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Auf einen Blick
Windeln wechseln statt Kaffeeklatsch. Nichts Außergewöhnliches für eine 60-jährige Frau. Es sei denn, es sind nicht die Windeln ihrer Enkel. Sondern die von Kindern einer Familie, die sie bis vor wenigen Wochen nicht einmal kannte. Und sie versorgt diese Kinder nicht in ihrem Wohnort, sondern im Ausland. Hunderte Kilometer von daheim entfernt. Als Granny-Au-pair.
Um als Au-pair ins Ausland zu gehen, müssen Frauen keine zwanzig mehr sein. 50 ist das neue 30 und 60 das neue 40. „Die Kinder sind groß, die Wechseljahre vorbei, Ehemänner und Freundinnen noch am Leben, der Immobilienkredit abbezahlt und die Zipperlein noch beherrschbar“, schreibt die Autorin Lotte Kühn in ihrem Buch “60 ist das neue 40” so treffend.
Um als Au-pair ins Ausland zu gehen, müssen Frauen keine zwanzig mehr sein. Im Alter von 50 bis 80 Jahren, von Kanada, Kuala Lumpur über Tirol bis China oder Australien machen sich die Damen auf in das generationenübergreifende Abenteuer. Die Grannys – auf Deutsch: Omis – unterstützen die Gastfamilie im Haushalt und bei der Kinderbetreuung. Dafür haben sie Kost und Logis frei.
Entsprechend dem Au-pair-Grundgedanken, leben die Grannys mit den Gastfamilien. Welche Arbeiten anfallen, ist unterschiedlich. Manche versorgen ausschließlich die Kleinen – ganz wie eine Oma. Andere helfen im Haushalt mit, füttern Katzen oder gehen mit dem Familienhund spazieren.
Oft sind die Granny Au-pairs Mütter, deren Kinder aus dem Haus sind oder auch Lehrerinnen, Erzieherinnen oder Krankenschwestern in Rente. Oder Frauen, die eine Auszeit vom Job wollen und ein Sabbatical nehmen. Die Frauen punkten mit Lebenserfahrung und den sogenannten Soft Skills aus ihrer Familienzeit.
Die Frauen bringen jahrzehntelange Erfahrung mit. Sie bewahren die Ruhe bei trotzenden Kleinkindern, kommen mit allen Modellen handelsüblicher Waschmaschinen zurecht und wissen, wie sie gleichzeitig Breichen füttern und Hausaufgaben überwachen. Die Vorzüge einer reifen Mary Poppins schätzen besonders alleinerziehende Elternteile und Familien, bei denen Mama und Papa berufstätig sind.
Die Au-pair-Omas sind oft flexibler als junge Au-pairs und zudem kann mit dem Einsatz einer Granny-Au-pair auch ein schönes Generationen-Projekt entstehen, von dem beide Seiten gleichermaßen profitieren können.
Altersbegrenzungen gibt es keine. Weder nach oben noch nach unten. Teilnehmen können Frauen, die sich körperlich und geistig dem Abenteuer „Oma“ gewachsen fühlen. Und auch bei den Sprachkenntnissen findet man Lösungen: Von Kanada, Abu Dhabi, den USA über Tirol bis hin nach China oder Australien – via Kennenlern-Plattformen bekommen die Frauen Kontakte zu Familien auf der ganzen Welt. In ihren Profilen geben die Gastfamilien an, welche Sprachen sie sprechen. Das Gleiche machen die Au-pairs.
Wichtig ist, dass das Miteinander auf gegenseitigem Vertrauen beruht und nicht auf einem Arbeitsvertrag. Welche Aufgaben anfallen, besprechen Gastfamilie und Leihoma gemeinsam. Bereits beim ersten Kennenlernen sollten daher die eigenen Vorstellungen klar dargestellt werden und bei Unsicherheiten gezielt nachgefragt werden. Beispielsweise sollte man im Vorfeld Fragen klären wie:
Außerdem: Jedes Land hat seine Kultur, die es zu respektieren gilt. Um sich keinen Fauxpas zu leisten, ist es sinnvoll, sich gezielt auf die Eigenheiten des Landes, in dem man einige Zeit verbringen wird, vorzubereiten. Michaela Hansen, Inhaberin des Internetportals grannyaupair.com, gibt mehrmals im Jahr Infoveranstaltungen und Workshops für Interessierte. Sie und ihr Team beantworten Fragen der Teilnehmerinnen und geben Tipps und Hinweise. Mit dabei ist auch ein erfahrenes Granny-Au-pair, das über seine Auslandserfahrungen erzählt.
