Mittlerweile kann man bei fast jeder Bank mit gutem Gewissen Geld anlegen: Die meisten Institute bieten ihren Kunden zumindest nachhaltige Fonds oder ETFs an. Das heißt aber nicht, dass die Bank auch bei ihren eigenen Geschäften auf Nachhaltigkeit achtet. Mit dem Geld der Kunden, das etwa auf Girokonten, Sparbüchern oder Festgeldkonten liegt, arbeiten die Institute. Sie vergeben also beispielsweise Kredite an Firmen. Herkömmliche Banken finanzieren damit häufig problematische Bereiche wie Rüstung, die Ölindustrie oder die Atomkraft. Nachhaltige Banken tun das in aller Regel nicht. „Sie haben ethische und ökologische Kriterien, die sie ihrem gesamten Bankgeschäft zugrunde legen“, sagt Anke Behn, Expertin für nachhaltige Geldanlagen bei der Verbraucherzentrale Bremen. Wer daher ein nachhaltiges Girokonto sucht, muss zuerst nach einer nachhaltigen Bank Ausschau halten. Hierbei ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Begriff „nachhaltig“ nicht geschützt ist und jedes Geldhaus darunter etwas anderes verstehen kann. Daher wollen wir Ihnen mit unserem Ratgeber eine solide Wissensquelle geben.
Bei welchen Banken gibt es nachhaltige Girokonten?
Die Verbraucherzentralen zählen auf ihrer Internetseite zu nachhaltigen Geldanlagen derzeit 14 Geldhäuser auf, die bei ihren Geschäften konsequent ökologische und soziale Ziele verfolgen. Zwölf davon bieten auch ein Girokonto an. Einige davon haben einen ökologischen Schwerpunkt wie GLS, Triodos oder die Ethikbank. Andere sind kirchliche Geldhäuser, die neben der Umwelt vor allem auch das Soziale im Blick haben.
Sie alle folgen bei der Verwendung ihrer Mittel strengen ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien. Das heißt: Sie schließen bestimmte Firmen und Branchen bei der Vergabe von Krediten oder der Anlage eigener Finanzmittel aus. Neben Rüstung, fossilen Energien oder Atomkraft sind das etwa Bereiche, in denen Menschen- oder Arbeitsrechte verletzt werden. Auch Tabak, Glücksspiel oder Pornografie sind tabu. Auf der anderen Seite fördern die Banken mit ihren Krediten gezielt Projekte oder Unternehmen, die soziale oder ökologische Standards einhalten. Das Geld auf dem Sparbuch finanziert dann etwa ein Krankenhaus, ein Pflegeheim, Bildungseinrichtungen, einen Biobauernhof oder ein Klimaschutzprojekt. Wohin das Geld fließt, können Kunden in der Regel öffentlich einsehen.
Es gibt aber Unterschiede zwischen den Banken. Bereits im Jahr 2020 erfüllten daher nur fünf der 14 Institute alle Kriterien für die Nachhaltigkeit. So zeigt eine Übersicht der Verbraucherzentrale Bremen: Nicht alle schließen bei der Kreditvergabe und der Anlage eigener Mittel fossile Brennstoffe wie etwa Kohle konsequent aus. Auch die industrielle Tierhaltung ist nicht immer tabu – vor allem bei kirchlichen Banken. Verschieden sind außerdem die Schwerpunkte, die die Institute bei der Kreditvergabe setzen. So legen öko-soziale Banken wie GLS oder Triodos ihr Augenmerk etwa auf erneuerbare Energien oder ökologisches Bauen. Die kirchlichen Institute engagieren sich eher im Bereich Gesundheit, Pflege oder Entwicklungspolitik. „Bankkunden sollten sich daher anschauen, welche Ausrichtung ein Institut hat, bevor sie sich für ein Girokonto dort entscheiden“, sagt Jörg Weber vom Branchendienst Ecoreporter, der regelmäßig nachhaltige Geldanlagen analysiert.
Kostenlose und nachhaltige Girokonten – TOP 2
Bank | Top-Leistungen |
DKB |
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Bank im Bistum Essen |
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Bargeldversorgung bei nachhaltigen Banken
Die Bargeldversorgung ist in der Regel kein Problem: Die allermeisten Institute sind Genossenschaften und damit an das „Bankcard-Servicenetz“ der Volks- und Raiffeisenbanken angeschlossen. Es umfasst rund 15.000 Geldautomaten in Deutschland. Zusätzlich gehören einige Institute dem Cash Pool, einem Verbund mehrerer deutscher Banken mit 2.800 Geldautomaten, an. Allerdings erlauben einige Banken nur eine bestimmte Zahl kostenfreier Abhebungen im Monat oder im Quartal. Danach kostet das Geldziehen jedes Mal etwas. Die Gebühr beträgt dabei zwischen einem und zwei Euro.
Was bieten nachhaltige Girokonten?
Nachhaltige Banken unterscheiden sich in ihrer Produkt-Palette in der Regel kaum von herkömmlichen Instituten. Sie bieten die üblichen Bankgeschäfte an, wie Tagesgeld, Geldanlage in Fonds oder Baufinanzierungen. Auch wer ein nachhaltiges Girokonto eröffnet, bekommt dieselben Dienstleistungen geboten wie bei anderen Banken. Das Konto wird dabei in der Regel online geführt: Die wenigsten nachhaltigen Banken haben eigene Filialen und somit ein nicht so ein ausgeprägtes Filialnetz. Der Kontakt zur Bank findet meist über Mail oder Telefon statt. „Wer sich für ein nachhaltiges Girokonto entscheidet, sollte also überlegen, ob ein Online-Konto auch zu ihm passt“, sagt Verbraucherschützerin Anke Behn.
Die Banken werden alle von der Finanzaufsicht Bafin kontrolliert und gehören der gesetzlichen Einlagensicherung an. Darüber sind pro Person bis zu 100.000 Euro an Einlagen abgesichert. Außer der Triodos Bank sind alle Banken überdies noch freiwilligen Sicherheitssystemen angeschlossen.