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Endlich findet wieder eine Fußball-Europameisterschaft in Deutschland statt. So ein Ereignis steht für Emotionen: für Anspannung, Freude, Frust und Euphorie. 

Solche Gefühle kennen viele Privatanleger auch aus dem Börsenalltag. Für die Börsen-Oma Beate Sander war es bestimmt sehr hilfreich, dass sie vor ihren Börsenerfolgen zahlreiche sportliche Wettkämpfe gewann und als Bundesligaspielerin des MTV Stuttgart viele Siege im Tischtennis feiern konnte.

Meine Gedanken, die um das Thema Börse kreisen, zeigen erstaunlich viele Parallelen zum Fußball.  

Besonders gut gefällt mir die häufig zitierte Fußball-Weisheit: „Mit einer guten Offensive gewinnt man Spiele, mir einer guten Defensive gewinnt man Meisterschaften.“ (David William Bryan) Eine defensive Grundausrichtung ohne zu viel Gier und ohne Selbstüberschätzung mag kurzfristig noch keine Traumrenditen bringen, langfristig hat diese Vorgehensweise jedoch zu fantastischen Ergebnissen geführt – sowohl bei Beate als auch bei mir.

Defensive Werte können kurzfristige Anleihen auf europäische Staaten oder Unternehmen sein. Das fühlt sich für mich ein bisschen an wie „Beton anrühren“, d. h. diese Form von Anleihen bringen langfristig so wenig Rendite, dass sie bei mir nur eine geringe Bedeutung spielen. Wohler fühle ich mich mit Value-Aktien, z. B. aus der Versicherungs- und Rückversicherungsbranche und mit breit gestreuten globalen ETFs, bei denen das Kursrisiko nur noch an die Entwicklung des breiten Marktes und nicht an Einzelwerten gekoppelt ist. 

Was aber passiert, wenn die Defensive nicht ausreicht, um einen unerwartet scharfen Angriff abzuwehren? In einem solchen Fall bedarf es eines guten Torwarts. Auch in meinem Depot gibt es für solche (Not-)Fälle ein Sicherheitspolster, das aus Festgeld- und Tagesgeldanleihen besteht. Auf eine weitere Absicherung durch Stop-Loss-Orders, die ab einem zuvor festgelegten Kurs automatisch Verkäufe auslösen, kann ich dadurch gut verzichten.  

Selbst wenn man mit einer guten Offensive nicht zwingend Meister wird, geht von einem guten Angriffsspiel die größte Faszination aus. Auch die Börse bietet viele Angriffsmöglichkeiten: Als Erstes denke ich da an die Growth-Aktien, also an solche Werte, die mit besonders starkem Umsatz- und Gewinnwachstum glänzen können.  

Eine wichtige Rolle spielen hier die „Magnificent Seven“ (mit den „Glorreichen Sieben“ sind die Tech-Riesen aus den USA gemeint: Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla). 

Aktiengesellschaften, die bewährt und profitabel sind und zugleich mit den wichtigen Zukunftsfeldern wie Künstliche Intelligenz, technologischer Wandel, Klimawandel und Sicherheit verknüpft sind, können gute Potenziale bieten. 

Hier lassen sich künftig vielleicht die größten Gewinne realisieren, allerdings geht das auf Kosten eines höheren Risikos.  

Wenn mir einzelne Werte aussichtsreich, aber noch zu riskant erscheinen, landen diese zunächst als Ersatzspieler auf der Bank. Auf einer Watchlist stelle ich alle potenziellen Kandidaten ein und gebe manchen davon später eine Chance als Joker, sobald mich die Marktstellung, die Fundamentaldaten und die Betrachtung des Charts überzeugen können.  

Entscheidend ist, dass die Mannschaft einen guten Mix aus einer stabilen Defensive und einer forschen Offensive findet, ganz gleich, ob es dabei um eine gut aufeinander abgestimmte Fußballmannschaft oder um das eigene Portfolio geht.  

Blinder Aktionismus, unreflektiertes Zocken mit Hebelprodukten oder Knock-Out-Zertifikaten führt mit großer Wahrscheinlichkeit zum Misserfolg.  

Um es nicht so weit kommen zu lassen, bedarf es eines guten Trainers! Und damit kommen wir Anleger ins Spiel. Wir tragen nämlich die Verantwortung für den Erfolg. Wir sind dabei nicht nur Trainer, sondern auch Mannschaftspsychologe, Sponsor, Talent-Scout und Manager. Von diesen vielen Aufgaben sollte man sich nicht abschrecken lassen. Im Gegenteil. Man wächst ja an den Herausforderungen. Gegebenenfalls kann man sich in seriösen Quellen über das aktuelle Marktgeschehen informieren.  

Nichtstun ist jedoch keine Alternative! Denn wer nichts tut, ist nicht im Spiel und hat eigentlich schon verloren. Aus Anlegersicht bedeutet nichts tun, sein mühsam aufgebautes Kapital durch die Inflation langsam, aber sicher vernichten zu lassen. Und aus der Perspektive des Fußballs wäre ein Leben ohne Wettkämpfe zwar möglich, aber sinnlos …

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Sämtliche Angaben ohne Gewähr. Datenstand 09.11.2024
Uwe Sander ist Dozent für Wirtschaftswissenschaften, Autor und freiberuflicher Finanzcoach. Er führt die Strategien seiner verstorbenen Mutter, der Börsen-Legende und „Börsen-Oma“ Beate Sander fort. Im Vordergrund steht eine langfristige, seriöse Finanzplanung, die ihren Fokus auf Value-Investing setzt und dennoch antizyklische Elemente integriert. In seinem Portfolio setzt er auf eine breite Streuung. So ist er in zahlreichen Regionen und Branchen investiert. Das Thema Nachhaltigkeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Uwe Sander ist seit 2001 in Aktien investiert und managt seit 2020 einen Teil des Depots von Beate Sander. Auf dem Biallo-Youtube-Kanal @finanzexperten gewährt er regelmäßig Einblick in sein Depot. Im Biallo-Campus führt er Seminare durch und schreibt seit 2024 als Gastautor für biallo.de monatliche Kolumnen zum aktuellen Marktgeschehen.

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