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China-Aktien: Die Top-Favoriten von Beate und Uwe Sander

Alexander Rudow
Autor
Aktualisiert am: 25.02.2021

Auf einen Blick

  • Chinesische Aktien haben vielversprechenden Perspektiven, aber auch Risiken.
  • Der chinesische Aktienmarkt enthält verschiedene Segmente, mit denen man sich vor der Geldanlage auseinandersetzen sollte.
  • Bei der Geldanlage im Reich der Mitte sollte man auf eine breite Diversifikation achten.
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Das erwartet Sie in diesem Artikel

  1. China als Exportweltmeister
  2. China lässt Coronakrise hinter sich
  3. Chinas Mittelschicht wächst rasant
  4. Joe Biden und der Konflikt zwischen den USA und China
  5. Was bewirkt der Handelskrieg zwischen China und den USA
  6. China-Aktien: A-, B- und H-Shares
  7. In welchem China-Index handelt man die Aktienklassen?
  8. Chinesische Gesundheitsaktien im Fokus
  9. Die größten ETFs auf China-Aktien
  10. China für nachhaltige Anleger?
  11. Nur ein nachhaltiger ETF auf China-Aktien
  12. Uwe Sanders China-Favoriten
  13. Nachhaltige Aktien aus Uwe Sanders Depot
  14. Kein Markt ohne Risiken – chinesische Aktienflopps
  15. Der chinesische Staat sitzt immer mit am Tisch
  16. Investieren in strukturelle Treiber Chinas

China als Investitionsziel – dabei denken einige an goldene Zukunft, andere an westliche Ignoranz und manche an eine autoritäre Parteidiktatur. Und alles drei stimmt und spielt in die Entscheidung über Investments hinein.

  • Was unumstritten ist: die Größe des Marktes in China. Hier leben 1,4 Milliarden Menschen in zunehmendem Wohlstand.
  • Gemessen an seiner Wirtschaftsleistung ist China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Und trotzdem gilt das Land nach den Maßstäben der Indexanbieter MSCI und FTSE als Schwellenland, das zudem zudem gering gewichtet ist: Im MSCI ACWI (Industrie- und Schwellenländer nach Marktkapitalisierung) machen die USA knapp 58 Prozent aus, China dagegen nur gut fünf Prozent.
  • Das Land steht gemäß seiner Verfassung "unter der demokratischen Diktatur des Volkes". Die Volksrepublik wird von Beginn an von der Kommunistischen Partei autoritär bis totalitär regiert, mit Vorwürfen schwerer Menschenrechtsverletzungen. Meinungs- und Pressefreiheit etwa gibt es in China nicht. Jüngstes Beispiel: Am 11. Februar dieses Jahres verbot der Staat den britischen Sender BBC World News auf dem chinesischen Festland.

 

China als Exportweltmeister

China ist die größte Export- und die zweitgrößte Importnation. In beiden Bereichen sind die USA, Japan, Südkorea und Taiwan die wichtigsten Handelspartner. Die chinesische Wirtschaft entwickelt sich dynamisch. Seit über zwanzig Jahren nimmt das Ausmaß staatlicher Eingriffe in den "Sozialismus chinesischer Prägung" stark ab. Allerdings schottet die Regierung das Land immer noch von den großen Playern der westlichen Welt konsequent ab: Amazon, Facebook, Google und so weiter haben derzeit keine Möglichkeit, in den chinesischen Markt einzutreten. Dies ist wiederum ein großer Vorteil für die chinesischen Tech-Riesen wie Alibaba und Tencent. Sie agieren in China nahezu konkurrenzlos.

Am 15. November 2020 unterzeichnete China den Vertrag zur größten Freihandelszone der Welt: RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership / Regionale umfassende Wirtschaftspartnerschaft). Sie umfasst die zehn ASEAN-Staaten (Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam), außerdem China, Japan und Südkorea sowie Australien und Neuseeland. 

Uwe Sander, der seit Herbst 2020 das Nachlassdepot von Börsenlegende Beate Sander weiterführt, beurteilt das Freihandelsabkommen so: "Langfristig erhöhen sich die Chancen, aus der wirtschaftlichen Kooperation in einen konstruktiven Austausch auch in Umwelt- und Menschenrechtsfragen treten zu können. In wirtschaftlicher Hinsicht bieten Freihandelszonen allen teilnehmenden Staaten Vorteile."

Sehen Sie auch unser Youtube-Interview mit Uwe Sander:

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China lässt Coronakrise hinter sich

Yanjun Gast, Portfoliomanagierin und Asienexpertin bei LBBW Asset Management, betont im Interview mit biallo.de, dass China die Corona-Ausbreitung in den Griff bekommen habe. Das sei die Grundlage für den Optimismus. Ohne diese Vorraussetzung komme kein Aufschwung in die Wirtschaft. China sei als erstes Land lahmgelegt worden, habe es aber auch als Erster wieder erfolgreich aus der Krise herausgeschafft. Ein weiterer Grund sei die Unterstützung des chinesischen Staats und der Notenbanken.

