Fazit: Was sind die Vorteile und Nachteil von Anleihen?
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Was sind Anleihen?
Was sind Staatsanleihen?
Was sind Unternehmensanleihen?
Green Bonds: Was sind nachhaltige Anleihen?
Wie werden Anleihen gehandelt und verzinst?
Wie kann ich Anleihen kaufen?
Welche Alternativen zu Anleihen gibt es?
Fazit: Was sind die Vorteile und Nachteil von Anleihen?
Zum Anfang
Vitale Michiel II. ließ für seine Anleihe immerhin vier Prozent Zinsen springen: Im Jahr 1156 zahlte der venezianische Doge seinen Bürgern diesen Zins, wenn sie ihm Geld für seine Kriegspläne liehen. Der Kredit an den damaligen Regierungschef Venedigs war eine Frühform der Staatsanleihe.
Auch heute gibt es für Anleihen wieder ansehnliche Zinsen. Wer einem Staat oder einem Unternehmen über den Kauf einer Anleihe Geld leiht, kann sich über Renditen von zwei, drei oder mehr Prozent freuen. Daher kann es für Anlegerinnen und Anleger sinnvoll sein, sich Anleihen ins Depot zu legen. Wie das am besten geht, für wen Anleihen geeignet sind und wie Sie beim Anleihenkauf Risiken und Kosten verringern – das beantworten wir in diesem Ratgeber.
Was sind Anleihen?
Was versteht man unter einer Anleihe? Das lässt sich am Vergleich mit einer Aktie deutlich machen: Wenn Sie Aktien kaufen, erwerben Sie einen kleinen Anteil an einem Unternehmen und werden zum Aktionär oder zur Aktionärin. Anders bei Anleihen: Kaufen Sie eine Unternehmensanleihe, leihen Sie einem Unternehmen lediglich Geld und sollten es am Ende der Laufzeit wieder zurückbekommen. Genauso ist es bei Staatsanleihen, nur dass sich dann ein Staat wie die Bundesrepublik Deutschland Geld borgt. Ihre Prämie dafür, dass Sie als Geldgeber Ihr Erspartes herausrücken, ist eine jährliche feste Zinszahlung, der sogenannte „Kupon“. Dieser wird meist einmal pro Jahr ausgezahlt. Am Ende der Laufzeit erhalten Sie mit der (letztmaligen) Zinszahlung Ihr eingesetztes Kapital zurück. Die Grafik macht den Zusammenhang noch einmal deutlich.
So funktionieren Anleihen
Wovon hängt der Zins einer Anleihe ab?
Anleihen sind unterschiedlich hoch verzinst. Für die Zinshöhe gilt dabei:
Je besser ein Unternehmen oder ein Staat wirtschaftet und je sicherer es ist, dass das Unternehmen oder der Staat das geliehene Geld zurückzahlen kann, desto geringer ist das Risiko der Anleihe – und desto niedriger ist auch der Zins.
Je länger die Laufzeit der Anleihe ist, desto mehr Zinsen bekommen Sie bei einer Anleihe. Schließlich verzichten Sie länger auf Ihr Geld. Und: Mit zunehmender Laufzeit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen oder ein Staat in finanzielle Nöte gerät. Dies wird über die höhere Zinszahlung honoriert.
Die Höhe des Zinssatzes signalisiert daher vor allem, wie es um die Bonität des Schuldners bestellt ist, wie hoch also das Ausfallrisiko ist. Ein junges Unternehmen etwa, das noch keine Gewinne erwirtschaftet und sich über die Ausgabe von Anleihen Geld für Investitionen besorgt, wird höhere Zinsen zahlen müssen als ein Konzern wie Volkswagen, der Mitglied im Deutschen Aktienindex (Dax) ist.
Welche Rolle können Anleihen in Ihrem Depot spielen?
