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Auf einen Blick
Ohne ehrenamtliches Engagement ist das soziale und gesellschaftliche Leben in Deutschland kaum vorstellbar. Gerade in Krisenzeiten kommt dem Ehrenamt eine ganz besondere Bedeutung zu. Es leistet einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und lindert soziale Härten. Nicht zuletzt erleben die Engagierten selbst eine sinnstiftende Aufgabe. „Der Staat schafft es nicht allein, die vielen gesellschaftlichen Aufgaben zu bewältigen. Zudem wissen die Leute vor Ort meist viel besser, wo die Not ist, was fehlt und was zu tun ist“, sagt Horst Biallo, Gründer des Verbraucherportals biallo.de, der sich selbst ehrenamtlich engagiert.
In diesem Ratgeber rücken wir das Ehrenamt in den Fokus: Warum sollte man sich ehrenamtlich engagieren, wo findet man ein passendes Ehrenamt und welcher Versicherungsschutz ist dabei wichtig?
Freiwilliger, unentgeltlicher, kontinuierlicher, wohltätiger und organisierter Einsatz für Mensch, Tier oder Natur – das sind die fünf Charakteristika ehrenamtlichen Engagements. Ehrenamtliche übernehmen Verantwortung und helfen, wo Menschen in Not sind, sie schaffen ein Freizeit- und Kulturangebot, wo sonst keines wäre, engagieren sich im Sport und ermöglichen Kindern und Jugendlichen so eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, oder sie investieren ihre Zeit in Umweltprojekte, die zum Klimaschutz beitragen.
In welchem Maße sich jemand engagiert, variiert: Manche schließen sich einer Initiative an und übernehmen Aufgaben in einem kleinen, überschaubaren Rahmen. Jeder bestimmt dabei selbst, wie viel Zeit er oder sie investieren möchte. Der Trend geht dahin, sich projekthaft zu engagieren, anstatt sich über einen langen Zeitraum regelmäßig zu verpflichten. Andere ehrenamtlich Engagierte werden zu Gründern einer Initiative – etwa weil sie Missstände ausmachen, für die der Staat keine Lösung parat hat. Oder sie engagieren sich in der Führungsriege eines Vereins und übernehmen im Vorstand Verantwortung.
Eines wird dabei deutlich: Auch wenn man unbezahlt und freiwillig arbeitet – es entbindet einen nicht von Verantwortung und Haftung. Ein Vereinsvorstand entscheidet durchaus über ein großes Finanzbudget, ein Sporttrainer muss wissen, welche Übungen er seinen Schützlingen zutrauen kann. Nicht zu vergessen sind Ehrenämter bei der Freiwilligen Feuerwehr oder im Rettungsdienst, die mit sehr viel Verantwortung einhergehen.
Ein Ehrenamt wirkt doppelt – man setzt seine Zeit, seine Kompetenz, seine Empathie für die Gesellschaft ein und bekommt genauso etwas zurück: Dank, Anerkennung – man erlebt die Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns und bewegt Dinge zum Besseren. Kurz: Ein Ehrenamt ist eine Bereicherung für alle und bedeutet immer auch „Geben und Nehmen".
Jeder Ehrenamtliche bringt seine eigene Geschichte mit, warum er sich engagiert. Sehr häufig sind es persönliche Erlebnisse, die Menschen dazu bewegen, sich ehrenamtlich zu engagieren. So kann etwa die Krankheit eines Familienmitglieds aufdecken, wo Missstände herrschen in der Begleitung von Familien, die gerade ein Schicksal erleben – jenseits von Finanzen und medizinischer Versorgung.
„Der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen“ ist ein weiterer häufig genannter Grund für ehrenamtliches Engagement. „Ich habe von der Gesellschaft profitiert, beispielsweise habe ich BAföG für mein Studium erhalten und viele andere staatliche Leistungen wie Kindergeld. Da will ich etwas zurückgeben“, sagt Horst Biallo. Er hilft seit fast 25 Jahren als Schülerlotse Kindern in Schondorf am Ammersee über die Straße und unterstützt, wenn die Not akut ist: Wie zum Beispiel eine syrische Flüchtlingsfamilie und eine Familie aus der Ukraine.
Nicht zuletzt empfinden viele ein Ehrenamt als sinnstiftende Aufgabe. Man erlebt Gemeinschaft, findet Gleichgesinnte, knüpft Freundschaften. „Es macht Spaß und ich spüre Dank und Anerkennung“, sagt Horst Biallo.
Die eigenen Interessen sind ein guter Lotse, ein passendes Ehrenamt zu finden. Sind Sie in einem Sportverein aktiv? Dann wäre es denkbar, sich im Verein beispielsweise als Trainer oder Trainerin zu engagieren. Wer selbst künstlerisch tätig ist, findet vielleicht im örtlichen Kunstverein eine sinnstiftende Aufgabe. Und wer gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen kann, kann ihnen eine Stütze bei den Hausaufgaben sein. Auch berufliche Expertise kann im Ehrenamt nützlich sein: Wenn Sie als Führungskraft in einem Unternehmen tätig waren, könnten Sie als Rentner sozial benachteiligten Jugendlichen bei der Erstellung von Bewerbungen helfen. Und die Kenntnisse einer Ingenieurin sind bei einem Verein, der Brunnen in Afrika baut, gefragt. Bedarf an aktiven Mitstreitern für eine gute Sache ist häufig auch direkt vor der Haustür – zum Beispiel bei der Freiwilligen Feuerwehr, dem Helferkreis Asyl oder der Tafel, die Essen an Bedürftige verteilt. Die Kommune oder die Stadt sind ebenfalls gute erste Anlaufstellen, um ein Ehrenamt zu finden.
