Was steckt drin in nachhaltigen Rentenfonds?
Die Anleihen in einem nachhaltigen Rentenfonds finanzieren zum einen umweltfreundliche oder soziale Projekte. Solche Papiere heißen „Green Bonds“ oder „Social Bonds“. Zum anderen fließt das Geld in Unternehmen oder Staaten, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.
Green Bonds sind die derzeit wohl beliebtesten grünen Anleihen. So hat die Frankfurter Börse mittlerweile ein eigenes Green-Bond Segment. Es umfasst mehr als 300 der Öko-Anleihen. Sie stammen von Firmen, Staaten, Förder- oder Landesbanken wie der KfW, der NRW-Bank oder der BayernLB. Das Geld, das sie mit den Green Bonds einnehmen, fließt direkt in umwelt- oder klimafreundliche Projekte. Das kann die Förderung der Elektromobilität sein, der Ausbau von Windkraftanlagen oder der Bau energieeffizienter Gebäude.
Social Bonds finanzieren soziale Zwecke. Während der Corona-Pandemie etwa haben Organisationen und Institutionen Social Bonds aufgelegt, um den Gesundheitssektor zu stärken oder Arbeitsplätze zu sichern. Auch Investitionen in die soziale Infrastruktur werden über Social Bonds finanziert – also etwa in Schulen oder Krankenhäuser.
Bei nachhaltigen Staats- oder Unternehmensanleihen bezieht sich das „Grüne“ oder „Soziale“ dagegen nicht auf ein konkretes Projekt, sondern auf den Emittenten. Seine Geschäftstätigkeit muss bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Unternehmen sollten etwa darauf verzichten, mit der Rüstungsindustrie oder anderen umstrittenen Branchen zusammenzuarbeiten. Staaten, deren Anleihen als nachhaltig gelten, können ein Klimaschutzabkommen unterzeichnet oder den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen haben.
Wie suchen nachhaltige Rentenfonds ihre Anleihen aus?
Nachhaltige Rentenfonds können ausschließlich Green Bonds, nur Staatsanleihen oder auch nur Unternehmensanleihen enthalten. Es kann aber auch eine Kombination aus verschiedenen nachhaltigen Anleihen sein. Eine einheitliche Definition, was als nachhaltig gilt, gibt es dabei aber nicht. Die Anleihen, die in einen nachhaltigen Rentenfonds kommen, erfüllen allerdings in der Regel bestimmte Nachhaltigkeitskriterien.
So orientieren sich die Emittenten von Green Bonds und Social Bonds häufig an den „Green Bond Principles“ und den „Social Bond Principles“ des Branchenverbands ICMA. Diese legen fest, wofür die Erlöse aus dem Anleiheverkauf verwendet werden dürfen. Bei Green Bonds kann das die Förderung erneuerbarer Energien sein, sauberer Transport oder der Bau energieeffizienter Gebäude.
Bei nachhaltigen Unternehmens- und Staatsanleihen gehen die Fondsanbieter zunächst meist nach dem Ausschlussprinzip vor. Länder, in denen Korruption herrscht oder die Todesstrafe erlaubt ist, sind tabu. Dasselbe gilt für Unternehmen, die in bedenklichen Geschäftsfeldern tätig sind. Dazu gehören Rüstung, Waffen, Atomkraft oder die Stromerzeugung mit Kohle, weil sie dem Klima schadet. Über das sogenannte „Best-in-Class“-Prinzip werden dann Firmen ausgewählt, die innerhalb ihrer Branche bei der Nachhaltigkeit am besten abschneiden.
„Ergänzt wird diese Auswahl häufig mit sogenannten Positivkriterien“, sagt Jörg Weber vom Branchendienst Ecoreporter, der regelmäßig nachhaltige Anlageprodukte untersucht. So landen gezielt auch Anleihen von Unternehmen in einem Fonds, die im Umweltsektor tätig sind: „Etwa Firmen, die Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien herstellen oder betreiben“, so Weber.
Wie funktionieren ETFs mit nachhaltigen Anleihen?
Auch über börsennotierte Indexfonds (ETFs) können Anleger in nachhaltige Anleihen investieren. Anders als bei aktiv gemanagten Fonds sucht bei Ihnen nicht ein Fondsmanager die Werte aus. Die ETFs bilden stattdessen einen Börsenindex nach. So orientiert sich etwa der in der Biallo-Tabelle aufgeführte iShares Corporate Bond ESG-ETF am Vergleichsindex „Bloomberg MSCI Euro Corporate Sustainable Index“. Er enthält nahezu 2500 Unternehmensanleihen.
