Während der Corona-Pandemie haben Vermögensverwalter alle Hände voll zu tun. Das Ziel: die Kunden gut durch die Krise zu lotsen. Das hat sich auch Diplom-Ökonom und Anlagestratege Michael Thaler auf die Fahnen geschrieben. Im Jahr 2006 ist er in das Unternehmen seines Vaters, der Top Vermögen AG am Starnberger See, eingestiegen. Heute ist er Vorstand und managt unter anderem den hauseigenen Top Vermögen Select Fonds. Im Interview mit biallo.de schätzt Thaler die aktuelle Lage an den Finanzmärkten ein und verrät, wie Anleger sich jetzt am besten aufstellen können.
Herr Thaler, mit welchen speziellen Herausforderungen sehen Sie sich dieser Tage privat wie auch beruflich konfrontiert?
Michael Thaler: Aus privater Sicht ist man als Familie gerade mit einer sehr besonderen Herausforderung konfrontiert. Der Staat reicht die Kinderbetreuung einfach an die Eltern weiter – egal wie man generell beruflich eingespannt ist. Da fragt man sich schon, warum für alles andere eine Lösung gefunden wird, aber für die Kinderbetreuung nicht. Das ist mit Sicherheit etwas, was ich nicht so schnell vergessen werde.
Beruflich gesehen ist es momentan ein tägliches Auf und Ab. Die letzten Tage geht es einem grundsätzlich jedoch immer besser. Nicht zuletzt, weil wir mit Herzblut dabei sind, was die Marktentwicklungen angeht und mit unseren Kunden regelrecht mitfühlen. Das ist eine Situation, die mit den schwierigen Jahren 2008 oder 2018 vergleichbar ist und die man eigentlich nicht erleben möchte.
Wo liegt für Sie der grundlegende Unterschied zur großen Finanzkrise 2008/2009?
Thaler: Tatsächlich war es so, dass die Bankenkrise viele unserer Kunden nicht greifen konnten. Die Ereignisse waren einfach zu abstrakt und die Folgen somit für viele Menschen nicht einschätzbar. Der Gesprächsbedarf der Kunden war deshalb ungleich höher, als er es jetzt ist. Das macht die aktuelle Lage in der Vermögensverwaltung etwas leichter.
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Dennoch: In anderen Bereichen herrscht geradezu Panik. Wie genau agieren Sie und Ihre Kunden derzeit?
Thaler: Grundsätzlich haben alle unsere Kunden einen Online-Zugang zu ihren Depots und können hier zeitnah ihr Anlagevermögen überwachen und beobachten. Jedoch ist mit Corona der Bedarf an persönlicher Beratung natürlich gestiegen. Mit den aktuellen Abstandsregelungen hat sich für uns das Telefongespräch in der Kommunikation und Kundenbeziehung bewährt. Aber auch per E-Mail ist der Informationsaustausch vergleichsweise hoch. Die Videoberatung ist natürlich auch eine Möglichkeit, bietet aber zum Telefonat nicht unbedingt mehr Vorteile.