Auch im Internet findet man Inspiration. Hier einige Beispiele:
Freiwilligenagenturen beraten und vermitteln Freiwilligenengagement, möglicherweise auch in Ihrer Region. Die Agenturen sind in Landesarbeitsgemeinschaften (LAGFA) organisiert. Am besten googeln Sie nach seinem Bundesland, zum Beispiel hier ist die LAGFA Bayern zu finden: www.lagfa-bayern.de oder Hessen: www.lagfa-hessen.de.
Auch wer Gutes tut, haftet bei Schäden, die er jemandem anderen bei Ausübung des Ehrenamts zufügt. Außerdem kann man natürlich selbst beim eigenen Engagement zu Schaden kommen und einen Unfall erleiden. Die private Haftpflichtversicherung und die Unfallversicherung sind daher wichtige Policen.
Viele Ehrenamtliche sind über die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert. Der Schutz umfasst Ehrenamtliche, die im Auftrag oder mit Zustimmung von Kommunen und Kirchen in einem Verein oder bei einem Verband freiwillig engagiert sind. Sie sind automatisch im gesetzlichen Versicherungsschutz erfasst. Dieser ist kostenlos. Für diese Ehrenamtlichen gilt die gesetzliche Unfallversicherung laut Sozialgesetzbuch (Beispiele): Ehrenamtliche
Die Unfallkassen der Länder können den Versicherungsschutz auf weitere Tätigkeiten ausweiten.
Wer nicht durch das Gesetz unfallversichert ist, kann sich auf Antrag freiwillig versichern. Das kommt zum Beispiel für Ehrenamtliche in Sportvereinen infrage. Oder für Engagierte bei Gewerkschaften oder Arbeitgeberorganisationen. Ebenso für Personen, die sich ehrenamtlich politisch engagieren. Sie können sich oftmals über sogenannte Sammelverträge, die das jeweilige Bundesland mit einem Versicherungsunternehmen abgeschlossen hat, freiwillig gesetzlich absichern. Aber auch Engagierte bei einer privaten Initiative, die nicht als Verein oder Verband organisiert ist, können über einen Sammelvertrag abgesichert werden. In manchen Bundesländern ist im gesetzlichen Unfallschutz auch ein Haftpflichtschutz integriert.
Das klingt kompliziert und aufwändig? Das ist es keineswegs. Wenn Sie sich neu in einem Verein engagieren, dann fragen Sie einfach die anderen Aktiven oder den Vorstand, wie es mit dem Versicherungsschutz aussieht. Sie können sich sicherlich beispielsweise bei einem bestehenden Sammelvertrag anschließen.
Im gesetzlichen Unfallschutz ist abgesichert:
Die Unfallversicherung übernimmt
Allerdings ist der Haftungsrahmen der gesetzlichen Unfallversicherung eng gesteckt. Wer auf dem Rückweg vom Ehrenamt schnell einen Umweg macht und etwas Privates erledigt, ist schon nicht mehr geschützt. Sollte dabei ein Unfall passieren, haftet der Verletzte selbst. Wissen sollten Sie auch, dass nur die ehrenamtliche Tätigkeit versichert ist. Wer sich beim geselligen Zusammensein mit anderen Vereinsmitgliedern oder beim Besuch von Mitgliederversammlungen folgenschwer verletzt, kann nicht auf den gesetzlichen Unfallschutz zählen.
Ehrenamtliche, die den gesetzlichen Unfallversicherungsschutz nicht in Anspruch nehmen können – oder jene, die ihn für nicht ausreichend halten – haben die Möglichkeit, sich über eine private Unfallpolice abzusichern. Bringt die ehrenamtliche Tätigkeit kein erhöhtes Gefahrenpotential mit sich, muss eine solche Police nicht abgeschlossen werden, wenn man sie bisher auch nicht für nötig hielt. Wenn man sich dafür entscheidet, dann gilt die private Police natürlich auch in allen anderen Lebensbereichen, also wenn sich ein Unfall außerhalb der ehrenamtlichen Tätigkeit in der Freizeit ereignet.
Wer wirklich nur die ehrenamtliche Tätigkeit über eine private Unfallversicherung abschließen möchte, hat die Möglichkeit, zusammen mit anderen Ehrenamtlichen eine Gruppenunfallversicherung abzuschließen. Sie ist günstiger als eine Einzelpolice. Allerdings deckt die Gruppenversicherung nur Unfälle ab, die sich im Rahmen der ehrenamtlichen Tätigkeit ereignen.
