selbstverständlicher Bestandteil von Unternehmertum und Investitionsstrategien werden.“
Ein Grund, weshalb der Trend zum Kleinsparen noch kaum erreicht wird: In Beratungsgesprächen sind ethisch-ökologische Aspekte selten Thema. Die große Mehrheit der Finanzberater und -vermittler sprechen das von sich aus nicht an – sie müssen es nicht. „Es gibt nur wenige, die sich damit auskennen“, sagt Thomas Grimm.
Auch hält längst nicht jedes Finanzprodukt, das als nachhaltig angepriesen wird, was der Anbieter verspricht. Für Schlagzeilen sorgt immer wieder Greenwashing, das Vortäuschen von Umweltstandards. „Grün ist nicht gleich grün“, sagt Grimm. Doch „jeder hellgrüne Fonds ist noch besser als ein klassischer“. Vorausgesetzt natürlich, die Rendite stimmt.
Schwung in den Markt gebracht hat die Europäische Kommission. Sie hat 2018 Gesetzgebungsvorhaben für nachhaltiges Finanzwesen auf den Weg gebracht. Der Aktionsplan der EU beinhaltet zehn Maßnahmen. Dazu zählt unter anderem, dass die Nachhaltigkeit von Investments in der Anlageberatung thematisiert werden soll. Ferner sollen entsprechende Offenlegungspflichten für Banken und andere Finanzdienstleister gelten. Vorgesehen ist auch ein System zur Klassifizierung nachhaltiger Geldanlagen, das Verbrauchern die Orientierung am Markt erleichtert. Ziel ist es, die verschiedenen Regelungen ab Mitte 2020 in die Praxis umzusetzen.
Nachhaltigkeit schließt drei Kriterienkategorien ein, abgekürzt mit ESG. Das Kürzel steht für Environmental, Social, Governance – Umwelt, Soziales, Unternehmensführung. ESG-Kriterien werden auf unterschiedliche Art und Weise bei Finanzprodukten berücksichtigt. Die Verbraucherzentrale Bremen unterscheidet vier grundlegende Anlagesätze.
Negativkriterien : Durch sie wird ein Geldfluss in bestimmte Firmen, Branchen oder Staaten ausgeschlossen. Die aktuell bedeutendsten Negativkriterien am Markt sind Waffenproduktion und -handel, Menschenrechtsverstöße und Arbeitsrechtsverletzungen. Staaten werden von Investitionen bedroht, wenn dort etwa ein Diktator registriert oder Korruption blüht.
Positivkriterien : Sie dienen dazu, Kapital gezielt in nachhaltig wirtschaftende Unternehmen, Branchen oder Länder zu lenken. Zum Beispiel ins Geschäft mit erneuerbaren Energien, in die Entwicklung medizinischer Produkte oder die ökologische Produktion von Nahrungsmitteln. Auch soziales Engagement und verbraucherfreundliche Unternehmenspolitik zählen zu diesen Kriterien.
Eine ähnliche Strategie liegt „Themenfonds“ zugrunde. Deren Portfolio umfasst immer nur Wertpapiere zu einem bestimmten Anlagethema wie etwa nachwachsende Rohstoffe, Medizintechnik oder Wasserversorgung.
„Best-in-Class “: Dieser Ansatz zielt darauf ab, in die „Klassenbesten“ einer Branche zu investieren – jene Unternehmen, deren soziales und ökologisches Engagement die Maßstäbe setzen. Das soll den Wettbewerb in einzelnen Branchen in puncto ESG fördern. Keine Branche wird grundsätzlich gemieden.
„Engagement “: Davon ist die Rede, wenn Großaktionäre wie Banken, Versicherungen oder Investmentgesellschaften in Unternehmen Einfluss nehmen, um ESG-Standards zu etablieren. Seit langer Zeit praktiziert wird das in den USA, vor allem in sozialen Fragen. Auch in Skandinavien, Frankreich, Belgien und den Niederlanden ist „Engagement“ von Aktionären bereits weit verbreitet. Ein Thema, um das es zunehmend geht, ist der Klimawandel.
