S&P China 500
Es bleiben noch drei weitere China-Indizes:
- Der S&P China 500 enthält die 500 größten und liquidesten chinesischen Aktien, und zwar alle Segmente einschließlich A-Shares und Offshore-Klassen. Auf diesen Index gibt es einen (sparplanfähigen) ETF von WisdomTree.
- Der Dow Jones China Offshore 50 enthält die 50 größten Unternehmen, die hauptsächlich in Festland-China tätig sind, aber in Hongkong oder den USA gehandelt werden. Auf diesen Index gibt es einen (sparplanfähigen) ETF von iShares.
- Der Shanghai Stock Exchange 50 A-Share enthält die 50 größten A-Shares, die in Schanghai gehandelt werden. Auf diesen Index gibt es einen (sparplanfähigen) ETF, gemanagt von Lyxor (Bank of China International (BOCI) Commerzbank).
Im Dezember 2020 strichen MSCI, FTSE Russell und S&P Global insgesamt gut 30 chinesische Aktien aus ihren Indizes, nach den Vorgaben der Regierung Trump. Demnach durfte es keine amerikanischen Investments mehr in Firmen geben, die dem chinesischen Militär gehörten oder davon kontrolliert würden. Die Gewichtung der gestrichenen Unternehmen war allerdings in den Indizes sehr gering, insbesondere im MSCI Emerging Markets. Das unterstreicht auch Uwe Sander. "Allerdings hat die neue US-Regierung hier noch keine Kursveränderung vorgenommen und ich kann nur hoffen, dass zwischen China und den USA nun dialogisch miteinander verhandelt wird, ohne gleich in einen Wettstreit um Handelsbeschränkungen einzutreten."
Hang Seng Tech
An der Börse von Hong Kong startete am 26. Juli 2020 ein neuer Index: der Hang Seng Tech. Eine Folge des Konflikts zwischen China und den USA. Denn die Vereinigten Staaten hatten chinesische Börsengänge in den Monaten davor erschwert. Die zunehmenden Spannungen bewirkten, dass einige chinesische Unternehmen zumindest teilweise von der Börse New York nach Hongkong zurückgekehrten: etwa die Tech-Konzerne Netease, JD.com und Alibaba.
Zuletzt hatte Donald Trump erklärt, er prüfe auch ein Verbot von Alibaba in den USA. Yanjun Gast von LBBW Asset Management erklärt, dass die USA nicht der Kernmarkt von Alibaba sind. Der Handelskonflikt zählt für sie zu den eher kurzfristigen Risiken für das Sentiment, weil die fundamentalen Daten intakt sind.
Der Hang-Seng-Tech-Index vereint die dreißig größten Technologie-Unternehmen, die in Hongkong gelistet sind. Dazu zählen die großen chinesischen Tech-Konzerne wie Alibaba, Tencent oder Xiaomi. Diese Firmen sind für Yanjun Gast die besten Firmen aus dem Bereich mit dem größten Potential. Der Index erstreckt sich über mehrere Bereiche des Technologie-Sektors: Hardware, Versicherung, Cloud-Computing, Fintech und E-Commerce. Die fünf größten Positionen machen mehr als 40 Prozent der Gewichtung aus:
- Alibaba (Amazon-Rivale)
- Meituan Dianping (Dienstleistungsvermittlier)
- Xiaomi (Huawei-Konkurrent)
- Tencent (Internet mit Messenger-Diensten, sozialen Netwerken und Online-Medien)
- Sunny Optical (Objektivhersteller für Smartphones)
Die Ant Group wäre auch ein Kandidat für den Hang Seng Tech (gewesen). Eigentlich hätte das Tech-Schwergewicht Ende Oktober 2020 in China an die Börse gehen sollen. Es wäre der bislang größte Börsengang der Welt geworden. Die staatliche Börse in Schanghai ließ das IPO des Fintechs jedoch platzen. Die Entscheidung der chinesischen Regulierer wird in Verbindung gebracht mit dem gespaltenen Verhältnis von Alibaba-Gründer Jack Ma zur chinesischen Führung, der zu sagen pflegt: "Meine Philosophie ist es, die Regierung zu lieben – aber sie nicht zu heiraten." Ohne die Unterstützung des Staates ist ein Börsenerfolg in China unmöglich.
