Sie möchten eine Baufinanzierung abschließen und interessieren sich zuerst wahrscheinlich für den Zins und die zu zahlende Rate. Doch die Rate allein sagt nicht aus, wie teuer der Kredit am Ende wird. Denn die monatliche Rate besteht aus einem Zinsteil und einer Tilgung. Nur durch die Tilgung wird der Kredit zurückgezahlt. Die Zinsen sind lediglich die Kosten des Darlehens und vermindern Ihre Schulden bei der Bank nicht. Damit hat der Tilgungssatz auch Auswirkungen auf die mögliche Anschlussfinanzierung.
Deshalb sollten Sie sich bereits beim Abschluss einer Baufinanzierung um die Tilgung kümmern und dafür vorsorgen, dass Sie den Tilgungsanteil ändern können. Dieser sogenannte Tilgungssatzwechsel ist wichtig, wenn sich persönliche Umstände ändern und Sie das Darlehen schneller zurückzahlen möchten oder vorübergehend weniger zahlen können.
Was ist ein Tilgungssatzwechsel?
Der Tilgungssatz ist eine der grundlegenden Stellschrauben des Immobiliendarlehens. Seine Höhe wirkt sich nicht nur darauf auf, wie hoch die Rate ist, die Sie monatlich an die Bank zurückzahlen. Auch auf die Dauer, in welcher Sie die Darlehenssumme komplett tilgen, nimmt der Tilgungssatz entscheidend Einfluss. Ändert sich während der Laufzeit beispielsweise Ihre Einkommenssituation, können Sie Ihre Rate an Ihre neue Zahlungsfähigkeit anpassen, indem Sie den Tilgungssatz langfristig erhöhen oder verringern. Das setzt allerdings voraus, dass Sie mit der Bank vertraglich die Möglichkeit zum sogenannten Tilgungssatzwechsel vereinbart haben. Dann haben Sie das Recht, während der Laufzeit beispielsweise den anfänglich vereinbarten Tilgungssatz von drei Prozent auf zwei Prozent abzusenken.
Was ist ein Tilgungskorridor?
Sofern der Tilgungssatzwechsel im Darlehensvertrag vereinbart wurde, wird in der Regel ergänzend eine Spanne für den Tilgungssatz bestimmt. Dieser definiert die unterste und die oberste Grenze Ihrer Tilgung. Sie können etwa bei einem vereinbarten kostenlosen Tilgungssatzwechsel die Tilgung nicht auf 5 Prozent anheben, wenn der Tilgungskorridor 1-4 Prozent beträgt.
Warum ist es sinnvoll, die Möglichkeit eines Tilgungssatzwechsels zu vereinbaren?
Im Schnitt umfasst die Rückführung eines Annuitätendarlehens 15 bis 35 Jahre, abhängig vor allem von Zinssatz, Tilgungssatz und Darlehenshöhe. In einer solchen Zeitspanne sind die Lebensumstände des Kreditnehmers nicht immer konstant. Deshalb ist es empfehlenswert, sich bei Vertragsabschluss vom Kreditinstitut die Option zum Tilgungssatzwechsel einräumen zu lassen. Denn damit bleiben Sie als Immobilieneigentümer bei der Rückzahlung flexibel, sollte sich Ihre berufliche oder private Situation einmal ändern. Läuft die Zinsbindungszeit Ihres Immobiliendarlehens aus, haben Sie die Möglichkeit der Prolongation beim bisherigen Kreditinstitut oder Sie wechseln zu einem neuen – möglicherweise günstigeren – Darlehensgeber. Dies ist eine Gelegenheit, die Rahmenbedingungen des Kredits anzupassen.
In welchen Fällen kann der Tilgungssatzwechsel sinnvoll sein?
Ändert sich die persönliche oder finanzielle Situation eines Kreditnehmers, kann es für diesen sinnvoll sein, einen Tilgungssatzwechsel in Anspruch zu nehmen. Denkbar sind beispielsweise folgende Gründe:
- Zwei Ehepartner mit gutem Verdienst nehmen ein Annuitätendarlehen auf und wählen eine überdurchschnittlich hohe Anfangstilgung von sechs Prozent. Als sich Nachwuchs einstellt, fällt das Einkommen für einige Jahre geringer aus. Das Paar entscheidet sich, den Tilgungssatz auf drei Prozent zu reduzieren, um die Belastung und Lebenshaltungskosten weiterhin gut zu bewältigen.
- Eine Familie schafft sich ein Eigenheim an. Da die Ehepartnerin Hauptverdienerin ist und der Mann nur reduziert arbeitet und sich überwiegend um die noch kleinen Kinder kümmert, vereinbart das Paar zunächst einen Tilgungssatz von drei Prozent. Als auch der Ehemann nach einigen Jahren wieder eine Vollzeitstelle annimmt, erhöht es die monatlichen Raten, indem es den Tilgungssatz auf vier Prozent anheben lässt.
- Ein Paar hat das gemeinsame Eigenheim relativ spät finanziert (mit Anfang 50). Aufgrund des guten Einkommens wählte es für sein Annuitätendarlehen eine recht hohe Anfangstilgung. Als beide Partner in Rente gehen, reduzieren sie den Tilgungssatz, um ihren gewohnten Lebensstandard trotz der Einkommenseinbußen weiter aufrechterhalten zu können.
- Ein Single kauft sich eine kleine Eigentumswohnung. Da er gut verdient, entscheidet er sich für einen hohen anfänglichen Tilgungssatz. Als er seine Partnerin kennenlernt, finanziert er gemeinsam mit ihr ein größeres Eigenheim. Die Wohnung behält er als Kapitalanlage und vermietet sie. Durch die Verringerung seiner Tilgungsrate steigt seine Zinslast, welches ihm steuerliche Vorteile bringt, da er die Zinskosten (nicht die Tilgungskosten) für die vermietete Wohnung bei der Einkommensteuer als Werbungskosten geltend machen kann.