Der 8. März ist Internationaler Frauentag. Seit über 100 Jahren stehen an diesem Tag Frauenrechte und Gleichberechtigung weltweit im Fokus. Trotz zunehmender Chancengleichheit existieren nach wie vor Unterschiede zwischen den Geschlechtern – vor allem im Bereich Finanzen. Hier sind Frauen heute immer noch im Nachteil, gerade wenn es um die Themen wie Gehaltsverhandlungen, Vermögensaufbau und Altersarmut geht. So veröffentlichte das Statistische Bundesamt anlässlich des Equal-Pay-Day am 7. März 2022, dass Frauen pro Stunde weiterhin durchschnittlich 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen. Insgesamt gehe der sogenannte „Gender-Pay-Gap“ laut dem Bundesamt zwar zurück – allerdings nur langsam.
Doch Gleichberechtigung sollte nicht vor den Finanzen haltmachen. Anlässlich des Weltfrauentages haben wir mit Ilse Munnikhof von der ING Deutschland ein Interview geführt. Neben ihrer Position als Head of Investment Advice ist sie seit September 2020 im Beirat des Karrierenetzwerks Fondsfrauen. In dieser Funktion will sie bei Frauen das Bewusstsein für finanzielle Unabhängigkeit schärfen, ihnen den Weg in Richtung Wertpapieranlage ebnen und mehr Frauen zu Anlegerinnen machen.
- Lesetipp: Auch wenn Sie nur den Mindestlohn verdienen, nur Teilzeit oder in einem Minijob arbeiten, sollten Sie trotzdem versuchen, sich eine Altersvorsorge aufzubauen. Von uns erhalten Sie Tipps, wie Sie mit wenig Geld fürs Alter sparen können.
Warum halten Sie es für keine gute Idee, Geldthemen nur den Männern zu überlassen?
Ilse Munnikhof: Sowohl Frau als auch Mann sollte Finanzkenntnisse haben. Bei Paaren finde ich es wichtig, dass man gemeinsam die Finanzentscheidungen trifft und diese auch versteht. Da ich Bankerin bin und mein Mann Arzt, habe ich mich zum Beispiel mehr mit der Baufinanzierung befasst. Mein Mann weiß aber ganz genau, wie viel wir tilgen, wie viel Jahre die Baufinanzierung läuft und was wir monatlich an Raten zahlen und wie diese Faktoren zusammenhängen. Das Kindergeld unseres Sohnes legen wir monatlich in ETFs an. Auch darum habe ich mich gekümmert, aber die wichtigsten Eckdaten kennt mein Mann trotzdem. Leider höre ich im Freundeskreis oft, dass Frauen Geldthemen noch oft den Männer überlassen und sogar die wichtigsten Infos nicht parat haben. Dann wissen sie natürlich auch nicht, ob die Entscheidung die richtige war.
Was denken Sie, warum sich Frauen bisher in Finanzfragen noch nicht richtig emanzipiert haben?
Ilse Munnikhof: Finanzen waren lange kein Thema, worüber Frauen sich auch untereinander unterhalten haben. Eltern haben mit ihren Töchtern weniger über Finanzen gesprochen. In unserer Gesellschaft ist es noch immer völlig normal, wenn man sagt „darum kümmert sich nur mein Mann“. Es tut sich aber was. Immer mehr Frauen sind sich bewusst, dass sie sich selber damit beschäftigen sollten. Es gibt auch immer mehr Finanzmedien, die sich extra an Frauen richten, wie zum Beispiel Hermoney.de oder die Zeitschrift Finanzielle.