Wie funktioniert ein Rentenfonds?
Rentenfonds investieren das Geld der Anleger in verschiedene Arten von Anleihen. Meist sind es Staats- und Unternehmensanleihen. Rentenfonds heißen deshalb auch Anleihefonds. Umgekehrt werden Anleihen auch Rentenpapiere genannt.
Der Begriff „Rente“ stammt aus dem Altfranzösischen. Er bedeutet so viel wie Rückgabe oder regelmäßige Einkünfte. Und genau das erzielt man mit einer Anleihe: Staaten, Kommunen oder Firmen geben Rentenpapiere aus, um sich Kapital zu beschaffen. Sie leihen sich von den Geldgebern also Kapital für eine bestimmte Laufzeit. Für diesen Kredit erhalten die Käufer einen festgeschriebenen Zins – die Rente des Papiers. Dieser Zins heißt auch Kupon. Er wird in der Regel jährlich ausgezahlt. Es gibt bei Anleihen also per se keinen Zinseszins – es sei denn, die Ausschüttungen werden direkt wieder reinvestiert (thesauriert).
Rentenfonds bündeln viele Anleihen auf einmal. Die regelmäßigen Zinszahlungen der Papiere bestimmen die Rendite im Fonds mit. Gleichzeitig bieten sie den Investoren ein regelmäßiges Zinseinkommen. Rentenfonds werden aber auch an der Börse gehandelt. Sie haben also einen Kurs. Auch er beeinflusst die Rendite.
So hat der Zinsanstieg im Jahr 2022 zum einen die Kupons und Renditen neu ausgegebener Anleihen steigen lassen. Davon profitieren auch Rentenfonds. Gleichzeitig erlitten bestehende Rentenfonds wegen des Zinsanstiegs deutliche Verluste. Der Grund: Gehen die Zinsen nach oben, werden neu aufgelegte Anleihen attraktiver für die Anleger, weil sie höhere Zinsen bieten. Ältere Anleihen dagegen werden verkauft, ihr Kurs fällt – und damit auch die Kurse der Rentenfonds, die solche Anleihen enthalten.
Umgekehrt lassen sinkende Zinsen die Kurse älterer Rentenfonds steigen, weil diese noch Anleihen mit guten Kupons enthalten. Das war vor allem in der Niedrigzinsphase der vergangenen Jahre der Fall. Das Zusammenspiel von Zins, Kurs und Rendite erläutern wir in einem weiteren Artikel.
Welche Arten von Rentenfonds gibt es?
Rentenfonds lassen sich zum einen nach der Währung unterscheiden, in der die Anleihen im Fonds notiert sind. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Art der Emittenten – also ob es etwa Staaten oder Unternehmen sind, die die Anleihen ausgeben. Häufig gibt es Mischformen: Die Fonds enthalten dann sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen – und diese können in Euro oder in anderen Währungen notiert sein, etwa in US-Dollar.
Rentenfonds können darüber hinaus auch ausschließlich sogenannte Green Bonds (grüne Anleihen) enthalten, mit denen bestimmte Nachhaltigkeitsziele verfolgt werden. Man spricht dann von nachhaltigen Rentenfonds. Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Kategorien von Rentenfonds im Überblick:
Euro-Rentenfonds
Sie investieren ausschließlich in Euro-Anleihen. Gemeint sind damit vor allem die Anleihen von Euro-Staaten wie Deutschland, Frankreich oder Italien. Ein Währungsrisiko wie bei Anleihen, die in Fremdwährungen notieren, ist bei Euro-Papieren ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass viele Euro-Länder eine hohe Bonität genießen: Sie sind vertrauenswürdige Kreditgeber. Euro-Rentenfonds können daher als Beimischung Stabilität ins Depot bringen. Allerdings sind auch sogenannte Triple-A-Anleihen bonitätsstarker Euro-Länder nicht vor Kursrückgängen gefeit, wie das Jahr 2022 eindrucksvoll gezeigt hat.
Internationale Rentenfonds
Bei Rentenfonds, die international anlegen, beeinflussen neben den Zinsen auch Währungsschwankungen die Performance. Sinkt etwa der Wert des US-Dollar gegenüber dem Euro, verringert sich auch der Wert von Rentenfonds, die in US-Dollar notiert sind. Fremdwährungsfonds sind daher schwankungsanfälliger als etwa Euro-Rentenfonds.
