Private Equity (PE) zählt immer noch zu den eher exotischen Geldanlagen für Privatanleger. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) stellte in ihrem Trend-Report 2022 fest, dass das europäische PE-Transaktionsvolumen trotz Covid-19 mit rund 217 Milliarden Euro im Jahr 2021 ein neues Rekordhoch erreicht hat. Besonders Deutschland ist laut PwC ein attraktives Investitionsgebiet und gehört im Ländervergleich zu den Gewinnern des Jahres 2021, mit Platz drei hinter Großbritannien.
Was bedeutet Private Equity?
Equity bedeutet „Eigenkapital“. Was heißt also „Privates Eigenkapital“? Nun, die Abgrenzung von privat zu öffentlich bezieht sich darauf, ob ein Unternehmen börsennotiert ist (dann öffentlich) oder nicht (dann privat). Bei Private Equity handelt es sich um eine Form der Unternehmensfinanzierung, bei der Anleger in nicht börsennotierte Unternehmen investieren. Somit sind die Unternehmensanteile nicht an den Börsen handelbar und in diesem Sinne „privat“. Die Kapitalgeber wiederum können sowohl private als auch institutionelle Investoren sein. Sie stellen ihr Eigenkapital und zuweilen auch ihre Managementkompetenz zur Verfügung. Man kann „PE“ also mit „außerbörsliches/privates Beteiligungskapital“ übersetzen. Das Gegenteil davon ist Public Equity – die Beteiligung an börsengehandelten Unternehmen.
Ist Private Equity dasselbe wie Venture Capital (VC)?
Venture Capital (VC) ist eine Unterkategorie von Private Equity und bedeutet Risiko-/Wagniskapital. Dabei geht es um die Finanzierung von vielversprechenden jungen Unternehmen oder Start-ups. Oft sind diese Unternehmen in aufstrebenden Wachstumsbranchen tätig. Sie locken bei Erfolg mit einer enormen Rendite. Allerdings erwirtschaften die meisten dieser jungen Firmen noch keine Gewinne und es liegt kein sogenannter Track Rekord vor, also keine Leistungsbilanz über mehrere Jahre hinweg. Von daher gilt ein Investment in diesem Segment als äußerst spekulativ. Hohen Chancen steht das Risiko des Totalverlustes gegenüber.
Eine Venture-Capital-Gesellschaft (VCG) stellt nicht nur Kapital zur Verfügung, sondern auch Management-Know-how. Denn oft sind die Unternehmensgründer selbst noch unerfahren und benötigen Unterstützung, wenn es um die Expansion ihres Unternehmens geht.
Doch warum nimmt ein junges Unternehmen nicht einfach ein Darlehen auf? Banken vergeben an Start-ups und junge Wachstumsunternehmen oft keine Kredite wegen fehlender Sicherheiten. Venture Capital ist also eine Alternative zur traditionellen Finanzierung.
- Bei VC ist meist nur eine Minderheitsbeteiligung vorgesehen, bei Private Equity aber eine Mehrheitsbeteiligung.
- Bei VC fließt das Kapital in das Unternehmen, bei PE primär an die bisherigen Gesellschafter
- Im Umkehrschluss ist der Einsatz von Fremdkapital bei VC eher gering, bei PE aber hoch.
- VC dreht sich um junge, innovative Wachstumsunternehmen, PE an etablierte Mittelständler oder auch Großkonzerne.
- Die Haltedauer beträgt bei VC im Schnitt fünf bis sieben Jahre, bei PE drei bis fünf Jahre.
- Bei VC ist der Grad der Einflussnahme auf die Strategie und Strukturen eines Unternehemns nicht so hoch wie bei PE.
- Das Risiko des Investments ist bei VC sehr hoch, bei PE vergleichsweise geringer.
Welche Strategien verfolgt Private Equity?
Wie funktioniert privates Beteiligungskapital genau? Private Equity-Gesellschaften wollen Unternehmen mit einem günstigen Rendite-/Risiko-Verhältnis finden. So ein Ziel-Unternehmen (Target) weist idealerweise einen hohen und stabilen Cashflow auf. Das perfekte Target hat außerdem einen weiten Burggraben (Wide Moat) gegenüber der Konkurrenz. Das heißt, dass solche Burggraben-Unternehmen eine nachhaltige Wettbewerbsposition aufweisen und meist in mehreren Branchen aktiv und führend sind. Ein solches Target hat keinen größeren Kapitalbedarf für das laufende Geschäftsjahr (wie Neu-Investitionen oder Forschung und Entwicklung).
