Was sollte ich mir vor einem Investment in nachhaltige Fonds überlegen?
Warum sind gemanagte Fonds für nachhaltig orientierte Anleger oft geeigneter als ETFs?
Wer hilft mir bei der Auswahl der nachhaltigen Fonds?
Welche nachhaltigen Aktienfonds schneiden in Tests besonders gut ab?
Haben nachhaltige Fonds eine bessere Rendite?
Welches Risiko gibt es bei nachhaltigen Fonds?
Das erwartet Sie in diesem Artikel
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Woran erkenne ich nachhaltige Fonds?
Was sollte ich mir vor einem Investment in nachhaltige Fonds überlegen?
Warum sind gemanagte Fonds für nachhaltig orientierte Anleger oft geeigneter als ETFs?
Wer hilft mir bei der Auswahl der nachhaltigen Fonds?
Welche nachhaltigen Aktienfonds schneiden in Tests besonders gut ab?
Haben nachhaltige Fonds eine bessere Rendite?
Welches Risiko gibt es bei nachhaltigen Fonds?
Zum Anfang
Nachhaltige Aktienfonds gehören zu den neuen Lieblingen der Anleger in Deutschland. Ständig kommen neue Fonds auf dem Markt, in denen die Aspekte Umweltschutz, Soziales und gute Unternehmensführung eine besondere Rolle spielen sollen. Und täglich stecken Anleger Millionen in die neuen Produkte, weil sie nicht nur gut verdienen, sondern dabei auch ein gutes Gewissen haben wollen. Ihre Motive: „eine bessere Welt für meine Kinder und Enkel“ hinterlassen, den „Klimawandel stoppen“ und „fairen Konsum unterstützen“. Das gaben zumindest knapp 40 Prozent der Befragten in einer repräsentativen Studie des Marktforschungsinstituts Puls für die Quirin-Privatbank an. Doch was muss ich bei der Auswahl und beim Kauf solcher Fonds beachten? Biallo.de beantwortet die wichtigsten Fragen.
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Woran erkenne ich nachhaltige Fonds?
Die drei Buchstaben kennen Sie vermutlich schon: Das Kürzel ESG steht für nachhaltige Geldanlage, E für für environmental (Umwelt), S für social (Soziales) und G für governance (Unternehmensführung). Dabei geht es also nicht nur um die Klimarettung und den Schutz des Planeten, sondern auch zum Beispiel um Menschenrechte oder die Frage, ob ein Unternehmen Kinderarbeit duldet. Taucht die Buchstabenkombination im Namen der Fonds auf, firmiert der Fonds als nachhaltig. Auch das Wort „nachhaltig” oder „Öko”, „Green”, „responsible”, „Ethik”, „Impact”, „sustainable” findet sich oft im Namen solcher Fonds.
Was sollte ich mir vor einem Investment in nachhaltige Fonds überlegen?
Es ist hilfreich, wenn Sie sich am Anfang eine grundsätzliche Frage stellen: In was will ich eigentlich investieren? Reicht es mir zu wissen, keine Anbieter von Streubomben, keine Kinderarbeit zu unterstützen und nicht in fossile Energieträger Geld anzulegen? Oder will ich etwas Bestimmtes verbessern? Und welche Kompromisse bin ich bereit einzugehen? Antje Biber, Leiterin des Kompetenzzentrums Nachhaltigkeit der Feri-Gruppe, eines Vermögensverwalters für vermögende Kunden, rät, sich gerade die als nachhaltig ausgewiesenen Fonds genau anzuschauen: Leider gebe es noch immer „viele Produktanbieter, die den Nachhaltigkeitsansatz als reines Marketinginstrument sehen“. Sie empfiehlt sich zu überlegen, „wie man seiner Geldanlage einen Sinn geben kann, um das zu unterstützen, was einem wichtig ist.“
Warum sind gemanagte Fonds für nachhaltig orientierte Anleger oft geeigneter als ETFs?