Ausgeschlossen werden dabei etwa Firmen aus den Bereichen Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Waffen oder Kernenergie. Die Werte im Index müssen außerdem eine überdurchschnittliche Bewertung bei den sogenannten ESG-Kriterien aufweisen. Das Kürzel steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Government (Unternehmensführung). Unternehmen, deren Anleihen im Index gelistet sind, sollten in diesen Bereichen möglichst gut abschneiden. Das ist aber längst nicht immer der Fall.
Wie nachhaltig sind die Fonds wirklich?
Die meisten nachhaltigen Rentenfonds und ETFs gehen bei der Auswahl ihrer Werte nach dem „Best in Class“-Prinzip vor. Dabei werden die nachhaltigsten Unternehmen aus jeder Branche gewählt – meist gemessen an ihrer ESG-Bewertung. Auf diese Weise landen aber auch Firmen im Fonds, die aus nicht nachhaltigen Branchen stammen: also etwa Kohle-, Mineralöl- oder Luftfahrtfirmen. „In vielen Fonds, die den Begriff Nachhaltigkeit im Namen führen, sind daher Unternehmen enthalten, die der Durchschnittsanleger nicht als nachhaltig bezeichnen würde“, sagt Experte Weber von Ecoreporter.
So schließt etwa einer der größten deutschen Nachhaltigkeitsfonds, der Deka-Nachhaltigkeit Renten zwar unter anderem Unternehmen aus, die mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes mit Atomenergie oder Rüstungsgütern erwirtschaften. Auch Anleihen von Staaten, die Atomwaffen besitzen oder als sehr korrupt gelten, kauft der Fonds nicht. Er enthält aber auch Anleihen von Unternehmen aus fragwürdigen Branchen, etwa des umstrittenen Minenkonzerns Anglo American, des Ölkonzerns OMV oder von Fluggesellschaften wie Ryanair.
Ähnliches gilt für den ETF iShares Corporate Bond ESG. Auch darin finden sich Anleihen von Ölkonzernen wie Total, von Chemiefirmen wie die US-Firma Dow Chemical oder vom französischen Autobahnbetreiber Autoroutes du Sud de la France. Anleger können daher nicht ohne Weiteres darauf vertrauen, dass in einem Fonds, der sich nachhaltig nennt, nur Werte stecken, die aus ihrer Sicht nachhaltig sind. Sie sollten sich daher „damit auseinandersetzen, in welche Projekte ihr Geld fließt“, rät die Stiftung Warentest.
Wie finden Anleger den passenden nachhaltigen Rentenfonds?
Einen ersten Anhaltspunkt für die Nachhaltigkeit eines Fonds bieten die Bewertungen von Rating-Agenturen. So erhält man bei der Fonds-Ratingagentur Morningstar mit der Fondssuche auch einen Überblick über die Nachhaltigkeitsbewertung für den jeweiligen Fonds. Die Fonds in der Biallo-Tabelle etwa wurden danach ausgesucht, ob sie eine hohe Nachhaltigkeitsbewertung aufweisen. Der Indexanbieter MSCI bietet auf seiner Internetseite ein Rating der Fonds nach ESG-Kriterien. Er führt dabei auch auf, welchen Anteil Anleihen mit einer bestimmten Bewertung im Fonds ausmachen.
Dies sagt allerdings noch nichts darüber aus, in welche Firmen, Staaten oder Projekte ein Fonds konkret investiert. „Das herauszufinden ist für Anleger eine schwierige Aufgabe“, sagt Jörg Weber von Ecoreporter. Dafür müssen sie im Zweifel die Berichte der Fondsgesellschaften heranziehen. Dort sind die einzelnen Positionen eines Fonds in der Regel aufgelistet. „Allerdings weiß man bei der Vielzahl von Firmen oft gar nicht, was die einzelnen Unternehmen so treiben“, sagt Weber. Dennoch sollten Anleger die Anleihenliste eines Fonds zumindest stichprobenartig auf Firmen überprüfen, die möglicherweise nicht zu der eigenen Vorstellung von Nachhaltigkeit passen.