Chinesische Gesundheitsaktien im Fokus
Der Chefanlagestratege der Deutschen Bank, Dr. Ulrich Stephan, rät Anlegern, auch den Gesundheitssektor Chinas im Blick zu behalten. "Seit 1978 sind die Gesundheitsausgaben in China im Schnitt um 17 Prozent pro Jahr gestiegen. Die Ausgaben pro Einwohner lagen 2017 mit 841 US-Dollar aber noch weit unter jenen in Deutschland (5.922 US-Dollar) oder den USA (10.246 US-Dollar). Ich rechne damit, dass die Ausgaben in China aufgrund des zunehmenden Wohlstandes und der alternden Bevölkerung in den kommenden Jahren weiter steigen werden." Bereits jetzt seien knapp 170 Millionen Chinesen älter als 65 Jahre, für die kommenden fünf Jahre werde mit einem Anstieg auf 200 Millionen Personen gerechnet. "Da das staatliche Gesundheitssystem nur die Grundversorgung garantiert, erwarte ich eine zunehmende Nachfrage nach privaten Krankenversicherungen", so Stephan weiter.
Profianleger setzen in China auf die gleichen Bereiche wie im Rest der Welt: Technologie, Gesundheit, Industrie und Konsum. Börsenprofi Uwe Sander setzt das Potenzial in der Technologie- und Gesundheitsbranche als bekanntermaßen riesig voraus. Wie Dr. Stephan verweist er auf den Transformationsprozess im Gesundheitsbereich: "Im Gegensatz zu den USA sind 95 Prozent der Bürger grundversichert. Da die chinesische Regierung der Digitalisierung gegenüber positiv eingestellt ist, werden mit gelockerten Regeln für Telemedizin Chancen der Digitalisierung für den ländlichen Raum genutzt – in diesem Punkt ist China fortschrittlicher als viele europäische Länder." Auch in puncto Konsum entwickle sich China mit seinen 1,4 Milliarden Menschen dynamisch. Eine immer größer werdende Mittelschicht entdecke die Lust am Konsum. In diesem Sektor bestehe eine Wahlfreiheit, die es in anderen Lebensbereichen so nicht gebe.
Die größten ETFs auf China-Aktien
Hat man sich für China als Investitionsziel entschieden, dann haben ETFs den Vorteil von Diversifikation und günstigen Kosten, indem man auf breite Indizes setzt. Neben den hier aufgeführten Indizes kommen alternativ ETFs auf Emerging Markets-Indizes in Betracht, wo China stark vertreten ist (bis zu 80 Prozent). Auch in der Region Asien ist China noch mit einer Gewichtung bis zu 56 Prozent enthalten.
Die größten in Deutschland handelbaren ETFs auf China-Aktien sind aktuell der iShares MSCI China A und der Xtrackers MSCI China mit jeweils gut zwei Milliarden Euro Volumen. Die Zwölf-Monats-Performance liegt bei circa 30 Prozent. Der günstigste ETF (0,19 Prozent laufende Kosten) ist der Franklin FTSE China auf den breit gestreuten FTSE China 30/18 Capped mit einer Zwölf-Monats-Performance von ebenfalls gut 30 Prozent. Das Fondsvolumen liegt bei rund 90 Millionen Euro.
China für nachhaltige Anleger?
Für Anleger, die auf nachhaltige Geldanlagen achten wollen, könnte es in China etwa mühsamer werden: Zum einen war China mit 28 Prozent der globalen CO2-Emissionen im Jahr 2018 der weltweit größte Emittent an Kohlendioxid. Die Arbeitsbedingungen und Menschenrechte in der Volksrepublik sind ein anderes kritisches Thema. Bekannte und dem Westen zugeneigte Unternehmer verschwinden von einem Tag auf den anderen von der Bildfläche, etwa Alibaba-Gründer Jack Ma. Er war von Ende Oktober 2020 bis Ende Januar 2021 spurlos verschollen. Im Oktober hatte er die chinesischen Regulierungsbehörden in einer Rede in Schanghai kritisiert. Kurz danach wurde der Börsengang des Alibaba-Ablegers Ant Financial abgesagt. Soll man also unter dem Gesichtspunkt von Nachhaltigkeit überhaupt in China investieren?
