Viele Familien wünschen sich bereits seit Jahren ein eigenes Haus. Und die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns sowie der neuen Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, dürfte den Wunsch noch verstärkt haben. Diesen Traum zu realisieren war seit Mitte 2019 bis Anfang vergangenen Jahres zwar zu Rekord-Konditionen von teils weniger als einem halben Prozent für zehn Jahre Zinsfestschreibung möglich.
Doch je nach gewünschtem Wohnort machten die wegen der niedrigen Bauzinsen teils enorm gestiegenen Kaufpreise vielen Familien einen Strich durch die Rechnung. So kletterten die durchschnittlichen Quadratmeterpreise für Häuser beispielsweise in Hamburg nach Angaben des Immobilien-Marktforschungsinstituts Empirica Regio zwischen Anfang 2012 und Mitte 2022 von 2.600 Euro auf satte 6.000 Euro.
Solche Kaufpreise kann nicht jede Familie problemlos finanzieren und mit dem Zinstief zu Traumkonditionen ist es zudem vorerst vorbei. Was müssen Familien in diesem herausfordernden Umfeld beachten, um ihren Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen?
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Zinsen, Kaufpreise und der Traum vom Eigenheim: Worauf müssen sich Familien einstellen?
Seit rund einem Jahr werden die Karten am Immobilienmarkt neu gemischt: So kletterten die Bauzinsen unter anderem angesichts der hohen Inflation rasant nach oben, der Biallo-Baugeld-Index erreichte im Herbst 2022 mit 4,02 Prozent das höchste Niveau seit elf Jahren. Seitdem dominiert zwar wieder eine Drei vor dem Komma, doch laut einer Umfrage von biallo.de zur Entwicklung der Bauzinsen kann sich dies auch wieder ändern: So rechnet die Hälfte der befragten Experten von zwölf großen Kreditinstituten, Versicherern und Kreditvermittlern mit einem weiteren Zinsanstieg. Andere erwarten hingegen eher eine Stagnation auf aktuellem Niveau. Dazu gehört auch Alexander Naumann, Prokurist, Bereichsleiter Kundenservice und Immobiliencenter bei der 1822 direkt: Er sieht die Bauzinsen im Laufe des Jahres angesichts einer weiterhin hohen Teuerungsrate, die der Europäischen Zentralbank keinen Raum für Zinssenkungen lässt, innerhalb eines Korridors von drei bis vier Prozent.
Einbruch bei den Kaufpreisen?
Der Umfrage von biallo.de zufolge erwarten nahezu alle befragten Experten eine Korrektur bei den Immobilienpreisen. „Aktuell können aufgrund des Zinsanstiegs leichte Preisrückgänge in den Metropolregionen im einstelligen Prozentbereich festgestellt werden. Ob die Preiskorrektur nachhaltig ist, hängt von weiteren Faktoren ab – wie der Schaffung von Wohnraum, Bevölkerungsentwicklung und Mietentwicklung“, sagt etwa Stefan Kohler, Leiter Baufinanzierung bei der Allianz*. Dem pflichtet auch Jens Hoerschelmann bei. Er betreut bei der Degussa Bank den Bereich Immobilienkredite Privatkunden: „Erste Anzeichen für Preiskorrekturen sind schon erkennbar, vor allem bei klassischen Kapitalanlagen. Mittelfristig wird es aus unserer Sicht zu Anpassungen der Kaufpreise kommen, mit deutlichen regionalen Unterschieden.“