Anleger, die während der vergangenen gut anderthalb Jahre den Indexfonds „Global Clean Energy“ des Anbieters iShares im Depot hatten, haben eine Achterbahnfahrt bei der Kursentwicklung hinter sich. Noch im März des vergangenen Jahres notierte der Fonds bei rund fünf Euro. Bis zum Januar diesen Jahres stieg der Kurs um mehr als das Doppelte auf gut 16 Euro, um dann bis Mai wieder auf knapp zehn Euro zu fallen – ein Minus von rund 40 Prozent. Mittlerweile liegt der Preis des ETF wieder bei etwas mehr als zwölf Euro.
Der „Global Clean Energy“ ist ein nachhaltiger Themenfonds. Er investiert in Unternehmen, die in einem bestimmten Bereich nachhaltiger Entwicklung tätig sind – in diesem Fall sind es erneuerbare oder „saubere“ Energien. Solche Fonds und ETFs, die sich einem speziellen Thema oder Trend widmen, gibt es immer öfter. So hat sich nach einer Analyse der Fondsrating-Agentur Morningstar das weltweit verwaltete Gesamtvolumen aktiv gemanagter Themenfonds von Dezember 2019 bis März 2021 mehr als verdreifacht.
Auch bei nachhaltigen Fonds nimmt die Bedeutung solcher Themen-Investments zu. Das zeigt eine Untersuchung der Hochschule Luzern für die Schweiz. Demnach investiert jeder vierte nachhaltige Fonds mittlerweile in ausgewählte Themen. Für Deutschland dürfte Ähnliches gelten. Biallo.de erklärt, welche nachhaltigen Themenfonds es gibt und worauf Anleger bei der Auswahl achten sollten.
Welche Arten nachhaltiger Themenfonds gibt es?
Die meisten nachhaltigen Themenfonds und -ETFs finden Anleger im Bereich erneuerbare Energien. Einige aktiv gemanagte Fonds sind dabei schon sehr lange am Markt. Der Öko-Fonds „Alternative Energy“ der belgischen Fondsgesellschaft KBC etwa existiert bereits seit 2000 (siehe Tabelle). Er investiert in eine breite Palette von Energieunternehmen – von Windkraft-Herstellern über Firmen, die Strom aus Wasserkraft gewinnen, bis hin zu Produzenten von Brennstoffzellen.
Daneben gibt es Fonds, die sich thematisch noch stärker spezialisieren – etwa nur auf die Solarenergie oder auf Wasserstoff. So können Anleger seit Dezember 2020 den „GG Wasserstoff-Fonds“ der Fondsgesellschaft Hansainvest kaufen (ISIN DE000A2QDR67). Er setzt auf mögliche Gewinner der Wasserstofftechnologie und enthält knapp 50 Firmen. Da der Fonds noch kein Jahr auf dem Markt ist, wird er in der Tabelle unten nicht aufgeführt.
Darüber hinaus gibt es nachhaltige Themenfonds etwa in den Bereichen Wasser, Elektromobilität – oder zur Gleichstellung der Geschlechter. So investiert der Fonds „Social Progress“ von Axa Framlington in Firmen, die Gleichberechtigung und Vielfalt fördern. Wasser-Fonds wie der „Sustainable Water Equities“ der niederländischen Fondsgesellschaft Robeco stecken das Geld der Anleger in Wassertechnik- und Wasseranalyse-Anbieter. Fonds zur Elektromobilität wie der Blackrock-Fonds „Future of Transport“ haben neben Elektroauto-Firmen wie Tesla vor allem auch IT- und Technologieunternehmen im Portfolio: Sie liefern die Technik für den Datenaustausch oder das Energiemanagement im Fahrzeug.
Welche Chancen und Risiken haben nachhaltige Themenfonds?
Nachhaltige Themenfonds setzen auf Trends: Sie investieren in Firmen, die in zukunftsträchtigen Bereichen arbeiten. Häufig sind das kleine, innovative Wachstumsunternehmen. Geht die Rechnung der Fonds- und ETF-Anbieter auf, ist damit oft eine überdurchschnittlich hohe Rendite verbunden. Gleichzeitig ist die Investition jedoch auch eine Wette auf die Zukunft: Ob sich das Thema tatsächlich als zukunftsfähig erweist, zeigt sich erst nach zehn oder noch mehr Jahren.