In diese Richtung argumentiert auch Kai Kong Chay, Portfoliomanager bei Manulife Investment Management in Hongkong und Manager der Chinese Equity-Strategie der finnischen Nordea-Bank. Demnach trete China jetzt in eine zweite Wachstumsphase ein, die vor allem vom Binnenkonsum getragen werde. Trotz des immer noch andauernden Handelskriegs zwischen China und den USA stiegen die Exporte wegen der gedrosselten Produktion in den Industrieländern. Chinesische Exporteure gewännen Marktanteile, und die Industriegewinne stiegen. "Auch die Investitionen in das Anlagevermögen der chinesischen Industrie sind im Aufwärtstrend, da die Hersteller zuversichtlich in neue Produktionskapazitäten oder eine stärkere Automatisierung investieren. Was den Konsum angeht, so ist er seit dem zweiten Quartal des letzten Jahres unglaublich stark – insbesondere der Online-Konsum", sagt Experte Chay.

 

Chinas Mittelschicht wächst rasant

Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank stellte im Sommer 2020 im Interview mit biallo.de die wachsende Kaufkraft des riesigen Marktes heraus: "Chinas Mittelschicht wuchs in den vergangenen Jahrzehnten so schnell wie in kaum einem anderen Land. Gehörten dieser Bevölkerungsgruppe 2002 lediglich vier Prozent der Chinesen an, umfasste die Gruppe zehn Jahre später bereits 420 Millionen Menschen (31 Prozent der Bevölkerung). Das Beratungsunternehmen McKinsey rechnet damit, dass die chinesische Mittelschicht in den kommenden zwei Jahren mit 550 Millionen Menschen auf mehr als die eineinhalbfache Größe der heutigen US-Bevölkerung anwachsen könnte."

Der Unternehmer und Investor Ray Dalio prägte zu den Widersprüchen des Reichs der Mitte den Ausspruch: "Jeder Markt hat seine speziellen Risiken. Das größte Risiko für Anleger ist jedoch, nicht in China zu investieren." Auch die am 28. September 2020 verstorbene Börsenmillionärin und Bestseller-Autorin Beate Sander – bekannt als "Börsen-Oma" – sagte kurz vor ihrem Tod im Youtube-Interview mit biallo.de: "Wer nicht in China investiert, macht einen Fehler." Beate Sander stellte biallo.de auch Auszüge aus ihrem damals noch unveröffentlichten Hörbuch zu ihrem Bestseller "Der Aktien- und Börsenführerschein" zur Verfügung. Darin spricht sie vom "Lockruf Ostasien mit dem Riesenreich China", das im Handelskrieg mit den USA die Grenzen auf dem Weg zur Welmacht Nummer eins auslote.

Aktuell auf Platz 2 in der Spiegel-Bestseller-Liste: Der berühmte "Aktien- und Börsenführerschein". 

 

Joe Biden und der Konflikt zwischen den USA und China

Mittlerweile ist Joseph "Joe"  Biden US-Präsident. Der Konflikt der beiden stärksten Wirtschaftsmächte besteht aber weiter zwischen China und den USA. Im Rahmen dieses Wettstreits bringen de USA ein Delisting chinesischer Aktien ins Spiel, die an US-Börsen gehandelt werden (ADRs). Damit wären sie vom US-Handel ausgeschlossen. Außerdem drohen Handelsverbote, die US-Bürgern und -Unternehmen untersagen, in chinesische Aktien zu investieren. Noch nach den Präsidentschaftswahlen veröffentlichte Donald Trump am 12. November 2020 eine Verordnung, die die ersten Handelsverbote für chinesische Unternehmen aussprach. Diese Liste wurde später noch erweitert. Am 14. Januar 2021 wurde unter underen Xiaomi zugefügt, der Elektronik-Hersteller und Produzent erfolgreicher Smartphones. 

Welche Risiken können durch weiteres Delisting und Handelsverbot für hiesige Privatanleger entstehen? Uwe Sander sieht es so: "Am Beispiel Xiaomi kann man sehen, dass bereits die Ankündigung, diese Aktien zu delisten, weil Xiaomi angeblich enge Bindungen zum Militär habe, zu Kursrückgängen geführt hat. Vor diesem Hintergrund wäre ein komplettes Handelsverbot beziehungsweise die Verpflichtung, bestehende Investments aufzulösen, verheerend", so Sander. Und er fügt hinzu: "Ich bin kein Prophet, aber ich gehe nicht davon aus, dass die USA soweit gehen werden und dies bei mehreren Unternehmen durchziehen." Dennoch werde es auch unter Biden zu wirtschaftlichen Spannungen kommen: "Die USA fühlen sich zwar noch als die bedeutendste Großmacht, aber China wird den USA wohl bald den Rang ablaufen."

Joe Biden und Xi Jinping haben am 11. Februar 2021 zum ersten Mal miteinander telefoniert, sich in Streitfragen aber nicht angenähert. Biden gab vielmehr einen unverändert harten Kurs gegenüber Peking zu erkennen. Laut dem Weißen Haus habe er seine Besorgnis über unfaire Wirtschaftspraktiken Chinas, die Repressionen in Hongkong und die Taiwan-Politik geäußert. Laut Nachrichtenagentur Xinhua warnte Xi vor einer Konfrontation, die katastrophal für beide Länder und die Welt wäre. Zudem habe der Staatschef bekräftigt, Hongkong und Taiwan seien innere Angelegenheiten Chinas. Die USA sollten chinesische Kerninteressen respektieren und vorsichtig handeln. 

