Anlagestrategie

Value oder Growth: Das unterscheidet die beiden Anlagestile

Andreas Jalsovec
Redakteur
Aktualisiert am: 30.05.2025

Auf einen Blick

  • Value und Growth sind zwei der wichtigsten Anlagestile am Aktienmarkt.
  • Die Value-Strategie ist eher für vorsichtige Anleger geeignet. Die Wachstumsstrategie ist dagegen eher etwas für Mutige.
  • In Zeiten schnellen technologischen Wandels sind die Übergänge zwischen den beiden Stilen jedoch fließend.
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Das erwartet Sie in diesem Artikel

  1. Was ist eine Value- und was eine Growth-Strategie
  2. Wo liegt der Hauptunterschied zwischen Value und Growth?
  3. Was haben Value und Growth gemeinsam?
  4. Welche Investoren stehen für den Value- und welche für den Growth-Ansatz?
  5. Value oder Growth: Welche Strategie bietet die bessere Performance?

Die beiden Ansätze Value und Growth gehören zu den wichtigsten Anlagestilen am Aktienmarkt. Beide stehen stellvertretend für unterschiedliche Anlegertypen. Vorsichtige Investoren setzen eher auf solide Value-Unternehmen. Mutigere wählen stattdessen lieber den Wachstums-Ansatz. Wir erklären Ihnen, was hinter den Strategien steckt und was die Unterschiede zwischen beiden sind.

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Was ist eine Value- und was eine Growth-Strategie

Das englische Wort „value“ bedeutet Wert. Investoren, die der Value-Strategie folgen, setzen demnach auf werthaltige Unternehmen. Gemeint sind damit Firmen, die viele Vermögenswerte, eine gute Marktposition, hohe Renditen und eine stabile Gewinnentwicklung aufweisen. Attraktiv sind dabei vor allem jene Unternehmen, die im Vergleich mit anderen Marktteilnehmern an der Börse unterbewertet sind.

Hintergrund: Der Kurs der Aktie eines Unternehmens spiegelt in der Regel nicht dessen „wahren“ Wert wider. Das liegt daran, dass Anleger nicht alle Vermögenswerte berücksichtigen. Dadurch entsteht Kurspotenzial. Value-Investoren setzen darauf, dass die Aktie dieses Potenzial in Zukunft aufholt.

„Growth“ dagegen ist das englische Wort für Wachstum. Growth- oder Wachstums-Investoren betrachten im Gegensatz zum Value-Ansatz weniger die einzelne Aktie als ganze Branchen. Sie möchten potentielle Wachstumsmärkte erkennen. Attraktiv sind vor allem mehrere Unternehmen, die sich bereits einen hohen Anteil am Markt sichern konnten – und eine hohe Wachstumsdynamik aufweisen. Entscheidend sind dabei die Erwartungen: Titel, denen ein hohes Gewinnwachstum zugetraut wird, sichern sich die Gunst der Investoren. Dies kann sogar bei Unternehmen der Fall sein, die noch gar keine Gewinne erzielen. Die Anleger hoffen aber, dass das in der Zukunft der Fall sein wird. Genauer erläutern wir die Strategien in unseren Einzel-Ratgebern zu den beiden Anlagestilen: 

Wo liegt der Hauptunterschied zwischen Value und Growth?

Die beiden Strategien stehen stellvertretend für unterschiedliche Anlegertypen. Klassische Value-Aktien sind solide Werte aus Industriebranchen wie Handel, Banken, Automobil oder Lebensmittel. Sie sind daher eher etwas für vorsichtigere Anleger. Risikofreudigere Investoren setzen dagegen auf Wachstumsfirmen aus den Bereichen Internet oder Bio- und Gentechnologie.

Der Hauptunterschied zwischen beiden Strategien besteht daher in der Auswahl der Aktien . Value-Investoren suchen dabei gezielt nach unterbewerteten Titeln. Sie betrachten dazu verschiedene Kennzahlen. So deutet etwa ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) auf eine Unterbewertung hin. Die KBV gibt den Kurs der Aktie im Verhältnis zum Buchwert an – also zum Eigenkapital, das auf eine Aktie entfällt. Ein niedriges KBV zeigt an, dass die Aktie im Verhältnis zu den Vermögenswerten des Unternehmens günstig ist. Auch ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (Aktienkurs im Verhältnis zum Gewinn je Aktie) und eine hohe Dividendenrendite (Dividende im Verhältnis zum Aktienkurs) können auf eine Unterbewertung hindeuten. Die Analyse dieser Kennzahlen heißt „ Fundamentalanalyse “.

Im Gegensatz zu den Value-Firmen sind die Aktien von Wachstums-Unternehmen durch hohe Bewertungen an der Börse gekennzeichnet: also ein hohes Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert-Verhältnis. Die Dividendenrendite ist in der Regel gering – wenn es überhaupt eine Dividende gibt. Viele Wachstumsunternehmen schütten keine Gewinne aus, oder sie machen sogar Verluste. Damit ist es vor allem die Fantasie des Anlegers, die Hoffnung auf Gewinne in der Zukunft, die den Kurs der Wachstums-Aktien steigen lässt. Das bedeutet gleichzeitig: Wird die Fantasie enttäuscht, kann der Kurs auch schnell wieder abstürzen. Die Wachstumsstrategie kann daher mit höheren Risiken verbunden sein. 

Was haben Value und Growth gemeinsam?