Wer in seiner Tätigkeit als Ehrenamtlicher andere Personen schädigt oder Sachschäden verursacht, haftet persönlich dafür, wenn
Andernfalls haftet der Verein. Die meisten Vereine haben eine Vereinshaftpflichtversicherung abgeschlossen, die alle ehrenamtlichen Mitarbeiter umfasst und dabei für Schäden aufkommt, die die Ehrenamtlichen verursachen. Als Engagierter sollte man unbedingt überprüfen, ob der Verein eine solche Versicherung abgeschlossen hat und ob auch die einzelnen ehrenamtlichen Tätigkeiten dort erfasst sind. Es ist keine Pflicht für einen Verein, eine solche Police abzuschließen. Weil die Policen sehr teuer sind, sparen manche Vereine diese Ausgabe ein.
Viele Bundesländer haben Ehrenamtsversicherungen abgeschlossen, die neben einer Unfallversicherung auch eine Haftpflichtversicherung enthalten. Meist gilt sie jedoch nur für ehrenamtlich Aktive, die nicht für einen Verein oder Ähnliches tätig sind. Also beispielsweise eine selbstorganisierte Selbsthilfegruppe, eine Elterninitiative, eine Seniorengruppe im Altenheim, die sich für andere Bewohner engagiert.
Hat der Verein für den man im Ehrenamt tätig ist, keine Vereinshaftpflichtversicherung abgeschlossen oder haftet man für einen Schaden persönlich, ist es gut, wenn weitere Haftpflichversicherungen vorhanden sind. Auch für andere Situationen bei ehrenamtlicher Tätigkeit machen weitere Haftpflichtversicherungen Sinn.
Private Haftpflichtversicherung: Eine private Haftpflichtversicherung ist ein unverzichtbarer Versicherungsschutz für jeden – egal ob ehrenamtlich tätig oder nicht. Gerade, wenn der Verein keine Vereinshaftpflichtversicherung hat, kommt dem privaten Schutz eine noch größere Bedeutung zu. Wenn Sie bereits eine private Haftpflichtversicherung haben, dann prüfen Sie bitte, ob ehrenamtliche Tätigkeiten auch gedeckt sind. Gerade in älteren Verträgen ist das oft nicht der Fall. Ist die ehrenamtliche Tätigkeit gedeckt, ist wichtig, in welchem Umfang das erfolgt.
Vermögensschadenhaftpflicht: Manchmal sind Schäden, die Ehrenamtliche in Leitungsfunktionen verursacht haben, ausgeschlossen. Dann ist es wichtig, dass der Verein eine Vermögensschadenhaftpflicht für den ersten und zweiten Vorsitzenden abgeschlossen hat. Sollte der Verein wegen Fehlentscheidungen oder falscher Kalkulation finanziell in Schieflage geraten oder es gab Fehler in der Steuererklärung, können die Vorstände dafür haftbar gemacht und mit ihrem gesamten Privatvermögen zur Rechenschaft gezogen werden. Eine Vermögensschadenhaftpflichtpolice würde in so einem Fall einspringen. Sie zahlt auch dann, wenn der Kassenwart beispielsweise Zahlungsfristen versäumt und deshalb Mahngebühren entstehen.
Dienstreiserahmenversicherung: Viele Ehrenamtliche stellen kostenlos ihr Auto zur Verfügung, beispielsweise für Fahrten im Rahmen der Nachbarschaftshilfe oder Ähnliches. Besonders ärgerlich ist es dann, wenn ein anderer mit dem Fahrzeug einen Unfall verursacht. Eine Höherstufung beim Schadenfreiheitsrabatt in der Kfz-Versicherung fällt dann nämlich zulasten des Fahrzeughalters. Um sich gegen solche Mehrkosten zu schützen, kann der Verein eine sogenannte Dienstreiserahmenversicherung abschließen. Sie zahlt auch eine eventuelle Selbstbeteiligung und tritt ein, wenn keine Kaskoversicherung vorhanden ist. Der Verein ist dann Versicherungsnehmer, versicherte Personen sind die Ehrenamtlichen als Fahrzeughalter. Aufpassen müssen Sie als Ehrenamtlicher, dass Sie namentlich aufgeführt sind in der Police.
Es sind nicht nur ältere Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren – auch viele Jugendliche und junge Erwachsene handeln im Interesse des Gemeinwohls: Am Tag des Ehrenamts im Dezember 2022 wurde bekannt, dass sich 74 Prozent der 16- bis 25-Jährigen in Vereinen, Verbänden, Gewerkschaften und Kirchen engagieren und dort Verantwortung übernehmen. Von nachlassendem Engagement in Vereinen im ländlichen Raum kann also nicht die Rede sein. Die Bereiche, in denen sich junge Menschen auf dem Land engagieren, sind laut den Ergebnissen ganz klassisch Sportvereine, gefolgt von Kultur und Musik, Feuerwehren, Unfall- und Rettungsdiensten, Schule und Kindergarten, Jugendarbeit sowie Religion und Kirche. Junge Leute setzten aber auch neue Impulse im Ehrenamt – zum Beispiel mit Gruppen, die sich für queere Menschen einsetzen.