 

Was bewirkt der Handelskrieg zwischen China und den USA

Nach dem heftigen Einbruch im ersten Quartal 2020 hat die Volksrepublik bereits im zweiten Quartal wieder ein Wirtschaftswachstum erzielt, mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,2 Prozent. Zu dieser Zahl und anderen offiziellen Statistiken aus der Volksrepublik sei angemerkt: Es gibt Stimmen, die sie zumindest für geschönt halten. Laut den staatlichen Daten gab es in den vergangenen Jahren praktisch keine Konjunkturzyklen, und die Wachstumsraten schwankten kaum. Der tiefe Abschwung der chinesischen Wirtschaft 2015/2016 ist aus den offiziellen Zahlen kaum ablesbar. Der Staat veröffentlichte seit 2012 auch kaum Korrekturen zu ersten Wachstumsschätzungen. Portfoliomanagerin Yanjun Gast von der LBBW wirft allerdings ein, dass der Trend stimme und die Fundamentaldaten der Wirtschaft gut seien. Auch die deutschen Unternehmen berichteten von guten Entwicklungen auf dem chinesischen Markt.

Investorin Beate Sander betonte kurz vor ihrem Tod, dass es in China noch nicht in allen Branchen aufwärts gehe. Im Gegensatz zu Deutschland und der EU habe die chinesische Regierung bislang nur vergleichsweise zurückhaltende Konjunkturprogramme gestartet. Zeitweilig habe es so ausgesehen, als ob die USA und China den Handelskrieg durch Abbau von Strafzöllen zum Wohl beider Nationen beenden würden. Doch seit dem Corona-Crash im Frühjahr 2020 sei von einem entspannten Klima nichts mehr zu spüren gewesen. Die Börsenlegende war der festen Überzeugung, dass China im Konflikt mit den USA obsiegen werde. Daher setzte sie auch verstärkt auf chinesische Aktien.

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China-Aktien: A-, B- und H-Shares

Was macht den chinesischen Aktienmarkt so besonders? Anders als in anderen Regionen der Welt fallen in China spezielle Aktienklassen auf: A-, B- und H-Aktien, außerdem Red Chips und P-Chips, S Chips und N-Aktien. Prinzipiell gibt es jedoch darunter zwei große Segmente: A- und H-Shares. Den Rest kann man als zugehörige Gruppen verstehen.

  • A-Shares sind in Renminbi (Yuan) notiert, und zwar an den Börsen in Schanghai oder Schenzhen. Nicht-chinesische Anleger dürfen in A-Aktien nur investieren, wenn sie ausgewählte institutionelle Investoren sind (Qualified Foreign Institutional Investors - QFII). Daher sind A-Shares inzwischen auch in breiten Indizes enthalten. (Die chinesische Währung ist zwar an einen internationalen Währungskorb gekoppelt, aber nicht frei konvertierbar. Den Wechselkurs legt die Zentralbank fest.)
  • B-Shares sind chinesische Aktien, die in ausländischer Währung gehandelt werden, ebenfalls notiert in Schanghai (meist US-Dollar) oder Schenzhen (meist Hongkong-Dollar). Dieses Segment wurde für Ausländer geschaffen. Mit der Lockerung der Beschränkungen für A-Aktien hat diese Aktienklasse indes an Bedeutung eingebüßt

A- und B-Aktien zählen zum Onshore-Segment, den sogenannten Festland-Aktien. Nun folgen die Offshore-Klassen. Sie sind ausländischen Anlegern uneingeschränkt zugänglich.

  • H-Shares sind chinesische Aktien, die in Hongkong in Hongkong-Dollar gehandelt werden. (Die Unternehmen sind oft auch als A-Shares notiert, meist aber mit Aufschlag zu einem anderen Kurs.) Das Segment ist als liquider Markt populär bei Großinvestoren.
  • Red Chips werden in Hongkong gehandelt, stehen aber unter Kontrolle von Unternehmen oder Organisationen, die der Volksrepublik China gehören.
  • P Chips sind Unternehmen mit Sitz außerhalb Chinas. Sie machen aber Umsatz in China, haben dort eine Eigentümerstruktur oder konzentrieren ihren Besitz im Land.
  • S Chips gehören zu chinesischen Unternehmen, deren Aktien in Singapur als S Shares gelistet sind. Die Unternehmen unterhalten ihre Geschäftstätigkeit in Festland-China.
  • N-Shares sind Aktien chinesischer Unternehmen, die in New York gelistet sind, etwa an der NASDAQ. Es sind quasi die US-amerikanischen P-Chips. Sie haben ihre Hauptgeschäftstätigkeit in China und werden in New York oft als ADRs (Hinterlegungsscheine, stellvertretend für die Original-Aktie) gehandelt.

Chefanlagestratege Stephan wagt einen Ausblick: "In den kommen Jahren könnten A-Shares von einer fortschreitenden Integration in die globalen Aktienindizes von MSCI und FTSE Russell profitieren." Hier seien chinesische Festlan-Aktien bisher noch stark unterrepräsentiert, obwohl der A-Shares-Aktienmarkt der zweitgrößte Aktienmarkt nach den USA sei.

 

In welchem China-Index handelt man die Aktienklassen?

Es gibt eine ganze Reihe chinesischer Aktienindizes. Besonders beliebt sind der CSI 300 (Festland) und in Hongkong der Hang Seng Index und der Hang Seng China Enterprise Index.

