"GrüneRente: Weil das Leben Verantwortung braucht", "Rendite und Nachhaltigkeit verbindet", "Bewusst nachhaltig vorsorgen" – so werben derzeit Versicherer für fondsgebundene Rentenversicherungen, bei denen in nachhaltige Fonds investiert werden soll. Die Anbieter reagieren damit auf die Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden. Immer mehr Menschen wollen bei der Geldanlage und zusätzlichen Altersvorsorge etwas für den Klimaschutz tun. Die neuen Angebote sind jedoch sehr unterschiedlich und ihre oft hohen Kosten, ob nachhaltig oder nicht, nur schwer zu durchschauen. Unser Ratgeber zeigt, für welche Sparer fondsgebundene Rentenversicherungen überhaupt in Frage kommen, wie nachhaltig sie wirklich sein können und worauf Sie bei der Auswahl achten sollten.
Fondsgebundene Rentenversicherung: Was ist das und wie funktioniert sie?
Die klassischen privaten Renten- und Lebensversicherungen, die nicht fondsgebunden sind, haben zuletzt für Neukunden kaum noch Zinsen gebracht. Der Garantiezins, den die Lebensversicherer beim Abschluss eines neuen Vertrags gewähren, liegt derzeit bei gerade einmal 0,25 Prozent. In der langen Phase der Niedrig- und Negativzinsen wurden deshalb fondsgebundene Policen immer beliebter, weil sie zumindest die Chance auf höhere Erträge bieten. Sie werden aber auch von Versicherungsvertretern gerne verkauft, weil die Abschlussprovisionen in der Regel hoch sind. Dabei fließt zunehmend mehr Geld in Fondspolicen, die mit dem Label "nachhaltig" beworben werden.
Fondsgebundene Rentenversicherungen kombinieren eine Fondsanlage mit einer Rentenversicherung. Sie versprechen gleich dreierlei:
- Rendite: Die Beiträge, die der Kunde oder die Kundin regelmäßig bei der ausgewählten Versicherung einzahlt, fließen nach Abzug von Kosten für Verwaltung und Vertrieb in einen oder mehrere Investmentfonds. Die Fonds legen das Geld der Anleger in Aktien, Anleihen oder Immobilien an. Die Kunden sind mit dem Sparanteil ihrer Beiträge an der Wertentwicklung der Fonds beteiligt. Dadurch erhöhen sich die Chancen auf gute Renditen und auf eine attraktive Zusatzrente. Umgekehrt sind aber auch Verluste möglich, vor allem dann, wenn die Auswahl der Fonds danebenging und die womöglich hohen Kosten der Anlage erheblich auf die Rendite drücken.
- Rente: Die Versicherung suggeriert Sicherheit. Diese besteht zumindest darin, dass die Kunden bei der Auszahlung des angesparten Vermögens eine lebenslange Rente erhalten. Wie hoch die Rente ausfällt, ist allerdings in der Einzahlungsphase offen. Dies lässt sich nicht voraussagen, es hängt ja von der Wertentwicklung der Fonds ab.
- Steuervorteile: Versicherungsvertreter werben außerdem gerne mit Steuervorteilen, vor allem, weil in der Ansparphase keine Steuern auf die Erträge der Fonds anfallen.
Auszahlung: Lebenslange Rentenzahlung oder Einmalzahlung?
Vor Beginn der Auszahlung haben Sie als Sparerin oder Sparer die Wahl: Sie können sich dafür entscheiden, sich das angesparte Kapital auf einen Schlag oder sich eine monatliche, lebenslange Rente auszahlen zu lassen. Am weitesten verbreitet sind fondsgebundene Rentenversicherungen mit der sogenannten aufgeschobenen Rentenzahlung: Die Versicherten bauen das Kapital für die spätere Rentenzahlung durch die Zahlung regelmäßiger Beiträge über einen längeren Zeitraum auf, idealerweise über mehrere Jahrzehnte. Beliebt, vor allem bei Anlegern, die bereits ein größeres Vermögen haben, sind aber auch Einmalzahlungen. Dabei wird ein größerer Betrag, zum Beispiel 50.000 oder 100.000 Euro eingezahlt, und später nach Ende der vereinbarten Laufzeit aus dem Kapitalstock und den Erträgen die lebenslange Rente ausgezahlt.
Hinterbliebene absichern – geht das?
Die meisten Versicherer bieten auch die Möglichkeit, Hinterbliebene abzusichern. In diesem Fall wird bei Vertragsabschluss festgelegt, wie lange die Zusatzrente auf jeden Fall ausgezahlt wird, das ist die sogenannte Rentengarantiezeit. Stirbt die oder der Versicherte während dieser Garantiezeit, erhalten zum Beispiel der Ehegatte/die Ehegattin oder die Kinder die Renten weiter ausbezahlt. Stirbt die oder der Versicherte noch während der Einzahlungsphase, können die begünstigten Hinterbliebenen zum Beispiel das vorhandene Vertragsguthaben ausgezahlt bekommen.