In Zeiten technologischer Umbrüche durch Internet und soziale Medien löst sich die Unterscheidung zwischen Value- und Growth-Titeln zunehmend auf. Damit werden auch die Übergänge zwischen den beiden Strategien fließend. So kann ein ehemals typisches Wachstumsunternehmen zu einem Value-Investment werden, wenn es im Laufe der Zeit seine Marktposition behauptet und seine Gewinne verstetigt.

„Microsoft, Amazon oder Facebook – das sind für uns mittlerweile Value-Werte“, sagt etwa Stefan Riße, Kapitalmarktstratege bei der Fondsgesellschaft Acatis, die gezielt in Value-Titel investiert. Einem Unternehmen etwa, das stabile Gewinne erwirtschaftet, gleichzeitig jedoch stark expandiert, könne man auch eine hohe Bewertung zugestehen, meine Anlagestrategie Riße. So war die Google-Holding Alphabet einst ein typischer Wachstumswert. Mittlerweile ist das Internet-Unternehmen zum Medien-Konzern geworden – und als solches eigentlich ein typischer Value-Wert.

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Welche Investoren stehen für den Value- und welche für den Growth-Ansatz?

Der Vater des Value-Investing ist der US-amerikanische Aktienanalyst und Investor Benjamin Graham (1894-1976). In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war er mit Investitionen in unterbewertete Unternehmen erfolgreich. Graham begründete dabei auch die Fundamentalanalyse, mit deren Hilfe er erfolgversprechende Firmen identifizierte. Einer von Grahams Schülern ist Warren Buffett . Er ist heute der wohl bekannteste Value-Anleger weltweit. Der US-Starinvestor begann seine Karriere als Wertpapieranalyst bei Grahams Broker-Firma. Heute zählt Buffet zu den reichsten Menschen der Welt.

Im Portfolio von Buffetts Investment-Gesellschaft Berkshire Hathaway finden sich traditionelle Value-Titel wie die Bank of America, die Lebensmittelkonzerne Coca Cola und Kraft, die Fluggesellschaft American Airlines oder der Automobilhersteller General Motors. Der Titel mit dem stärksten Gewicht im Portfolio ist allerdings der Computerkonzern Apple (Stand: 31. März 2025) – eine Aktie, die man früher zweifelsohne zu den Wachstums-Aktien gezählt hätte. Auch die Aktie des Online-Riesen Amazon hat Buffett im Depot . Das zeigt: Auch ein ausgewiesener Value-Investor wie Buffett setzt mittlerweile auf ehemals typische Growth-Titel.

Das Pendant zum Value-Erfinder Benjamin Graham ist der US-Investor Thomas Rowe Price jr. (1898-1983). Er gilt als Vater des „Growth Investing“. Price gründete 1937 das Unternehmen T. Rowe Price. Die Investmentgesellschaft besteht bis heute. Unternehmensgründer Price glaubt daran, dass Anleger eine höhere Rendite erwirtschaften können, wenn sie in Firmen aus wachstumsstarken Branchen investieren.

Die Unternehmen sollten schneller wachsen als die Inflation und die Gesamtwirtschaft. Die Firmen sollten aber auch gut gemanagt werden. Und: Sie sollten neue Produkte entwickeln, um auf zukunftsträchtigen Märkten eine Alleinstellung zu erlangen. Eine herausragende Forschung war für Price und deshalb ebenfalls wichtig für den Erfolg einer Wachstumsfirma. 

Value oder Growth: Welche Strategie bietet die bessere Performance?

Diese Frage lässt sich nicht allgemein beantworten. Welche Strategie erfolgreicher ist, hängt auch von den Rahmenbedingungen des Aktienmarktes ab – also etwa von der Entwicklung der Wirtschaft oder der Zinsen. So haben seit der Finanzkrise 2008 bis zum Beginn der Corona-Pandemie 2020 die Wachstumswerte deutlich besser abgeschnitten als klassische Value-Aktien. Der Unterschied zwischen der Bewertung von Value- und Growth-Aktien wuchs in dieser Zeit so stark an, wie seit der Technologie-Blase Anfang der 2000er Jahre nicht mehr.

Seit Ende 2020 haben jedoch Value-Aktien deutlich aufgeholt. Ein Grund dafür: In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten – etwa bei hoher Inflation und steigende Zinsen  – greifen Investoren eher auf solidere Unternehmen zurück, die auch in einem Abschwung stabile Gewinne versprechen. Das sind etwa Unternehmen aus den Value-Branchen Energie, Banken oder Basiskonsumgüter. Sie erwirtschaften oft auch in schlechten Phasen gute Gewinne.

Allerdings dürfte sich das Verständnis von Value-Firmen künftig weiter verändern. Denn technologische Umbrüche wird es immer häufiger geben – und immer schneller. Erfolgreich sind daher auch in den klassischen Branchen eher jene Unternehmen, die auf neue Technologien setzen. Das könnten Unternehmen sein, die in der Landwirtschaft mit Drohnen arbeiten, um Düngemittel einzusetzen. Auf der anderen Seite können auch typische Wachstumsbranchen wie regenerative Energien oder Elektromobilität für Value-Investoren interessant werden. Erfolgreich dürften dabei in jedem Fall künftig solche Unternehmen sein, die es verstehen, sich die technologischen Umbrüche der modernen Welt zunutze zu machen.

Über den Redakteur Andreas Jalsovec

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Hat als Redakteur in mehreren (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem beim Anlegermagazin Börse Online, bei der Münchner Abendzeitung, der Schwäbischen Zeitung und der Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Vor seinem Wechsel zu Biallo.de war er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung tätig.

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