Welche Investoren stehen für den Value- und welche für den Growth-Ansatz?
Der Vater des Value-Investing ist der US-amerikanische Aktienanalyst und Investor Benjamin Graham (1894-1976). In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war er mit Investitionen in unterbewertete Unternehmen erfolgreich. Graham begründete dabei auch die Fundamentalanalyse, mit deren Hilfe er erfolgversprechende Firmen identifizierte. Einer von Grahams Schülern ist Warren Buffett . Er ist heute der wohl bekannteste Value-Anleger weltweit. Der US-Starinvestor begann seine Karriere als Wertpapieranalyst bei Grahams Broker-Firma. Heute zählt Buffet zu den reichsten Menschen der Welt.
Im Portfolio von Buffetts Investment-Gesellschaft Berkshire Hathaway finden sich traditionelle Value-Titel wie die Bank of America, die Lebensmittelkonzerne Coca Cola und Kraft, die Fluggesellschaft American Airlines oder der Automobilhersteller General Motors. Der Titel mit dem stärksten Gewicht im Portfolio ist allerdings der Computerkonzern Apple (Stand: 31. März 2025) – eine Aktie, die man früher zweifelsohne zu den Wachstums-Aktien gezählt hätte. Auch die Aktie des Online-Riesen Amazon hat Buffett im Depot . Das zeigt: Auch ein ausgewiesener Value-Investor wie Buffett setzt mittlerweile auf ehemals typische Growth-Titel.
Das Pendant zum Value-Erfinder Benjamin Graham ist der US-Investor Thomas Rowe Price jr. (1898-1983). Er gilt als Vater des „Growth Investing“. Price gründete 1937 das Unternehmen T. Rowe Price. Die Investmentgesellschaft besteht bis heute. Unternehmensgründer Price glaubt daran, dass Anleger eine höhere Rendite erwirtschaften können, wenn sie in Firmen aus wachstumsstarken Branchen investieren.
Die Unternehmen sollten schneller wachsen als die Inflation und die Gesamtwirtschaft. Die Firmen sollten aber auch gut gemanagt werden. Und: Sie sollten neue Produkte entwickeln, um auf zukunftsträchtigen Märkten eine Alleinstellung zu erlangen. Eine herausragende Forschung war für Price und deshalb ebenfalls wichtig für den Erfolg einer Wachstumsfirma.
Value oder Growth: Welche Strategie bietet die bessere Performance?
Diese Frage lässt sich nicht allgemein beantworten. Welche Strategie erfolgreicher ist, hängt auch von den Rahmenbedingungen des Aktienmarktes ab – also etwa von der Entwicklung der Wirtschaft oder der Zinsen. So haben seit der Finanzkrise 2008 bis zum Beginn der Corona-Pandemie 2020 die Wachstumswerte deutlich besser abgeschnitten als klassische Value-Aktien. Der Unterschied zwischen der Bewertung von Value- und Growth-Aktien wuchs in dieser Zeit so stark an, wie seit der Technologie-Blase Anfang der 2000er Jahre nicht mehr.
Seit Ende 2020 haben jedoch Value-Aktien deutlich aufgeholt. Ein Grund dafür: In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten – etwa bei hoher Inflation und steigende Zinsen – greifen Investoren eher auf solidere Unternehmen zurück, die auch in einem Abschwung stabile Gewinne versprechen. Das sind etwa Unternehmen aus den Value-Branchen Energie, Banken oder Basiskonsumgüter. Sie erwirtschaften oft auch in schlechten Phasen gute Gewinne.
Allerdings dürfte sich das Verständnis von Value-Firmen künftig weiter verändern. Denn technologische Umbrüche wird es immer häufiger geben – und immer schneller. Erfolgreich sind daher auch in den klassischen Branchen eher jene Unternehmen, die auf neue Technologien setzen. Das könnten Unternehmen sein, die in der Landwirtschaft mit Drohnen arbeiten, um Düngemittel einzusetzen. Auf der anderen Seite können auch typische Wachstumsbranchen wie regenerative Energien oder Elektromobilität für Value-Investoren interessant werden. Erfolgreich dürften dabei in jedem Fall künftig solche Unternehmen sein, die es verstehen, sich die technologischen Umbrüche der modernen Welt zunutze zu machen.