  • Der CSI 300 trägt die Anzahl seiner Titel im Namen. Der Index enthält die 300 größten und liquidesten Unternehmen, die in Renminbi notiert sind und in Schanghai oder Schenzhen gehandelt werden (A-Aktien). Auf diesen Index gibt es zwei (sparplanfähige) ETFs von Xtrackers.
  • Der Hang Seng China Enterprise Index (HSCEI) enthält die 50 wichtigsten H-Aktien (festland-)chinesischer Unternehmen, die in Hongkong gehandelt werden. Auf diesen Index gibt es zwei (sparplanfähige) ETFs, von Lyxor und ComStage.
  • Der Hang Seng (HSI) enthält die 50 größten und liquidesten Unternehmen (Blue Chips), die in Hongkong gelistet sind. Auf diesen Index gibt es zwei (sparplanfähige) ETFs, von Lyxor und ComStage.

Diesen chinesischen Index favorisiert Uwe Sander

Welchen China-Index hebt Uwe Sander besonders hervor? "Einen guten Überblick bietet der Hang Seng Index aus Hongkong. Er bildet die Aktienkurse der 50 größten dort gehandelten Unternehmen ab, darunter die Finanz- und Internetdienstleister. Die sogenannten H-Aktien werden in Hongkong-Dollar gehandelt, und sie sind auch für Privatanleger frei handelbar. Die Bedeutung des HSI wird weiter zunehmen, sollten Aktien chinesischer Unternehmen tatsächlich die Nasdaq verlassen müssen."

MSCI China

Für deutsche Anleger sind die Indizes von MSCI und FTSE populär. Bezogen auf China gibt es eine Reihe von Indizes dieser Anbieter:

  • Der MSCI China enthält gut 700 Werte. Es sind die größten und umsatzstärksten chinesischen Unternehmen an der Börse Hongkong (H-Shares, B-Shares, Red Chips, P Chips). 
  • Der MSCI China A enthält ebenfalls gut 700 Werte, allerdings nur A-Aktien, wie der Name sagt. Es sind die größten und umsatzstärksten Unternehmen, die in Schanghai oder Schenzhen in Renminbi gehandelt werden.
  • Der MSCI China A Inclusion enthält knapp 500 A-Aktien, die auch im MSCI Emerging Markets (Schwellenländer Welt) auftauchen.
  • Der MSCI China A International enthält gut A-Aktien. Es sind die größten und umsatzstärksten Unternehmen, die in Schanghai oder Schenzhen in Renminbi gehandelt werden. Der Index bietet A-Aktien für ausgewählte institutionelle Investoren (QFII).
  • Der MSCI China H enthält knapp 90 H-Aktien. Es sind die größten und umsatzstärksten Unternehmen, die in Hongkong gelistet sind.

FTSE China

Bei den FTSE-Indizes fällt besonders der erste ins Auge:

  • Der FTSE China 30/18 Capped enthält 980 Werte hoher und mittlerer Marktkapitalisierung, und zwar A-, B- und H-Aktien, P-Chips, Red Chips, S Chips und N-Shares. Die Zahlen im Namen bedeuten: Das größte Unternehmen ist auf 30 Prozent des Index begrenzt, alle anderen auf 18 Prozent.
  • Der FTSE China 50 enthält 50 chinesische Aktien, die größten und liquidesten, die in Hongkong notiert sind: H-Shares, Red Chips und P Chips.
  • Der FTSE China A-H 50 enthält die 50 größten chinesischen Unternehmen, die in Schanghai oder Schenzhen gelistet sind, repräsentiert durch ihre A- oder H-Aktien.
  • Der FTSE China A 50 enthält die 50 größten A-Aktien, die in Schanghai oder Schenzhen in lokaler Währung gelistet sind.

S&P China 500

Es bleiben noch drei weitere China-Indizes:

  • Der S&P China 500 enthält die 500 größten und liquidesten chinesischen Aktien, und zwar alle Segmente einschließlich A-Shares und Offshore-Klassen. Auf diesen Index gibt es einen (sparplanfähigen) ETF von WisdomTree.
  • Der Dow Jones China Offshore 50 enthält die 50 größten Unternehmen, die hauptsächlich in Festland-China tätig sind, aber in Hongkong oder den USA gehandelt werden. Auf diesen Index gibt es einen (sparplanfähigen) ETF von iShares.
  • Der Shanghai Stock Exchange 50 A-Share enthält die 50 größten A-Shares, die in Schanghai gehandelt werden. Auf diesen Index gibt es einen (sparplanfähigen) ETF, gemanagt von Lyxor (Bank of China International (BOCI) Commerzbank).

Im Dezember 2020 strichen MSCI, FTSE Russell und S&P Global insgesamt gut 30 chinesische Aktien aus ihren Indizes, nach den Vorgaben der Regierung Trump. Demnach durfte es keine amerikanischen Investments mehr in Firmen geben, die dem chinesischen Militär gehörten oder davon kontrolliert würden. Die Gewichtung der gestrichenen Unternehmen war allerdings in den Indizes sehr gering, insbesondere im MSCI Emerging Markets. Das unterstreicht auch Uwe Sander. "Allerdings hat die neue US-Regierung hier noch keine Kursveränderung vorgenommen und ich kann nur hoffen, dass zwischen China und den USA nun dialogisch miteinander verhandelt wird, ohne gleich in einen Wettstreit um Handelsbeschränkungen einzutreten."

