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Bevölkerungszahl, Wohnsituation, Erwerbstätigkeit

Zensus 2022: Wie funktioniert die moderne Volkszählung?

Sabina Hoerder
Redakteurin
Veröffentlicht am: 09.03.2022

Auf einen Blick

  • Der Zensus sammelt statistische Informationen über die Bevölkerungsstruktur. Dabei geht es um die Bevölkerungszahl, aber auch darum, wie die Menschen in Deutschland leben und arbeiten.
  • Grundlage für die Datenerhebung sind die Melderegister. Zusätzlich werden rund zehn Millionen zufällig ausgewählte Menschen interviewt. Hinzu kommen weitere Erhebungen zur Wohnsituation.
  • In unserem Ratgeber lesen Sie, was genau hinter dem Zensus steckt, wie Sie erfahren, ob auch eine Interviewerin oder ein Interviewer zu Ihnen nach Hause kommt, und in welchen Fällen Sie aktiv werden müssen.
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Das erwartet Sie in diesem Artikel

  1. Was ist der Zensus 2022?
  2. Volkszählung: Wie funktioniert der Zensus?
  3. Datenerhebung: Wer und wie wird befragt?
  4. Für Immobilienbesitzer: Die Gebäude- und Wohnungszählung (GWZ) im Zensus 2022

Wer etwas plant, braucht Informationen. Möchten Sie etwa ein feierliches Essen planen, ist es gut zu wissen, wie viele Gäste kommen und ob sie möglicherweise Vegetarier sind. Was im Kleinen gilt, gilt erst recht im Großen.

Damit Bund, Länder und Gemeinden besser planen können, findet der Zensus 2022 statt. Die dabei erhobenen Daten sollen als Grundlage für politische Entscheidungen “auf den Gebieten Bevölkerung, Wirtschaft, Soziales, Wohnungswesen, Raumordnung, Verkehr, Umwelt und Arbeitsmarkt” dienen, so ist auf der Internetseite zum Zensus 2022 zu lesen. Logisch: Wer zum Beispiel Kindergärten und Schulen plant, sollte wissen, wie viele Kinder in den nächsten Jahren zu erwarten sind.

In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie der Zensus 2022 abläuft, welche Daten erhoben werden und ob auch Sie selbst aktiv werden müssen.

 

Was ist der Zensus 2022?

Wie viele Menschen leben genau in Deutschland? Wie leben sie? Und wie arbeiten sie? Diese Fragen soll der Zensus 2022 beantworten. Der 15. Mai ist der Stichtag, zu dem er gewissermaßen ein statistisches Abbild der Bevölkerung liefern soll.

Für die anstehende Volkszählung muss aber niemand mehr wie einst Maria und Josef zum Herkunftsort reisen, um sich in Steuerlisten einzutragen. Auch wird niemand von Tür zu Tür gehen, um alle der mehr als 80 Millionen Einwohner zu kontaktieren. Vielmehr greifen die Statistiker in erster Linie auf die Melderegister der Gemeinden zu. Außerdem wählen sie eine Zufallsstichprobe von circa zehn Prozent der Bevölkerung aus und befragen diese beispielsweise nach ihrem Alter, Familienstand, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Ausbildung und Erwerbsstatus. Diese Befragung findet natürlich nicht nur am 15. Mai 2022 statt – sondern ab diesem Datum.

Hinzu kommen Datenerhebungen in Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften sowie eine Gebäude- und Wohnungszählung, bei der alle Eigentümerinnen und Eigentümer in Deutschland Fragen zu ihrer Immobilie beantworten müssen.

Welche Informationen liefert der Zensus?

Die Ergebnisse des Zensus werden vielfältig genutzt: So sind genaue Einwohnerzahlen wichtig für die Einteilung von Wahlkreisen und die Stimmenverteilung im Bundesrat, für den Länderfinanzausgleich und die Verteilung von EU-Fördermitteln. Informationen zur Wohnsituation sind von Interesse, um einschätzen zu können, wo Wohnungen leer stehen und wo und in welcher Form Wohnraum benötigt wird. Daten zur Erwerbstätigkeit lassen Rückschlüsse auf Qualifikation und Altersstruktur der Erwerbstätigen in Deutschland zu.

Wer führt den Zensus durch?

Die EU verpflichtet ihre Mitgliedstaaten dazu, Informationen zur Bevölkerung zu erheben. Alle zehn Jahre soll der Zensus stattfinden. Den letzten Zensus gab es im Jahr 2011. Pandemiebedingt findet die nächste Runde jetzt erst in diesem Jahr statt. Für den Zensus arbeitet das Statistische Bundesamt mit den statistischen Landesämtern zusammen. Die Befragungen vor Ort koordinieren die Kommunen.

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Volkszählung: Wie funktioniert der Zensus?

Vielleicht denken Sie auch: Eigentlich sollte doch bekannt sein, wie viele Einwohner, wo in Deutschland leben. Schließlich gibt es ja die Meldeämter. Doch auch hier kann sich der Fehlerteufel einschleichen.

Ermittlung der Daten

Nicht jeder meldet sich bei einem Umzug um. So können sich im Melderegister sogenannte Karteileichen finden – Personen, die längst an einem anderen Ort wohnen. Oder umgekehrt: Jemand ist an einen Ort gezogen, hat sich dort aber nicht beim Einwohnermeldeamt angemeldet. Anhand der Stichprobenbefragung soll sich klären, inwieweit die Einwohnerzahl falsch erfasst ist. Das Ergebnis rechnen die Statistiker dann auf ganz Deutschland hoch. Beim Zensus 2011 gab es diesbezüglich Überraschungen: So stellte sich etwa heraus, dass die Bevölkerungszahl in Hamburg und Berlin niedriger war, als man bislang gedacht hatte – ein echter Nachteil, was die Verteilung von Steuermitteln angeht.

