Kreditinstitute bieten eine Vielzahl verschiedener Konten an. Neben Privat- und Geschäftskonten existieren für diverse Anwendungsfälle sogenannte Treuhandkonten. Wie der Name bereits impliziert, liegt bei einem Treuhandkonto ein Treuhandverhältnis vor. Folglich agiert die Person, die das Treuhandkonto eröffnet, als Treuhänder und die Person, der rechtlich das Vermögen gehört, als Treugeber. Doch wann ist es sinnvoll oder sogar verpflichtend, ein solches Treuhandkonto einzurichten? Wir haben für Sie alle wesentlichen Informationen zusammengefasst.
Was ist ein Treuhandkonto?
Treuhandkonten sind spezielle Bankkonten und unterscheiden sich somit von klassischen Einzel- oder Gemeinschaftskonten. Das wesentliche Merkmal eines Treuhandkontos liegt darin, dass das Kontoguthaben nicht dem Kontoinhaber, sondern einer dritten Person gehört. Folglich fungiert der Kontoinhaber als sogenannter Treuhänder und verwaltet mit dem Treuhandkonto fremde Vermögenswerte. Daraus resultiert, dass im Gegensatz zum klassischen Girokonto der Kontoinhaber eines Treuhandkontos nicht auf eigene Rechnung handelt und das Konto nur im Guthaben geführt werden kann. Um dem Anspruch der Kontenwahrheit gerecht zu werden, wird ein solches Konto in der Regel mit dem Zusatz “Treuhandkonto” eröffnet.
Wo kommt ein Treuhandkonto zum Einsatz?
Grundsätzlich wird ein Treuhandkonto immer dann benötigt, wenn der Treugeber nicht selbst über sein Vermögen verfügen darf oder mehrere Treugeber vorhanden sind. Ein Treuhandkonto wird daher meist in Situationen benötigt, in denen Sicherheit und Vertrauen eine wichtige Rolle spielen oder es einer Vertrauensinstanz bedarf. Somit wird mit dem Treuhandkonto sichergestellt, dass Gelder oder Vermögenswerte nur für einen festgelegten Zweck verwendet und nicht mit anderen Geldern vermischt werden.
Folgende Anwendungsfälle von Treuhandkonten verdeutlichen diesen Sachverhalt.
Erbschaftsverwaltung
Ein Treuhandkonto ist bei der Erbschaftsverwaltung wichtig, da es die Vermögenswerte des Verstorbenen schützt und ordnet, bis die Erbfolge geklärt ist. Dies kann besonders nützlich sein, wenn es mehrere Erben gibt oder wenn die Erbschaftsangelegenheiten komplex sind.
Wohnungseigentümergemeinschaft
Ein Treuhandkonto ist für eine Wohnungseigentümergemeinschaft von großer Bedeutung, um gemeinschaftliche Gelder getrennt von privaten Konten oder denen der Hausverwaltung zu halten. Hier fließen unter anderem das Hausgeld und Rücklagen für Instandhaltungen ein.
Mietkaution
Mietkautionen dienen als Sicherheit für den Vermieter für den Fall, dass der Mieter seine vertraglichen Pflichten nicht erfüllt. Ein Treuhandkonto stellt hierbei sicher, dass diese Kaution während der Mietzeit geschützt und nicht von einem der beiden Parteien missbraucht wird. Am Ende des Mietverhältnisses kann die Kaution, abzüglich berechtigter Forderungen des Vermieters, zurückgezahlt werden.
Anderkonten
Anderkonten werden oft von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern oder Notaren verwendet, um Gelder ihrer Mandanten getrennt von eigenen Betriebsmitteln zu halten. Teilweise sind diese Berufsgruppen auch verpflichtet, ein solches Treuhandkonto zu führen. Dies stellt sicher, dass die Gelder nicht vermischt werden. Außerdem schützt diese Form des Kontos das Vermögen des Mandanten vor etwaigen Gläubigeransprüchen gegen den Anwalt oder Notar.
Insolvenzverwaltung
Wenn ein Unternehmen insolvent geht, wird in der Regel ein Insolvenzverwalter bestellt, um den Geschäftsbetrieb zu überwachen und die bestmögliche Abwicklung oder Fortführung des Unternehmens zu gewährleisten. Ein Treuhandkonto ist in diesem Zusammenhang entscheidend, da es dem Insolvenzverwalter ermöglicht, sämtliche finanziellen Transaktionen des insolventen Unternehmens getrennt von anderen Geschäften oder Vermögenswerten zu verwalten.
