Kursverlauf in den vergangenen zwölf Monaten, Stichtag 31.08.2023, Quelle: Tradingview
Trend spricht für weitere Kursanstiege
„The Trend is your friend” (zu deutsch: Der Trend ist dein Freund) lautet eine bekannte Börsenweisheit, die man auch beim Aktienkauf beherzigen sollte. Anhänger dieser Strategie konzentrieren sich auf Aktien, die in der Vergangenheit stark gestiegen sind. Für sie ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Gewinner von gestern auch zu den Top-Performern von morgen gehören. Experten nennen dies die Momentum-Strategie.
Das Fundament dazu lieferte der US-Wissenschaftler Robert Levy bereits Ende der 1960er-Jahre mit seiner „Theorie der relativen Stärke“. Levy zählte bei 200 Aktien jeweils die Schlusskurse der vergangenen 26 Wochen zusammen und teilte das Ergebnis durch 26. So erhielt er einen Durchschnittskurs. Anschließend teilte er jeden einzelnen Kurs durch den Durchschnittskurs. Kam dabei eine Zahl größer eins heraus, war dies für ihn ein Kaufsignal.
Die Berechnung der Relativen Stärke nach Levy (RSL) kann sich auch auf andere Zeiträume als 26 Wochen beziehen. So lässt sich der RSL-Indikator etwa für 250 Tage betrachten. Nach Angaben des Börsenportals Onvista liegt dieser Wert bei den drei Top-Performern im Dax zum Stichtag 1. September 2023 jeweils über eins: Bei Adidas beträgt er 1,25, bei Heidelberg Materials 1,21 und bei Rheinmetall 1,12.
Welche Aktien noch Kurspotenzial haben
Wenn Aktien eine Zeit lang deutlich steigen, stellt sich die Frage, ob die Papiere weiteres Kurspotenzial besitzen. Eine wichtige fundamentale Kennzahl, um festzustellen, ob der Markt den Titel „teuer“ oder „günstig“ bewertet, ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) einer Aktie. Das KGV ist das Verhältnis des Kurses zum Gewinn je Aktie und gibt an, wie sich der Gewinn in der Bewertung des Unternehmens niederschlägt. Faustregel: Ein niedriges KGV gilt grundsätzlich als Kaufargument, weil noch Kurspotenzial in der Aktie steckt. Ein KGV von unter 15 sehen Analysten häufig als niedrig an, ab einem KGV von etwa 25 gelten Aktien als eher teuer. Allerdings sind dies nur ungefähre Richtwerte. Die Kennziffer sollte zudem mit der jeweiligen Branche, in der das Unternehmen tätig ist, verglichen werden. Liegt das KGV einer Aktie zum Beispiel bei 16, das der Branche aber bei 20, so kann man auch hier von einer Unterbewertung sprechen.
Wie der Markt die Top-Performer im Dax bewertet
Für 2023 basieren die Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf den Gewinnschätzungen für die Unternehmen im laufenden Jahr. Bei Adidas allerdings sind die Schätzungen für das aktuelle Geschäftsjahr negativ. Bei einem Verlust gibt es jedoch kein KGV. Erst für 2024 sind die Gewinnschätzungen für Adidas wieder positiv. Das KGV liegt nach den bisherigen Schätzungen dann bei gut 40 bei einem Kurs von 182 Euro. Bei Heidelberg Materials beträgt das KGV acht für das Jahr 2023 (Aktienkurs: 77 Euro). Bei Rheinmetall liegt es bei knapp 18 (Aktienkurs: 249 Euro). Auf KGV-Basis ist daher Heidelberg Materials sehr günstig bewertet. Gleichwohl sollte man bedenken, dass die Baubranche von den massiven Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und den gestiegenen Preisen für Baustoffe negativ betroffen ist. Das KGV muss man daher auch mit Blick auf das gesamte wirtschaftliche Umfeld bewerten.
Vor- und Nachteile bei Dax-Aktien
Unternehmen mit einem hohen Börsenwert, auch Large Caps genannt, gelten als solide, finanzstark und profitabel. Daher geben Dax-Aktien Anlegern eine gewisse Sicherheit. Ihre Kursschwankungen sind weniger intensiv als bei kleineren Unternehmen, wie man sie etwa im Nebenwerte-Index SDax findet. Diese sind nicht so bekannt und weniger finanzstark. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel: 2020 meldete mit dem Finanzdienstleister Wirecard erstmals ein Dax-Mitglied Insolvenz an. Dubiose Machenschaften des Managements sollen zu einem Bilanzloch von 1,9 Milliarden Euro geführt haben.
Dennoch genießen Dax-Konzerne nach wie vor einen guten Ruf, der bei Investoren eine wichtige Rolle spielt. Das Wachstumspotenzial solcher Unternehmen ist allerdings oft geringer als bei Aktien von kleineren Firmen, da sich Umsätze und Gewinne bei Large Caps oft bereits auf hohem Niveau befinden und die Unternehmen damit weniger positives „Überraschungspotenzial“ besitzen als zum Beispiel mittelständische Unternehmen.
Fonds und ETFs auf den Dax als Alternative
Statt auf Einzeltitel können Anleger auch auf einen ganzen Leitindex setzen wie den Dax (Aktien Deutschland), den Euro Stoxx 50 (Eurozone), den S&P 500 (USA) oder den MSCI World (Welt). Das funktioniert mit dem Kauf eines börsengehandelten Indexfonds (ETFs). So ist es möglich, mit einem ETF in einen ganzen Markt, in verschiedene Regionen oder in unterschiedliche Branchen zu investieren. Ein Dax-ETF etwa enthält alle 40 Dax-Titel. Er bildet die Kursentwicklung des Index eins zu eins ab.
Darüber hinaus gibt es auch klassische Investmentfonds, die in große und bekannte Konzerne dieser Welt investieren. Bei ihnen kümmern sich Fondsmanager um die Auswahl der Aktien. Allerdings ist hierbei die Managementgebühr höher als bei ETFs, bei denen die Zusammensetzung des Index automatisch nachgebildet wird.
Ob Anleger lieber Einzelwerte kaufen oder in den Index als Ganzes investieren, ist dabei vor allem eine Frage der persönlichen Risikobereitschaft. Bei Einzeltiteln ist das Risiko eines Kursverlustes in der Regel höher als bei einem ganzen Bündel von Unternehmensaktien, das sich in einem Fonds befindet. Daher sollte man auch bei einer Investition in einzelne Werte des Deutschen Aktienindex versuchen, das Risiko zu streuen, indem man mehrere Dax-Aktien aus verschiedenen Branchen kauft. Experten raten dazu, in mindestens zehn solcher Einzeltitel zu investieren. Wie man als Anleger beim Kauf von Einzelaktien am besten vorgeht, erläutern wir in einem weiteren Ratgeber.