Neben diesen vier gibt es noch weitere Ansätze. Sie alle spielen je nach Anlageform und Anbieter eine unterschiedliche Rolle. Mal wird ein Ansatz verfolgt, mal werden mehrere kombiniert, mal sind es einige wenige, mal Dutzende ESG-Kriterien, die angewandt werden. Ethisch-ökologische Fonds basieren auf Nachhaltigkeitsratings der einzelnen Titel. Die meisten Fondsgesellschaften ziehen Analysen spezialisierter Ratingagenturen heran, manche analysieren selbst.
Die Praxis setzt dem ethisch-ökologischen Ideal Grenzen. Hersteller von Streumunition oder Betreiber von Kohlekraftwerken können von Investments ausschließen, das lässt sich leicht bewerkstelligen. Doch was ist mit Zulieferern? Wie ist eine Firma zu sehen, die Elektronikbauteile für Waffenschmieden herstellt? Wie weitere Glieder der Lieferkette? Wie verhält es sich bei Firmen, deren Produkte zivil und militärisch eingesetzt werden können? Oder einem Mischkonzern, der 90 Prozent seines Umsatzes mit ökologisch unbedenklichen Erzeugnissen macht, zehn Prozent mit Agrochemie?
Die Grenzen werden bei Finanzprodukten unterschiedlich scharf gezogen. Bei nachhaltigen Fonds oder ETFs (s. Nachhaltige Fonds und Sparanlagen) ist es gang und gäbe, dass Toleranzwerte eingeräumt werden. Der Anteil von Aktien aus problematischen Branchen wird oft auf fünf Prozent begrenzt. Ähnliches gilt für Geschäftsfelder von Unternehmen. Liegt der Umsatz- oder Produktionsanteil in ethisch fragwürdigen Geschäftsfeldern unter den Schwellenwerten, kommt die Aktie in Frage - sonst nicht.
Wie viel Prozent der Geldanlage in den Toleranzbereich gelangen und was im Einzelfall toleriert wird, zeigt sich erst beim näheren Blick in die Produktunterlagen. Als Anhaltspunkt dafür, wie weitgehend Nachhaltigkeitskriterien erfüllt sind, können Anleger Produktsiegel oder -label heranziehen, beispielsweise das des FNG oder des Finanzportals Ecoreporter.
Das FNG studiert seit 2015 Investmentfonds ein. Produkte, die die Mindeststandards des FNG einhalten, erhalten das Basis-Siegel. Weitergehende Investments erhalten nach dem Stufenmodell Siegel bis zu drei Sternen. Seit 2013 gibt es das Ecoreporter-Siegel. Es wird an Anlageprodukte nur vergeben, wenn neben diesen selbst auch das „Kerngeschäft“ des Anbieters Nachhaltigkeitskriterien erfüllt.
Zu den Agenturen mit langjähriger Erfahrung im Nachhaltigkeitsrating zählen Inrate in der Schweiz, in Deutschland Oekom Research, Imug und Sustainalytics. Das Spektrum an Auftraggebern ist groß, es reicht von Ökobanken, Kirchen, Stiftungen und Sparkassen bis hin zu Großbanken und Versicherungskonzernen. Jede Agentur hat ihre eigenen Methoden, Ratings werden individuell für Auftraggeber erstellt.
Für Kleinanleger sind diese Rating-Agenturen „Black-Boxen“. Und auch mit den Angaben von Produktanbietern bleibt vielfach im Ungefähren, was das Prädikat „nachhaltig“ bedeutet. Gerade bei komplexen Finanzprodukten führt das dazu, dass Äpfel mit Birnen verglichen werden. Eine Ausnahme bilden Anbieter wie Nachhaltigkeitsbanken, die ihre Anlagekriterien transparent darstellen.