Klassenkonto
Ein Klassenkonto wird oft eingerichtet, um Gelder für Klassenaktivitäten, Ausflüge oder Projekte zu sammeln und zu verwalten. Durch ein Treuhandkonto wird sichergestellt, dass diese Gelder nur für den vorgesehenen Zweck verwendet werden
Vereinskonto für nicht eingetragene Vereine
Nicht eingetragene Vereine haben keinen formellen Status. Ein Treuhandkonto bietet hier eine klare und transparente Möglichkeit, Vereinsgelder getrennt vom Vermögen der einzelnen Vereinsmitglieder zu verwalten.
Spendenkonto
Ein Spendenkonto dient dazu, Gelder für wohltätige oder gemeinnützige Zwecke zu sammeln. Durch die Verwendung eines Treuhandkontos wird sichergestellt, dass die gesammelten Mittel nur für den angegebenen Zweck verwendet werden und nicht zum Vermögen einer anderen Person zählen.
Bestattungskonto
Ein Bestattungskonto wird eingerichtet, um die Kosten einer zukünftigen Beerdigung oder Bestattung zu decken. Es gewährleistet, dass die Gelder sicher und getrennt von anderen Vermögenswerten aufbewahrt und nur für Bestattungskosten verwendet werden.
Wer kann ein Treuhandkonto eröffnen?
Grundsätzlich können sowohl Unternehmen als auch voll geschäftsfähige Personen ein Treuhandkonto bei einer Bank eröffnen. Eine Ausnahme sind jedoch die bereits genannten Anderkonten, da diese nur von bestimmten Berufsgruppen eröffnet werden dürfen.
Das sind die Unterschiede zwischen offenen und versteckten Treuhandkonten
Da Treuhandverhältnisse je nach Vertragsgestaltung variieren, wird zwischen dem offenen und versteckten Treuhandkonto unterschieden. Während bei einem offenen Treuhandkonto das Treuhandverhältnis beispielsweise durch eine Ergänzung in der Kontobezeichnung klar zu erkennen ist, bleibt das Treuhandverhältnis beim versteckten Treuhandkonto versteckt. Somit wird ein verdecktes Treuhandkonto von der Bank als reguläres Konto betrachtet. Dies hat für den Treugeber den Nachteil, dass die Bank beispielsweise nicht haftet, wenn der Treuhänder nicht im Sinne des Treugebers handelt.
Wie sicher ist ein Treuhandkonto?
Die Sicherheit der Vermögenswerte auf einem Treuhandkonto hängt im Wesentlichen von der Wahl des Treuhänders ab. Dieser sollte vertrauensvoll sein und sorgfältig mit den zu verwaltenden Geldern umgehen können. Vor allem bei großen Vermögen besteht die Gefahr der Veruntreuung durch den Treuhänder.
Sofern es sich bei einem Treuhandkonto nicht um ein Anderkonto handelt, besteht außerdem ein Risiko im Falle einer Insolvenz des Treuhänders. Hierbei kann das Treuhandkonto zur Insolvenzmasse gezählt werden, wenn keine eindeutige Trennung zum privaten Vermögen des Treuhänders vorliegt.
Treuhandkonto: Einlagensicherung bei Neobrokern, Robo-Advisor
Da Neobroker und Robo-Advisor wie etwa Scalable Capital oder Trade Republic keine eigenen Konten führen, sondern mit Partnerbanken wie der Baader Bank oder der Solarisbank kopieren, entsteht hierbei ebenfalls ein Treuhandverhältnis. Folglich werden Ihre Vermögenswerte auf Treuhandsammelkonten getrennt vom Vermögen der jeweiligen Anbieter gelagert. Hierbei genießen Sie den Schutz der gesetzlichen Einlagensicherung und eventuelle Absicherungen über den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands Deutscher Banken.
Diese Kosten können bei einem Treuhandkonto entstehen
Die Kosten für ein Treuhandkonto hängen im Wesentlichen von zwei Faktoren ab.
Kontoführungsgebühren
Die kontoführende Bank legt zu Beginn fest, ob eine Kontoführungsgebühr anfällt und weitere Entgelte für Karten oder Folgedienstleistungen berechnet werden. Während einige Banken und Sparkassen noch kostenfreie Treuhandkonten für Vereine und Schulen anbieten, nimmt die Anzahl der kostenpflichtigen Treuhandkonten zu. Hierbei werden Treuhandkonten teilweise wie die normal angebotenen Girokonten bepreist oder in einer separaten kostenpflichtigen Kontovariante geführt. Hier berechnet unter anderem die Deutsche Bank 9,90 Euro pro Monat.
Besonderheiten bei Anderkonten
Bei sogenannten Anderkonten, die von Rechtsanwälten oder Notaren für ihre Mandanten geführt werden, kann neben einer Gebühr für die Kontoeröffnung zusätzlich eine Gebühr für die Verwaltung des Kontos anfallen. Die Höhe dieser Gebühren hängt hierbei von der Höhe der Ein- und Auszahlungen auf dem Anderkonto ab und liegt zwischen 0,25 und einem Prozent.