


Auf einen Blick
Wie bereits im Vorfeld vermutet wurde, senkte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am Mittwoch (18. September 2024) den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte. Die Geschäftsbanken können sich nun zu 4,75 bis 5,00 Prozent Geld bei der amerikanischen Zentralbank leihen. Mit der ersten Zinssenkung seit 2020 folgt die Fed dem Beispiel der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hatte den Leitzins in diesem Jahr bereits zweimal um jeweils 25 Basispunkte gesenkt – zuletzt am 12. September. Was bedeuten diese Entwicklungen für Sparer und Sparerinnen in Deutschland?
Dem Zinsentscheid der US-amerikanischen Währungshüter ging eine abflauende Inflation voraus. Diese betrug zuletzt 2,50 Prozent, womit sie dem Ziel von zwei Prozent näherkommt. Zum Vergleich: Im Sommer 2022 lag die Inflation in den USA bei über neun Prozent.
Die US-Notenbank stellte in der Sitzung am Mittwoch weitere geldpolitische Lockerungen in Aussicht. Noch in diesem Jahr könnte der Leitzins um weitere 50 Basispunkte gesenkt werden. Diese Entwicklung wird sich 2025 höchstwahrscheinlich fortsetzen. So ist davon auszugehen, dass sich der Leitzins in den kommenden Jahren wieder auf die Zwei-Prozent-Marke zubewegt. Vor 2022 lagen die Zinsen über ein Jahrzehnt lang unter diesem Niveau.
Die Europäische Zentralbank ließ bei ihrer letzten Sitzung offen, wie es nach der Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 3,5 Prozent geldpolitisch im Euroraum weitergeht. “Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest”, ließ das Gremium um EZB-Chefin Christine Lagarde Mitte September verkünden. Aufgrund der sinkenden Inflation – im August betrug sie 2,2 Prozent im Euroraum und 1,9 Prozent in Deutschland – sind jedoch weitere Zinssenkungen bis zum Jahresende und darüber hinaus denkbar.
Die fallenden Zinsen können sich positiv auf die Wirtschaft auswirken, da sie Kredite verbilligen. Sowohl Verbraucherinnen und Verbraucher als auch Unternehmen haben durch die geringere Zinslast mehr Geld zur Verfügung, das sie für Investitionen und Konsumausgaben nutzen können. Auch Häuslebauer könnten nun noch etwas warten und demnächst von niedrigeren Bauzinsen profitieren. Das zeigt auch ein Blick auf den Biallo-Baugeld-Index. So sind die durchschnittlichen Zinsen für einen zehnjährigen Baukredit innerhalb nur eines Monats um 13 Basispunkte auf aktuell 3,38 Prozent gefallen.
Nach der letzten Zinssitzung der Europäischen Zentralbank sind die Sparzinsen weiter gesunken. So fielen die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen laut Biallo-Index innerhalb einer Woche von 2,20 auf 2,16 Prozent pro Jahr. Ein Blick auf den Tagesgeld-Vergleich von biallo.de zeigt: Noch gibt es gerade für Neukunden attraktive Angebote beim Tagesgeld. So bieten unter anderem die Advanzia Bank* und die Stellantis Direktbank* ihren Neukunden jeweils 3,70 Prozent für drei Monate garantiert. Bei der spanischen Openbank* gibt es 3,60 Prozent mit einer sechsmonatigen Zinsgarantie. Die ING* zahlt aktuell 3,30 Prozent, ebenfalls für ganze sechs Monate.
Auch die Festgeldzinsen gehen aktuell deutlich zurück. Das bedeutet, dass Sparerinnen und Sparer sich momentan auf weiter sinkende Zinsen einstellen müssen. Wer sich das noch recht hohe Zinsniveau sichern möchte, sollte dies möglichst bald tun. Gut geeignet ist beispielsweise die Festgeld-Treppe: Dabei teilen Sie Ihr anzulegendes Vermögen auf Festgeldanlagen mit unterschiedlichen Laufzeiten auf. So wird regelmäßig angelegtes Kapital liquide, während sie dennoch langfristig von den hohen Zinsen profitieren. Der schwedische Anbieter Klarna beispielsweise bietet aktuell noch 3,24 Prozent auf dreijähriges Festgeld. Bei fünf Jahren Laufzeit offeriert die Fürstlich Castell’sche Bank mit 3,00 Prozent pro Jahr ansehnliche Zinsen. Wer sich ganze zehn Jahre hohe Festgeldzinsen sichern möchte, der sollte einen Blick auf die Kommunalkredit Invest* werfen, die ebenfalls 3,00 Prozent aufruft.
Die Zinssenkung der Fed hat auch Auswirkungen auf die Geldanlage in Fremdwährungskonten für deutsche Sparer und Sparerinnen. Ein niedriger Zinssatz in den USA schwächt den US-Dollar, was bei der Umrechnung in Euro zu geringeren Renditen führt. Die verringerte Zinsdifferenz zwischen dem US-Dollar und dem Euro sorgt also für eine sinkende Attraktivität von US-Dollar-Einlagen.
Andere Währungen rücken damit in den Fokus, zum Beispiel der Schweizer Franken. Der Anbieter wiLLBe* aus Liechtenstein zahlt auf einjähriges Festgeld in Schweizer Franken aktuell 1,20 Prozent. Wählen Sie dort eine Geldanlage in US-Dollar, bekommen Sie für die gleiche Laufzeit 3,36 Prozent Zinsen, während eine einjährige Geldanlage in Euro 2,47 Prozent bringt.
Sparerinnen und Sparer konnten sich seit der Zinswende 2022 Sparzinsen von rund vier Prozent aufs Tages- und Festgeld sichern. Dadurch wurde ein Investment in den risikoreicheren Aktienmarkt unattraktiver – auch wenn dort nach wie vor die besseren Renditen zu holen waren. So betrug die durchschnittliche Bruttorendite des MSCI All Country World am Beispiel des SPDR MSCI ACWI (ISIN: IE00B44Z5B48) in den vergangenen zehn Jahren 10,2 Prozent pro Jahr.
Nun, da sich die Sparzinsen wieder im Sinkflug befinden, ist es wahrscheinlich, dass die Anlegerinnen und Anleger auf der Suche nach lukrativeren Investmentmöglichkeiten sind, was sie zum Aktienmarkt führen könnte. Die erhöhte Nachfrage wird voraussichtlich zu höheren Aktienkursen führen. So erreichte der DAX am 19. September erstmals die 19.000-Punkte-Marke.
Wer nun langfristig investieren möchte, sollte statt auf Einzelaktien auf Aktienfonds setzen, die Unternehmen aus zahlreichen Ländern und Branchen enthalten, zum Beispiel den FTSE All-World. Die breite Streuung senkt langfristig das Verlustrisiko. Um Aktien und ETFs kaufen zu können, benötigen Sie ein Depot. Welche Anbieter zu den besten gehören, erfahren Sie im Biallo.de-Depottest:
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