Je höher das Risiko, desto höher die Rendite: Diese Regel bei der Geldanlage gilt auch für Tages- oder Festgeld. Wer sein Erspartes in Ländern anlegt, deren Kreditwürdigkeit – oder „Bonität“ – nicht besonders hoch ist, geht damit ein höheres Risiko ein. Dafür bekommt er in der Regel auch höhere Zinsen als in Staaten mit sehr guter Bonität. Doch wie groß ist dieser Vorteil? Und lohnt es sich überhaupt, deswegen auf Länder zu setzen, die ein höheres Ausfallrisiko haben?
Biallo.de hat das für die Länder der Europäischen Union untersucht. Auch dort unterscheiden sich die Staaten bei der Einstufung ihrer Kreditwürdigkeit zum Teil deutlich. Vorgenommen werden solche Einstufungen von sogenannten Ratingagenturen wie etwa S&P Global Ratings. Ergebnis unserer Analyse: Banken in Ländern mit geringerer Bonität zahlen zwar im Schnitt höhere Zinsen. Dennoch gibt es auch in Staaten mit einem sehr guten Länderrating Zinsangebote, die sich sehen lassen können.
Wir erklären Ihnen, wie sich die Unterschiede in den Länderratings auf die Höhe der Festgeldzinsen auswirken, ob es sinnvoll sein kann, sein Geld in Staaten mit niedriger Bonität anzulegen – und worauf Sie in einem solchen Fall achten sollten.
Wie sind wir vorgegangen?
Grundlage unserer Analyse sind sämtliche Angebote, die Sie im Festgeld-Vergleich auf biallo.de finden. Enthalten sind darin mehr als 650 Anbieter. Sie können sie sehen, wenn Sie unseren Newsletter abonnieren. Dann finden Sie im Vergleich auch alle Angebote, die über sogenannte Zinsportale laufen, etwa Weltsparen oder Zinspilot. Viele ausländische Festgeld-Angebote können Sie in Deutschland nur über diese Online-Portale abschließen. Verglichen haben wir Festgeld-Angebote mit einer Laufzeit von einem Jahr und einer Mindestanlage von bis zu 50.000 Euro. Enthalten sind nur Banken, die überregional tätig sind. Insgesamt umfasst unsere Analyse gut 230 Anbieter aus 25 EU-Ländern.
Wo gibt es die höchsten Zinsen?
Das hängt davon ab, ob man den Spitzenzins oder den Durchschnittszins betrachtet. Den höchsten Spitzenzins zahlt derzeit eine französische Bank (siehe Grafik): die BGFI Bank Europe ist die in Paris ansässige französische Tochter der afrikanischen BGFI Bank Bankengruppe. Sie bietet derzeit einen Zins von 4,75 Prozent für das einjährige Festgeld. Danach folgen Banken in Portugal und Italien mit 4,50 Prozent, dann eine litauische Bank mit 4,45 Prozent und eine griechische Bank mit 4,41 Prozent. Insgesamt beträgt in 14 von 25 Ländern der Spitzenzins vier Prozent oder mehr.
Beim Durchschnittszins liegen 14 von 25 Ländern über der Drei-Prozent-Marke (siehe Grafik). In drei Staaten beträgt der Durchschnittszins sogar mehr als vier Prozent: in Portugal, Litauen und Estland. Allerdings sind aus Portugal und Estland nur vergleichsweise wenige Festgeld-Angebote in Deutschland verfügbar: In Portugal sind es sieben, in Estland fünf.
Zum Vergleich: Es gibt mehr als 80 überregionale deutsche Anbieter für einjähriges Festgeld. Das beste Angebot stammt dabei von der Isbank – einer deutschen Tochter der türkischen Bank Türkiye Is Bankasi. Sie zahlt einen Zins von 4,15 Prozent. Auch die AKF Bank bietet 4,15 Prozent. Sie ist Teil des Vorwerk-Konzerns und finanziert mittelständische Unternehmen.