Hang Seng Tech

An der Börse von Hong Kong startete am 26. Juli 2020 ein neuer Index: der Hang Seng Tech. Eine Folge des Konflikts zwischen China und den USA. Denn die Vereinigten Staaten hatten chinesische Börsengänge in den Monaten davor erschwert. Die zunehmenden Spannungen bewirkten, dass einige chinesische Unternehmen zumindest teilweise von der Börse New York nach Hongkong zurückgekehrten: etwa die Tech-Konzerne Netease, JD.com und Alibaba. 

Zuletzt hatte Donald Trump erklärt, er prüfe auch ein Verbot von Alibaba in den USA. Yanjun Gast von LBBW Asset Management erklärt, dass die USA nicht der Kernmarkt von Alibaba sind. Der Handelskonflikt zählt für sie zu den eher kurzfristigen Risiken für das Sentiment, weil die fundamentalen Daten intakt sind. 

Der Hang-Seng-Tech-Index vereint die dreißig größten Technologie-Unternehmen, die in Hongkong gelistet sind. Dazu zählen die großen chinesischen Tech-Konzerne wie Alibaba, Tencent oder Xiaomi. Diese Firmen sind für Yanjun Gast die besten Firmen aus dem Bereich mit dem größten Potential. Der Index erstreckt sich über mehrere Bereiche des Technologie-Sektors: Hardware, Versicherung, Cloud-Computing, Fintech und E-Commerce. Die fünf größten Positionen machen mehr als 40 Prozent der Gewichtung aus:

  • Alibaba (Amazon-Rivale)
  • Meituan Dianping (Dienstleistungsvermittlier)
  • Xiaomi (Huawei-Konkurrent)
  • Tencent (Internet mit Messenger-Diensten, sozialen Netwerken und Online-Medien)
  • Sunny Optical (Objektivhersteller für Smartphones)

Die Ant Group wäre auch ein Kandidat für den Hang Seng Tech (gewesen). Eigentlich hätte das Tech-Schwergewicht Ende Oktober 2020 in China an die Börse gehen sollen. Es wäre der bislang größte Börsengang der Welt geworden. Die staatliche Börse in Schanghai ließ das IPO des Fintechs jedoch platzen. Die Entscheidung der chinesischen Regulierer wird in Verbindung gebracht mit dem gespaltenen Verhältnis von Alibaba-Gründer Jack Ma zur chinesischen Führung, der zu sagen pflegt: "Meine Philosophie ist es, die Regierung zu lieben – aber sie nicht zu heiraten." Ohne die Unterstützung des Staates ist ein Börsenerfolg in China unmöglich.

 

Chinesische Gesundheitsaktien im Fokus

Der Chefanlagestratege der Deutschen Bank, Dr. Ulrich Stephan, rät Anlegern, auch den Gesundheitssektor Chinas im Blick zu behalten. "Seit 1978 sind die Gesundheitsausgaben in China im Schnitt um 17 Prozent pro Jahr gestiegen. Die Ausgaben pro Einwohner lagen 2017 mit 841 US-Dollar aber noch weit unter jenen in Deutschland (5.922 US-Dollar) oder den USA (10.246 US-Dollar). Ich rechne damit, dass die Ausgaben in China aufgrund des zunehmenden Wohlstandes und der alternden Bevölkerung in den kommenden Jahren weiter steigen werden." Bereits jetzt seien knapp 170 Millionen Chinesen älter als 65 Jahre, für die kommenden fünf Jahre werde mit einem Anstieg auf 200 Millionen Personen gerechnet. "Da das staatliche Gesundheitssystem nur die Grundversorgung garantiert, erwarte ich eine zunehmende Nachfrage nach privaten Krankenversicherungen", so Stephan weiter.

Profianleger setzen in China auf die gleichen Bereiche wie im Rest der Welt: Technologie, Gesundheit, Industrie und Konsum. Börsenprofi Uwe Sander setzt das Potenzial in der Technologie- und Gesundheitsbranche als bekanntermaßen riesig voraus. Wie Dr. Stephan verweist er auf den Transformationsprozess im Gesundheitsbereich: "Im Gegensatz zu den USA sind 95 Prozent der Bürger grundversichert. Da die chinesische Regierung der Digitalisierung gegenüber positiv eingestellt ist, werden mit gelockerten Regeln für Telemedizin Chancen der Digitalisierung für den ländlichen Raum genutzt – in diesem Punkt ist China fortschrittlicher als viele europäische Länder." Auch in puncto Konsum entwickle sich China mit seinen 1,4 Milliarden Menschen dynamisch. Eine immer größer werdende Mittelschicht entdecke die Lust am Konsum. In diesem Sektor bestehe eine Wahlfreiheit, die es in anderen Lebensbereichen so nicht gebe.

 

Die größten ETFs auf China-Aktien

Hat man sich für China als Investitionsziel entschieden, dann haben ETFs den Vorteil von Diversifikation und günstigen Kosten, indem man auf breite Indizes setzt. Neben den hier aufgeführten Indizes kommen alternativ ETFs auf Emerging Markets-Indizes in Betracht, wo China stark vertreten ist (bis zu 80 Prozent). Auch in der Region Asien ist China noch mit einer Gewichtung bis zu 56 Prozent enthalten. 

