Angesichts der zahlreichen Krisen rund um den Globus fragen sich viele ETF-Sparer, ob sie ihren ETF-Sparplan auflösen oder die Sparrate reduzieren sollen. Für all jene, deren Sparziel noch in weiter Ferne liegt, lautet die Antwort: Weder noch! Warum sich gerade jetzt der Einstieg in den Aktienmarkt über einen ETF-Sparplan lohnen kann, erfahren Sie im folgenden Ratgeber.
Was sind ETFs?
Exchange Traded Funds (ETFs) sind passiv gemanagte Indexfonds und für Börseneinsteiger wie Fortgeschrittene ein ideales Anlagevehikel. Die Wertentwicklung von ETFs ist leicht nachvollziehbar, weil sie stets einen Index oder einen speziellen Wertpapierkorb eins zu eins abbilden. Als Basiswert kann ein nationaler oder internationaler Aktienindex dienen, zum Beispiel der Deutsche Aktienindex Dax, der US-Index S&P 500 oder der Weltaktienindex MSCI World. Auch Rohstoff-, Immobilien- oder Anleihenindizes sind über ETFs investierbar.
ETFs werden in der Regel von Investmentgesellschaften emittiert und lassen sich wie Aktien an der Börse zu den üblichen Handelszeiten kaufen oder verkaufen. Daher werden ETFs synonym auch als börsengehandelte Indexfonds bezeichnet. Aktuelle Kurse sorgen für stete Handelbarkeit und Liquidität. Die Aufbewahrung der ETF-Anteile erfolgt im privaten Wertpapierdepot.
Weit mehr als 2.000 ETFs sind mittlerweile an heimischen Börsen handelbar. Als Basisinvestment empfiehlt die Verbraucherzentrale globale Indizes, wie etwa den MSCI World Index, der das Risiko auf rund 1.500 Aktien führender Unternehmen aus 23 Industrieländern verteilt. Noch breiter gestreut sind der MSCI All Country World Index (ACWI) oder der FTSE All World Index, die auch Unternehmen aus den Emerging Markets berücksichtigen.
Darüber hinaus gibt es auch spezielle Nischen- und Themen-ETFs, die sich zur Beimischung eignen. Dazu zählen zum Beispiel KI-ETFs sowie nachhaltige ETFs oder neuerdings auch aktive ETFs. Die große Produktvielfalt und die vielen ETF-Kürzel können Börsenneulinge oftmals überfordern, daher haben wir in einem weiteren Artikel die wichtigsten Kennzeichen und Abkürzungen von ETFs genauer erklärt.
Was ist ein ETF-Sparplan?
ETF-Sparpläne sind prädestiniert für den langfristigen Vermögensaufbau. Anleger können schon mit kleinen Beträgen monatlich sparen. Bei der ING* sowie den Neobrokern Trade Republic* und Scalable Capital* geht das bereits ab einem Euro, meist liegt die Mindestsparrate für einen monatlichen Sparplan bei 25 oder 50 Euro.
Da beim ETF-Sparen üblicherweise stets der gleiche Betrag investiert wird, kauft man bei niedrigen ETF-Kursen mehr Anteile als bei hohen. Unterm Strich entstehen dadurch günstige Durchschnittskosten (Cost-Average-Effekt). Zudem sind die internen Fondskosten bei ETFs deutlich günstiger als bei aktiv gemanagten Fonds, was sich langfristig positiv auf die Rendite auswirkt.
Die monatlichen Sparraten lassen sich über die Laufzeit jederzeit kostenlos und beliebig anpassen oder aussetzen. Allerdings erzielen Anleger mit einer gleichbleibenden und konstanten monatlichen Sparrate das beste Ergebnis, wie verschiedene Studien belegen. Unser ETF-Sparplanrechner zeigt Ihnen anschaulich, wie viel Vermögen Sie mit einem ETF-Sparplan je nach Sparrate über die Jahre aufbauen können.
ETF-Sparpläne federn Krisen ab
Gerade in turbulenten Börsenphasen wie zum Beispiel in der Finanzkrise 2008 oder im Corona-Börsencrash 2020 kann ein monatlicher Sparplan seine Stärken ausspielen. Ablesen lässt sich das am sogenannten Renditedreieck für den MSCI World. Es verdeutlicht, welche Rendite eine Aktienanlage, die man zu Beginn eines bestimmten Jahres tätigt, in den Folgejahren im Durchschnitt abwirft – Dividenden und Kosten der Anlage eingerechnet.