Anleihen haben in der Niedrig- und Nullzinsphase und damit mehr als ein Jahrzehnt keine große Rolle gespielt. Das gilt zumindest für Privatanleger, weil sich mit Anleihen keine sicheren Zinsen verdienen ließen. Das hat sich in den vergangenen Monaten deutlich geändert. Die Zinsen sind gestiegen und mit ihnen auch die Rendite für Anleihen. Die Anlageklasse ist damit auch für private Sparer und Sparerinnen wieder attraktiv geworden – vor allem als Sicherheitspuffer im Wertpapierdepot.
Hintergrund: Sinken die Aktienkurse, steigen oft die Kurse von Anleihen. Denn die Zinspapiere werden von Anlegern stärker nachgefragt, wenn es am Aktienmarkt kriselt. Anlageexperten raten deshalb dazu, je nach Risikoneigung das Depot mit Anleihen- und Aktienanlagen zu mischen. Als Risikopuffer können Anleihen für risikobewusstere Anleger daher eine Alternative zu Festgeld oder Tagesgeld sein. Das gilt vor allem für die als sehr sicher geltenden deutschen Staatsanleihen.
Ob für das Militär, neue Straßen oder die Bezahlung der Beamten – jeder Staat braucht Geld. Da die Steuereinnahmen dafür oft nicht ausreichen, machen Staaten Schulden. Das geht in der Regel über Staatsanleihen. Sie werden an der Börse gehandelt. Oft investieren große Investoren wie Versicherungen und Fonds in die Papiere. Sie können aber auch als Privatanleger Staatsanleihen an der Börse kaufen und verkaufen.
Besonders beliebt bei deutschen Anlegern sind deutsche Staatsanleihen. Je nach Laufzeit haben diese unterschiedliche Namen. Deutsche Staatsanleihen mit Laufzeiten von sieben, zehn, 15 oder 30 Jahren heißen Bundesanleihen. Bundesobligationen laufen fünf Jahre. Bei den Bundesschatzanweisungen geben Sie dem deutschen Staat für zwei Jahre einen Kredit.
Wieviel Zinsen bringen deutsche Staatsanleihen?
Auch bei deutschen Staatsanleihen hängt die Zinshöhe von der Laufzeit der Papiere ab. Mitte März hat der Bund etwa die Emissionstermine für deutsche Staatsanleihen im zweiten Quartal 2024 veröffentlicht – also die Termine, an denen die neuen Staatsanleihen ausgegeben werden. Eine Auswahl der Papiere zeigt die Tabelle. Die Zinskupons liegen dabei zwischen 2,10 und 2,50 Prozent.
Laufzeit und Zinskupons aktueller deutscher Staatsanleihen
Emissionstermin
Anleihe¹
Laufzeit
Zinskupon
Fälligkeit
ISIN
02.04.2024
Schatz
2 Jahre
2,50 %
19.03.2026
DE000BU22049
03.04.2024
Bund
10 Jahre
2,20 %
15.02.2034
DE000BU2Z023
09.04.2024
Bobl
5 Jahre
2,10 %
12.04.2029
DE000BU25026
17.04.2024
Bund
30 Jahre
2,50 %
15.08.2054
DE000BU2D004
¹Schatz – Bundesschatzanweisungen, Bund – Bundesanleihen, Bobl – Bundesobligationen; Quelle: Deutsche Finanzagentur, Stand 19. März 2024
Auffällig dabei: Die kurzlaufende Schatzanweisung bringt derzeit genau so viel Zinsen wie eine 30-jährige Bundesanleihe. Und sie hat sogar einen höheren Zinskupon als die fünf- und die zehnjährige deutsche Staatsanleihe. In einem solchen Fall spricht man von einer inversen Zinsstruktur. Die Zinsen der Staatsanleihen sind allerdings nicht gleich mit den Renditen der Papiere. Denn diese hängen neben der Laufzeit und dem Zinskupon auch vom Kurs der Anleihe ab. Mehr dazu erklären wir Ihnen weiter unten – und in einem weiteren Ratgeber zum Thema inverse Zinsstruktur.
Wie sicher sind Staatsanleihen?