Die größten in Deutschland handelbaren ETFs auf China-Aktien sind aktuell der iShares MSCI China A und der Xtrackers MSCI China mit jeweils gut zwei Milliarden Euro Volumen. Die Zwölf-Monats-Performance liegt bei circa 30 Prozent. Der günstigste ETF (0,19 Prozent laufende Kosten) ist der Franklin FTSE China auf den breit gestreuten FTSE China 30/18 Capped mit einer Zwölf-Monats-Performance von ebenfalls gut 30 Prozent. Das Fondsvolumen liegt bei rund 90 Millionen Euro.

 

China für nachhaltige Anleger?

Für Anleger, die auf nachhaltige Geldanlagen achten wollen, könnte es in China etwa mühsamer werden: Zum einen war China mit 28 Prozent der globalen CO2-Emissionen im Jahr 2018 der weltweit größte Emittent an Kohlendioxid. Die Arbeitsbedingungen und Menschenrechte in der Volksrepublik sind ein anderes kritisches Thema. Bekannte und dem Westen zugeneigte Unternehmer verschwinden von einem Tag auf den anderen von der Bildfläche, etwa Alibaba-Gründer Jack Ma. Er war von Ende Oktober 2020 bis Ende Januar 2021 spurlos verschollen. Im Oktober hatte er die chinesischen Regulierungsbehörden in einer Rede in Schanghai kritisiert. Kurz danach wurde der Börsengang des Alibaba-Ablegers Ant Financial abgesagt. Soll man also unter dem Gesichtspunkt von Nachhaltigkeit überhaupt in China investieren?

Uwe Sander differenziert, wenn es um China-Investments unter ethischen Aspekten geht. Zur Umweltpolitik verweist er auf eine Erklärung des Präsidenten Xi Jinping Ende 2020: "Unser Ziel ist es, dass der Ausstoß von Kohlendioxid vor 2030 den Höchststand erreicht und dass wir vor 2060 CO2-neutral sind." Das sei zwar nicht sehr ambitioniert, aber ein wichtiger Anfang. Beim Pro-Kopf-Verbrauch rangierten die Asiaten deutlich hinter den USA oder auch Deutschland, allerdings mit etwa acht Tonnen pro Kopf über dem EU-Schnitt von sieben Tonnen. Und im Bereich erneuerbare Energie investiere der chinesische Staat mehr als Japan, die USA und die Europäische Union zusammen. Allerdings konstatiert Sander: "Die politische Situation ist nach wie vor schwierig. China muss zu den autoritären Staaten gezählt werden, die Menschenrechtssituation ist weiterhin sehr bedenklich, da gibt es nichts zu beschönigen."

In wirtschaftlicher Hinsicht stuft Uwe Sander China als recht stabil ein, im Vergleich zu anderen Emerging Markets. Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass die wirtschaftliche Liberalisierung irgendwann auf den politischen Bereich durchschlage. Eine wirtschaftliche Zusammenarbeit und global vernetzte Investition würden diesen Prozess sicherlich unterstützen, allerdings würden politische Verbesserungen viel Zeit brauchen.

 

Nur ein nachhaltiger ETF auf China-Aktien

Es gibt derzeit nur einen ETF, der nach ESG-Kriterien anlegt (Environment, Social, Governance – Umwelt, Soziales, Unternehmensführung): den UBS MSCI China ESG. Die Zwölf-Montas-PÜerformance liegt bei gut 30 Prozent. Die jährlichen Kosten sind mit 0,65 Prozent allerdings relativ hoch, und er ist noch ziemlich jung (aufgelegt im Juli 2019), mit einem Volumen von rund 100 Millionen Euro. Die größten Werte im ETF sind Meituan, Tencent und Alibaba.

Uwe Sander rät bei einer Investitionssumme von weniger als 10.000 Euro allgemein eher zu ETFs. Gerade bei nachhaltigen Aktien finde man in China noch Werte, von denen einige im Vergleich zu inzwischen heiß gelaufenen Aktien aus Nordamerika und Europa noch vergleichsweise niedrig bewertet seien. Den nachhaltigen China-ETF von UBS findet Sander sehr empfehlenswert, trotz der relativ hohen Gebühren. Im Folgenden ein paar Beispiele nachhaltiger Einzelaktien, die Uwe Sander in seinem Depot hat.

 

Uwe Sanders China-Favoriten

Die folgenden Werte finden sich in Beate und Uwe Sanders Buch "Die besten Aktien findet man nicht im Dax", das im April erscheint. Die Werte stammen aus Uwe Sanders Portfolio chinesischer Unternehmen. Er sagt: "Die darin enthaltenen Aktien sind allesamt noch empfehlenswert. Einzig bei Xiaomi wäre ich derzeit noch etwas zurückhaltend und beließe sie auf der Watchlist." Xiaomi könnte als in New York gelisteter Wert zum Streitgegenstand zwischen den USA und China werden: "Es bleibt spannend, wie es mit Xiaomi weiter gehen wird. Die neue US-Regierung wird außenpolitisch zwar mehr auf Dialog setzen, die Konflikte mit China werden dennoch schwer zu lösen sein."