Ein Bild davon, wie nachhaltig Fonds investieren, vermittelt zum Beispiel die Ratingagentur Morningstar. Es ergibt sich aus einem fünfstufigen, relativen Bewertungsschema. Vergleichbar werden Fonds innerhalb derselben Morningstar-Kategorien, zum Beispiel „Aktien weltweit“ oder „Branchen: Ökologie“. Die Rating-Stufen visualisieren das Analysehaus mit Globus-Symbolen.
Fünf Globetrotter erhalten Fonds, die zu den besten zehn Prozent ihrer Kategorie zählen. Ein Globus prangt bei Fonds der schlechtesten zehn Prozent. Die Bewertungsintervalle dazwischen: zehn bis 32,5 Prozent (vier Globen), 32,5 bis 67,5 Prozent (drei Globen), 67,5 bis 90 Prozent (zwei Globen).
Die Daten für das Rating liefert die Agentur Sustainalytics. Sie basieren nun im Unterschied zu früher auf einem ESG-Risiko-Rating – bis Ende 2019 war der Ansatz „Best-in-Class“ maßgeblich. Je höher das ESG-Risiko ist, desto weniger Globen bekommt ein Fonds. Das Risiko-Rating erfolgt laut der Experten nach drei Gesichtspunkten: Es spiegelt unternehmensspezifische Risiken wider und darüber hinaus unkontrollierbare und kontrollierbare branchenspezifische Risiken. Bei Energieversorgungsunternehmen beispielsweise, die in fossile Energieträger investieren, wird das ESG-Risiko hoch eingestuft – vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Bepreisung von Kohlendioxid-Emissionen.
Ergänzend zum Risiko-Rating gelistet Morningstar „ESG-Pfeiler“ für Fonds. Diese Pfeile zeigen, wie das Wertpapier bei den Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung abschneidet. Bewertet wird mit „niedrig“, „unterdurchschnittlich“, „durchschnittlich“, „überdurchschnittlich“ und „hoch“.
Das ESG-Risiko-Rating findet sich als Zusatzinformation bei den üblichen Rendite-Risiko-Profilen und dem Sterne-Rating.
Die Klimafreundlichkeit von ETFs und Aktienfonds veranschaulicht zum Beispiel das „Climetrics Rating“ der Non-Profit-Organisation CDP. Auch hier reicht die Skala von eins bis fünf. Mehr als 15.000 Fonds sind in dem Rating gelistet.
Nicht zuletzt bilden sich mehrere Börsenbarometer „Ethik und Moral an Kapitalmärkten“ ab. Der bekannteste dieser Indizes ist der Dow Jones Sustainability Index (DJSI). Nach dem „Best-in-Class-Prinzip“ bündelt er nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren die besten zehn Prozent der 2.500 größten Konzerne der Welt. Vom DJSI gibt es regionale und nationale Subindizes, auf regionaler Ebene werden 20 Prozent der Großunternehmen ausgesiebt, auf nationaler Ebene 30 Prozent.
Zwei weitere maßgebliche Indizes sind der MSCI World ESG Index und der FTSE4Good. Im ersten Schritt werden, wie in den weltweiten DJSI, die Klassenbesten aufgenommen. Für den FTSE4Good gelten zusätzlich Positiv- und Ausschlusskriterien. Außen vor bleiben beispielsweise Tabakproduzenten, Betreiber von Atomkraftwerken und Minengesellschaften, die Uran abbauen.
Zu den Indizes an deutschen Börsen gehören unter anderem der DAXglobal Sarasin Sustainability Germany Index EUR, der STOXX ESG Leaders (bei Frankfurt) und der Global Challenges Index (Hannover). Der älteste Nachhaltigkeitsindex in Deutschland ist der Natur-Aktien-Index, NAI (Stuttgart). Gelistet sind 30 Unternehmen, die sich über die ganze Welt verteilen. Einige davon gelten als Öko-Vorreiter in ihren Branchen.