Welches Risiko mit dem Kauf einer Staatsanleihe verbunden ist, hängt davon ab, wie kreditwürdig das jeweilige Land ist. Beispiel: Italien gilt als hoch verschuldet. Die Zinsen, die das Land herausrückt, sind deshalb viel höher als die, die Deutschland zahlen muss. Die Rendite italienischer Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren liegt derzeit (Stichtag 19. März 2024) bei 3,70 Prozent, für zehnjährige Bundesanleihen gibt es 2,45 Prozent:
Biallo-Tipp
Um das Risiko einer Anleihe einschätzen zu können, hilft ein Blick auf die Bonitätsnoten, die Ratingagenturen vergeben. Die drei bekanntesten Agenturen sind Moody’s, Fitch sowie Standard and Poor’s (S&P). Das S&P-Länderrating finden Sie auch bei den Vergleichen für Tagesgeld und Festgeld von biallo.de. Die beste Bonitätsnote, die ein Land erhalten kann, ist AAA, die schlechteste D. Deutsche Staatsanleihen haben in der Regel AAA, italienische je nach Ratingagentur gerade noch B-Noten.
Neben dem Ausfallrisiko kann es auch ein Währungsrisiko geben, jedenfalls bei Anleihen von Ländern außerhalb des Euroraums. US-Staatsanleihen werden zum Beispiel in US-Dollar gehandelt. Büßt der US-Dollar gegenüber dem Euro an Wert ein, gilt das auch für die Anleihe und entsprechende Zinszahlungen – ihr Wert in Euro gerechnet sinkt. Umgekehrt sind allerdings auch Währungsgewinne möglich.
Was sind Unternehmensanleihen?
Eine neue Chipfabrik, ein Forschungsprojekt für ein neues Medikament gegen Alzheimer oder die Ausgaben für ein neue Stromtrasse – viele Investitionen können oder wollen Unternehmen nicht aus eigenen Mitteln finanzieren. Über Anleihen können Sie sich das Geld von Anlegerinnen und Anlegern holen – ganz ähnlich wie bei Aktien. Im Fachjargon heißen solche Anleihen Corporate Bonds. „Corporate“ steht dabei für Unternehmen und „Bond“ ist das englische Wort für Anleihe. Wer solche Unternehmensanleihen kauft, geht tendenziell aber ein höheres Risiko ein als mit Staatsanleihen. Der Grund: Staatliche Schuldner können theoretisch ihr eigenes Geld drucken, und sie können Steuern erhöhen – schon deshalb ist ihr Risiko pleite zu gehen, nicht so hoch wie bei einem einzelnen Unternehmen.
Die Renditen von Unternehmensanleihen sind daher im Durchschnitt höher als die von Staatsanleihen. Andererseits kann es auch hochriskante Anleihen von Staaten geben: Vielleicht erinnern Sie sich an die Diskussion um die Argentinien- oder Griechenland-Anleihen. Und: Anleihen von Unternehmen wie Apple, die im Geld schwimmen und regelmäßig hohe Milliardengewinne erzielen, können sehr solide sein.
Wie sicher sind Unternehmensanleihen?
Dennoch gilt: In der Regel sind Firmenanleihen riskanter als die Anleihen von Staaten. Wenn Sie Ihr Anlageportfolio mit Unternehmensanleihen erweitern wollen, sollten Sie daher auf diese Punkte besonders achten:
Unternehmensanleihen gibt es oft nur ab einer bestimmten Mindestanlagesumme, die mit 50.000 oder 100.000 Euro recht hoch sein kann.
Checken Sie bei Unternehmensanleihen immer erst die Bonität anhand der Bewertungen der Ratingagenturen. Grundsätzlich gilt dabei: Die Note „BBB“, das entspricht in Schulnoten einer 3-, beziehungsweise „Baa“ gilt noch als „anlagewürdig“ (Investment Grade). Bei Anleihen mit schlechteren Noten spricht man von Schrottanleihen oder Junk Bonds. Für Anleihen mit einer BBB-Note etwa liegt die Ausfallwahrscheinlichkeit bei unter fünf Prozent. Bei Firmen mit C-Noten sind es schon um die 40 Prozent.