  • BAIDU (WKN: A0F5DE) – Onlinebetreiber, Suchmaschine
  • BYD Electronic (WKN: A0M0HG) – Komponenten für Mobiltelefone
  • JD.com (WKN: A112ST) – Online-Versandhaus
  • LENOVO (WKN: 894983) – zweitgrößter PC-Anbieter der Welt
  • NIO (WKN: A2N4PB) – Elektroautos
  • XIAOMI (WKN: A2JNY1): Elektrogeräte: Smartphones und SmartHome

Außerdem enthält das Depot noch Alibaba, BYD, Geely Auto und Tencent.

Eine Video- und eine Dating-App sind Uwe Sanders jüngste Investments. Am 5. Februar 2021 fand der Börsengang der Video-App Kuaishou statt. Die Aktie verdreifachte sich an diesem Tag. Auch Uwe Sander profitierte davon: "Meine beiden letzten Investitionen in China waren neben Kuaishou die chinesische Dating-App MOMO Inc. Die Aktie hatte im Jahr 2020 negativ performt und es kam erst zum Jahresende zur Bodenbildung. Seither befindet sich das 'chinesische Tinder' wieder im Aufwärtstrend."

 

Nachhaltige Aktien aus Uwe Sanders Depot

Auch die folgenden nachhaltigen Aktien stammen aus Uwe Sanders Depot. Er weist darauf hin, dass jeder Anleger selbst verantwortlich ist für sein Investment und Aktien zu Verlusten führen können. Wichtig sei, dass man auf eine breite Streuung der Branchen, Unternehmensgrößen und Regionen achtet. Jedenfalls führe langfristig gesehen kaum ein Weg an China vorbei.

  • BYD (WKN A0M4W9): "Dieser riesige Mischkonzern mit dem klangvollen Namen „build your dreams“ und seinen circa 230.000 Mitarbeitern bietet vom Akku über große Batteriespeicher bis zum elektrobetriebenen Bus so ziemlich alles an, was mit Elektromobilität zu tun hat. Darüber hinaus engagiert sich das Unternehmen in weiteren Feldern der Umwelttechnologie, wie etwa. Solarfarmen."
  • GEELY Auto (WKN A0CACX): "Der große Automobilhersteller setzt immer stärker auf Elektroantriebe. Derzeit werden über die Marke Geometry mehrere rein elektrische Modelle angeboten."
  • NIO (WKN: A2N4PB): "Der Elektroautohersteller wäre 2020 schier pleite gegangen, überlebte und startete seine imposante Börsenrallye mit einem Kursplus von sagenhaften 1.000 Prozent in einem Jahr."

 

Kein Markt ohne Risiken – chinesische Aktienflopps

Wie Ray Dalio feststellt, hat jeder Markt seine Risiken. Doch auch allgemeine Risiken schlagen in China durch wie anderswo. Stichwort: Luckin Coffee. Die erst 2017 in Peking gegründete Kaffee- und Kaffeehauskette hatte schnell Erfolg als eine Art "chinesisches Starbucks", mit mehr Filialen in China als der amerikanische Konkurrent im Januar 2020. Ab jetzt erinnert einiges an den Skandal um Wirecard: Ende Januar 2020 wurde auf Twitter ein Bericht veröffentlicht, wonach Luckin Coffee finanzielle und operative Zahlen gefälscht habe. Das Unternehmen stritt alles ab und sprach von böswilligen und falschen Anschuldigungen. 

Anfang April 2020 gab Luckin Coffe bekannt, dass ein leitender Mitarbeiter Umsätze von rund 2,2 Milliarden RMB (3339 Millionen US-Dollar) vorgetäuscht habe. Die chinesische Finanzaufsicht erklärte, sie ermittle wegen Betrugs. Der Kurs von Luckin Coffee stürzte um 80 Prozent ab. Der Handel wurde am 8. April 2020 in den USA und in Europa ausgesetzt. Seit dem 20. Mai 2020 wird die Aktie wieder gehandelt.

Zu berücksichtigen ist in China, dass die Regierung starken Einfluss auf die Unternehmen hat, sie regulieren und einschränken kann. Dasselbe gilt für ihren Einfluss auf den Börsenhandel. China wird sich indes der wachsenden Konkurrenz nach außen stellen müssen, insbesondere zu Indien, das schneller wächst als China. (Auch hier zeigt sich der Einfluss Chinas auf seine Währung. Die Regierung versucht in diesem Wettkampf öfter, den Renminbi abzuwerten.) 

Für Privatanleger ist die Willkür der chinesischen Regierung ein Risiko, das schlecht abzuschätzen ist. Eine weitere Gefahr könnte die Bildung einer Immobilienblase wie bei der Subprime-Krise in den USA sein. Viele Haushalte in China sind hochverschuldet, weil Banken jahrelang billige Kredite gewährt haben. Sollte eine dieser Banken ausfallen, droht chinesischen Aktien ein böses Szenario, ähnlich wie damals nach dem Ausfall von Lehman Brothers.

 

Der chinesische Staat sitzt immer mit am Tisch

Noch einmal: Investitionen in chinesische Aktien oder Fonds/ETFs sind mit dem Staat China und seiner Regierung verbunden. Einige Vorstandsmitglieder von Tencent zum Beispiel gehören zur Regierung. Sammelt Tencent Daten über die chinesische Bevölkerung, dann werden sie automatisch an die Regierung weitergeleitet. Auch dadurch ist es in staatlichem Interesse, etwa Tencent oder Alibaba florieren zu sehen. 