Unternehmensanleihen-Fonds
Einige Rentenfonds bündeln nur Unternehmensanleihen. In der Regel sind das Anleihen von großen nationalen und internationalen Konzernen. Da Unternehmen generell ein höheres Ausfallrisiko vorweisen als Staaten, müssen sie den Anleihen-Investoren höhere Zinsen bezahlen – die Zinsdifferenz bezeichnet man auch als „Credit Spread“. Die Renditen dieser Fonds sind daher in der Regel höher als bei Fonds, die ausschließlich Staatsanleihen enthalten. Dafür ist das Risiko größer.
Was sind die Chancen und Risiken von Rentenfonds?
Mit Rentenfonds können Sie relativ einfach in ein ganzes Bündel von Anleihen investieren. Die Fondsanteile bekommen Sie schon für relativ geringe Beträge. Indem ein Rentenfonds dabei in viele Anleihen gleichzeitig investiert, verringert er das Anlagerisiko. Es ist nämlich durchaus möglich, dass eine oder mehrere Anleihen im Fonds ausfallen, weil der Emittent zahlungsunfähig wird. Ist die Anzahl der Anleihen im Fonds hoch, fallen solche Ausfälle nicht so stark ins Gewicht.
Mit einem Rentenfonds sind Sie außerdem flexibel. Sie können die Anteile – nicht nur von Anleihen-ETFs, sondern mittlerweile auch von vielen aktiv gemanagten Rentenfonds – jederzeit an der Börse kaufen und verkaufen. Die Fonds versprechen dabei eine eher moderate, dafür aber relativ stabile Wertentwicklung.
Rentenfonds haben aber auch Risiken. Dazu zählt insbesondere das bereits angesprochene Zinsänderungsrisiko. Steigen die Zinsen, drückt das auf die Kurse bestehender Rentenfonds. Ähnlich wie bei einem Aktienfonds sollten Sie daher auch bei einem Investment in einem Rentenfonds einen langen Anlagehorizont mitbringen. Das heißt: Sie müssen Ihr Geld auch einmal länger liegen lassen können, um niedrige Kurse auszusitzen.
Wie stark der Kurs eines Rentenfonds schwankt, hängt auch davon ab, in welche Anleihe-Laufzeiten der Fonds investiert. Am Anleihemarkt gilt die Regel: Je länger die (Rest-)Laufzeit beziehungsweise Kapitalbindungsdauer (Duration) einer Anleihe, desto stärker reagiert der Kurs auf Zinsänderungen. Sogenannte Langläufer – also Anleihen mit einer (Rest-)Laufzeit von mindestens zehn Jahren – unterliegen daher höheren Kursschwankungen als Kurzläufer, bei denen die Gesamt- oder Restlaufzeit wenige Tage bis maximal drei Jahre beträgt. Wenn Sie einen Langläufer-Fonds besitzen, müssen Sie also bei steigenden Zinsen mit größeren Kursverlusten rechnen – und entsprechend lange auf die Erholung des Kurses warten.
Außerdem spielen beim Anlage-Risiko die Bonitäten der Anleihen eine Rolle, in die der Fonds investiert. Je schlechter die Bonität eines Rentenpapiers, desto größer ist ihr Ausfallrisiko. Die Anleihen in Euro-Rentenfonds haben vergleichsweise gute Bonitäten und geringe Ausfallrisiken. Dafür sind ihre Zinserträge geringer. Denn eine weitere Regel am Anleihemarkt lautet: Je geringer das Risiko, desto niedriger der Zinskupon einer Anleihe.
Was ist der Unterschied zwischen einem Rentenfonds und einem Renten-ETF?
Renten-ETFs sind eine spezielle Form von Rentenfonds. Der ETF – ein börsennotierter Indexfonds (Exchange Traded Fund) – bildet einen Rentenindex nach, also einen Börsenindex, in dem viele Anleihen enthalten sind. Er macht das automatisch und computergesteuert. Man spricht deshalb von einem passiven Investment.
Herkömmliche Rentenfonds werden dagegen aktiv gemanagt: Ein Fondsmanager sucht die Anleihen aus, die in dem Fonds enthalten sind. Ein möglicher Vorteil davon: Trifft der Fondsmanager die richtige Wahl, kann er eine überdurchschnittliche Rendite (Outperformance) erzielen. Das gelingt auf lange Sicht allerdings nur selten. Wegen des Managements fallen bei aktiven Rentenfonds zum Teil deutlich höhere Kosten an als bei Renten-ETFs. In unserem Ratgeber Fondskosten erfahren Sie, wie Sie einen Teil der Gebühren bei aktiven Investmentfonds wieder zurückholen können.
Wie hoch sind die Kosten bei einem Rentenfonds?