Passen Sie besonders auf bei Mittelstandsanleihen von kleinen Unternehmen oder auch von Fußballvereinen. Hier ist das Risiko hoch, kein Geld zurückzubekommen, verspätet nur einen Teil des Geldes zu erhalten oder die Zinsen nicht pünktlich ausgezahlt zu bekommen.
Bedenken Sie, dass der Zins eine „Risikoprämie“ ist. Je höher der Zins, desto größer die Gefahr, dass Sie Geld verlieren. Deshalb lieber auf ein oder zwei Prozentpunkte Zinsen verzichten und dafür auf der sicheren Seite sein, soweit dies mit Anleihen eben möglich ist.
Green Bonds: Was sind nachhaltige Anleihen?
Nachhaltige Anleihen überschwemmen seit einigen Jahren den Kapitalmarkt. Die sogenannten „Green Bonds“ gibt es bei nachhaltigen Banken, auf nachhaltige Geldanlagen spezialisierte Vermittler und bei den Anbieterfirmen selbst. Diese Schuldscheine funktionieren im Prinzip wie konventionelle Anleihen. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied: Der Emittent des Green Bond, also der Schuldner, verspricht, dass das Geld der Anleger für nachhaltige Zwecke benutzt wird, also etwa für den Aufbau von Wind- und Solaranlagen, für saubere Verkehrssysteme oder etwa für Förderkredite an Firmen und Hauseigentümer, die ihre Immobilien energieeffizient sanieren wollen.
Mit solchen grünen Anleihen können auch private Anleger etwas für ihr gutes Gewissen tun. Doch Vorsicht: Bei Öko-Anleihen ist nicht selten nur der Anstrich grün. Wirklich „grün“ sind solche Anleihen nur, wenn sich nachweisen lässt, dass das Geld der Anleihekäufer eins zu eins für „grüne“ Zwecke verwendet wird. Tatsächlich ist es aber oft so, dass mit den grünen Anleihen mitunter nur konventionelle Anleihen ersetzt werden.
Die Bundesrepublik Deutschland bietet seit 2020 grüne Staatsanleihen an. Die Mittel, die der Bund über diese nachhaltigen Wertpapiere einnimmt, setzt er nach eigenen Angaben für klimafreundliche Verkehrsmittel, die Unterstützung der Elektromobilität oder des Recyclings ein. Auf dem Markt für grüne Anleihen tummeln sich aber auch Anbieter von Mittelstandsanleihen, die mit oft überdurchschnittlichen Zinsen von bis zu zehn Prozent locken. In der Vergangenheit kam es aber immer wieder – wie bei anderen Mittelstandsanleihen auch – zu Zahlungsausfällen.
Wie werden Anleihen gehandelt und verzinst?
Wie funktionieren Anleihen nun konkret? Anleihen werden ähnlich wie Aktien an der Börse gehandelt. Dort wird durch Angebot und Nachfrage permanent ihr Kauf- und Verkaufspreis festgestellt, Daher gibt es für Anleihen einen Kurs. Dieser wird in Prozent angegeben. Ein Beispiel: Neue Bundesanleihen werden nach Angaben der Finanzagentur des Bundes grundsätzlich immer zu einem Kurs nahe 100 Prozent ausgegeben. Am Ende der Laufzeit, bei Fälligkeit, wird der Schuldschein stets zum vollen Nennwert, also zum Kurs von 100 Prozent zurückgezahlt. Für die deutschen Bundespapiere werden dabei – anders als bei Unternehmensanleihen – keine Mindestanlagesummen verlangt.
Welche Bedeutung haben die Anleihekurse?