Aus der starken Rolle der Regierung in Peking erwachsen auch Risiken, streicht Chefanlagestratege Stephan heraus: "Für die Kurse der in Hongkong gelisteten Unternehmen geht die größte Gefahr derzeit von den politischen Spannungen zwischen der chinesischen Zentralregierung und den Bürgern der Sonderverwaltungszone aus." Beim Onshore-Segment liegen die Gefahren noch woanders: "Festlandaktien neigen dazu, stärker auf Schlagzeilen zu reagieren als in Hongkong gehandelte Aktien. Unter anderem wird dies mit dem hohen Anteil von chinesischen Privatanlegern begründet, die bei den Festlandaktien für mehr als 80 Prozent des täglichen Handelsvolumens verantwortlich sind."

80 Prozent der A-Shares sind also in der Hand von Privatanlegern. Das gilt als Grund dafür, das chinesische Festland-Aktien volatil sind, auch im Vergleich zu anderen Emerging Markets. Uwe Sander betont aber, dass A-Shares kein geeignetes Anlageobjekt für Zocker, Hedgefonds beziehungsweise Leerverkäufer seien. Die Größe und die Wirtschaftskraft der hinter den Anteilen stehenden Unternehmen lasse das in der Regel nicht zu. „Derzeit halte ich die meisten Aktien aus China auch nicht für überbewertet. Ansonsten gilt, was immer für die Börse gilt: Ohne Risiko keine Chance auf Rendite und: Wer nicht in China investiert, verpasst dadurch auch viele Chancen."

 

Investieren in strukturelle Treiber Chinas

Als Anleger ist man politischen Risiken jedoch nicht ganz schutzlos ausgeliefert. Stichwort: strukturelle Treiber in China. Kai-Kong Chay, der Portfoliomanager aus Hongkong, konzentriert sich vor allem auf strukturelle Trends, weil es oft schwierig sei, Dinge wie das Verhältnis zwischen China und den USA genau vorherzusagen: "Thematisch stechen zwei Trends hervor: Konsum und Innovation." Die wachsende und wohlhabendere chinesische Mittelschicht werde immer reifer beim Konsum. Die höheren verfügbaren Einkommen (Zunahme um 52 Prozent in den letzten fünf Jahren) fließe eher in Dienstleistungen in Bereichen wie Bildung und Freizeit als beispielsweise in Kleidung, Lebensmittel oder Tabak.

Kai-Kong Chay: "Die Verbraucher wollen qualitativ bessere Dienstleistungen als die des Staates, was privaten Anbietern neue Möglichkeiten eröffnet. So hat zum Beispiel der Bereich Online-Bildung einen Aufschwung erlebt – nicht zuletzt in Folge des Lockdowns." Die Schüler hätten jetzt Zugang zu mehr Unterrichtsressourcen, besonders in kleineren Städten. "Die Covid-19-Situation hat auch die Art und Weise verändert, wie die Menschen konsumieren. Der Anteil am E-Commerce ist stark ansteigen. Wir sind optimistisch für den E-Commerce, insbesondere für aufstrebende Unternehmen, deren Angebote sich an die Menschen abseits der Metropolen richten."

Trotz aller Risiken bleibt das starke Wachstum des chinesischen Marktes festzuhalten, dass sich gerade in der weltweiten Corona-Krise gezeigt hat. Die nachhaltige Erholung Chinas von der Covid-19-Seuche war und ist die Grundlage für einen beeindruckenden Bullenmarkt. Allerdings betont Yanjun Gast von LBBW Asset Management auch, dass man zuletzt einen verrückten Bullen gesehen habe, der nicht weit laufen könne. Sprich: Die fundamentalen Daten seien zwar gut, aber die Bewertung habe sich zu weit davon entfernt. Eine eventuelle Korrektur bei Sentiment und Aktienkursen könne man als Anleger gut zum Einstieg nutzen.

Fazit: Den Risiken am chinesischen Aktienmarkt begegnet man am besten mit einem langen Atem und langfristiger Geldanlage. Kursschwankungen oder Markteingriffe des Staates sind so leichter auszusitzen und auszuhalten. Ein Durchhaltevermögen wurde in der Vergangenheit belohnt.

Geboren 1972 in Münster/Westfalen. Bereits während seines Jura-Studiums und anschließenden Referendariats schrieb Alexander als freier Journalist für verschiedene regionale Tageszeitungen. Nach Absolvierung des zweiten Staatsexamens arbeitete er einige Zeit als Anwalt in eigener Kanzlei. Darüber hinaus war er in einer Warschauer Kanzlei tätig, wo er sich intensiv mit den deutsch-polnischen Handelsbeziehungen beschäftigte. Ebenfalls in Warschau unterrichtete er Deutsch als Fremdsprache am Österreich-Institut. 2010 entdeckte Alexander seine Leidenschaft für die Börse. Er ist glühender Verfechter der Buy-and-Hold-Strategie. Sein Depot umfasst ausgewählte Einzeltitel und ein ETF-Weltportfolio. Für biallo.de schreibt Alexander Börsen- und Aktien-Ratgeber. Dazu ist er als Lektor und freier Autor von Sachbüchern und in der Belletristik tätig.

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