Was geschieht beim Leveraged Buy-Out (LBO)?
„Leveraged Buy-Out (LBO)“ bedeutet „gehebelter Herauskauf“. Warum „gehebelt“? Das liegt an dem hohen Anteil von Fremdkapital. Dieses zieht eine Private-Equity-Gesellschaft zusätzlich zu den finanziellen Eigenmitteln heran. Die Hebelwirkung soll dadurch entstehen, dass die Rentabilität beim Target (Gesamtkapitalrentabilität) höher ist als die Zinsen für das Fremdkapital: Durch den geringen Einsatz von Eigenkapital in Kombination mit dem Fremdkapital lässt sich dann eine hohe Rendite erzielen. Das gilt natürlich nur, wenn das Ziel-Unternehmen ausreichend Cashflow erzielt, um die Verbindlichkeiten zu tilgen.
Was bedeutet Management Buy-Out (MBO)?
Beim Management Buy-Out (MBO) geht es darum, dass das Management das von ihm geleitete Unternehmen kauft beziehungsweise von den bisherigen Eigentümern „herauskauft“. In der Regel geht es um Unternehmen, die operativ gut wirtschaften und eine gute Perspektive haben. Zur Finanzierung wenden sich die Manager an PE-Gesellschaften, die sich am Unternehmen beteiligen. Das führt zu einer gemeinsamen Beteiligung von Private Equity Gesellschaft (PEG) und Management. Dabei genießt das Management meist bessere Konditionen und erhält das eingesetzte Kapital aufgrund der höheren Kapitalrentabilität (Return on Investment – ROI) in der Regel schneller zurück als die PE-Gesellschaft.
Worum geht es bei der Turnaround-Strategie?
Hier geht es um Unternehmen in der Krise, die meist tief in der Verlustzone stecken, aber denen die Investoren eine Trendwende zutrauen – quasi eine Wette auf den operativen Turnaround Unter Umständen droht den Krisenunternehmen sogar die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Liegt ein solcher Sanierungsfall vor, dann hängen die Renditechancen einer PEG davon ab, ob und wie eine Restrukturierung des Unternehmens Erfolg verspricht. Normalerweise entwickelt die PEG einen Sanierungsplan und setzt ihn um. Erst nach erfolgreicher Sanierung kommt es zum Exit (Ausstieg) der Beteiligungsgesellschaft, zum Beispiel über einen Börsengang (IPO) oder einen Weiterverkauf.
Was ist die Mezzanine-Strategie?
Dieser Begriff leitet sich ab vom italienischen „mezzo“ (halb). Der Begriff Mezzanin stammt ursprünglich aus dem Immobiliensektor und bezieht sich auf ein Halb- oder Zwischengeschoss eines mehrstöckigen Gebäudes. Am Kapitalmarkt geht es bei sogenanntem Mezzanine-Kapital um Finanzierungen durch eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital. Bei der Mezzanine-Strategie beteiligt sich eine PEG nicht am Zielunternehmen, sondern stellt nur Fremdkapital zur Verfügung, meist als nachrangiges Darlehen. Dafür erhält sie oft Genussscheine, Options- oder Wandlungsrechte. Banken betrachten nachrangige Darlehen normalerweise als Eigenkapital. Deswegen erhöht sich das Eigenkapital des Unternehmens, und seine Bonität steigt. Auch beim Crowdinvesting werden oft Nachrangdarlehen eingesetzt.
Wann ist ein Investment in Private Equity sinnvoll?