Je nachdem wie stark Anleihen nachgefragt werden, können ihre Kurse schwanken. So sind etwa im Jahr 2022 die Anleihekurse drastisch abgesackt. Grund war die Zinswende der Notenbanken, die die Leitzinsen in kurzer Zeit deutlich erhöht haben. Deshalb wurden ältere, niedrig verzinste Anleihen, die schon auf dem Markt waren, weniger nachgefragt – ihre Kurse sanken. Sinken die Zinsen dagegen oder ist die Nachfrage nach Anleihen groß, steigen die Kurse von Altanleihen.
Wer zum Beispiel Bundeswertpapiere nicht direkt am Ausgabetermin erwirbt, sondern mit einer bestimmten Restlaufzeit, kauft deshalb entweder zu Kursen unter 100 Prozent oder über 100 Prozent. „Wer die Papiere bis zur Fälligkeit hält, kann die Kursschwankungen aber einfach aussitzen“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Der Nennwert des Kredits, zum Beispiel 5.000 Euro oder 10.000 Euro, wird dann vom Bund zu 100 Prozent zurückbezahlt. Wer zu einem Kurs von unter 100 Prozent gekauft hat, erzielt zusätzlich zum Zins Kursgewinne. Wer über 100 Prozent gekauft hat, muss beim Halten des Papiers bis zur Fälligkeit Kursverluste einkalkulieren.
Biallo Tipp: Es ist jederzeit möglich, viel gehandelte Staatsanleihen wie Bundesanleihen vor dem Ende ihrer Laufzeit zu verkaufen, etwa, wenn Sie unerwartet Geld benötigen. „Anlegerinnen und Anleger sind mit den Schuldtiteln des Bundes deshalb flexibler als mit Festgeld, an das man nicht vorzeitig herankommt“, sagt Nauhauser.
Wovon hängt die Rendite einer Anleihe ab?
Die Höhe einer Anleiherendite, also die effektive Verzinsung, hängt von drei Faktoren ab:
dem Kaufkurs der Anleihe,
der Restlaufzeit des Papiers und
der Höhe des Zinskupons.
Wenn Sie eine Anleihe kaufen, erhalten Sie regelmäßig Zinsen in Höhe des Zinskupons. Davon müssen Sie jedoch die Rendite einer Anleihe unterscheiden. Sie kann schon bei der Ausgabe einer Anleihe höher oder niedriger als der Zins sein. Das liegt daran, dass die Käuferinnen und Käufer Anleihen in der Regel zu einem Kurs unter oder über 100 Prozent erwerben können, aber am Ende die 100 Prozent ausgezahlt bekommen. Liegt der Kaufkurs unter 100, ist die Rendite bei einer Auszahlung am Ende der Laufzeit höher als der Zinssatz. Liegt der Kurs über 100, ist die Rendite niedriger als der Zinssatz, der sich immer auf den Nennwert (Nominalwert) der Anleihe bezieht. Mehr zum Unterschied zwischen Zins und Rendite erfahren sie in einem weiteren Ratgeber.
Beispiel: Die zehnjährige Bundesanleihe, ausgegeben am 13. Januar 2016 (ISIN DE000110239), wird am 15. Februar 2026 fällig. Die Restlaufzeit beträgt somit noch knapp zwei Jahre. Der Zinskupon beläuft sich auf gerade einmal 0,5 Prozent. Der Kurs jedoch lag am 20. März bei 95,58 Prozent – also deutlich unter 100 Prozent. Die Rendite betrug damit trotz der mageren 0,5 Prozent Zinsen 2,88 Prozent. Die folgende Tabelle zeigt die Renditen deutscher Staatsanleihen mit unterschiedlichen Restlaufzeiten.
Aktuelle Renditen deutscher Staatanleihen
Restlaufzeit
Rendite
6 Monate
3,72 %
1 Jahr
3,48 %
2 Jahre
2,90 %
5 Jahre
2,45 %
10 Jahre
2,43 %
20 Jahre
2,61 %
30 Jahre
2,58 %
Quelle: Investing.com; Stand 20. März 2024
Auch in dieser Tabelle ist die inverse Zinsstruktur zu erkennen, die derzeit am Anleihemarkt herrscht: Kurzlaufende Anleihen bringen im Moment meist höhere Renditen als die sogenannten Langläufer – etwa die 10-jährige Bundesanleihe.