Ähnlich wie bei Aktienfonds fallen auch bei Rentenfonds unterschiedliche Kosten an. Zum einen wird beim Kauf eines Rentenfonds einmalig der sogenannte Ausgabeaufschlag fällig. Er liegt zwischen zwei und drei Prozent des Anlagevolumens. Sie müssen also im ersten Jahr mit dem Fonds einen mindestens ebenso hohen Ertrag erzielen, um unterm Strich ins Plus zu kommen.
Hinzu kommen die laufenden Kosten: Sie umfassen die Verwaltungs- und Managementgebühren des Fonds und liegen zwischen 0,5 und einem Prozent des Fondsvermögens. Renten-ETFs sind dagegen günstiger. Ihre laufenden Kosten liegen zwischen 0,1 und 0,3 Prozent. Ein Ausgabeaufschlag fällt in der Regel beim ETF-Kauf nicht an. Bei einem Renten-ETF ist die Schwelle daher deutlich niedriger, die der Fonds mit seinem Ertrag erreichen muss, um unterm Strich ins Plus zu kommen.
Welche Rendite bringen Rentenfonds?
Je nach Anlagestrategie können die Renditen von Rentenfonds sehr unterschiedlich ausfallen. Sie hängen unter anderem davon ab, welche Zinserträge der Fonds bringt – und wie sich die Kurse der Anleihen im Fonds entwickeln. Nahezu alle Anleihenfonds mussten in den vergangenen Monaten wegen des Zinsanstiegs deutliche Verluste hinnehmen. Euro-Rentenfonds, die vor allem die Anleihen von Euro-Staaten wie Frankreich, Deutschland oder Italien enthalten, weisen daher auf Jahressicht aktuell fast durchweg negative Renditen auf. Ähnlich sieht es bei Renten-ETFs mit Euro-Staatsanleihen aus. Etwas besser stehen Rentenfonds da, die sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen enthalten. Dort gleichen die Erträge der Corporate Bonds die Verluste der Staatsanleihen zum Teil aus.
Nach den Verlusten der vergangenen Monate dürften Rentenfonds künftig jedoch wieder attraktiver werden. Experten gehen davon aus, dass die Zinswende im Jahresverlauf 2023 ihren Höhepunkte erreichen wird. Für Rentenfonds bedeutet das zum einen, dass auch der Rückgang der Anleihekurse nach und nach endet. Zum anderen ist das Zinsniveau dann höher, sodass auch die Zinszahlungen neuer Anleihen üppiger ausfallen. Je nach Ausrichtung können Rentenfonds dann wieder nennenswerte Renditen abwerfen.
Fazit: Für wen sind Rentenfonds geeignet?
Ein Rentenfonds kann einem Wertpapier-Portfolio, in dem sich auch Aktien und Aktienfonds befinden, mehr Stabilität verleihen. Neben dem eher risikoreichen Rendite-Baustein Aktien gelten Rentenfonds daher als Sicherheitskomponente für das eigene Depot. Im Jahr 2022 allerdings ist diese Rechnung nicht aufgegangen. Wegen des Zinsanstiegs haben Anleihen zum Teil noch stärkere Verluste erlitten als Aktien. Die Kurse der Anleihefonds sind daher zum Teil kräftig eingebrochen.
Wenn Sie in einen Rentenfonds investieren wollen, müssen Sie sich daher bewusst machen: Auch bei Anleihenfonds gibt es ein Kursrisiko. Es kommt immer dann zum Tragen, wenn die Zinsen (schnell) steigen. Kaufen Sie also einen Rentenfonds, müssen Sie im Zweifel auch die Zeit haben, Kursverluste auszusitzen. Dabei kann es – je nach Laufzeit der Anleihen im Fonds – sehr lange dauern, bis die Wertentwicklung wieder in den grünen Bereich kommt.
Wer sich das bewusst macht, kann jedoch gerade künftig mit Rentenfonds durchaus wieder gute Renditen erzielen. Denn das höhere Zinsniveau lockt auch wieder neue Anleihekäufer an, was die Kurse wiederum stabilisieren könnte.
Wer dagegen das Kursrisiko bei Anleihen scheut, für den kann Festgeld eine Alternative als Sicherheitsbaustein für das Depot sein. So zeigt der Festgeld-Vergleich auf biallo.de: Für Festgeld mit einer Laufzeit von zwei Jahren zahlen Banken aus Ländern mit mindestens hoher Sicherheit derzeit gut drei Prozent im Jahr. Diese Rendite haben Sie dann sicher. Mit einem Euro-Rentenfonds, der sichere Euro-Staatsanleihen enthält, könnten Sie zwar möglicherweise in den kommenden zwei Jahren eine bessere Rendite erzielen. Darauf verlassen können Sie sich aber nicht.