Die Deutsche Börse hat im März 2020 den Dax 50 ESG aufgelegt. Der neue Aktienindex bildet die Kursentwicklung von 50 Titeln aus Dax, MDax und TecDax ab. Zu den ESG-Ausschlusskriterien gehören umstrittene Waffen, Tabak, Kohle, Kernkraft und militärische Verträge. Die Nachhaltigkeitsbewertungen nimmt die Ratingagentur Sustainalytics vor. Wie beim konventionellen Dax wird die Zusammenfassung des Dax 50 ESG quartalsweise überprüft. Ebenso greifen „Fast-Exit-Regeln“, falls gegen ESG-Kriterien verstoßen wird. Gelistet sind zum Beispiel Bayer, Lufthansa, Fraport, Daimler und die Deutsche Bank.
Wer Geld unter ethisch-ökologischen Gesichtspunkten anlegen möchte, muss sich mit einem verhältnismäßig kleinen Marktangebot zufrieden geben. Je nach Anlageform ist es unterschiedlich ausgeprägt.
Vor allem alternative und kirchliche Geldhäuser bieten diese Finanzprodukte an. Mehr als ein Dutzend solcher Häuser gibt es in Deutschland; Direktbanken wie die Triodos Bank, Umweltbank oder Styler Bank und Filialinstitute wie die Pax-Bank, GLS-Bank oder Evangelische Bank. Sie bieten Tagesgeld , Festgeld , Sparbriefe, Sparpläne und weitere sichere Zinseinlagen.
Was die Zinshöhe angeht, reichen die Produkte nicht an die besten konventionellen Angebote heran. Nachhaltige Spareinlagen, insbesondere Sparbriefe, haben darüber hinaus zahlreiche Sparkassen und Genossenschaftsbanken im Produktportfolio. Die Verbraucherzentrale Bremen stellt in ihrem neuen Internetportal unter geld-bewegt.de eine Marktübersicht bereit.
Das halbe Tausend ist überschritten. 509 ethisch-ökologische Publikumsfonds hat das Sustainable Business Institut (SBI) in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) 2018 gezählt. Das sind 27 weitere als 2017. Gehandelt werden internationale, breit streuende Fonds wie auch Fonds, die auf Regionen oder Branchen fokussieren.
Darüber hinaus stehen Themenfonds zur Auswahl, sie setzen auf erneuerbare Energien, Wasser oder Umwelttechnologien. Im Handel sind auch mehr als jeweils 100 Renten- und Mischfonds. Dazu kommen ein knappes Dutzend Dachfonds , 30 ETFs, einige Mikrofinanz-, Immobilien- und Wandelanleihefonds.
Auf seiner Marktplattform ( nachhaltiges-investment.org ) listet das SBI weit über 100 Anbieter. Es sind klassische Investmentgesellschaften wie Deka (Sparkassen), Union Investment (Genossenschaftsbanken), DWS (Deutsche Bank) oder Blackrock, die in dem Geschäft mitmischen. Und es sind viele kleine, auf die Marktnische spezialisierte Anbieter.
Die meisten Fonds mit Nachhaltigkeitsbezug in Deutschland haben nach einer Studie der Ratingagentur Scope BNP Paribas (28), Union Investment (24), Candriam (23) und die Bank J. Safra Sarasin (20) im Portfolio. Das meiste Geld eingesammelt hat mit solchen Fonds BNP Paribas (15,4 Milliarden Euro).
Das Forum Nachhaltige Geldanlage ( www.forum-ng.org ) weist für bald 300 ethisch-ökologische Fonds „Nachhaltigkeitsprofile“ aus. Diese Profile geben Einzelheiten wieder, welche ESG-Kriterien eingehalten werden müssen und welche Anlageansätze zugrunde liegen. Zudem enthalten sie Eckdaten zu den Fonds. Alle Daten werden Anlegern auch in Form einer „Matrix“ als Orientierungshilfe bereitgestellt.