Biallo-Tipp
Was ist die sicherste Anleihe? Klar ist: Renditen weit über dem aktuellen Zinsniveau sind immer ein Warnzeichen für ein erhöhtes Anlagerisiko. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen. kaufen Sie daher am besten deutsche Bundesanleihen. Sie haben die besten Ratingnoten. Dies gilt auch für EU-Anleihen, hier ist die Rendite ein paar Zehntelprozentpunkte höher.
Was muss ich bei der Laufzeit von Anleihen beachten?
Es ist bereits deutlich geworden: Anleihen können unterschiedliche Laufzeiten haben. Welches die passende Laufzeit ist, hängt von Ihrer persönlichen Finanz- und Lebensplanung ab. So empfiehlt etwa auch Finanzexperte Nauhauser, die Wahl der Laufzeiten, „nach dem persönlichen Bedarf auszurichten“.
Weil derzeit die Renditen für Bundeswertpapiere mit kurzen Laufzeiten höher sind als die mit fünf, zehn oder 30 Jahren, spricht einiges dafür, kurze Laufzeiten zu bevorzugen. Nauhauser gibt aber zu bedenken: „Keiner weiß, wie die Zinszukunft aussieht.“ Sollten die Zinsen sinken, könnten sich Anleger jetzt durch den Kauf von Papieren mit längeren Laufzeiten zumindest Renditen von etwa 2,5 Prozent mittel- und langfristig sichern.
Wie kann ich Anleihen kaufen?
Da Anleihen an der Börse gehandelt werden, können Sie die Papiere wie Aktien über Ihre Bank oder Ihren Broker kaufen. Dafür brauchen Sie ein Wertpapierdepot. In unserem Depotvergleich können Sie günstige Anbieter für solche Depots finden. Die kostenlose Verwahrung der Anleihen bei der Bundeschuldenverwaltung ist dagegen mittlerweile nicht mehr möglich. Gekauft werden Anleihen etwa an der Börse Stuttgart, der Frankfurter Wertpapierbörse oder auf elektronischen Handelsplattformen wie Tradegate.
Welche Kosten habe ich beim Kauf von Anleihen?
Dies hängt von der Bank ab. Da Anleihen über die Börse gekauft werden, sind die Kaufspesen ähnlich hoch wie beim Kauf von Aktien. Meist ist eine Grundgebühr fällig, plus ein prozentualer Anteil vom Kurswert der Anleihe. Diese Gebühren sollten Sie sich unbedingt vorher anschauen. Denn bei einem geringen Anlagebetrag von zum Beispiel 1.000 Euro, einer kurzen Laufzeit und einer hohen Grundgebühr von beispielweise 20 Euro fressen die Kosten einen größeren Teil der Rendite auf: Bei einem Jahr Laufzeit macht eine Grundgebühr von 20 Euro bereits zwei Prozent von 1.000 Euro aus. Auch wenn die Banken, wie häufig üblich, 0,5 Prozent vom Kurswert als Orderprovision verlangen, verringert dies die Rendite erheblich. Anders sieht es bei größeren Anlagesummen von zum Beispiel 10.000 Euro aus: Dann sinkt die Rendite im Beispiel nur um 0,2 Prozentpunkte.
Außerdem sollten Sie vor allem beim Handel mit Unternehmensanleihen auf den An- und Verkaufskurs zu achten. „Brief“ ist der Kurs, den Anleger beim Kauf bezahlen, „Geld“ der Kurs, zu dem sie das Wertpapier beim Verkauf zurückbekommen. Bei Bundeswertpapieren, die viel gehandelt werden, sollte die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs gering sein. Bei Unternehmensanleihen kann diese jedoch weit auseinandergehen, vor allem, wenn der Handel wenig liquide ist – also nur wenige Anleihen pro Tag gehandelt werden. Hier empfiehlt es sich, beim Kauf ein Kurslimit zu setzen, um keine zu hohen Kurse zu bezahlen.