Via Online-Portal bekommen die Frauen Kontakte zu Familien auf der ganzen Welt. Zum Beispiel über granny-aupair.com, aupair.com oder aupair50plus.com. Wer möchte, kann sich auf einer ausländischen Plattform umsehen, etwa bei mamieadom.com. Man kann sich dort kostenlos registrieren und die Annoncen anschauen. Um in Kontakt zu treten, muss man Mitglied des Portals werden. Die Preise für eine Mitgliedschaft liegen zwischen 20 und 65 Euro pro Monat. Die Dauer einer Mitgliedschaft reicht von drei bis zwölf Monate.
Beim Zusammenfinden sind Grannys und Familien meist auf sich allein gestellt. Meist entscheidet schon der erste Eindruck. Sagt das Bauchgefühl „Ja“, wird es weitere Gespräche bis zur finalen Zusage geben. Immerhin wird man mehrere Monate unter einem Dach leben. Das Kennenlernen findet transkontinental und virtuell statt: Über E-Mails, Chats und viele Video-Gespräche über Skype, Zoom oder Face Time.
Im Unterschied zu den jungen Au-pairs ist, bekommen die "Grannys" kein Au-pair-Visum. Das bedeutet, sie können sich nicht als normale Au-pairs ins Ausland begeben. „Die Au-pair-Visa-Abkommen sind bilaterale Abkommen zwischen zwei Ländern“, erklärt dazu Michaela Hansen. Die Visa gelten für Au-pairs bis maximal 30 Jahre. Bis heute hat sich jedoch leider an den altersdiskriminierenden Abkommen aus den 1960er Jahren leider nichts geändert. Daher reisen die Granny-Au-pairs als Touristinnen in die ganze Welt und haben eine Bleibe-Zeit von drei bis sechs Monaten.
Innerhalb der Europäischen Union brauchen Reisende einen gültigen Personalausweis. Liegt das Reiseziel außerhalb der EU ist ein Reisepass Pflicht. Da das Ausweisdokument für die Dauer des gesamten Aufenthalts gültig sein muss, ist es unerlässlich, rechtzeitig das Ausweisdokument entsprechend zu verlängern. Ämter in großen Städten und auf dem Land brauchen manchmal etwas länger. Besser, man plant für Antrag und Ausstellung ein paar Wochen ein.
Ist für das Land der Gastfamilie ein Visum nötig? Antworten liefert die Botschaft des Ziellandes oder die Länderinformationen des Auswärtigen Amtes. Hier finden Reisende Länderinformationen über:
Wem das Thema Visum zu viel ist, und zu aufregend, kann eine Agentur für die Visabeantragung engagieren. Zahlreiche Vermittler haben sich auf diesen Service spezialisiert und erledigen gegen Gebühr die Formalitäten. Manche Agenturen haben interessante Preisvorstellungen. Klug ist, wer sich vorher und bei mehreren Agenturen über den finalen Betrag informiert.
In einigen Ländern brauchen Fahrerinnen und Fahrer, zusätzlich zum nationalen, einen Internationalen Führerschein. Das gilt oft für Länder außerhalb der EU. Für den internationalen Führerschein muss man keine eigene Fahrprüfung ablegen. Denn dieser ist kein eigenständiger Führerschein, sondern ein Zusatzdokument. „Er ist eine Art Übersetzung des nationalen Führerscheines und soll der Polizei oder auch dem Mietwagenunternehmen im Ausland die Überprüfung erleichtern, ob Sie auch berechtigt sind zum Beispiel das gebuchte Auto oder Wohnmobil zu führen“, schreiben die Juristen des ADAC.
Den Internationalen Führerschein beantragen Inhaberinnen und Inhaber eines gültigen Führerscheins bei den Straßenverkehrsämtern/Führerscheinstelle am Wohnort. Mitzubringen für den Antrag sind der Führerschein und ein aktuelles biometrisches Lichtbild.
