





Verkehrte Welt am Aktienmarkt: Jahrelang lagen die großen US-Börsenindizes bei der Performance deutlich vor dem Deutschen Aktienindex (Dax). Doch in diesem Jahr ist es umgekehrt: Der Dax hängt die US-Märkte locker ab. Das gilt auch für die Einzelwerte: Die Kurse der deutschen Unternehmen haben im ersten Halbjahr 2025 deutlich stärker zugelegt als die Aktien großer US-Konzerne. Wir sagen Ihnen, wer bislang 2025 vorne liegt – und ob Anleger auch künftig auf den Dax und seine Unternehmen setzen sollten.
Ein Plus von mehr als 20 Prozent hat der Deutsche Aktienindex im ersten Halbjahr dieses Jahres eingefahren. Er gehört damit zu den stärksten Indizes in Europa, nur der spanische Ibex35 schnitt mit einem Indexgewinn von gut 21 Prozent noch besser ab.
Deutlich hinter sich gelassen hat der Dax dagegen den Weltindex MSCI World – und erst recht die Aktienmärkte in den USA (siehe Grafik). Der US-Leitindex Dow Jones erreichte nicht einmal ein Fünftel der Dax-Performance, der breite S&P 500 kaum ein Viertel.
Performance in Prozent seit Jahresanfang
Grund für das schwache Abschneiden der US-Indizes ist vor allem die andauernde Unsicherheit über die Handelspolitik der US-Regierung: Ein Handelskrieg mit hohen Zöllen schadet auch der US-Wirtschaft. Viele Investoren legen deshalb ihr Geld anderswo an – vor allem in Europa und Asien. Der Dax hat davon mit am meisten profitiert. So stark, dass ihm selbst die schwache Konjunktur in Deutschland nichts anhaben konnte.
Der Vorsprung des Dax fällt dabei noch größer aus, wenn man die Performance der US- und Welt-Indizes in Euro betrachtet. Beispiel MSCI World: In Dollar gerechnet steht im ersten Halbjahr 2025 ein Plus von gut acht Prozent zu buche, in Euro hat der Index dagegen ein Minus von gut vier Prozent eingefahren. Grund ist die derzeitige Dollarschwäche: Sie lässt die Kurse von in Dollar notierten Aktien in Euro gerechnet fallen.
Größter Antreiber im Dax war die Aktie von Rheinmetall. Ihr Kurs verdreifachte sich in der ersten Jahreshälfte nahezu. Der Rüstungskonzern profitiert von den Krisen und militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und im Nahen Osten. Die Nachfrage nach Rüstungsgütern ist hoch – und sie wird es vorerst bleiben: So haben die Nato-Mitgliedstaaten gerade eine Aufstockung ihrer Rüstungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts beschlossen.
Auf Platz zwei des Dax-Rankings liegt Siemens Energy. Der Kurs des Elektro- und Energietechnikherstellers hat sich fast verdoppelt. Das Unternehmen profitiert unter anderem von der Energiewende und der staatlichen Förderung, die in die erneuerbaren Energien fließt. Insgesamt lagen im ersten Halbjahr 20 Dax-Werte mit mehr als zehn Prozent im Plus. Die folgende Grafik zeigt die Top 10.
Performance in Prozent seit Jahresanfang
Bemerkenswert dabei: Die besten fünf Dax-Aktien erzielten Kursgewinne von jeweils mehr als 50 Prozent. Daran reichte selbst der Top-Performer aus dem US-Leitindex Dow Jones nicht heran: der Computerriese IBM (siehe Tabelle unten). Deutlich zurück liegen auch die sogenannten „Magnificent Seven“ – die „glorreichen Sieben“. Gemeint sind die großen US-Technologiewerte wie Microsoft, Amazon und Co. Am besten schnitt von ihnen noch der Facebook-Konzern Meta ab. Abgestraft wurde dagegen der E-Auto-Hersteller Tesla.
Performance in Prozent seit Jahresanfang
Dow Jones Top 5 | |
IBM | 33,84 |
Goldman Sachs | 23,40 |
JP Morgan | 19,97 |
Boeing Co. | 18,68 |
3M | 17,90 |
Magnificent Seven | |
Meta | 24,84 |
Microsoft | 17,08 |
Nvidia | 14,91 |
Amazon | -0,86 |
Alphabet (A) | -7,85 |
Apple | -18,65 |
Tesla | -23,90 |
Wie es im zweiten Halbjahr an den Börsen weitergeht, lässt sich kaum vorhersagen – vor allem wegen der chaotischen US-Politik unter Präsident Donald Trump. Die Experten des Analysehauses Morningstar bescheinigen dem US-Aktienmarkt jedenfalls ein „überdurchschnittlich hohes Abwärtsrisiko“. Beim Dax dagegen sehen sie weiteres Potenzial und erwarten auch fürs zweite Halbjahr ein positives Gewinnwachstum der Dax-Firmen.
Hinzu kommen niedrige Zinsen in der Eurozone. Das ist gut für Aktien, weil es sie im Vergleich zu Zinsanlagen attraktiver macht. In Deutschland ist außerdem eine Trendwende bei der Konjunktur in Sicht – auch getrieben vom angekündigten Investitionspaket der Bundesregierung. Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet das: Umschichten kann sich weiterhin lohnen. Motto: mehr Gewicht auf Deutschland und Europa, weniger auf die USA.
Wer das mit Einzelaktien tun will, sollte auf einen breiten Branchenmix achten. Aus Sicht der Morningstar-Analysten dürfte der Verteidigungssektor „weiter profitieren“. Chancen sehen die Experten nach wie vor bei Unternehmen wie Rheinmetall oder dem Triebwerkshersteller MTU. Gute Noten verteilen Sie aber auch an den Energieriesen RWE, den Chiphersteller Infineon, den Pharmakonzern Bayer oder den Sportartikelhersteller Puma.
Einfacher als mit Einzelaktien lässt sich auf deutsche oder europäische Werte mit einem Dax-ETF oder einem Europa-ETF setzen. Die Indexfonds können einen bestehenden Welt-ETF ergänzen – etwa einen ETF auf den MSCI World oder den MSCI All Country World. Anlegerinnen und Anleger können sich aber auch ihr eigenes Welt-Portfolio basteln. Das kann etwa eine Kombination aus einem USA-ETFs, einem Dax- oder einem Europa-ETF und einem Emerging Markets-ETF sein. So lässt sich der Anteil der Regionen selbst festlegen. Je nach Risikobereitschaft kann man die Aktienanlage mit Festgeld oder Tagesgeld kombinieren.