Was macht den Kauf von Anleihen-ETFs derzeit interessant?
Anlagestrategen rechnen damit, dass die Anleihekurse in den kommenden Monaten steigen werden. Der Grund: Die Notenbanken werden in diesem Jahr Schritt für Schritt die Leitzinsen senken. Das hat zur Folge, dass die zuvor herausgegebenen Anleihen mit höheren Zinskupons attraktiver werden und ihre Kurse steigen. Wer jetzt eine Anleihe kauft oder in einen Anleihen-ETF investiert, sichert sich damit nicht nur die bislang noch ganz guten Zinsen, die er jährlich bekommt. Er hat auch noch die Chance auf einen steigenden Kurs der Anleihe.
Welche Alternativen zu Anleihen gibt es?
Anleihen können ein Sicherheitsbaustein in Ihrem Wertpapierportfolio sein. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie gleichzeitig auf Aktien, Aktienfonds oder einen Aktien-ETF setzen, um sich die Chance auf höhere Renditen nicht entgehen zu lassen.
Ist Festgeld besser als Anleihen?
Auch Festgeld kann in Ihrem Portfolio den Sicherheitsbaustein bilden. Damit sind Sie zwar nicht so flexibel wie mit Anleihen. Verglichen mit Bundesanleihen von ein, zwei oder drei Jahren Laufzeit können Sie mit Festgeld aber derzeit noch höhere Renditen erzielen, zumal Sie bei der Anlage keine Kosten haben.
So zeigt der Festgeld-Vergleich von biallo.de: Für Festgeld mit mindestens guter Sicherheit bekommen Sie derzeit bei einem und zwei Jahren Laufzeit mehr als vier Prozent Zinsen pro Jahr. Den Spitzenzins zahlt derzeit die Frankfurter SBI Bank*. Sie ruft für das einjährige Festgeld 4,10 Prozent auf, bei zwei Jahren Laufzeit sind es 4,20 Prozent – also deutlich mehr als bei Bundesanleihen mit entsprechender (Rest-) Laufzeit. Hinzu kommt: Bei Festgeld haben Sie keine Kursschwankungen.
Allerdings: Wenn Sie Kunde bei einer Sparkasse und Raiffeisenbank und nicht bereit sind, zu einem Top-Anbieter für Festgeld zu wechseln, kann es sein, dass Sie mit Bundeswertpapieren bessere Renditen einfahren. Denn noch immer knausern viele Genossenschaftsbanken und Sparkassen mit den Zinsen.
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Die nachfolgenden Anbieter wurden von Biallo als Empfehlung aus unserem Vergleich ausgewählt. Anlagebetrag: 5000 €, Anlagedauer: 12 Monate. Die angezeigten Anbieter stellen keinen vollständigen Marktüberblick dar.
Sämtliche Angaben ohne Gewähr. Datenstand 13.10.2024
Sollte ich nicht besser in Anleihefonds investieren?
Wem Investments in eine oder mehrere Anleihen zu kompliziert oder zu aufwändig sind, kann sein Geld auch in gemanagte Anleihefonds stecken – auch bekannt als Rentenfonds. Oder Sie entscheiden sich für Anleihen-ETFs. In den Fonds steckt in der Regel jeweils eine Kombination von meist mehreren Hundert verschiedener Anleihen. Bei gemanagten Fonds sucht die Papiere ein Fondsmanagement aus. Die ETFs dagegen folgen einem Index, der die Kursentwicklung eines Korbs mit einer Vielzahl bestimmter Anleihen abbildet. In unseren weiteren Ratgebern finden Sie Einzelheiten zur Geldanlage in Rentenfonds oder Anleihen-ETFs.
Kann ich auch über Robo-Advisor in Anleihen investieren?
