Wer mit dem Vermögensaufbau mit ETFs starten möchte, stößt schnell auf zwei mögliche Varianten: Ausschüttung und Thesaurierung. Welche der beiden Formen eignet sich eher für Sie? Wir zeigen Ihnen die Vor- und Nachteile der beiden Ertragsvarianten auf und helfen Ihnen zu entscheiden, welche Form sich für Ihre persönlichen Zwecke besser eignet.
Was bedeutet „thesaurierend“ bei ETFs?
Was versteht man bei ETFs eigentlich unter „thesaurierend“? Das Wort „thesaurieren“ bedeutet so viel wie „anhäufen“ oder „wieder anlegen“. Das heißt, dass der Gewinn aus der Vermögensanlage nicht ausgeschüttet, sondern im Fondsvermögen belassen und in dieses wieder angelegt wird. Im Falle von ETFs sind das etwa Dividenden oder Zinserträge.
Was ist der Unterschied zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETF?
Der Begriff „ausschüttend“ ist selbsterklärend: Die Dividenden und Zinserträge fließen regelmäßig auf das Verrechnungskonto der Anlegerin oder des Anlegers. Die Erträge von thesaurierenden ETFs hingegen werden automatisch in den Fonds reinvestiert.
Für welche Ausschüttungsform Sie sich entscheiden, hat nicht nur Folgen auf die Rendite Ihrer Geldanlage. Auch steuerlich unterscheiden sich die beiden Ausschüttungsarten voneinander. Auf diese Aspekte gehen wir in den folgenden Abschnitten ein.
Rendite von ausschüttenden und thesaurierenden ETFs im Vergleich
Wer sein Geld in ausschüttende ETFs investiert, erzielt durch die ausgeschütteten Dividenden oder Zinsen ein sogenanntes „passives Einkommen”. Das heißt, die jährlichen Ausschüttungen lassen sich als zusätzliches Einkommen nutzen. Dieses kann von den Anlegern selbst reinvestiert oder für den Konsum verwendet werden. Der Wert Ihres ETF-Portfolios verändert sich – abgesehen von den typischen Kursschwankungen von Aktienanlagen – kaum. Wollen Sie die Erträge selbst wieder anlegen, geht diese Wiederanlage in der Regel mit Kosten einher, zum Beispiel in Form von Orderkosten.
Anders sieht es bei thesaurierenden Investmentfonds aus. Sie reinvestieren die erzielten Erträge automatisch und kostenlos, statt sie an die Anleger auszuschütten. Die Rendite verbleibt im Fonds und erhöht dank des Zinseszinseffektes nach und nach den Wert der Fondsanteile. Dadurch nimmt der Portfoliowert in wirtschaftlich stabilen Zeiten in der Regel immer weiter zu. Die Rendite schlägt somit häufig die der ausschüttenden ETFs.
Somit gilt die Grundregel: Nur bei thesaurierenden Fonds entspricht die von den Fondsgesellschaften ausgewiesene Rendite dem tatsächlichen Wertzuwachs. Bei ausschüttenden Fonds kommt es darauf an, was Sie mit den Erträgen machen. Investieren Sie diese umgehend in den gleichen ETF, erzielt er am Ende in etwa die gleiche Performance wie ein thesaurierender ETF. Lediglich die Fondsgebühren schmälern den Nettogewinn. Geben Sie die Rendite ihres ausschüttenden Fonds hingegen aus oder legen Sie sie in Festgeld oder Tagesgeld an, fällt die Fondsrendite zurück.
Dass die Performance von thesaurierenden und ausschüttenden Fonds in Vergleichen meist identisch erscheint, hat damit zu tun, dass unterstellt wird, dass die Dividenden bei ausschüttenden Fonds direkt investiert werden. Diese Methodik wenden wohl die wenigsten Investoren an. Sinnvoller wäre es in einem solchen Fall, direkt einen thesaurierenden ETF auszuwählen.
Musterberechnung: ausschüttender ETF vs. thesaurierender ETF
Zum besseren Verständnis ein Rechenbeispiel:
Sie legen 10.000 Euro zu einer durchschnittlichen Rendite von 5 Prozent pro Jahr für fünf Jahre an: einmal in einen ausschüttenden ETF, einmal in einen thesaurierenden. Der ausschüttende ETF zahlt jährlich 2 Prozent der Anlagesumme aus. Daraus ergeben sich folgende Rechnungen:
Ausschüttender ETF:
Jahr | Rendite | Ausschüttung | Wert des ETFs |
1 | 500 Euro | 200 Euro | 10.300 Euro |
2 | 515 Euro | 206 Euro | 10.609 Euro |
3 | 530,45 Euro | 212,18 Euro | 10.927,27 Euro |
4 | 546,36 Euro | 218,55 Euro | 11.255,08 Euro |
5 | 562,75 Euro | 225,10 Euro | 11.593,73 Euro |
Die Gesamtausschüttung über fünf Jahre beträgt 1.062,03 Euro, der Depotwert 11.593,73 Euro. Zusammen sind das 12.655,76 Euro. Vergleichen wir diesen Wert nun mit dem thesaurierenden ETF:
Jahr | Rendite | Thesaurierung | Wert des ETFs |
1 | 500 Euro | 10.000 + 500 | 10.500 Euro |
2 | 525 Euro | 10.500 + 525 | 11.025 Euro |
3 | 551,25 Euro | 11.025 + 551,25 | 11.576,25 Euro |
4 | 578,81 Euro | 11.576,25 + 578,81 | 12.155,06 Euro |
5 | 607,75 Euro | 12.155,06 + 607,75 | 12.762,81 Euro |
Quelle: biallo.de
Nach fünf Jahren haben Sie in unserem fiktiven Beispiel mit einem thesaurierenden ETF also 12.762,81 Euro im Depot. Das sind 1.169,08 Euro mehr als im Depot mit dem ausschüttenden ETF (11.593,73 Euro). Der ausschüttende ETF bringt Ihnen in diesem Zeitraum zwar zusätzlich ein passives Einkommen von 1.062,03 Euro, doch unterm Strich machen Sie mit der thesaurierenden Variante ein Plus von 107,05 Euro. Der thesaurierende ETF ist also besser für den Vermögensaufbau geeignet als sein ausschüttender Bruder.