Bei dieser Frage geht es nicht nur um die Kosten. Klar, beim Kauf der gemanagten Fonds müssen Sie oft einen Ausgabeaufschlag zahlen, selbst wenn es einen Rabatt gibt. Die Kaufkosten sind somit deutlich höher als beim Kauf von ETFs. Hinzu kommen bei gemanagten Fonds die Verwaltungsgebühren von meist 1,5 bis zwei Prozent des Anlagevolumens pro Jahr. Das mindert die Rendite. Wenn Sie trotzdem auf die in der Regel teureren Fonds setzen, hat das für Sie einen großen Vorteil: Sie können einen nachhaltigen Fonds bewusst auswählen, bei dem Sie das Gefühl haben: Ja, das passt zu dem, was ich will.
Bei den (deutlich günstigeren) Indexfonds, die als nachhaltig deklariert sind, wird das schon schwieriger: Solche ETFs nutzen oft den „Best-in-class“-Ansatz. Sie bilden einen Index ab, in dem die Unternehmen aus einer Branche enthalten sind, die im Vergleich zur Konkurrenz in Sachen Nachhaltigkeit besonders fortgeschritten sind. Auf diesem Weg können allerdings sogar Aktien der Ölindustrie im Depot landen. Lediglich bestimmte, besonders umstrittene Branchen werden ausgeschlossen, wie die Waffen-, Glücksspiel-, Alkohol- und Tabakindustrie.
„Bei den Indexfonds werden eben nicht bewusst Aktien von bestimmten Unternehmen ausgewählt, die aufgrund ihres nachhaltigen Geschäftsmodells einmal die Zukunft bewegen können", kritisiert Experte Hedrich. Auch das Risiko lässt sich mit einem als nachhaltig deklarierten ETF weniger streuen, weil diese die Kurse von weniger Aktien als ein normaler ETF nachbilden. In einem weiteren Ratgeber stellen wir Ihnen zehn typische Anlagefehler vor, die Sie vermeiden sollten.
Wer hilft mir bei der Auswahl der nachhaltigen Fonds?
Wenn Ihnen einigermaßen klar ist, was Sie wollen oder zumindest auf keinen Fall wollen, können Sie zielgerichteter suchen. Dabei helfen:
das Rating von Morningstar. Die Ratingagentur stellt ihr Nachhaltigkeitsrating in fünf Globen dar (Bestnote: fünf Globen)
unter globalanceworld.com können Anleger nachschauen, wie einzelne Unternehmen zur Klimaerwärmung beitragen
Die nachfolgende Biallo-Tabelle zeigt die Wertentwicklung der Fonds, aber auch wie nachhaltig der Fonds ist.
Name des Fonds / ISIN
Laufende Kosten jährlich
Wertentwicklung jährlich in Prozent 1 Jahr / 3 Jahre (kumuliert)
Rating für Nachhaltigkeit von Morningstar
Globalance Footprint
Klimaerwärmungs-potential in Grad
BMO Responsible Global Equity A Inc EUR / LU0234759529
1,78
17,34 / 14,18
5
67
2,2
DPAM B Equities Europe Sustainable F Cap / BE0948492260
0,92
12,90 / 20,93
4
-
-
D&R Globalance Zukunftbeweger Aktien P / DE000A2DHT41
1,50
12,22 / 10,48
4
68
1,6
terrAssisi Aktien I AMI P a / DE0009847343
1,36
18,98 / 34,36
5
67
1,7
ÖkoWorld ÖkoVision Classic A / LU0551476806
2,12
14,10 / -7,83
4
66
2,0
Deka-Nachhaltigkeit Aktien CF (A) / LU0703710904
1,50
17,46 / 21,03
3
64
2,1
GLS Bank Aktienfonds A / DE000A1W2CK8
1,40
4,14 / -6,71
4
69
1,9
DWS Invest SDG Global Equities LD / LU1891311430
1,57
13,99 / 14,33
4
66
1,8
Triodos Global Equities Impact EUR R Acc / LU0278271951
1,65
17,38 / 13,84
4
-
-
GreenEffects NAI-Wertefonds Acc / IE0005895655
1,10
11,88 / 4,40
4
65
1,8
Superior 6 Global Challenges / AT0000A0AA78
1,66
5,42 / 4,83
5
-
-
Bantleon Global Challenges Index P / DE000A1T7561
1,36
3,85 / 4,97
5
-
-
Monega Steyler Fair Invest Equities R / DE000A1JUVL8
1,90
12,06 / 3,83
5
-
-
Quellen: Fondsweb, Morningstar, Globalance. Stand: 03.06.2024. Morningstar-Rating von 1 (schlecht) bis 5 (gut). Globalance Footprint von 0 bis 100 Punkte. Globalance Klimaerwärmungspotential: So tragen die Unternehmen in den Fonds langfristig zur Klimaerwärmung bei von 1,3 bis 10 Grad laut www.globalanceworld.com.