Der Investor und Aktienexperte Christian W. Röhl hat zwei verschiedene Varianten des Dreiecks über die vergangenen 50 Jahre auf Euro-Basis ausgerechnet. Zum einen für den Fall einer Einmalanlage in einen MSCI World ETF. Zum anderen betrachtet Röhl den Fall, dass derselbe ETF monatlich bespart wird.
Wer beispielsweise Anfang 2000 kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase eine einzelne Summe in den MSCI World Index investierte, dessen Depot blieb 13 Jahre lang im Minus. Erst Ende 2013 stand im Schnitt ein leichtes Plus von 0,5 Prozent zu Buche. Das ist deutlich schlechter als beim ETF-Sparplan, der bereits nach sechs Jahren wieder eine Rendite von durchschnittlich 4,2 Prozent pro Jahr erzielte.
Zwar tauchte das Sparplan-Depot in den Jahren 2008 und 2009 infolge der Finanzkrise wieder zwischenzeitlich ins Minus ab, lag aber Ende 2010 schon wieder mit 1,9 Prozent pro Jahr in der Gewinnzone. Ende 2014, also nach insgesamt 15 Jahren Laufzeit, hätten ETF-Sparer eine durchnittliche Rendite von 6,6 Prozent pro Jahr erzielt, während eine Einmalanlage im gleichen Zeitraum nur 1,7 Prozent pro Jahr gebracht hätte.
Auch die gesamte Bilanz von 1970 bis 2022 fällt aus Renditesicht zugunsten des Sparplans aus, mit durchschnittlich 8,1 Prozent versus 7,0 Prozent bei der Einmalanlage.
Wie viel Rendite bringt ein ETF-Sparplan?
Natürlich sind solche Beispielrechnungen stets nur eine Momentaufnahme. In den vergangenen zehn Jahren etwa erzielte ein ETF-Sparplan mit 9,0 Prozent im Schnitt zwei Prozentpunkte weniger Rendite als die Einmalanlage mit jährlich 11,0 Prozent. Zudem macht sich der Zinseszinseffekt bei einer Einmalanlage stärker bemerkbar, da das gesamte Investitionskapital von Anfang an mitverzinst wird. Dadurch fällt der Wertzuwachs unterm Strich oft höher aus als bei einem Sparplan.
Biallo-Tipp: Mit unserem Zinseszinsrechner können Sie die Erträge von Einmalanlage und Sparplan über verschiedene Anlagezeiträume miteinander vergleichen.
Dennoch können Sie mit einem ETF-Sparplan Ihr Verlustrisiko minimieren, vor allem wenn die Aktienmärkte wie jetzt nahe ihren Höchstständen notieren. Um auf das obige Beispiel zurückzukommen: Wer Anfang 2000 konsequent 250 Euro pro Monat in einen MSCI World ETF investiert hätte, hätte nach 15 Jahren aus seinen Einzahlungen von insgesamt 45.000 Euro ein Vermögen von 76.000 Euro vor Steuern erzielt. Wer dagegen die 45.000 Euro auf einen Schlag investiert hätte, wäre im gleichen Zeitraum nur auf ein Endkapital von 58.000 Euro vor Steuern gekommen.
ETF-Sparplan und der "Cost Average Effekt"
Die Beispiele zeigen: Wer auf einen ETF-Sparplan setzt, braucht einen langen Atem. Aber es lohnt sich – selbst wenn die Investition in einer dramatischen Krise stattfindet. "Je länger man investiert war, umso geringer das Verlust-Risiko", meint Investor Röhl. Dabei zeigen die Rendite-Dreiecke allgemein: "Ab einem Horizont von 15 Jahren hat man im letzten halben Jahrhundert unabhängig vom Ein- und Ausstiegszeitpunkt mit globalen Aktien kein Geld verloren."
Dass ein ETF-Sparplan von Anfang 2000 bis Ende 2014 Jahren besser abschnitt als die Einmalanlage, liegt an den regelmäßigen Sparraten. Sie sorgen für eine Risikostreuung, weil die Aktien in unterschiedlichen Marktphasen gekauft werden. Läuft es an der Börse schlecht, sind die Kurse zwar tief. Das hat jedoch den Vorteil, dass Anleger über den Sparplan automatisch Aktien zu niedrigen Preisen erwerben. Unterm Strich entsteht so über die Zeit ein Durchschnittspreis für die Anteilsscheine, der langfristig Gewinne sehr wahrscheinlich macht.