Eignet sich Private Equity überhaupt für Privatanleger, wenn das Kapital ohnehin nicht öffentlich handelbar ist? Für die Reinform von Private Equity gilt als Antwort: Nein – was den durchschnittlichen Privatanleger betrifft. Private Equity-Investments werden nicht an die Mehrheit der Privatanleger vermarktet, sondern an sehr vermögende Privatkuden und institutionelle Investoren
Die Beteiligung an einem PE-Fonds beginnt etwa bei 100.000 Euro. Allerdings ist das die „Discount-Variante“: Viele Fonds haben eine lange Warteliste für Anleger, die zwischen fünf und 20 Millionen Euro investieren wollen und dann zehn Jahre auf das Kapital verzichten können.
Außerdem unterliegt der Erwerb solcher Fondsanteile einem strengen Verbraucherschutz. Das bedeutet aber nicht, dass Privatanleger die Anlageklasse Private Equity abhaken müssen. Es gibt Möglichkeiten, sich indirekt an dieser Anlageform zu beteiligen (siehe unten). Besonders interessant ist dies für Sie, wenn Sie Ihr Portfolio diversifizieren wollen und bereit sind, einen Teil Ihres Vermögens mit der Chance auf hohe Renditen auch einem höheren Risiko auszusetzen. Wichtig ist dabei jedoch, dass Sie das für PE-Investitionen geplante Geld nicht kurzfristig benötigen.
Risiken von Private Equity
Private Equity birgt eine Reihe von Risiken, mit denen Sie sich vor einer Investition auseinandersetzen sollten:
- Totalverlust: Zwar findet eine Investition in Private Equity meist über sogenannte PE-Fonds statt, trotzdem besteht ein erhöhtes Risiko, dass Ihr Vermögen einen Totalverlust erleidet. Wenn ein Target scheitert, kann das hohe Folgen haben.
- Hohe Kosten: Besonders bei der Investition in PE-Fonds können höhere Kosten in Form von Ausgabeaufschlägen oder anderen Gebühren entstehen.
- Illiquidität: Da es sich bei PE-Investitionen um nicht börsennotierte Unternehmensbeteiligungen handelt, ist der Markt nicht sonderlich liquide.
- Hohe Verschuldung: Da viele PE-Transaktionen mit einem großen Teil an Fremdkapital finanziert werden, muss dies auch getilgt werden können. Sofern das nicht der Fall ist, erhöhen sich die Risiken.
Welche Renditen sind bei Private Equity zu erwarten?
Im Hinblick auf das Chance-Risiko-Profil von Private Equity gilt wie bei jeder Anlage am Kapitalmarkt: Man erkauft sich eine Aussicht auf eine höhere Rendite durch mehr Risiko. An Risiko mangelt es bei dieser Anlageform nicht. Doch wie sieht es mit der Chance aus? Wie eingangs festgestellt, kann eine PE-Gesellschaft das eingesetzte Kapital leicht in drei Jahren verdoppeln, für Private Equity-Investoren sind also jährlich zweistellige Renditen möglich. Das klingt verlockend – zu verlockend?
Wenn man das hohe Risiko betrachtet, dann sollte Private Equity eigentlich eine Mehrrendite von drei bis fünf Prozent gegenüber klassischen Investmentfonds erzielen. Ist das so?
Tatsächlich ist die Korrelation von Private Equity mit anderen Anlageklassen relativ gering. Daher performen PE-Investitionen laut der Zürcher Kantonalbank im kurzfristigen und mittelfristigen Vergleich besser als die weltweiten Aktienindizes wie beispielsweise dem S&P 500. Begründet ist dies auch dadurch, dass besonders in Krisenzeiten, wie der Corona-Pandemie, die mit PE finanzierten Unternehmen agil reagieren können.
So können Privatanleger von Private Equity-Geldanlagen profitieren
Wie oben gesehen, eignet sich Private Equity nicht für den durchschnittlichen Privatanleger: Die verlangten Investitionssummen sind zu hoch. Es gibt aber Möglichkeiten, an dieser Anlageform trotzdem teilzuhaben.