Biallo-Tipp:
Angenommen, Sie haben schon bei einer bestimmten Bank ein
Wertpapierdepot eingerichtet: Dann kann es passieren, dass Sie ausgerechnet den
Fonds, den Sie vorher mühsam unter den mehr oder weniger nachhaltigen Angeboten ausgesucht haben, dort nicht bekommen. Oder dieser Fonds ist für einen
Sparplan gar nicht im Angebot. Diesen Ärger können Sie sich ersparen, indem Sie vorher schon mal schauen, was bei Ihrer Depotbank geht oder nicht geht – und welche Fonds vielleicht sogar ohne oder mit nur sehr geringen Kaufgebühren im Angebot sind.
Welche nachhaltigen Aktienfonds schneiden in Tests besonders gut ab?
Die Stiftung Warentest hat im März 2024 einen Testbericht veröffentlicht. Darin schneiden bei der Nachhaltigkeitsbewertung mit fünf von fünf möglichen Punkten am besten ab, der
Ökovision ÖkoVision Classic vom Anbieter Ökoworld
Superior 6 Global Challenges von Security
GLS Bank Aktienfonds von Universal
Steyler Fair Invest Equities von Monega
terrAssisi Aktien Fonds von Ampega
Green Effects NAI-Werte von Bridge
Global Challenges von Bantleon
Styler Fair Invest von Monega
sowie der Ökoworld Growing Markets
Der terrAssisi Aktienfonds (ISIN: DE0009847343) performte in den vergangenen zwölf Monaten am besten (Stand: 3. Juni 2024). Mit fünf Globen im Bereich Nachhaltigkeit von Morningstar gilt er außerdem als dunkelgrüner Fonds.
Beste Nachhaltigkeitsnoten bei dem auf nachhaltige Geldanlagen spezialisierten Internet-Portal Ecoreporter erhalten die folgenden Aktien- und Mischfonds besonders gute Bewertungen in Sachen Nachhaltigkeit:
Ethius Global Impact (ISIN DE000A2QCXY8)
UmweltSpektrum Mensch/Natur (ISIN LU2373430185)
GLS Bank Klimafonds (ISIN: DE000A2DTNA1)
Erste (WWF) Stock Environment (ausschüttend: ISIN AT0000705660, thesaurierend: ISIN AT0000705678)
Kinder Perspektivenfonds (ISIN: DE000A3DEBS8)
UmweltSpektrum Mix A (ISIN: LU2078716052)
GLS Bank Aktienfonds (ISIN: DE000A1W2CK8)
Murphy&Spitz Umweltfonds Deutschland (ISIN LU0360172109)
B.A.U.M Fair Future Fonds (ISIN: DE000A2JF709)
Erste Green Invest (ISIN: AT0000A2DY42)
Triodos Pioneer Impact Fund (ISIN: LU0278272843)
Haben nachhaltige Fonds eine bessere Rendite?
Wer nachhaltig anlegt, muss nicht auf zwangsweise Rendite verzichten. 2015 durchforsteten Ökonomen mehr als 2.000 Studien in Sachen nachhaltige Geldanlage. Das Ergebnis: 90 Prozent der Untersuchungen ergaben, dass die ESG-Kriterien sich nicht oder sogar positiv auf die Rendite auswirken. Laut dem Analysehaus Scope brachten international anlegende Fonds mit einer nachhaltigen Strategie zwischen 2010 und 2020 jährlich ein Renditeplus von einem halben Prozentpunkt. Das klingt nicht nach viel, kann sich aber bei einem über Jahrzehnte laufenden Fondssparplan auf mehrere Tausend Euro summieren.
