Sparen, Geld anlegen und ein Konto im Plus, das wollen so ziemlich alle. Der richtige Umgang mit Geld macht es möglich. Doch rund die Hälfte aller Deutschen gibt zu, von Finanzen nichts zu verstehen. Das ergab eine Studie der Direktbank ING. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 34 Jahren bezeichnen sich als finanzielle Analphabeten. "Obwohl mehr als 90 Prozent der Deutschen der Ansicht sind, dass Finanzbildung heutzutage ein Muss ist, scheint es ein grundlegendes Problem bei der Wissensvermittlung zu geben", sagt ING-Chef Nick Jue.
Und Andrea Brinkmann, Geschäftsführerin der Stiftung "Deutschland im Plus" bestätigt: "Finanzielle Bildung ist wichtig für jeden Menschen. Wir alle treffen ökonomische Entscheidungen mit der Zielsetzung, ein positives und selbstbestimmtes Leben zu führen." Da finanzielle Entscheidungen oft wesentliche Konsequenzen für das weitere Leben haben, sei es wichtig, möglichst früh in den Genuss von finanzieller Bildung zu kommen. Die Stiftung "Deutschland im Plus" engagiert sich für die Prävention privater Überschuldung. Was und wie viel Wissen Kinder in der Schule übermittelt bekommen (und was davon hängenbleibt), ist in jeder Schule und jedem Bundesland anders. Experten sind sich allerdings einig, dass es zu wenig ist. Laut der ING-Studie sehen 80 Prozent der Deutschen die Schulen in der Pflicht. Doch nur für 15 Prozent der Befragten war Finanzbildung fester Bestandteil des Stundenplans.
Wer möchte, dass sein Kind mit einem gesunden Basis-Wissen für Geld-Angelegenheiten aufwächst, muss selbst ran. Problem: Viele Eltern meinen, dass sie ihren Kindern nichts beibringen können, da sie selbst zu wenig oder gar keine Ahnung haben. Falsch gedacht. Denn auch Eltern ohne Abschluss in Betriebswirtschaftslehre können sehr viel für die finanzielle Grundbildung ihrer Kinder tun.
- Lesetipp: Nachwuchs ist teuer. Gut 200.000 Euro und mehr kostet ein Kind bis zum 18. Geburtstag. Wenn es studiert, wird es noch deutlich teurer. Womit Eltern rechnen müssen und wie sie finanziell vorsorgen können, erfahren Sie in unserem Ratgeber Was kostet ein Kind? – Diese Kosten entstehen bis zur Volljährigkeit.
"Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach"
Das sagte der Münchner Komiker Karl Valentin. Eltern können den Satz bestätigen, wenn ihre Dreijährige auf dem Sofa sitzt und so tut, als könne sie Zeitschriften lesen. Oder wenn der Sohnemann auf dem Fahrersitz kniet und Autofahren spielt. Kinder beobachten ihre Eltern sehr genau, auch das Konsumverhalten. Machen die Eltern ausgedehnte Shopping-Touren und leben "Das will ich, das kauf ich" vor, – ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Kinder es irgendwann nachmachen werden. Diese Art von Verhalten ist ihnen vertraut, sie machen es (unbewusst) nach.
Der Unterschied zwischen wollen und brauchenEltern wollen ihrer erzieherischen Pflicht nachkommen und erklären ihren Kleinen vor dem Süßigkeiten-Regal: "Nein, das brauchen wir nicht, das lassen wir hier." Das ist durchaus sinnvoll. Aber es ist vergebene Liebesmüh, wenn sie selbst was anderes vorleben. Eltern haben eine praktische Vorbildfunktion und sollten Verzicht zeigen. Nicht weil das Geld knapp ist, sondern weil der Kauf unnötig wäre.
Bares ist WahresIn den vergangenen 20 Jahren fand ein Umbruch statt. Einkäufe bezahlen wir immer seltener mit Bargeld. Die Bezahl-Tradition hat sich geändert. Heute gibt es das Internet, Paypal, Kreditkarten, Bezahlen mit dem Smartphone. Auch hier beobachten Kinder ganz genau: Mama packt T-Shirt, Toilettenpapier, Bücher und Lebensmittel am Computer in den kleinen Warenkorb oben in der Ecke. Dann ein Klick auf "Bestellung abschließen". Euros sind nur Zahlen am Bildschirm. Im Supermarkt tippen Eltern Zahlen in ein schwarzes Kästchen oder legen ihr Handy hin. Die Elterngeneration ist mit Bargeld aufgewachsen und gewöhnte sich über viele Jahre an die neuen Bezahlmethoden. Für sie ist Geld kein abstrakter Begriff. Es galt: entweder habe ich das Geld oder ich kann es nicht ausgeben. Kreditkarten haben einen Wandel im Konsumverhalten herbeigeführt.
Unsere Kinder von heute brauchen praktische Übung mit Bargeld. Eltern können hin und wieder den Wochen-Einkauf mit Bargeld vornehmen. Und dabei den Kindern erklären, dass Geld endlich ist, und kein nachwachsender Rohstoff bei Bezahldiensten oder Kreditkartenfirmen.