Worauf kommt es bei der Auswahl der Fonds an?
Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale hält es grundsätzlich für falsch, Investmentfonds in die Police zu stecken, bei denen Fondsmanagerinnen oder Fondsmanager die Aktien und Anleihen auswählen. "Sobald aktiv gemanagte Fonds drin sind, wird das Produkt zu teuer", sagt er. Leider würden aber meist solche Policen verkauft beziehungsweise in der Beratung empfohlen werden, weil dann für den Berater höhere Provisionen drin sind. Nauhauser erinnert auch daran, dass ETFs auf lange Sicht meist besser abschneiden als vergleichbare gemanagte Fonds. Er rät, den jeweiligen Anbieter unbedingt selbst nach ETFs zu fragen.
Wie finde ich gut bewertete nachhaltige Fondspolicen?
Eine detaillierte Untersuchung von allen Angeboten gibt es nicht, dafür ist der Markt zu undurchsichtig. Die Stiftung Warentest hat die Angebote von 29 Versicherern untersucht, die den Sparbeitrag in mindestens einen der von der Stiftung empfohlenen ethisch-ökologischen und weltweit anlegenden Fonds investieren. Zu diesen zählen:
Gemanagte Fonds
- Ökoworld Ökovision Klassik C (LU 006 192 858 5)
- GLS Bank Aktienfonds B (DE 000 A1W2CL 6)
- terrAssisi Aktien I AMI P a (DE 000 984 734 3)
Indexfonds und ETFs
- WI Global Challenges Index P (DE 000 A1T 756 1)
- Amundi MSCI World SRI PAB ETF DR C (LU 186 113 438 2)
- BNP Easy MSCI World SRI S-Series PAB 5% Capped ETF C EUR (LU 161 509 221 7)
- UBS MSCI World Socially Responsible ETF USD A dis (LU 062 945 974 3)
- Lyxor MSCI World ESG Leaders Extra DR ETF Acc (LU 179 211 777 9)
- IShares MSCI World SRI ETF EUR Acc (IE 00B YX2 JD6 9)
Ergebnis: Die meisten Anbieter haben zumindest einen der Fonds oder der eingeschränkt nachhaltigen ETFs. Die Auswahl ist jedoch stark beschränkt. Mindestens drei der Fonds/ETFs haben laut der Analyse: Allianz, Condor, Continentale, HDI, Inter, Interrisk, LV 1871, Volkswohl Bund. Die Gesamtkosten beim Besparen der Fonds reichen von jährlich 0,40 Prozent (IShares MSCI World SRI ETF bei der Hannoverschen, Tarif Fondsrente FR) bis 3,38 Prozent (Ökoworld Ökovision bei Inter, Tarif MeinLeben Privatrente Y03). Die Stiftung Warentest ging dabei von einem Musterkunden aus, der 30 Jahre lang bis zum Rentenbeginn 100 Euro monatlich einzahlt.
ESG-Kriterien
Wer in seinem Versicherungsmantel nachhaltige Fonds haben will, muss bei den Fonds auf die Suche gehen. Meist ist schon im Namen zu erkennen, ob ein Fondsanbieter sein Produkt als nachhaltig einstuft. Wenn ja, tauchen dort häufig drei Buchstaben auf: ESG, E für Environmental (Umwelt), S für Social (Soziales) und G für Governance (gute Unternehmensführung).Oder es ist die Rede von "green" (grün), "Impact" (Wirkung) oder "sustainable" (nachhaltig). Die ETFs haben häufig Beinamen wie "ESG Screened" (ESG gefiltert), "ESG Enhanced" (ESG verbessert) oder Hinweise wie "Low Carbon" (kohlenstoffarm) oder SRI für "Socially Responsible Investment" (gesellschaftlich verantwortliches Investieren). Fonds, die wirklich alle drei ESG-Kriterien penibel beachten, ohne selbst kleine Zugeständnisse bei der Auswahl der Aktien zu machen, dürften allerdings schwierig zu finden sein. Hinzu kommt: Bei den als nachhaltig verkauften ETFs wird nur ein Index mit Aktien von Unternehmen abgebildet, die im Vergleich zur Konkurrenz in ihrer jeweiligen Branche in Sachen Nachhaltigkeit lediglich weiter fortgeschritten sind. Das gilt allerdings auch für viele gemanagte als nachhaltig beworbene Fonds, die nach dem sogenannten "Best-in-class-Ansatz" verfahren. Experte Nauhauser warnt: "Wenn ein Fonds und damit auch die Fondspolice als nachhaltig angepriesen wird, muss in den Fonds noch lange nicht das drinstecken, was Verbraucher sich erhoffen."