Die Experten von Scope fanden auch heraus, dass nachhaltige Aktienfonds im ersten Quartal 2020, also am Anfang der Corona-Krise, geringere maximale Verluste erlitten als konventionelle Aktienfonds. Börsenexperten begründen dies so: Wer nachhaltig investiert, trägt auch ein geringeres Risiko, weil das Geld in Unternehmen mit neuen, zukunftsweisenden Technologien fließt. Expertin Biber sagt: „Unternehmen, die zum Beispiel an der Umweltzerstörung beteiligt sind, haben ein Reputationsproblem, das schadet dem Aktienkurs. Firmen, die immer noch auf die Kohle als Energieträger setzen, sind für die Zukunft schlecht aufgestellt. Wer nachhaltig am Aktienmarkt investiert, reduziert damit letztlich auch seine Risiken.“ Man könnte also auch sagen: Die Zukunft des Planeten bei der Geldanlage zu berücksichtigen, lohnt sich in der Regel.
Das Blatt wendete sich jedoch 2022. Die Rüstungsindustrie – die bekanntermaßen alles andere als „grün“ ist – boomt seit dem Beginn des Angriffskrieges Russlands in der Ukraine. Davon profitieren vorrangig Unternehmen, die Waffen herstellen, sowie Ölkonzerne. Solche Unternehmen finden sich nicht in nachhaltigen Fonds. So kam es, dass das Jahr 2022 ein wirtschaftlich schwaches war, was sich vor allem in den Kursen nachhaltiger Fonds und Aktien widerspiegelte. Seit 2023 entwickeln sich konventionelle wie nachhaltige Fonds wieder ähnlich.
Ecoreporter veröffentlichte im Juni 2024 ein Ranking nachhaltiger Aktien- und Mischfonds mit der besten Performance:
Gute Renditen in der Vergangenheit sind nie eine Garantie dafür, dass es auch in Zukunft gut läuft. Je länger regelmäßig in Aktienfonds angespart wird, desto geringer ist jedoch die Gefahr, beim Ausstieg Verluste zu haben. Außerdem ist kein Sparer gezwungen, seine Fondsanteile in einer schlechten Börsenzeit zu verkaufen. Diese Grundregel gilt auch für nachhaltige Fonds. Das höchste Risiko haben nachhaltige Themenfonds. Diese bilden einen spezielleren Aktienindex nach, oft mit Unternehmen, die im Bereich erneuerbare Energien tätig sind. Bei solchen Fonds schwanken die Kurse stärker und das Risiko, Geld zu verlieren, ist höher. Dafür sind höhere Renditen möglich. Wem hingegen nachhaltige Aktienfonds generell zu riskant sind, kann als Alternative zu nachhaltigen Rentenfonds greifen.
Thomas Öchsner, Jahrgang 1961, ist seit 1991 Wirtschaftsjournalist. Bei der Münchner Abendzeitung hat er als stellvertretender Ressortleiter für das Ressort „Geld“ gearbeitet. 1999 wechselte er zur Süddeutschen Zeitung. Dort war er zunächst Redakteur für Finanzen in der Wirtschaftsredaktion in München, später neun Jahre Korrespondent für Sozial- und Arbeitsthemen in der Parlamentsredaktion in Berlin. Wieder zurück in der Münchner Zentrale leitete er das Finanzteam in der Wirtschaftsredaktion. Für die SZ hat er den wöchentlichen Newsletter „SZ Geld“ und das Magazin „GELD“ entwickelt. Seit Juni 2021 arbeitet Öchsner als selbständiger Autor für die SZ, biallo.de und andere Medien. Aktuelles Buch: Ihr Vermögensturbo ab 50, Geldanlage für eine bessere Rente.