Es gibt Versicherungen, die im Zusammenhang mit einem Aufenthalt im Ausland sinnvoll sind, damit man für den Ernstfall entsprechend abgesichert ist. Aber auch für die Zeit der Abwesenheit von Daheim ist eine Absicherung des Hausrats ratsam.
EU-Bürgerinnen und -Bürger können mit einer Europäischen Krankenversicherungskarte (EHIC) eine staatliche Gesundheitsversorgung in allen anderen EU-Ländern sowie in Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz erhalten.
Für Reisen in Nicht-EU-Länder schließt man eine temporäre Reisekrankenversicherung ab. Die deckt Notfallbehandlungen.
Arztkosten im Ausland, am Ende sogar ein Rücktransport in die Heimat, können ganz schön teuer werden. Grundsätzlich besteht außerhalb Europas gar kein Schutz durch die GKV. Eine Auslandsreisekrankenversicherung sollte deshalb immer mit im Gepäck sein, wenn Sie sich im Ausland aufhalten oder auf Reisen befinden. Die Police deckt die kompletten Behandlungskosten bei Notfällen. Erfahren Sie in einem weiteren Beitrag von uns, warum ein guter Auslandsreisekrankenschutz wichtig ist und was er kostet.
Biallo-Lesetipp: Mit zunehmendem Alter und für Familien wird der Status als Privatpatient schnell teuer. Viele wollen deshalb raus aus der privaten und zurück in die gesetzliche Krankenversicherung. In einem weiteren Ratgeber auf biallo.de erfahren Sie, für wen ein Wechsel von der PKV zur GKV möglich ist und wie er funktioniert.
In Deutschland ist jede Person, die mit im Haushalt lebt, automatisch in der Haftpflichtversicherung der Familie integriert. Vorausgesetzt natürlich, dass die eine hat. Granny-Au-pairs sollten schriftlich Kontakt zu ihrem Versicherer aufnehmen, ihn einerseits über ihre Pläne informieren und gezielt danach fragen, ob sie im Ausland und als „Leihoma” in einer Familie einen entsprechenden Versicherungsschutz haben.
Manche Versicherer erlauben eine Erweiterung des Versicherungsschutzes um den Punkt „Betreuung im Auftrag“. Mit dem Zusatz ist es unerheblich, ob sich die Betreuungskraft in einem Vertragsverhältnis oder im Rahmen einer Gefälligkeitsleistung im Haushalt bewegt.
Grannys, die ihr Heim länger unbewohnt zurücklassen, teilen das am besten ihrer Hausratversicherung mit. Unbewohnte Wohnungen sind nicht nur eine günstige Gelegenheit für Diebe. Auch kleine Schäden bleiben länger unentdeckt und können zu größeren Folgeschäden werden, die höhere Kosten verursachen. Es ist dann fraglich, ob der Versicherungsschutz in diesem Fall voll greift.
In den üblichen Policen ist eine Frist für ein vorübergehendes Unbewohntsein des Objekts vermerkt. Das bedeutet, nicht meldungspflichtige Zeitspannen sind – wie etwa während der Ferien üblich – 60 bis 90 Tage. Längere Abwesenheiten sollten der Versicherung gemeldet werden.
Au-pairs haben Kost und Logis frei. Möglich, dass manche Grannys ein Taschengeld von 200 bis 300 Euro im Monat bekommen. Weiter übernehmen Gastfamilien meistens die Kosten für Monatskarten, Kino- und Restaurantbesuche und überlassen kostenfrei das Familienauto zur privaten Nutzung. Ob die Familien die Reisekosten bezahlen, klären die beiden Parteien vorher miteinander ab.
Es fängt alles gut an. Dann muss der Aufenthalt aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen werden. Oder man geht sich nach drei Wochen Familienalltag auf die Nerven. Dann gilt es Lösungen zu finden. „Wenn es vor Ort nicht klappt, sollte man abbrechen”, sagt Expertin Hansen. “Denn, ganz ehrlich, was nützt es, auf eine Abmachung zu bestehen, wenn alle unglücklich sind?“ Kompromisse helfen weiter. Beispielsweise einigen sich die Parteien darauf, dass die Granny noch zwei Wochen bleibt, damit die Familie genug Zeit hat, Ersatz zu finden.