Uwe Sander differenziert, wenn es um China-Investments unter ethischen Aspekten geht. Zur Umweltpolitik verweist er auf eine Erklärung des Präsidenten Xi Jinping Ende 2020: "Unser Ziel ist es, dass der Ausstoß von Kohlendioxid vor 2030 den Höchststand erreicht und dass wir vor 2060 CO2-neutral sind." Das sei zwar nicht sehr ambitioniert, aber ein wichtiger Anfang. Beim Pro-Kopf-Verbrauch rangierten die Asiaten deutlich hinter den USA oder auch Deutschland, allerdings mit etwa acht Tonnen pro Kopf über dem EU-Schnitt von sieben Tonnen. Und im Bereich erneuerbare Energie investiere der chinesische Staat mehr als Japan, die USA und die Europäische Union zusammen. Allerdings konstatiert Sander: "Die politische Situation ist nach wie vor schwierig. China muss zu den autoritären Staaten gezählt werden, die Menschenrechtssituation ist weiterhin sehr bedenklich, da gibt es nichts zu beschönigen."
In wirtschaftlicher Hinsicht stuft Uwe Sander China als recht stabil ein, im Vergleich zu anderen Emerging Markets. Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass die wirtschaftliche Liberalisierung irgendwann auf den politischen Bereich durchschlage. Eine wirtschaftliche Zusammenarbeit und global vernetzte Investition würden diesen Prozess sicherlich unterstützen, allerdings würden politische Verbesserungen viel Zeit brauchen.
Nur ein nachhaltiger ETF auf China-Aktien
Es gibt derzeit nur einen ETF, der nach ESG-Kriterien anlegt (Environment, Social, Governance – Umwelt, Soziales, Unternehmensführung): den UBS MSCI China ESG. Die Zwölf-Montas-PÜerformance liegt bei gut 30 Prozent. Die jährlichen Kosten sind mit 0,65 Prozent allerdings relativ hoch, und er ist noch ziemlich jung (aufgelegt im Juli 2019), mit einem Volumen von rund 100 Millionen Euro. Die größten Werte im ETF sind Meituan, Tencent und Alibaba.
Uwe Sander rät bei einer Investitionssumme von weniger als 10.000 Euro allgemein eher zu ETFs. Gerade bei nachhaltigen Aktien finde man in China noch Werte, von denen einige im Vergleich zu inzwischen heiß gelaufenen Aktien aus Nordamerika und Europa noch vergleichsweise niedrig bewertet seien. Den nachhaltigen China-ETF von UBS findet Sander sehr empfehlenswert, trotz der relativ hohen Gebühren. Im Folgenden ein paar Beispiele nachhaltiger Einzelaktien, die Uwe Sander in seinem Depot hat.
Uwe Sanders China-Favoriten
Die folgenden Werte finden sich in Beate und Uwe Sanders Buch "Die besten Aktien findet man nicht im Dax", das im April erscheint. Die Werte stammen aus Uwe Sanders Portfolio chinesischer Unternehmen. Er sagt: "Die darin enthaltenen Aktien sind allesamt noch empfehlenswert. Einzig bei Xiaomi wäre ich derzeit noch etwas zurückhaltend und beließe sie auf der Watchlist." Xiaomi könnte als in New York gelisteter Wert zum Streitgegenstand zwischen den USA und China werden: "Es bleibt spannend, wie es mit Xiaomi weiter gehen wird. Die neue US-Regierung wird außenpolitisch zwar mehr auf Dialog setzen, die Konflikte mit China werden dennoch schwer zu lösen sein."
- BAIDU (WKN: A0F5DE) – Onlinebetreiber, Suchmaschine
- BYD Electronic (WKN: A0M0HG) – Komponenten für Mobiltelefone
- JD.com (WKN: A112ST) – Online-Versandhaus
- LENOVO (WKN: 894983) – zweitgrößter PC-Anbieter der Welt
- NIO (WKN: A2N4PB) – Elektroautos
- XIAOMI (WKN: A2JNY1): Elektrogeräte: Smartphones und SmartHome
Außerdem enthält das Depot noch Alibaba, BYD, Geely Auto und Tencent.
Eine Video- und eine Dating-App sind Uwe Sanders jüngste Investments. Am 5. Februar 2021 fand der Börsengang der Video-App Kuaishou statt. Die Aktie verdreifachte sich an diesem Tag. Auch Uwe Sander profitierte davon: "Meine beiden letzten Investitionen in China waren neben Kuaishou die chinesische Dating-App MOMO Inc. Die Aktie hatte im Jahr 2020 negativ performt und es kam erst zum Jahresende zur Bodenbildung. Seither befindet sich das 'chinesische Tinder' wieder im Aufwärtstrend."