Garantien bei fondsgebundenen Rentenversicherungen
Auch bei Fondspolicen lässt sich eine spätere Garantierente vertraglich festlegen. Als Versicherter erhalten Sie dann einen bestimmten Anteil der gezahlten Beiträge später garantiert zurück. Ein Beispiel hierfür ist die fondsgebundene Rentenversicherung der Allianz InvestFlex Green, bei der laut Allianz "der Fokus auf Nachhaltigkeit liegt": Dabei können Sie bei Vertragsabschluss in Schritten von zehn Prozentpunkten ein Garantieniveau von zehn bis 80 Prozent festlegen. Je höher allerdings die vereinbarte Garantie, desto mehr muss der Versicherer auf sicherere Fonds setzen, was wiederum die Rendite schmälert. Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, sagt: "Jede Garantie geht zulasten der Rendite. Außerdem lassen sich die Anbieter derartige Sicherheiten bezahlen". Er sieht solche Angebote kritisch und empfiehlt stattdessen, sich bei Bedarf selbst einen Sicherheitsbaustein in das Fondsportfolio einzubauen, mit Festgeld oder kostengünstigen Anleihen-Indexfonds, die die Kursentwicklung einer Mischung aus vielen verschiedenen Anleihen von verschiedenen Ländern und Unternehmen widerspiegeln. Nach dem Anstieg der Zinsen sei diese Anlageklasse für Privatanleger wieder attraktiver geworden, sagt Nauhauser.
Für wen ist eine fondsgebundene Rentenversicherung sinnvoll?
Fondsgebundene Rentenversicherungen eignen sich für Menschen, die
- das Risiko einer Fondsanlage eingehen wollen, sich also bewusst sind, dass die Fonds im Wert schwanken und damit trotzdem ruhig schlafen können.
- fürs Alter zusätzlich vorsorgen wollen.
- davon überzeugt sind, dass sie es durchhalten, 20, 30 oder 35 Jahre bis zum Rentenalter die vereinbarten Sparbeiträge auch zu leisten. Häufig passiert aber das Gegenteil: Private Rentenversicherungen werden vorzeitig gekündigt, etwa wegen einer Scheidung, eines Hauskaufs oder unerwarteter längerer Arbeitslosigkeit.
- später im Rentenalter lebenslang eine Zusatzrente bekommen wollen.
- daran interessiert sind, während ihres Erwerbslebens für die Erträge ihrer Geldanlagen möglichst wenig oder gar keine Steuern zu zahlen.
Nachhaltige fondsgebundene Rentenversicherung: Für wen eignet sich die grüne Rente?
Nachhaltige Fondspolicen im Speziellen kommen zunächst grundsätzlich für Menschen in Frage, die
- mit ihrem Geld "etwas Gutes tun" oder zumindest verhindern wollen, dass damit irgendwelche "schmutzigen Geschäfte" finanziert werden.
- denen es zu riskant ist und die sich damit überfordert fühlen, sich ein eigenes Depot mit Aktien von mehr oder wenig nachhaltig geltenden Unternehmen für die Altersvorsorge aufzubauen.
- die davon überzeugt sind, dass sie mit als nachhaltig empfohlenen Fonds in einem Versicherungsmantel am bequemsten und sichersten etwas "für die gute Sache" tun können.
Fondsgebundene Rentenversicherung: Auswahl der Fonds
Fondspolicen können nur so gut sein, wie die in ihnen enthaltenen Fonds. Umso wichtiger ist die Auswahl der Fonds. Ihnen stehen dabei in der Regel zwei Wege offen:
Versicherer übernimmt Auswahl und Mix der Fonds
Sie vertrauen den Ratschlägen Ihres Beraters oder Ihrer Beraterin und überlassen die Auswahl und den Mix dem Versicherer. Je nachdem, welches Risiko Sie eingehen möchten, werden die Fonds aus verschiedenen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffen ausgewählt. Dasselbe gilt für die Höhe ihrer Anteile im Portfolio. Anlageexperte Nauhauser warnt aber: „Viele Vermittler sind nicht ausreichend qualifiziert und empfehlen Anlagestrategien, die wissenschaftlich nicht fundiert sind.“ Durch das Auf und Ab der Kurse verschieben sich jedoch die Anteile ohne eigenes Zutun. Der Versicherer übernimmt dann auch das sogenannte Rebalancing. Dabei wird meist einmal im Jahr der beim Abschluss festgelegte Mix wiederhergestellt, in dem zum Beispiel nach einem Kursanstieg der Aktienfonds die überzähligen Anteile aus den Aktienfonds verkauft und dafür Anteile an Anleihenfonds gekauft werden. Dieses Ausbalancieren des Portfolios erhöht die Chance, am Ende eine gute Rendite zu erwirtschaften.
Kunde übernimmt die Auswahl der Fonds
Als Kundin oder Kunde können aber auch selbst das Management ihrer Fonds in der Fondspolice übernehmen. Beide Varianten haben im Vergleich zu einem Fondsdepot, das nicht in einem Versicherungsmantel steckt, zwei Vorteile: Es fallen keine Transaktionskosten für den Kauf und Verkauf der Fonds an. Auch die Steuern, die normalerweise auf realisierte Gewinne fällig sind, sind in dieser Phase nicht fällig. Wird innerhalb eines Versicherungsvertrags umgeschichtet, ist dies für Kunden in der Regel kosten- und steuerfrei.
Egal ob selbst oder vom Versicherer gemanagt, Kunden können die Fonds allerdings nicht beliebig aus dem gesamten Fondsuniversum auswählen, wie bei einer normalen Fondsanlage. Die Auswahl ist auf die Fonds und Exchanged Traded Funds (ETFs) beschränkt, die der Versicherer anbietet. Auswahl und Qualität dieser Angebote lassen jedoch nicht selten zu wünschen übrig. Zunehmend werden für die Fondspolicen aber die kostengünstigen ETFs angeboten, die die Kursentwicklung eines bestimmten Börsenindex widerspiegeln.