Der Wunsch, zu Hause wohnen zu können, auch wenn man als älterer Mensch hilfebedürftig wird, lässt sich oft dann erfüllen, wenn eine Haushaltshilfe aus Osteuropa einzieht. Das Modell ist inzwischen fest etabliert in der Betreuung pflegebedürftiger Senioren. Die Nachfrage ist seit Jahren ungebrochen.
Früher waren es meist polnische Betreuungskräfte, die in deutschen Haushalten arbeiteten, inzwischen kommen auch viele Frauen aus anderen osteuropäischen Ländern wie Bulgarien, Rumänien oder Serbien.
Ausländische Betreuungskräfte: Aus welchen Ländern kommen sie?
Oftmals wird mit „polnischen Pflegekräften“ geworben. Das liegt daran, dass die Helferinnen aus Polen die ersten waren, die in deutschen Haushalten ausgeholfen haben, denn in ihrem Heimatland haben sie nur beschränkte Verdienstmöglichkeiten. Aufgrund der EU-Zugehörigkeit konnten sie schon früher als ihre Kolleginnen aus anderen osteuropäischen Ländern in Deutschland legal arbeiten. Inzwischen ist dieser Berufszweig der ausländischen Hilfskraft im Privathaushalt fest in osteuropäischer Hand.
Betreuungskräfte aus Polen, Ukraine, Rumänien
Die Betreuungskräfte kommen vor allem auch aus Rumänien oder Bulgarien, Lettland oder Litauen. Es gilt für sie die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Sie dürfen in allen Berufszweigen arbeiten, ohne sich eine Erlaubnis bei der Arbeitsagentur einholen zu müssen. Darüber hinaus kommen über die sogenannte Westbalkanregelung auch Betreuungskräfte aus Nicht-EU-Staaten, häufig aus Serbien. Sie bnötigen ein Visum. Seit dem Ukrainekrieg können Ukrainierinnen einen Aufenthaltstitel erhalten, der auch zur Arbeitsaufnahme berechtigt.
Polnische Haushaltshilfe: Was leisten die Betreuungskräfte aus Osteuropa?
Auch wenn die Betreuungskräfte aus deutschen Pflegehaushalten nicht mehr wegzudenken sind, so ist das Arbeitsverhältnis immer noch geprägt von vielen Irrtümern – die meisten betreffen das Leistungsspektrum der Helferinnen und den Umfang der Arbeitszeit.
Welche Tätigkeiten sind erlaubt?
Im Zentrum der Tätigkeit einer Haushaltshilfe stehen:
- Hausarbeiten wie Einkaufen, Kochen, Aufräumen, Putzen.
- Darüber hinaus sind zusätzlich pflegerische Alltagshilfen erlaubt. Also alles, wofür keine pflegerische Ausbildung nötig ist. Dazu gehören Hilfeleistungen in den Bereichen Körperpflege, Ernährung, Mobilität. Das beinhaltet Hilfe beim An- und Auskleiden, Aufstehen und Zu-Bett-Gehen, Baden, Duschen, Pflegen von Haar, Haut, Zähnen und Nägeln, Essen und Trinken, Fortbewegen innerhalb und außerhalb der Wohnung, um nur einige Beispiele zu nennen.
- Darüber hinaus leistet die Hilfskraft soziale Betreuungsarbeit: Gesellschaft leisten, Spazieren gehen, ein Gesellschaftsspiel spielen oder Vorlesen gehören zum Beispiel dazu.
Welche Tätigkeiten sind nicht erlaubt?
Die Hilfskräfte aus Osteuropa sind tatsächlich keine professionellen Pflegekräfte. Sie dürfen zwar pflegerische Alltagstätigkeiten ausüben, einen ambulanten Pflegedienst dürfen und können sie jedoch nicht ersetzen. Die meisten haben auch gar keine Ausbildung dafür.
- Alle Tätigkeiten jedoch, die eine spezielle Ausbildung erfordern, also medizinische Handgriffe wie Verbände wechseln oder Spritzen geben, sind nicht erlaubt. Auch wenn die Betreuungskraft in ihrem Heimatland als Fachkraft eine solche Tätigkeiten ausgeübt hat, ist dies hierzulande nicht erlaubt. Dafür müsste sie zunächst ihre ausländische Qualifikation in Deutschland anerkennen lassen.
Fazit: Die Betreuungskraft ersetzt keinen ambulanten Pflegedienst, kann ihn aber ergänzen. Die Helferinnen stellen bei der Pflege zu Hause eher eine Entlastung für die Angehörigen dar.
Pflegeheim oder polnische Pflegekraft?
Bei der Überlegung, ob eine osteuropäische Hilfskraft die bessere Lösung ist, als ein Umzug ins Heim, sollte man sich grundsätzlich fragen, ob die Pflege zu Hause umgesetzt oder fortgeführt werden kann: Sind die Angehörigen bereit, selbst Teil des Netzwerks zu sein, das die Betreuung gewährleistet? Denn ohne Angehörige und ohne weitere Unterstützung wird die Pflege zu Hause nicht möglich sein.
Ansonsten liegen die Vorteile der Pflege zu Hause mit Unterstützung einer ausländischen Betreuungskraft auf der Hand: Die Versorgung ist individuell und persönlich, eine freie Tagesgestaltung inklusive freigewählter Essenszeiten ist möglich und die zu pflegende Person kann trotz Einschränkungen im gewohnten Umfeld bleiben.
Umgekehrt bietet auch ein Heim Vorteile: wenn Angehörige sich nicht kümmern können, wenn die Wohnsituation es nicht zulässt, dass eine weitere Person im Haushalt lebt, wenn der Pflegebedarf so groß ist, dass er zu Hause nicht gedeckt werden kann und wenn Geselligkeit im größeren Kreis gewünscht ist, dann ist eine Pflege im Heim möglicherweise die bessere Lösung. Eine 24-Stunden-Betreuung lässt sich im Heim in jedem Fall sicherstellen.