Eine Reihe dieser Fonds Spiegel widersteht nicht nur hohen ethischen Ansprüchen, sondern lässt auch gute Renditen erwarten. Aktienfonds, auf die das zutrifft, sind zum Beispiel:
Name | IST IN | Performance (%) 3 Monate |
Performance (%) 1 Jahr |
Performance (%) 3 Jahre |
Performance (%) 5 Jahre |
---|---|---|---|---|---|
Kepler Ethik Aktienfonds | AT0000A1A1E3 | -13,54 | 0,30 | 1,13 | 9,75 |
LGT Sustainable Equity Fund Global | LI0106892966 | -12,54 | 3,66 | 15,62 | 42,73 |
Nordea 1 - Globaler Klima- und Umweltfonds | LU0348927095 | -12,57 | 7,28 | 21,58 | 46,22 |
Ökoworld Ökovision Classic C | LU0061928585 | -1,71 | 9,75 | 19,09 | 31,06 |
UniNachhaltig Aktien Global * | DE000A0M80G4 | -12,39* | 2,66* | 17,35* | 25,59* |
Größter Anbieter ethisch ausgerichteter, börsengehandelter Indexfonds ist der US-Vermögensverwalter Black Rock. Zu dessen Produktgruppe iShares gehören auch zwei ETFs, die sich von der DJSI-Serie ableiten, zum einen der Dow Jones Global Sustainability Screened Ucits EFT , zum anderen der Dow Jones Eurozone Sustainability Screened Ucits ETF . Der globale ETF beinhaltet über 540 Einzelpositionen. Das meiste Geld schaufelt er in Banken, Softwareunternehmen und Arzneimittelhersteller. Der europäische ETF schließt knapp 90 Werte ein, die größten Einzelpositionen sind ebenfalls Geld- und Softwarehäuser.
An zweiter Stelle der Anbieter rangiert UBS, acht ETFs hat der Schweizer Finanzkonzern aufgelegt. Einer davon ist der MSCI World Socially Responsible UCITS ETF . Für den Fonds gilt eine Ausschlussliste, darauf stehen: Kinderarbeit, Waffen, Atomkraft, Tabak, Alkohol, Pornografie und Agrargentechnik. Erfasst werden rund 400 Werte, als „Cap“ sind fünf Prozent festgelegt, kein Wert darf einen höheren Anteil am Fondsvolumen haben. Am zuverlässigsten sind Microsoft, Procter und Gamble sowie Intel.
Ein anderes Beispiel für einen ETF auf den weltweiten MSCI ist der Easy MSCI World ex Controversial Weapons von BNP Paribas. Vom Index ausgeschlossen sind Firmen, die Streumunition, Landminen, chemische oder biologische Kampfmittel herstellen.
Auf die 30 größten nachhaltigen Unternehmen aus dem Euro Stoxx setzt der ETF Deka Oekom Euro Nachhaltigkeit UCITS ETF . Das ESG-Rating dafür nimmt Oekom Research vor, zur Anwendung kommen das Best-in-Class-Prinzip und Ausschlusskriterien. Tabu sind hier auch Firmen, die im Kohle- oder Ölgeschäft tätig sind.
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„Nee, den Luxus kann ich mir nicht leisten“, antwortet Alfred P. Doolittle in dem Musical „My Fair Lady“ auf die Frage, ob er denn gar keine Moral habe. So prekär Doolittles Lebensverhältnisse sind – seine Antwort darauf lautet jenen, die man gleichzeitig von Anlegern hört, wenn sie sich mit grünen Investments konfrontiert sehen. Deren Zweifel beruhen eher auf einem Vorurteil als auf Fakten. Auch wenn die Renditen fallweise Stoff für kontroverse Diskussionen liefern, sprechen viele Daten für den „Luxus“.
Dass Nachhaltigkeit keine Rendite kostet, zeigt die Scope-Studie (s. Abschnitt „Fonds“). Die Analysten haben Aktienfonds verglichen: Eine Gruppe europaweit diversifizierter Standardprodukte mit einer Gruppe nachhaltiger Pendants, das Gleiche mit Fonds, die weltweit streuen. Über einen Zeitraum von drei Jahren zeigen sich nur kleine Unterschiede, Moral schlägt in beiden Vergleichen mit plus 0,5 Prozent Rendite zu Buche.