Methoden

Der Zensus ist also in erster Linie eine registergestützte Volkszählung, die sich auf bereits vorliegende Daten aus den Verwaltungsregistern stützt. Ergänzt wird sie durch eine Haushaltsbefragung, wobei jedoch längst nicht alle Haushalte betroffen sind, sondern nur eine zufällig ausgewählte Stichprobe von rund 10,2 Millionen Menschen.

Die Haushaltsbefragungen führen Interviewerinnen und Interviewer vor Ort durch. Dabei sind einige wenige Fragen persönlich zu beantworten. Anschließend erhalten die meisten Befragten Zugangsdaten für einen Online-Fragebogen. Auf Wunsch gibt es alternativ einen Papier-Fragebogen.

Die Befragung in den Wohnheimen läuft genauso ab wie die Haushaltsbefragung. In den rund 60.000 Gemeinschaftseinrichtungen, also unter anderem Seniorenheimen und Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete, beantwortet die Einrichtungsleitung einen deutlich kürzeren Fragenkatalog stellvertretend für die Bewohnerinnen und Bewohner. Komplett online findet die Befragung von Eigentümerinnen und Eigentümern statt. Die Zugangsdaten zum Online-Fragebogen kommen per Post.

Zensus 2022 & der Datenschutz

Befragte müssen keine Sorge haben, zum “gläsernen Bürger” zu werden. Die Statistiker werten die Daten anonymisiert aus. Der Einzelfall spielt keine Rolle, es geht um Informationen über die Gesamtheit. Name und Adresse werden laut Statistischem Bundesamt nur zu organisatorischen Zwecken erhoben und frühestmöglich gelöscht.

Die Interviewerinnen und Interviewer unterliegen der gesetzlichen Schweigepflicht. Datenschutz und Informationssicherheit beim Zensus 2022 erfüllen laut Statistischem Bundesamt die Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung und des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik.

Wann gibt es das Ergebnis?

Die Ergebnisse des Zensus 2022 sollen planmäßig 18 Monate nach dem Stichtag 15. Mai 2022 vorliegen – also im November 2023.

 

Datenerhebung: Wer und wie wird befragt?

Wer an der Haushaltsbefragung teilnehmen soll, wurde bereits per Zufall ausgewählt. Gehören Sie dazu, erhalten Sie ab dem 15. Mai 2022 Post, in der sich die Interviewerin oder der Interviewer ankündigt. Am abgestimmten Termin bekommen Sie von ihr oder ihm zu Hause Besuch. Sie oder er erfasst, wie viele und welche Personen in Ihrem Haushalt leben. Anschließend erhalten Sie gegebenenfalls einen Code für einen Online-Fragebogen. Auf Wunsch können Sie die Fragen alternativ auch auf einem Papier-Fragebogen beantworten.

Übrigens sind Sie nicht verpflichtet, die Interviewer in Ihre Wohnung zu lassen. Sie können einige erste Fragen an der Haustür klären und den längeren Fragebogen bequem alleine online ausfüllen.

Muss ich mich zur Teilnahme anmelden?

Nein, zur Teilnahme müssen sich Bürger nicht anmelden. Wer zu den 10,2 Millionen Bürgern der Zufallsstichprobe zählt, erhält ab dem 15. Mai 2022 automatisch Post.

Zensus Pflicht: Ist man verpflichtet, an der Volkszählung teilzunehmen?

Bürger sind verpflichtet, im Rahmen des Zensus Auskunft zu erteilen. Die Auskunftspflicht gilt sowohl bei der Haushaltsbefragung als auch bei der Gebäude- und Wohnungszählung.

Teilnahme am Zensus 2022 verweigern – geht das?

Beim Zensus 2022 besteht Auskunftspflicht. Das regelt das Zensusgesetz 2022. Die Paragrafen 23 bis 26 betreffen die Auskunftspflicht. Wer sich dennoch weigert, riskiert ein Bußgeld.

 

Für Immobilienbesitzer: Die Gebäude- und Wohnungszählung (GWZ) im Zensus 2022

Bei der Gebäude- und Wohnungszählung (GWZ) werden alle Eigentümerinnen und Eigentümer zu ihrer Immobilie befragt. Alternativ können die Hausverwaltungen die angefragten Informationen liefern. Die GWZ betrifft rund 23 Millionen Menschen in Deutschland. Bei ihnen kommt jedoch kein Interviewer an die Haustür. Sie erhalten vielmehr Zugang zu einem Online-Fragebogen. Der Zeitaufwand für den Online-Fragebogen soll bei rund zehn Minuten liegen.

Angeben müssen Eigentümerinnen und Eigentümer unter anderem Adresse und Baujahr des Gebäudes, Gebäudeart, Heizungsart, Art der Nutzung, WohnflächeMiethöhe und Anzahl der Bewohner.

Über die Redakteurin Sabina Hoerder

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Studiert habe ich Germanistik und Soziologie in Osnabrück. Nach Praktika bei ZDF, taz, NDR und Co. sowie freier Mitarbeit bei der Neuen Osnabrücker Zeitung folgte mein Volontariat bei biallo.de. Seit 2009 bin ich Redakteurin.   Berufsbegleitend habe ich Umweltwissenschaften studiert und mich auf den Bereich Energie spezialisiert. Für biallo.de bearbeite ich unter anderem Themen wie den Stromanbieterwechsel oder Energiesparmöglichkeiten im Haus.   Vorwiegend kümmere ich mich im Moment um unsere Print-Aktivitäten. Ich betreue unser „Thema der Woche“ sowie Serien, die wir an Tageszeitungen deutschlandweit liefern.

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