- Basiszins: 2.1%
- Aktionszins: 3.7% - gültig bis 05.01.2025
- Basiszins: 2.7%
- Aktionszins: 3.7% - gültig bis 05.02.2025
- Basiszins: 1.5%
- Aktionszins: 3.7% - gültig bis 05.01.2025
Dass die Zinswende kommt, scheint sicher. Doch wie stark die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem Jahr ihre Zinsen senken wird – das ist offen. An diesem Donnerstag (6. Juni) entscheidet die EZB darüber, ob sie ihren Leitzins erstmals wieder verringert. Bis September 2023 hatte sie ihn zehn Mal in Folge erhöht – und anschließend bei 4,50 Prozent konstant gehalten. Geht es nun wieder abwärts, wirkt sich das auch auf die Zinsen bei Tagesgeld und Festgeld aus, auf die Kurse und Rendite von Anleihen – und auf die Aktienmärkte.
In Zusammenarbeit mit der V-Bank hat biallo.de deshalb Anlageexpertinnen und -experten gefragt, was eine Zinswende der EZB für Sparzinsen und Aktienmärkte bedeutet – und was sie Anlegerinnen und Sparern jetzt raten. Die V-Bank ist die Partnerbank für rund 500 unabhängige Vermögensverwaltungen und Family Offices.
Die meisten Experten gehen derzeit davon aus, dass die EZB bei ihrer kommenden Sitzung die Leitzinsen senkt. Hintergrund ist die Entwicklung der Inflation: Sie ist in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen (siehe Grafik). Im April dieses Jahres lag sie bei 2,2 Prozent. Für Mai rechnet das Statistische Bundesamt mit einem Anstieg auf 2,4 Prozent. Für die Eurozone erwartet die EU-Statistikbehörde Eurostat im Mai ebenfalls eine leichte Zunahme der Teuerung auf 2,6 Prozent. Das Inflationsziel der EZB liegt bei 2,0 Prozent.
Monatswerte, Veränderung zum Vorjahresmonat; Quelle: Trading View
Dennoch dürfte die Notenbank am 6. Juni den EZB-Leitzins „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit“ um 0,25 Prozentpunkte senken, meint Stefan Wolpert von der Vermögensverwaltung Habbel, Pohlig und Partner (HPP). „Die EZB hat die Zinssenkung quasi angekündigt“, sagt Wolpert. Es nicht zu tun, wäre daher „ein großer Vertrauensverlust“. Auch die anderen befragten Anlageexpertinnen und -experten gehen von einer Zinssenkung von 0,25 Prozentpunkten aus.
Ausnahme: Dörthe Mehlhorn von der Vermögensverwaltung Ringelstein & Partner. Eine Senkung sei nicht sicher: „Wir sind da skeptisch“, sagt sie. Zwar nähere sich die Inflation dem Zielwert der EZB. Gleichzeitig könnte jedoch das Lohnwachstum dafür sorgen, dass die Teuerung wieder anzieht. Daher könnte sich die EZB „durchaus noch bis zu ihrer September-Sitzung Zeit nehmen für ihren ersten Zinsschritt“, meint Mehlhorn.
Tatsächlich könnten steigende Löhne dafür sorgen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher wieder mehr konsumieren und so die Wirtschaft ankurbeln. Das würde auch die Preise befeuern. Die Folge: Die Zinswende könnte langsamer ablaufen als bislang erwartet.
So sieht etwa Burkhard Wagner von Partners Vermögensmanagement für Deutschland und Europa zumindest „einen gewissen zarten Auftrieb“. Das dürfte die EZB daran hindern, allzu viele Zinsschritte zu vollziehen. Wagner geht von einem zweiten Schritt im Herbst aus: „Das sollte es für 2024 dann aber gewesen sein.“
Nicolas Pilz von der Societas Vermögensverwaltung rechnet „bis Jahresende mit zwei bis drei Zinsschritten“. Der EZB-Leitzins dürfte dann bei 3,50 bis 3,75 Prozent liegen, meint der Experte. Mit einer ähnlichen Bandbreite rechnen auch die anderen Anlageprofis.
Die Zinsen dürften damit zwar nicht so schnell und so stark sinken wie ursprünglich erwartet. Dennoch müssen vor allem Festgeld- und Tagesgeld-Sparer damit rechnen, künftig weniger Zinsen für ihr Geld zu bekommen.
Sparer müssten sich „auf niedrigere Zinssätze in der Zukunft einstellen“, sagt Nicolas Pilz. Ähnlich sieht es Burkhard Wagner: Anlegerinnen und Anleger sollten davon ausgehen, „dass Zinssenkungen unmittelbar den Festgeldsatz reduzieren“.
Für die Aktienmärkte dagegen sind sinkende Zinsen und eine sich belebende Wirtschaft gut: „Aktien profitieren von den verbesserten Wirtschaftserwartungen“, meint Stefan Wolpert. Der HPP-Experte rät zu einer Streuung des Vermögens über verschiedene Anlageklassen. So sollten sich Tages- und Termingeldsparer überlegen, ob sie einen Teil Ihres Geldes in Aktien umschichten. Auch Burkhard Wagner plädiert angesichts sinkender Zinsen dafür, „nur die wirklich benötigte und gewünschte Liquidität“ in Tagesgeld und Festgeld anzulegen.
Tatsächlich könnte die Zinswende für Anlegerinnen und Anleger ein Anlass sein, einen Teil ihres Geldes in einen Aktien-ETF zu stecken – etwa im Stil eines sogenannten Pantoffelportfolios oder der Biallo-Musterportfolios. Geld, das Anleger in den Aktienmarkt investieren, sollten Sie allerdings langfristig nicht benötigen, sprich: mindestens zehn Jahre. Auf Festgeldkonten sollten sie hingegen diejenigen Beträge parken, die Sie in absehbarer Zeit wieder brauchen – etwa für eine größere Anschaffung.
Eine Alternative zum Festgeld können Anleihen mit guter Bonität sein, meint Anlageexpertin Dörthe Mehlhorn. Wer einen bestimmten Betrag etwa für ein bis drei Jahre nicht benötige, könne sich jetzt mit den festverzinslichen Wertpapieren „das Zinsniveau über die gesamte Laufzeit sichern“. Beispiel Bundeswertpapiere: Für eine Bundesschatzanweisung mit einjähriger Restlaufzeit bekommen Anleger derzeit eine Rendite von 3,38 Prozent, bei der zweijährigen Laufzeit sind es 3,12 Prozent (Stand 31.05.2024) – vorausgesetzt sie halten das Papier bis zum Laufzeitende.
Biallo-Tipp: Um eine Anleihe oder einen Aktien-ETF zu kaufen, benötigen Sie ein Depot. Günstige Anbieter finden Sie in unserem Depotvergleich. In einem weiteren Ratgeber erklären wir Ihnen außerdem, wie Sie Schritt für Schritt einen ETF kaufen.