Beispiele für nachhaltige Fondspolicen
Wie sehen Fondspolicen als nachhaltige Variante konkret aus? Das kann – je nach Fondsauswahl, Gewichtung der einzelnen Fonds und der gewählten Fondsvariante (indexbasiert oder gemanagt) – sehr unterschiedlich sein. Hierfür zwei Beispiele:
Ökoworld-Fonds: "Klimarente" MeinPlan-Fondspolicen der LV 1871
Die LV 1871 bietet bei den MeinPlan-Fondspolicen eine sogenannte "Klimarente" an. Die Versicherung kooperiert dabei mit der Investmentgesellschaft Ökoworld, die verglichen mit anderen Anbietern strenge Nachhaltigkeitskriterien hat. Investiert wird in fünf Ökoworld-Fonds, und zwar in Zukunftsthemen wie Wasser, Gesundheit, Ernährung, Bildung oder Energieeffizienz. Zu 100 Prozent ausgeschlossen sollen dabei Unternehmen sein, "die in folgenden Themenfeldern tätig sind: Atomkraft, Kohle, Erdöl, Chlorchemie, offene Gentechnik und Militär. Ausschlusskriterien sind außerdem Diskriminierung, Kinder- und Zwangsarbeit, Raubbau an natürlichen Ressourcen sowie vermeidbare Tierversuche". Die Ökoworld-Fonds gelten allerdings als sehr teuer. Das Unternehmen rechtfertigt dies mit dem hohen Aufwand bei der weltweiten Auswahl von geeigneten Unternehmen.
Pangea Life Blue Energy und Pangea Life Blue Living von die Bayerische
Pangaea Life ist die nachhaltige Marke der Versicherungsgruppe "die Bayerische". Hinter der Marke stehen zwei Fonds, die in konkrete Sachwerte aus den Bereichen erneuerbare Energien (Blue Energy) und nachhaltige Wohnimmobilien (Blue Living) investieren. Es handelt sich also nicht um klassische Aktien- oder Immobilienfonds, die an der Börse notiert sind, sondern um Sachwerte-Fonds.
Der Pangaea Life Blue Energy investiert hauptsächlich in Erneuerbare-Energien-Anlagen, besonders in Photovoltaik und Wind- und Wasserkraftanlagen. Seit der Auflage im September 2017 belief sich die Wertentwicklung bis Ende 2022 auf mehr als 53 Prozent. Die durchschnittliche jährliche Rendite betrug nach Abzug von Kosten 9,8 Prozent (Stand 3/2023). Der Pangaea Life Blue Living investiert in nach eigenen Angaben nachhaltige Immobilien weltweit, aber besonders in deutschen Großstädten. Grundstücke mit Baureife werden für die Entwicklung von nachhaltigen Immobilien erworben. Später werden die Immobilien veräußert. Seit Auflage des Fonds im Juni 2021 wuchs der Wert des Fonds bis Jahresende 2022 nach Abzug von Kosten um 11,8 Prozent.
Kosten und Rendite bei fondsgebundenen Renten- und Lebensversicherungen
Die Finanzaufsicht Bafin hat bereits vor etwa einem Jahr kritisiert, dass die Kosten bei den Fondspolicen "signifikant höher über den Werten der klassischen Lebensversicherung" liegen. Dabei gilt die Grundregel: Je kürzer die Vertragslaufzeit, desto höher sind tendenziell die Effektivkosten. Mit diesen wird angegeben, wie stark die jährliche Rendite eines Versicherungsprodukts durch die insgesamt anfallenden Kosten gemindert wird. Im Mittel lagen die Kosten für fondsgebundene Lebensversicherungen bei 1,90 Prozent. Es gebe aber auch Versicherer, bei denen "die Effektivkosten fondsgebundener Produkte oberhalb von vier Prozent liegen". Dazu merkt die Bafin an: "Erst wenn die zugrundeliegenden Kapitalanlagen entsprechend hohe Renditen erreichen, würden sie einen Anlagegewinn erzielen." Wie exorbitant hoch die Kosten ausfallen können, lässt sich nach einem Blick ins "Basisinformationsblatt" der Fondspolice zumindest abschätzen.