Kassensturz: Warum er so wichtig ist und worauf Familien achten sollten
Der erste Schritt auf dem Weg ins Eigenheim ist zweifellos langweiliger als die Immobiliensuche, aber unumgänglich, nämlich: der Kassensturz. So verlangen Kreditgeber bei einer Finanzierungsanfrage Angaben und Nachweise zur Einkommenssituation und wollen wissen, wie hoch die Einnahmen und Ausgaben sind. Wichtig dabei: Es sollte realistisch und lieber etwas vorsichtiger gerechnet werden – und zwar sowohl auf der Einnahmen- als auch auf der Ausgabenseite. Wie wichtig das ist, haben die rasant gestiegene Inflation und die enorm verteuerten Energiepreise deutlich gezeigt. Wer nicht bereits ein Haushaltsbuch führt, sollte spätestens mit dem Wunsch nach einem Eigenheim damit beginnen. So gelingt es besser, sich einen realistischen Überblick über die Ausgaben zu verschaffen.
Wichtig bei der Bestandsaufnahme: Auch selten anfallende Kosten wie etwa die Anschaffung neuer teurer Haushaltsgeräte wie Kühlschrank oder Waschmaschine oder anstehende kostspielige Autoreparaturen müssen berücksichtigt werden. Bei den Einnahmen gilt es ebenso, eher vorsichtig zu rechnen. Wird Weihnachtsgeld beispielsweise nicht immer ausgezahlt oder steht eine Gehaltserhöhung vage in Aussicht, sollte beides bei der Ermittlung der Einkünfte außen vor bleiben. Der Vorteil dieser Vorgehensweise: So entsteht automatisch ein Puffer für unvorhergesehene Ausgaben. Familien, die sich (weiteren) Nachwuchs wünschen, sollten zudem einkalkulieren, dass das Gehalt des betreuenden Elternteils dann eine Weile wegfällt oder geringer ausfällt.
Eigenkapital: Welche Rolle spielen die Ersparnisse bei der Finanzierung?
Wie viel Haus oder Wohnung sich eine Familie heute noch leisten kann, hängt nicht nur vom Einkommen, sondern auch vom Eigenkapital ab. Dazu gehört Vermögen wie etwa Tagesgeld- oder Festgeld-Guthaben, Wertpapierdepots, aber auch Bausparguthaben. Die Höhe des Eigenkapitals ist für die Baufinanzierung enorm wichtig, denn hiervon hängt ab, ob und zu welchen Konditionen Banken einen Baukredit vergeben. Dabei gilt: Je mehr Familien auf der hohen Kante haben, desto attraktiver ist der Sollzins für ihren Immobilienkredit. Damit honorieren die Banken das geringere Ausfallrisiko für das Darlehen. Üblicherweise verlangen Banken mindestens 20 Prozent Eigenkapital, bezogen auf den Beleihungswert, der einen Abschlag zum Marktpreis ohne Nebenkosten beinhaltet. Dieser dient den Banken als Risikopuffer. Haben Familien diese Summe nicht zur Verfügung, empfehlen Experten das Ansparen eines Finanzpolsters und das vorläufige Zurückstellen des Immobilienkaufs.
„Wenn eine Familie genug Eigenkapital hat, um mindestens die Kaufnebenkosten zu decken und sie sich nachweislich die monatliche Rate aus Zins und Tilgung nachhaltig leisten kann, kann der Kauf einer Wunschimmobilie immer noch sinnvoll sein“, erläutert Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING*. In diesem Fall ist von einer so genannten 100-Prozent-Finanzierung die Rede. In seltenen Fällen finanzieren Banken auch die Nebenkosten, was als 110-Prozent-Finanzierung bezeichnet wird.
Sind Eigenkapital und verfügbares Einkommen ermittelt, können Familien den Rahmen für die Immobiliensuche feststecken. Dabei sollte die monatliche Kreditrate 40 Prozent des Nettoeinkommens nicht übersteigen.