Investition in Private Equity-Fonds
Hier geht es meist um geschlossene Investment-Fonds. Sie investieren außerbörslich in Unternehmen. Statt der klassischen Private-Equity-Fonds (mit der oben angesprochenen Mindestbeteiligung von 100.000 Euro) entstehen zunehmend Private-Equity-Fonds auch für Kleinanleger: PE-Retailfonds oder Publikumsfonds. Sie sind zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Allerdings geht es immer noch um Mindestanlagen von rund 10.000 Euro. Private Equity-Retailfonds sind oft Dachfonds, die in andere Private Equity-Fonds investieren. Das macht sie leider intransparent für Privatanleger und außerdem teuer (doppelte Kosten für Dachfonds-Management und investierte PE-Fonds). Zu den PE-Retail-Dachfonds zählt beispielsweise der Tectum Private Equity V von Flossbach von Storch. Außerdem können Sie auch über den Robo-Advisor Liquid in PE-Fonds weltweit investieren und somit von dem PE-Markt profitieren. Bei der Auswahl von für einen PE-Dachfonds geeigneten Unternehmen wird unter anderem meist auf Folgendes geachtet:
- Due Diligence: Ein Unternehmen wird genauestens hinsichtlich der wirtschaftlichen und finanziellen Eigenschaften geprüft. Außerdem wird genaustens auf das Geschäftsmodell, das Rechtliche und das Management geschaut.
- Pre-IPO: Ein Unternehmen steht kurz vor einem Börsengang.
- Expansion-Stage: Ein Unternehmen ist bereits am Markt etabliert und befindet sich im Wachstum.
- Keine Seed-Phase: Ein Unternehmen befindet sich in der frühen Phase einer Finanzierung. Hier wird eher im Rahmen von VC investiert.
- Keine Early-Stage-Phase: Ein Unternehmen ist noch nicht vollständig im Markt integriert und befindet sich in der Wachstumsphase. Hier wird auch eher im Rahmen von VC investiert.
Wichtig: Bei dieser Geldanlage existieren erhebliche Risiken. Wenn das Target scheitert, kann das Folgen bis zum Totalverlust haben. Außerdem sind PE-Fonds in der Regel geschlossen und somit ist ähnlich wie bei geschlossenen Immobilienfonds ein Austritt beziehungsweise Verkauf erst nach mehreren Jahren möglich. Bis zur ersten Rendite dauert es somit meist drei bis vier Jahre.
Das hohe Risiko, die Intransparenz, die Mindestinvestitionen, die hohen Kosten und die lange Anlagedauer mit fehlender Flexibilität sprechen gegen eine Anlage in PE-Fonds.
So investieren Sie in Private Equity ETFs
Warum aber nicht die ganze Private Equity-Branche kaufen? Das ist über ETFs möglich, die Zugang zu Private Equity-Aktiengesellschaften weltweit bieten. Auf dem deutschen Markt ist beispielsweise der iShares Listed Private Equity (A0MM0N) handelbar:
Dieser ETF enthält knapp 80 Private-Equity-Unternehmen, unter anderem aus den USA, England, der Schweiz und Frankreich. Der ETF besteht seit März 2007, repliziert physisch, ist ausschüttend und hat ein Volumen von rund 875 Millionen Euro. Die jährlichen Gesamtkosten (TER) betragen 0,75 Prozent und die größten zehn Unternehmen machen einen Anteil von knapp 50 Prozent aus. Dies sind:
Unternehmen | Gewichtung |
APOLLO GLOBAL MANAGEMENT INC | 7,02 |
PARTNERS GROUP HOLDING AG | 6,66 |
KKR AND CO INC | 6,21 |
BLACKSTONE INC | 5,60 |
3I GROUP PLC | 5,29 |
BROOKFIELD CORP CLASS A | 5,26 |
ARES CAPITAL CORP | 3,92 |
INTERMEDIATE CAPITAL GROUP PLC | 2,82 |
OWL ROCK CAPITAL CORP | 2,77 |
FS KKR CAPITAL CORP | 2,57 |
Quelle: iShares / Stichtag 20. Februar 2023.
Investition in einzelne Private Equity-Aktien
Man kann an der Private Equity-Anlageform auch teilhaben, indem man in Aktien einzelner Private-Equity-Unternehmen investiert. Hierzu zählen beispielsweise die genannten Unternehmen des iShares Listed Private Equity.
Auch hierzulande gibt es börsennotierte Beteiligungsgesellschaften mit unterschiedlichen PE-Strategien. Ausführliche Informationen erhalten Sie in unserem Ratgeber „Alternativen zu Private Equity“.