





Auf einen Blick
Sobald mehr als eine Person an einem Erbe beteiligt ist, entsteht nach deutschem Recht eine Erbengemeinschaft. Das bedeutet: die Nachlass-Begünstigten dürfen nur gemeinschaftlich über die Erbmasse verfügen. Sind Sie sich mit den Miterben über die Verteilung der Wertgegenstände einig, beziehungsweise akzeptieren alle die testamentarisch festgelegte Erbquote, kann eine unproblematische Aufteilung durchgeführt werden.
In diesem Falle wird ein Teilungsplan erstellt, der von allen Erben unterzeichnet werden muss. Wertgegenstände, die nicht in das Eigentum eines der Erben gehen, können einvernehmlich veräußert und der Verkaufserlös aufgeteilt werden.
Bevor Sie das Erbe antreten, sollten Sie prüfen, ob der Erblasser überschuldet war. Denn sobald es zu einer Erbauseinandersetzung kommt, haften Sie für alle Verbindlichkeiten, auch wenn diese höher sind als der Nachlass. Beachten Sie auch, dass eine Aufteilung der Wertgegenstände unter den Erben erst dann erfolgt, wenn vorhandene Verbindlichkeiten ausgeglichen wurden.
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Hinweis: Bei einem Todesfall in der Familie dient der Erbschein als Nachweis darüber, wer die Erben sind, und befähigt sie, Geschäfte des Verstorbenen zu regeln. ber das Dokument kostet Geld und viel Zeit. Testament und Vorsorgevollmacht können Alternativen sein. Was ein Erbschein kostet und wie Sie ihn beantragen, erfahren Sie in einem weiteren Ratgeber auf biallo.de.
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Komplexer wird es, wenn unter den Erben keine Einigkeit zur Verteilung der Wertgegenstände aus dem Nachlass besteht. In dieser Situation sollten die Erben bei einem Zusammentreffen zuallererst ihre Standpunkte vertreten und nach einer gütlichen Einigung streben.
Kommt es bei der Bewertung der Wertgegenstände zu unterschiedlichen Auffassungen, kann das Hinzuziehen eines Sachverständigen ratsam sein. Auch die Mithilfe eines Mediators kann sinnvoll sein, der alle Wünsche der Erbparteien berücksichtigt und als neutrale Person nach Lösungsmöglichkeiten sucht. Die Kosten hierfür werden entsprechend der Erbquoten aufgeteilt. Bestehen mehrere Erben auf dieselben Gegenstände, kann ein Losverfahren über die Zuteilung entscheiden.
Tragen alle diese Bemühungen keine Früchte und die Erbengemeinschaft ist sich immer noch nicht auf eine gütliche Verteilung der Wertgegenstände einig, schreibt das Erbrecht eine Veräußerung vor. Der Verkaufserlös wird dann entsprechend der Erbquoten verteilt.
Die Nachteile:
Hinzu kommt, dass eine Auseinandersetzung bei Nichteinigung langwierig und teuer werden kann. Die Veräußerung des Nachlasses muss gerichtlich veranlasst werden. Nach Ausgleich aller Verbindlichkeiten wird durch eine gerichtliche Erbteilungsklage die Liquidierung erzwungen.
"Erzielt eine Erbengemeinschaf keine Einigung, so müssen Gegenstände, wie beispielsweise Antiquitäten, Münzsammlungen, Bilder, Teppiche, oder Schmuck veräußert werden, so dass der Veräußerungserlös dann entsprechend der Erbquote verteilt werden kann. Allerdings kommt es sogar auch vor, dass Erben sich nicht darauf einigen können, dass ein Verkauf erfolgen soll. In dem Fall bleibt dann nur noch der sogenannte freihändige Pfandverkauf über einen Gerichtsvollzieher, also umgangssprachlich eine Versteigerung des Nachlasses", erklärt Jan Bittler, Rechtsanwalt für Erbrecht und Geschäftsführer der Deutschen Vereinigung für Erbrecht und Vermögensnachfolge.
Klare Regelungen in einem Testament sind die besten Maßnahmen, um nervenaufreibende Auseinandersetzungen unter den Erben zu vermeiden. Lassen Sie sich bei der Erstellung eines Testaments von einem Fachanwalt für Erbrecht beraten. Er unterstützt dabei, dass die Vermögensaufteilung juristisch einwandfrei ist und den Wünschen des Erblassers entspricht. Falls kein Testament existiert oder gefunden wurde, greift in dem Fall die gesetzliche Erbfolge.
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Bei der Verteilung der Wertgegenstände können im Testament ein Rundumwahlverfahren oder ein Wahlverfahren festgelegt werden. Das Rundumwahlverfahren legt fest, in welcher Abfolge die einzelnen Erben jeweils einen Wertgegenstand auswählen dürfen. Zum Beispiel kann die Ehefrau an erster Stelle des Wahlverfahrens stehen, dann die Nachkommen.
Beim Wahlverfahren wiederum teilt ein Erbe den Nachlass in so viele Pakete, wie Erben vorhanden sind. Der Erbe, der aufteilt, erhält das Paket, das nach Auswahl der anderen Erben übrig bleibt. Dadurch wird er darauf achten, eine möglichst gleichwertige Aufteilung der Pakete durchzuführen.
Schenkungen, die der Erblasser vor seinem Tod gemacht hat, können dann von den Pflichtteilsberechtigten zurückgefordert werden, wenn der Nachlass die gesetzlichen Pflichtteile nicht abdeckt. Die Voraussetzungen hierfür sind:
Sein Tipp an alle Eltern: "Wenn an die Kinder größere Geschenke gemacht werden, sollte immer ausdrücklich eine schriftliche Vereinbarung erfolgen, ob das Geschenk im Erbfall noch zu berücksichtigen ist oder nicht."
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Bei Schenkungen zu Lebzeiten durch den Erblasser kann eine Prüfung veranlasst werden, inwieweit der Nachlass mit den Anteilen der Erben ausgeglichen werden muss. Und zwar dann, wenn im Testament oder Erbvertrag eine Anrechnung oder ein Ausgleich festgelegt wurde. Oder es sich um "Zuwendungen zur Begründung einer eigenen Lebensstellung des Kindes" handelt (Paragraph 1624 BGB).
Der pflichtteilsberechtigte Ehepartner oder die Kinder haben dann einen Pflichtteilsergänzungsanspruch, wenn der Nachlass durch die Schenkung wertlos ist. Der Anspruch verringert sich jedoch um zehn Prozent für jedes Jahr zwischen Schenkung und Erbeintritt.
"Es ist auch denkbar, dass durch die Schenkung der Nachlass so weit gemindert wurde, dass Sie nur noch einen Bruchteil dessen erhalten, was Sie ohne diese Schenkung(en) bekommen hätten. Dann haben Sie womöglich sogenannte Pflichtteilsergänzungsansprüche, die Ihren gekürzten Erbteil zumindest - unter Hinzurechnung des Geschenks – bis zur Höhe Ihres Pflichtteilsanspruchs aufstocken", informiert Martin Wahlers, Fachanwalt für Erbrecht und Mediator bei der Kanzlei Dingeldein-Rechtsanwälte.