„Nachhaltige Unternehmen weisen vorrangig höhere Ertragspotenziale und bessere Risiko-Rendite-Profile auf als Unternehmen, deren Nachhaltigkeitsprofil weniger stark ausgeprägt ist“, erläutert der Analyst Andreas Feiner.
Auch eine Untersuchung an der Universität Kassel räumt mit dem Vorurteil auf. Es handelt sich um eine Meta-Studie aus dem Jahr 2014. Der Finanzwissenschaftler Christian Klein wertete 35 Studien aus, in denen die Renditen nachhaltiger und konventioneller Fonds verglichen wurden.
Klein ging methodisch einen Schritt weiter, er zog das Rendite-Risiko-Verhältnis in den Vergleich ein. Bei 14 der Studien stellte er fest, dass nachhaltige Fonds besser waren, in sechs Fällen verhielt es sich umgekehrt. „Wenn man das Rendite-Risiko-Verhältnis betrachtet, sind nachhaltige Fonds genauso gut oder besser als konventionelle Fonds“, sagt Klein.
Zu einem ähnlichen Schluss kommen Kapitalmarktforscher an der Berliner Steinbeis-Hochschule. Ihre Meta-Studie aus dem Jahr 2013 basiert auf 195 vorangegangenen empirischen Studien. „Tendenziell wirken sich Nachhaltigkeitsaspekte bei einer Gesamtbetrachtung sogar (leicht) positiv aus“, schreiben die Forscher im Abschlussbericht.
Rendite, Risiko und Verfügbarkeit sind Anlagekriterien, die häufig angewandt werden. In vielen Fällen geht es um den Vorwurf der Falschberatung. Wenn der Bankberater oder Finanzvermittler seine Aufklärungspflichten verletzt, haben Anleger Anspruch auf Rückabwicklung von Verträgen und Schadenersatz. Doch wie verhält sich das bei ethischen Kriterien? Kann man den Berater verklagen, weil Geld in Geschäften geflossen ist, die man definitiv abschließen wollte?
Man kann. Das zeigt einen Präzedenzfall, der erst kürzlich entschieden worden ist. Ein Öko-Tischler in Hannover hatte bei seinem Versicherungsmakler eine private Rentenpolice abgeschlossen. „Bezahlbar, sicher und ethisch unbedenklich“, hätten sie sein sollen. Bekommen hatte er eine normale fondsgebundene Basisrentenversicherung – mit risikoreichen Papieren, mit Papieren, die Titel von Rüstungskonzernen enthalten.
Das Landgericht Hannover urteilte: „Die Klage ist unbegründet.“ Ethische Aspekte sind grundsätzlich keine klärungsbedürftigen Kriterien. „Sie stellen kein die Rentabilität gefährdendes Risiko dar, der Anleger muss sich darüber im Klaren sein, dass es ein Risiko darstellt“, heißt es in der Urteilsbegründung.
Das Oberlandesgericht Celle hielt diese Argumentation für „nicht tragfähig“. Der Richter stellte klar, dass der Anlageberater verpflichtet sei, den Kunden „zur Einhaltung der Art und der begründeten Beschaffenheit“ der gewünschten Anlage zu verpflichten. Andernfalls kann er sich schadenersatzpflichtig machen (OLG Celle 11 U 1/17; LG Hannover 8 O 322/15).
Der Tischlermeister scheiterte dennoch mit seiner Klage. Denn er konnte nicht zweifelsfrei belegen, dass er eine ethisch-ökologische Altersvorsorge verlangt hatte. Das Beratungsprotokoll wurde sehr oberflächlich gehalten. Und eine Beweislastumkehr, wie sie in solchen Fällen möglich ist, führte das Gericht ab.
„Anleger sollten genau darauf achten, was ins Beratungsprotokoll eingetragen wird und gegebenenfalls Korrekturen aussprechen“, betont die Anwältin Angelika Jackwerth ( www.fairegeldanlage.de ), die den Handwerkern vor Gericht vertritt. Die Fachanwältin für Kapital- und Bankenrecht empfiehlt Anlegern, immer einen Zeugen zum Gespräch mitzunehmen.
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