Längst nicht bei allen Themenfonds ist das der Fall. Das machen die Analysen der Fonds-Spezialisten von Morningstar deutlich. Demnach schneiden in den USA drei Viertel aller Themenfonds in den ersten drei Jahren, in denen sie am Markt sind, besser ab als ihr Vergleichsindex. Nach fünf Jahren sind es noch zwei Drittel, nach zehn Jahren schlägt nur noch ein Drittel die Benchmark. Die Chancen der Anleger, einen Themenfonds auszuwählen, der bessere Renditen als der Durchschnitt erziele, seien daher langfristig eher gering, so Morningstar-Analyst Ben Johnson.
Ein Grund dafür: Themenfonds decken nur ein ganz spezielles Marktsegment ab. Dadurch „entsteht ein sogenanntes Klumpenrisiko“, heißt es bei der Verbraucherzentrale Bremen. Das gilt auch für nachhaltige Themenfonds. Setze etwa ein Anbieter „nur auf Aktien von Unternehmen aus der Branche der erneuerbaren Energien, steigt das Risiko“, so die Verbraucherschützer. Solche Fonds können daher von Kurseinbrüchen an der Börse stärker betroffen sein als Fonds, die mehrere Branchen abdecken. Überdies enthalten Themenfonds meist vergleichsweise wenige Firmen. Weil ihnen daher insgesamt häufig die breite Streuung der Geldanlage auf viele Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren fehlt, sind sie schwankungsanfälliger – und damit risikoreicher.
Wer auf Themenfonds setzen will, sollte sich dieses Risikos bewusst sein und sich vorab gut informieren, rät Anlageexperte Werner Hedrich: „Man muss sich mit diesen Fonds beschäftigen und sich anschauen, was genau drin steckt“, sagt der Deutschland-Chef des auf nachhaltige Geldanlagen spezialisierten Vermögensverwalters Globalance Invest. So sollten Anleger etwa einen Blick auf die jeweils größten Unternehmen im Fonds werfen – und auf deren Bewertungskennzahlen.
Übrigens: Ab dem 2. August müssen Anlageberater ihre Kunden fragen, ob sie ihr Geld auch in nachhaltige Produkte stecken wollen. Das schreibt eine neue EU-Richtlinie vor.
Wie nachhaltig sind die Fonds wirklich?
Nachhaltige Themenfonds beschränken sich zwar bei der Firmenauswahl auf Unternehmen, die ein bestimmtes Gebiet der Nachhaltigkeit abdecken. Das heißt aber nicht, dass diese Firmen auch selbst immer strengen Nachhaltigkeitskriterien genügen. So enthält etwa der Blackrock-Fonds „Sustainable Energy“ unter anderem das italienische Energie-Unternehmen Enel oder den deutschen Energiekonzern RWE. Beide erzielen wachsende Umsätze im Bereich erneuerbarer Energien. Gleichzeitig jedoch machen sie weiterhin Geschäfte mit Kohlestrom und Atomkraft.
Ähnliches gilt für den US-Konzern NextEra. Er ist zwar der größte Eigentümer von Windkraftanlagen weltweit und investiert neuerdings kräftig in die Wasserstoff-Technologie. Der Konzern erzielt jedoch auch einen guten Teil seiner Erlöse aus der Atomkraft oder mit fossilen Energien. Wer daher bei nachhaltigen Fonds und ETFs zum Thema erneuerbare Energie „nicht genau hinschaut, investiert auch in Kohle, Öl, Gas und Atomkraft“, heißt es beim Branchendienst Ecoreporter, der regelmäßig nachhaltige Geldanlagen analysiert.
Und auch in anderen nachhaltigen Themenfeldern sollten Anleger stets einen Blick ins Portfolio der Fonds werfen. So enthalten Fonds zum Thema Elektromobilität eben nicht nur auf alternative Mobilität spezialisierte Firmen. Es finden sich dort in aller Regel auch traditionelle Automobilkonzerne wie Ford, Toyota oder Daimler. Sie alle investieren viel Geld in E-Fahrzeuge. Bislang jedoch stammt der weitaus größte Teil ihrer Gewinne weiterhin aus dem Verkauf herkömmlicher Benzin- oder Dieselautos, deren CO2-Ausstoß dem Klima schadet.