Auch das ist möglich. Meist wird über die digitalisierte Vermögensverwaltung aber nur ein Teil des Anlegergeldes in Anleihen gesteckt. Je nach Risikoanteil des Portfolios fließt dann automatisch ein mehr oder weniger großer Anteil in Anleihen. Wie hoch dieser ist, können Sie aus unserem Robo-Advisor-Performance-Vergleich ersehen. Die Kapitalmarktexperten von DJE Kapital AG bieten neuerdings bei ihrem Robo-Advisor Solidvest* ein „Zins-Portfolio“ an. Darin sind ausschließlich Staats- und Unternehmensanleihen gemischt.
Fazit: Was sind die Vorteile und Nachteil von Anleihen?
Sind Anleihen eine gute Geldanlage? Das hängt davon ab, welcher Anlegertyp Sie sind. Ähnlich wie Tagesgeld oder Festgeld können Anleihen als Sicherheitspuffer in Ihrem Portfolio dienen. Und ähnlich wie bei den Sparanlagen erhalten Sie auch bei einer Anleihe regelmäßige Zinszahlungen. Wenn Sie außerdem Ihre Anleihe bis zum Schluss der Laufzeit halten, bekommen Sie den Anfangsbetrag zu 100 Prozent ausgezahlt – vorausgesetzt, der Herausgeber der Anleihe bleibt auch zahlungsfähig. Wenn Sie daher auf Anleihen von Emittenten mit guter Bonität setzen, haben Sie eine gut planbare Geldanlage. Das trifft insbesondere auf die sehr sicheren deutschen Staatsanleihen zu.
Ein weiterer Vorteil von Anleihen: Sie müssen die Papiere nicht bis zum Laufzeitende im Portfolio behalten. Sie können Ihre Anleihen jederzeit an der Börse verkaufen. Bedenken Sie aber: Anleihekurse schwanken täglich. Das kann positiv sein, wenn Sie das Papier zu einem höheren Kurs verkaufen, als Sie es gekauft haben. Es kann aber auch zum Nachteil werden, wenn der Kurs geringer ist als beim Kauf.
Das mussten viele Anleger im Jahr 2022 erfahren. Als die Notenbanken damit begannen, die Zinsen zu erhöhen, sanken die Kurse vieler Anleihen zum Teil drastisch. Mögliche Kursverluste sind daher neben der möglichen Insolvenz eines Emittenten das größte Risiko bei Anleihen. Sie können diese Risiken verringern, indem Sie zum einen genau auf die Bonität achten, die der Herausgeber der Anleihe hat. Zum anderen ist der Zeitpunkt wichtig, zu dem Sie Anleihen erwerben und verkaufen.
Im Moment ist der Zeitpunkt zum Kauf vergleichsweise günstig. Denn im Laufe des Jahres dürften die Zinsen sinken – und damit könnten auch die Anleihekurse steigen. Zu einem Portfolio mit Aktien, Tagesgeld und Festgeld können Anleihen guter Bonität daher derzeit durchaus eine sinnvolle Ergänzung sein.
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Thomas Öchsner, Jahrgang 1961, ist seit 1991 Wirtschaftsjournalist. Bei der Münchner Abendzeitung hat er als stellvertretender Ressortleiter für das Ressort „Geld“ gearbeitet. 1999 wechselte er zur Süddeutschen Zeitung. Dort war er zunächst Redakteur für Finanzen in der Wirtschaftsredaktion in München, später neun Jahre Korrespondent für Sozial- und Arbeitsthemen in der Parlamentsredaktion in Berlin. Wieder zurück in der Münchner Zentrale leitete er das Finanzteam in der Wirtschaftsredaktion. Für die SZ hat er den wöchentlichen Newsletter „SZ Geld“ und das Magazin „GELD“ entwickelt. Seit Juni 2021 arbeitet Öchsner als selbständiger Autor für die SZ, biallo.de und andere Medien. Aktuelles Buch: Ihr Vermögensturbo ab 50, Geldanlage für eine bessere Rente.